Lebensdaten
1889 – 1945
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Konzentrationslager Dachau
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 116499745 | OGND | VIAF: 110181124
Namensvarianten
  • Rheinhardt, Emile Alphonse
  • Rheinhardt, Emil Alphons
  • Rheinhardt, Emile Alphonse
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Rheinhardt, Emil Alphons, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116499745.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Paul Gustav R. v. Rheinsberg (1853–1934), Dipl., Inh. e. Übers.büros in W.;
    M Anna Weber;
    1) 1915 Emmy Hein (* 1881, jüd.), Sängerin; 2) Bad Aussee 1920 Felice (Gerty) Wolmut (geb. v. Landsberger) (* 1897), Bankiers-T, Sängerin; Lebensgefährtin seit 1928 Theodore Meares.

  • Biographie

    Streng kath. erzogen, besuchte R. Gymnasien in Wien und Lundenburg (Břeclava). 1910 begann er ein Medizinstudium in Wien, das durch den Krieg unterbrochen wurde. Schokkiert durch die Erfahrungen in der Pflege schwer verwundeter Soldaten an der österr.-ital. Front, verfaßte R. 1916 einen öffentlichen Friedensaufruf, der seine Versetzung in das Wiener Kriegsministerium zur Folge hatte. Bis 1920 blieb er in Wien, mit der Dechiffrierung von Kriegstelegrammen beschäftigt. 1918 arbeitete er als Redakteur der expressionistischen Zeitschrift „Daimon“

    Bis 1920 erschienen mehrere Gedichtbände, zwei Prosabände und eine Novellensammlung. Mit den befreundeten Schriftstellern Hugo v. Hofmannsthal, Arthur Schnitzler,|Franz Werfel und Jacob Wassermann gehörte R. dem „Akademischen Verband für Literatur und Musik“ an, der in Wien ein Zentrum zeitgenössischer Kultur bildete. 1920 wechselte er als Lektor zum Drei-Masken Verlag nach München, wo er u. a. mit Thomas Mann, Lion Feuchtwanger, Paul Klee und Ernst Bloch in Kontakt stand. 1924 gab R. sein Lektorat auf, um als freier Schriftsteller zu arbeiten und übersiedelte nach Livorno. Seine Biographie „Das Leben der Eleonora Duse“, vollendet 1926/27 in Rom, wurde zum großen Erfolg (20 Aufll., engl., franz., ital., holl. Überss.). Ende der 20er Jahre übersiedelte R. von Italien nach Le Lavendou an die franz. Riviera. Hier entstanden weitere Werke, u. a.Napoleon der Dritte und Kaiserin Eugenie“ (1930), „Josephine, eine Lebensgeschichte“ (1932) und „Der große Herbst Heinrichs IV“ (1936). Zudem gab er in dieser Zeit auch die „Bibliothek klassischer Romane“ (15 Bde., bis 1934) heraus.

    Nach der „Machtergreifung“ 1933 begannen sich bei R. Exilliteraten wie Bodo Uhse, Golo Mann und Alfred Kantorowicz zu treffen. 1938 gründete er mit Robert Musil, Franz Werfel, Joseph Roth, Alfred Polgar und Bruno Walter die „Liga für das geistige Österreich“, schrieb Protestaufrufe und hielt Vorträge, um „bis zum endlichen Sieg des Rechts“ zu kämpfen. Gleichzeitig verfolgte er weitere literarische Projekte, die jedoch durch gesundheitliche Probleme infolge eines leichten Schlaganfalls und durch die politische Verfolgung nach der Besetzung Frankreichs behindert wurden. Obwohl R. mit den Palmes de l'officier de l'Académie Française einen der bedeutendsten franz. Kulturpreise erhielt, wurde ihm die franz. Staatsbürgerschaft verweigert. Auch seine seit 1942 betriebene und von seiner ehemaligen Frau Gerty und Thomas Mann unterstützte Auswanderung in die USA scheiterte. Im März 1943 schloß sich R. der Résistance an und wurde am 28.4.1943 in Le Lavendou festgenommen. Zunächst in den südfranz. Gestapogefängnissen in Menton, Nizza und Marseille inhaftiert und gefoltert, begann er mit dem Verfassen eines umfangreichen Tagebuchs. Am 2.7.1944 wurde R. von Compiègne nach Dachau deportiert, wo er in der Krankenstation angeblich an Fleckfieber starb. Den Aufzeichnungen seines befreundeten niederl. Mitgefangenen Nico Rost (1896–1967, „Goethe in Dachau“) ist es zu verdanken, daß R.s Haftzeit in Dachau dokumentiert wurde.

  • Werke

    Weitere W Stunden u. Schicksale, 1913;
    Das Abenteuer im Geiste, 1917;
    Vom Isonzo zum Balkan, 1917 (mit P. Stefan u. F. Th. Csokor);
    Tiefer als Liebe, 1919;
    Die unendl. Reihe, Gedichte u. Aufrufe, 1920, Neudr. 1973;
    Der schöne Garten, Ein Märchen, 1920;
    Ferien, Eine Erz., 1922. – Hg.: Die frohe Botschaft, 1920. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Gefängnistageb. aus d. J. 1943/44 (masch.) im Dok.archiv d. Österr Widerstands, Wien; Felice d'Antburg Wolmut [d. i. Felice v. Landsberger], Autobiogr., ebd. (Sign. 09761).

  • Literatur

    S. Steinmetz, E. A. R., Aus d. Leben e. Exilschriftst., in: Zeitgesch. IV/4, Jan. 1977, S. 109-22;
    H. Sattek, E. A. R., Dichter zw. d. Lagern, in: Vergessene u. Unbekannte, Österr. Exillit., Mitt. d. Inst. f. Wiss. u. Kunst Nr. 2, 1987, S. 64-70;
    W. Eckel, in: SZ v. 24./25.6.1989;
    A. A. Wallas, „Mich durchstieß d. Schrei d. J.tausende“, E. A. R., in: Lit. u. Kritik, Nr. 313/14, April 1997, S. 69-82;
    H. Wunderlich, Spaziergänge an d. Cote d'Azur der Literaten, 1993;
    Kosch, Lit-Lex.³;
    Killy;
    Dt. Exil-Lit. 1933-1945;
    ÖBL;
    S. Bolbecher u. K. Kaiser (Hg.), Lex. d. österr. Exillit., 2000, S. 536 f.;
    unveröff. Forsch.arbb. v. Martin Krist (Wien) u. Dominique Lassaigne (Paris).

  • Porträts

    2 Fotos (Gedenkstätte Dachau);
    Gem. v. Th. Meares, 1939 (Hist. Mus. d. Stadt Wien).

  • Autor/in

    Carl Wilhelm Macke
  • Zitierweise

    Macke, Carl Wilhelm, "Rheinhardt, Emil Alphons" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 491-492 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116499745.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA