Lebensdaten
1867 – 1933
Geburtsort
Burtscheid bei Aachen
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Kunstkritiker ; Schriftsteller
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 11605302X | OGND | VIAF: 37657178
Namensvarianten
  • Pastor, Willy Emil Kaspar
  • Pastor, Willi Emil Kaspar
  • Pastor, Willy
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Pastor, Willy, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11605302X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eduard. Fabrikdir.;
    M Emilie Kortum;
    1899 ( 1920) Emma, T d. A. Normann, Landschafter;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    P. reussierte nach einem Studium der Philosophie, Kunst- und Kulturgeschichte, Musik und einigen Semestern Medizin in Leipzig dank seines virtuosen Klavierspiels in zahlreichen spät- und nachnaturalistischen Literatenzirkeln Berlins. 1895 zählte er in der „Friedrichshagener“ Dichterkolonie zum nietzscheanisch inspirierten Kreis um Richard Dehmel und Stanislaw Przybyszewski (1868–1927). Mit ihm setzte er sich nach Pankow, später nach Wilmersdorf ab. Mit seinem Engagement im „Orden“ um Christian Morgenstern, dem „Schwarzen Ferkel“ um Strindberg, dem Freundeskreis um Paul Scheerbart (1863–1915) und dem Kunstkritiker Franz Servaes (1862–1947), nicht zuletzt der „Neuen Gemeinschaft“ der Brüder Heinrich (1855–1906) und Julius Hart (1859–1930) bekannte er sich zur lebensreformerischen Bohème. Ihre Bedeutung für die freigeistige Entwicklung der Kultur vertrat er im Essay „Lumpenproletariat“ (in: Wanderjahre, Sociale Essais, 1897). Gustav Theodor Fechners (1801–87) naturspekulative Weltanschauung wurde Basis seines Monismus, den er in seinen zur kleinen Form neigenden literarischen und essayistischen Arbeiten vertrat, angeregt durch die im Friedrichshagener Kreis um Wilhelm Bölsche (1861–1939) kultivierte populärwissenschaftliche Kulturgeschichtsschreibung mit stark volkspädagogischem Charakter. In P. verkörperte sich das an Langbehns Nietzscheverehrung anknüpfende Ideal des Kulturschaffenden, der in sich den Antagonismus von Kunst und Wissenschaft überwunden hat. Dem entsprach das in epischer Manier vorgetragene Postulat einer organischen Einheit von Natur und Kunst. Mit dem Pathos des Sehers gab P. „Kunde vom Sterben der Wälder im Freien und ihrer Wiederauferstehung in der Kunst“, etwa dem Kölner Dom als „versteinertem Wald“.

    Als Redakteur der „Täglichen Rundschau“ und als Theaterkritiker propagierte P. die Rezeption der skandinav. Dramatiker, vor allem Strindbergs und Ibsens. Er engagierte sich auch in der „Neuen Freien Volksbühne“, des nach der Loslösung vom Parteidiktat der Sozialdemokraten von Bruno Wille etablierten Gegenentwurfs zum Theaterprojekt „Freie Volksbühne“. Unter den sich in diesem Umfeld Ende der 90er Jahre entwickelnden anarchistischen Bestrebungen rezipierte er vor allem die individualanarchistischen Tendenzen John Henry Mackays.

    Um 1900 schloß P. sich dem Kreis um Conrad Ansorge (1862–1930) und Fidus (d. i. Hugo Höppener, 1868–1948) an. Er propagierte Fidus' Lichtkult und führte dessen Tempelideen auf german. Sonnenkultstätten zurück (Altgerman. Monumentalkunst, 1910; wieder in: Dt. Urzeit, 1922). Hier begann seine Entwicklung zum germanisch-kultischen Denken, das er als Herausgeber des „Jahrbuchs der bildenden Kunst“ (1906) und in seinen kunsthistorischen Arbeiten, in denen er u. a. den „deutschen Dürer“ herausstellte, offensiv vertrat. Seit 1907 war P. Mitglied des „Werdandi-Bundes“, der, analog zum „Dürer Bund“, ausgehend von reformkünstlerischen Absichten einen neuen „Nationalidealismus“ durchsetzen wollte. Dessen ideologische Implikationen – wie die Vorstellung von der Präferenz des „Deutschtums“ in einem als darwinistischen Daseinskampf verstandenen „Völkerringen“ – bereitete die völkische Idee des Nationalsozialismus vor.

  • Werke

    Weitere W Donatello, 1892;
    Vom Kapitalismus zur Einzelarbeit, 1892;
    Abendschatten, Bilder u. Skizzen, Novelletten, 1893;
    Stimmen d. Wüste, 1895 (mit Ill. v. Fidus);
    Gemalte Luft, 1899;
    Der Stil d. Moderne, 1899;
    Berlin, 1900;
    Lichtungen, Essais, 1900;
    Im Geiste Fechners, Naturwiss. Essais, 1901;
    Natur u. Geist, Ein Gedichtbuch, 1901;
    Studienköpfe, Essayist. Portraits, 1902;
    Lebensgesch. d. Erde, 1903;
    Die Erde in d. Zeit d. Menschen, Versuch e. naturwiss. Kulturgesch., 1904;
    Homer, 1904;
    Novalis, 1904;
    G. T. Fechner u. d. Weltanschauung d. Alleinslehre, 1905;
    Der Zug vom Norden, 1906;
    Aus german. Vorzeit, 1907 (beide wieder in: Dt. Urzeit, 1922);
    Weißt du, wie das ward, Gedichte, 1909;
    Die Geburt d. Musik, 1910;
    Im Norden, 1911;
    Die Kunst d. Wälder, 1912 (wieder in: Dt. Urzeit, 1922);
    Kriegszeit, 1916;
    Das Leben Albrecht Dürers, 1916;
    Der Kaiser, 1916;
    M. Klinger, 1917;
    Theoderich, 1920;
    Naturgewalten. Göttergestalten, 1921;
    Matthias Grünewald, 1921;
    Dt. Urzeit, Grundlagen d. german. Gesch., 1922;
    Rembrandt d. Geuse, 1924;
    Die Rasse d. Zukunft, 1927;
    Das All in uns u. Wir im All, Vom Gestaltenwandel d. Lebens, 1931. – Romane: Der Andere, Aus d. Aufzeichnungen e. Dichters, 1896;
    Wana, 1897. – Dramen: Der neue Stern, 1899;
    Das Reich d. Krystalls, 1900.

  • Literatur

    Wrede/Reinfels, Das geistige Berlin, 1897, S. 387 f.;
    U. Puschner (Hg.), Hdb. z. „Völk. Bewegung“ 1871-1918, 1996;
    W. Wülfing u. a. (Hg.), Hdb. lit.-kultureller Vereine, Gruppen u. Bünde 1825-1933, 1997;
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Kosch, Lit.-Lex.³

  • Porträts

    Foto im Nachlaß Julius Hart (Dortmund, Stadt- u. Landesbibl.;
    dort auch Briefkonvolut).

  • Autor/in

    Gertrude Cepl-Kaufmann
  • Zitierweise

    Cepl-Kaufmann, Gertrude, "Pastor, Willy" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 96-97 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11605302X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA