Lebensdaten
1898 – 1973
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Wirtschaftsfachmann ; Finanzfachmann
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1018068775 | OGND | VIAF: 221083365
Namensvarianten
  • Semler, Johannes
  • Semler, Johannes Ferdinand
  • Semler, Johannes
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Zitierweise

Semler, Johannes Ferdinand, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1018068775.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes (1858–1914), aus H., RA in H., 1900–14 MdR (Nat.lib. Partei) (s. Wi. 1911; RT-Abg. Liberale);
    M Susanne (1868–1959), T d. Johann Georg Mönckeberg (1839–1908), 1. Bgm. v. H. (s. NDB 17), u. d. Mathilde Borberg (1846–1923);
    1) 1937 1943 Ursula Herking (eigtl. Klein) (1912–74, 2] N. N., 3] 1963 Ulrich Glass, Übers.), aus Dessau, Dr., Schausp., Kabarettistin (s. Munzinger), T d. Willy Klein (1865–1924), Schausp., Regisseur, Theaterdir., Filmproduzent, u. d. Lilly (eigtl. Marie Luise) Herking (um 1860–1922), Kammersängerin, 2) 1943 Leonore Heintze;
    3 K u. a. S aus 1) Christian (* 1938), Journ., Redakteur d. TAZ, kommunist. Funktionär, u. a. im Sozialist. Dt. Studentenbund (SDS) aktiv.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Hamburg nahm S. am 1. Weltkrieg teil und studierte anschließend in Freiburg (Br.), Berlin und Kiel Rechts- und Staatswissenschaften. 1923 zum Dr. iur. promoviert, ließ er sich 1924 als Rechtsanwalt in Hamburg nieder und spezialisierte sich auf Fragen des Wirtschafts-, Handels- und Aktienrechts. 1932 wurde S. zum öffentlich bestellten Wirtschaftsprüfer ernannt. Als Vorstandsmitglied der „Deutschen Warentreuhandgesellschaft AG“ beriet er namhafte Unternehmen und machte sich einen Namen als|Spezialist für schwierige Sanierungsfälle. Auch wirkte S., der politisch der DVP und Gustav Stresemann nahestand, maßgeblich an der Aktienrechtsreform 1931/32 mit. 1945 war er als Vertreter der bürgerlich-prot. Kreise in München führend an der Gründung der CSU beteiligt, deren Landesvorstand er 1946/47 angehörte. Als Vorsitzender des wirtschaftspolitischen Ausschusses der CSU gestaltete S., der 1947 vom Vorstand in den Aufsichtsrat der Dt. Warentreuhandgesellschaft AG wechselte, die programmatische Entwicklung der Partei an einflußreicher Stelle mit. Dabei lehnte er planwirtschaftliche Modelle ab und plädierte – bei grundsätzlicher Beibehaltung des Privateigentums – für eine v. a. in der Phase des Wiederaufbaus gelenkte und „sozialbedingte“ Wirtschaft auf der Basis christl. Werte. Im Juni 1946 in die Verfassunggebende Landesversammlung Bayerns gewählt, zählte er als Mitglied des Verfassungsausschusses zu den Vätern der Verfassung des Freistaates. Allerdings scheiterten seine Vorschläge zur Wirtschaftsordnung wiederholt an einer informellen Koalition aus Vertretern des Bauernflügels der CSU und des Gewerkschaftsflügels der SPD. Im Juni 1947 wurde S. vom bayer. Landtag in den Frankfurter Wirtschaftsrat entsandt, der ihn am 23. Juli gegen den Widerstand der SPD zum Direktor der Verwaltung für Wirtschaft wählte. Der u. a. von General Lucius D. Clay wegen seiner Kompetenz geschätzte S. wurde jedoch nach seiner harten Kritik der Wirtschafts- und Ernährungspolitik der Besatzungsmächte vor dem Landesausschuß der CSU („Hühnerfutterrede“) im Jan. 1948 von den Militärgouverneuren seines Amtes enthoben. Im Mai 1950 bei einer Nachwahl im Wahlkreis Kulmbach in den Bundestag gewählt (MdB bis 1953), wurde S. 1953 Delegierter der beratenden Versammlung des Europarates und avancierte zum Vizepräsidenten des Dt. Rates der Europ. Bewegung. 1957 erhielt er den Auftrag, die Henschel-Werke in Kassel zu sanieren, 1960/61 spielte er als Aufsichtsratsvorsitzender eine wichtige Rolle bei der Rettung der stark angeschlagenen BMW AG. Seine Bemühungen im Auftrag des Bremer Senats um die Sanierung des Automobilherstellers Borgward hatten 1961 keinen Erfolg. 1955–66 fungierte S. als Präsident der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

  • Werke

    Der Nord-Ostseekanal u. d. Friedensvertrag v. Versailles, 1923 (Diss.);
    Wirtsch.lage u. Wirtsch.gestaltung, 1946;
    Rede vor d. Landesausschuß d. CSU in Erlangen am 4. 1. 1948 u. Kommentar dazu, 1948;
    Vorschläge z. Ordnung d. dt. Filmwirtsch., um 1954.

  • Literatur

    | A. Mintzel, Die CSU, 1975;
    Akten z. Vorgesch. d. BRD, 5 Bde., 1976–83;
    Th. Eschenburg. Die J. d. Besatzung, 1983 (P);
    P. Mensing, Eine Rede macht Gesch., Die Affäre um d. Wirtsch.dir. J. S., in: Das Parl. v. 8. 8. 1987 (P);
    B. Fait u. A. Mintzel (Hg.), Die CSU 1945–1948, 3 Bde., 1993;
    B. Fait, Demokrat. Erneuerung unter d. Sternenbanner, 1998;
    Th. Schlemmer, Aufbruch, Krise u. Erneuerung, 1998;
    J. Balcar u. Th. Schlemmer (Hg.), An der Spitze d. CSU, 2007;
    Munzinger;
    Biogr. Hdb. MdB;
    Nachlaß:
    Archiv f. Christl.-Demokrat. Pol., St. Augustin;
    Inst. f. Zeitgesch., München.

  • Autor/in

    Thomas Schlemmer
  • Zitierweise

    Schlemmer, Thomas, "Semler, Johannes Ferdinand" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 237-238 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1018068775.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA