Semler, Johann Salomo
- Lebensdaten
- 1725 – 1791
- Geburtsort
- Saalfeld (Thüringen)
- Sterbeort
- Halle/Saale
- Beruf/Funktion
- evangelischer Theologe
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 118764470 | OGND | VIAF: 41894357
- Namensvarianten
-
- Semler, Johann Salomon (Taufname)
- Semler, Johann Salomo
- Semler, Johann Salomon (Taufname)
- semler, johann salomon
- Semler
- Semler, Johan Salomon
- Semler, Johann S.
- Semler, Johannes Salomon
- Semler, Johannes Salomo
- Semler, Johannes S.
- Semler, Joh. Salomo
- Semler, Joh. Sal.
- Semler, Jo. Salom.
- Semler, Joannes Salomo
- Semler, Joannes Salomon
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- Semler, J. S.
- Semler, J.S.
- Semler, Iohann Salomo
- Semler, Iohannes Salomo
- Semler, Ioh. Salomo
- Semler, Ioh. Sal.
- Semler, Ioannes Salomon
- Semler, Ioannes Salomo
- Semler, Ioannes Salom.
- Semler, Ioannes S.
- Semler, Ioann. Salomon
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- Semler, I.S.
- Semler, Salomon
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- Semlerus, Io. Salom.
- Semlerus, I. S.
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- Semmler, Johann Salomo
- Semmler, Johann S.
- Semlerus, Johannes S.
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- Semlerus, Ioannes Salomo
- Semlerus, Joannes Salomon
- Semlerus, Joannes Salomo
- Semlerus, Johann Salomon
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- Samler, Johann Salomo
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Semler, Johann Salomo (Taufname Johann Salomon)
evangelischer Theologe, * 18. 12. 1725 Saalfeld (Thüringen), † 14. 3. 1791 Halle/Saale, ⚰ Halle/Saale, Stadtgottesacker.
-
Genealogie
Aus thür. Pfarrerfam.;
V →Matthias Nicolaus Sem(m)ler (1684–1755), aus Allstedt (?), 1711 Feldprediger, 1714 Diakon in Zella u. Pfarrer in Oberhof, 1718 Diakon in S., 1727 Archidiakon ebd., 1755 Sup. (s. Jöcher-Adelung; Thür. Pfarrerb. I);
M Dorothea Elisabeth (1687–1741), T d. Johann Georg Kämpfer (erw. 1689), Pfarrer in Remda (Thür.), Vf. v. Kirchenliedern (s. Jöcher-Adelung), u. d. Susanne Maria Winzer, Pfarrers-T ;
4 Geschw (3 früh †) Sophia Wilhelmina (* 1728, ⚭ Gottlieb Pöhler, Pfarrer in Ranis);
– ⚭ 1) Coburg 1751 Christina Magdalena Philippina (1727–71, s. W), T d. Christian Heinrich Philipp Döbner († 1734) u. d. Johanna Aemilia Engelschall († 1768), 2) Halle 1772 Susanna Beata, T d. Philipp Christian Schwarz, Kaufm. in Magdeburg, Bgm. b. d. Magistrat d. Pfälzer Colonie;
8 K aus 1) (4 früh †) u. a. →Adam Sig(is)mund Philipp (1754–1809), Jur. in Magdeburg, preuß. Reg.rat (s. ADB 33), 3 T aus 2). -
Biographie
Nach häuslichem Unterricht und Schulbesuch in Saalfeld studierte S. an der Univ. Halle seit 1743 klassische Philologie, Geschichte, Logik und Mathematik, seit 1744 zusätzlich ev. Theologie, v. a. bei Siegmund Jacob Baumgarten (1706–57). Auf der Grundlage der von diesem betreuten Dissertation „Vindiciae plurium praecipuarum lectionum codicis graeci Novi Testam . . .“ (gedr. 1750) erwarb S. 1750 den phil. Magistergrad und wurde im selben Jahr Redakteur der „Koburger Staats- und Gelehrtenzeitung“. Gleichzeitig erteilte er am Coburger Gymnasium Privatunterricht in arab. Sprache. 1751 folgte er einem Ruf als Professor der Historie und der lat. Poesie an die Univ. Altdorf; hier wurde er im Febr. 1753 zum Dr. theol. promoviert. 1753 wechselte er als o. Professor an die vom Pietismus geprägte Theol. Fakultät nach Halle, wo er für fast alle theol. Disziplinen zuständig war (Prorektor 1761/62, 1770/71, 1789/90). Seit 1757 fungierte S. als Direktor des Theol. Seminars, verlor dieses Amt aber 1779 im Zusammenhang mit den Kontroversen um Carl Friedrich Bahrdts Berufung an die Univ. Halle.
S. zählt zu den bedeutendsten dt. ev. Theologen der Aufklärungszeit und eröffnete der prot. Theologie durch seine Vielseitigkeit auf zahlreichen Gebieten neue Wege. Durch die sein Denken kennzeichnende konsequente Historisierung seiner theol. Erkenntnisarbeit und den damit verbundenen methodischen Zugriff auf seine Quellen wurde er zu einem der Begründer und maßgeblichen Vertreter der historisch-kritischen Forschung in Deutschland im 18. Jh. Prägnant zeigt dies seine Abhandlung „Neue Versuche, die Kirchenhistorie der ersten Jahrhunderte mehr aufzuklären“ (1788). Seine Schrift „Versuch einer nähern Anleitung zu nützlichem Fleisse in der ganzen Gottesgelehrsamkeit für angehende Studiosos Theologiae“ (1757, Nachdr. 2001), zu der 1758 zwei Anhänge erschienen (Nachdr. 2001), bildet einen Markstein in der Entwicklung der Theologie zu einer Fachwissenschaft. Theologiegeschichtlich besonders folgenreich war S.s „Abhandlung von freier Untersuchung des Canon“ (4 Bde., 1771–75, Neuausg. hg. v. H. Scheible, 1967, ²1980), mit der er als erklärter Anhänger der Akkommodationstheorie die Lehre von der Verbalinspiration widerlegte und nachwies, daß der Kanon eine Sammlung unterschiedlicher menschlicher Schriften ist.
S. beteiligte sich an allen bedeutenden theol. Kontroversen seiner Zeit, wie dem „Teufelsstreit“ (seit 1759 bzw. 1772) oder dem „Fragmentenstreit“ (seit 1778), mit eigenen Schriften bzw. gab ausführlich kommentierte Schriften anderer Gelehrter heraus. Seine gelungene Verbindung der luth. Tradition mit dem Denken der Aufklärung zeigt sein dogmatisch wichtigstes Werk „Institutio ad doctrinam Christianam liberaliter discendam“ (1774; dt. Versuch e. freiern theol. Lehrart, 1777). Kennzeichnend für seine theol. Theoriebildung war eine scharfe Kritik am Deismus (z. B. Vorläufige Antwort auf eines Naturalisten unbillige Prüfung d. vertrauten Briefe über d. Rel., 1786). Theologie- und frömmigkeitsgeschichtlich bedeutungsvoll war seine prinzipielle Unterscheidung von wiss. Theologie und christl. Religion sowie sein|Begriff einer „Privatreligion“. Diese sei im Unterschied zur „öffentlichen Religion“, die allein der Theologie diene, nicht an Bekenntnisschriften oder Kirchenordnungen gebunden, sondern lediglich dem eigenen Gewissen unterworfen und werde durch selbständige Erkenntnis des einzelnen Menschen erworben. S. trat für Gewissensfreiheit und Toleranz ein, verteidigte jedoch 1788 das Wöllnersche Religionsedikt. Eine Vereinigung der prot. und kath. Kirche lehnte er ab. Vor allem in seinen letzten Lebensjahren beschäftigte er sich auch mit hermetisch-alchemistischen Themen.
S.s ausgeprägtes Interesse an historischen Fragen und Problemstellungen kam u. a. in der Übernahme der Herausgeberschaft der „Hallischen Weltgeschichte“ (Bd. 17–30, 1758–66) von seinem Lehrer →Baumgarten zum Ausdruck. Das vergangene christliche Geschehen deutete er unter Verwendung der Perfektibilitätskategorie und erwartete eine entsprechende Vervollkommnung des Christentums und der Religion in der Zukunft. Dies hatte zur Konsequenz, daß für ihn das Urchristentum noch unvollkommen war. – S.s theol. Reflexionsarbeit war kirchenpolitisch und methodologisch nicht unumstritten. Der Streit um seine Thesen trug maßgeblich zur Herausbildung der unterschiedlichen Theorienpositionen in der Theologie der Spätaufklärung bei.
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Werke
Weitere W Vorbereitung z. theol. Hermeneutik zu weiterer Beförderung d. Fleisses angehender Gottesgelerten, 4 Bde., 1760–69;
Versuch, den Gebrauch d. Quellen in d. Staats- u. KGesch. d. mitlern Zeiten zu erleichtern, 1761, Nachdr. 1996;
Ascetische Vorlesungen, zur Beförderung e. vernünftigen Anwendung d. christl. Rel., 1. Bd., 1772;
Apparatus ad liberalem Veteris Testamenti interpretationem, 1773;
Versuch e. fruchtbaren Auszugs aus d. KGesch., 3 Bde., 1773–78;
Slgg. v. Briefen u. Aufss. über d. Gaßnerischen u. Schröpferischen Geisterbeschwörungen mit eigenen vielen Anmm., 2 T., 1776, Nachdr. 2004 (Hg.);
Hugo Farmers Versuch über d. Dämonischen d. Neuen Testamentes, Nebst e. Vorrede D. J. S. S.s, 1776, Nachdr. 2000;
Beantwortung d. Fragmente e. Ungenannten insbesondere v. Zweck Jesu u. seiner Jünger, 1779, Nachdr. 2003;
Freimütige Briefe über d. Rel.vereinigung d. dreien streitigen Theile im röm. Reiche, 1. Slg., 1783;
Hugo Farmers Briefe an D. Worthington über d. Dämonischen in d. Evangelien, Mit Zusätzen u. e. Vorrede, d. Begriff v. Inspiration zu bessern, 1783, Nachdr. 2000;
Ueber hist., gesellschaftl. u. moral. Rel. d. Christen, 1786;
Neuer Versuch d. gemeinnüzige Auslegung u. Anwendung d. neuen Testaments zu befördern, 1786;
Unterhaltungen mit Herrn Lavater, über d. freie pract. Rel. (. . .), 1787;
Vorbereitung auf d. Kgl. Grossbritann. Aufgabe v. d. Gottheit Christi, 1787, Nachdr. u. d. T. Christol. u. Soteriol., hg. v. G. Hornig u. H. H. R. Schulz, 1990;
Zur Revision d. kirchl. Hermeneutik u. Dogmatik, 1. Btr., 1788;
Letztes Glaubensbekenntniß über natürl. u. christl. Rel., hg. v. Ch. G. Schütz, 1792;
– Autobiogr.:
Zum Andenken e. würdigen Frau, Frauen Christina Magdal. Philipp. Semlerin gebornen Döbnerin, Nebst einiger Nachr. seines eigenen Lebens u. beigefügtem Verz. sämtl. Schrr. v. D. J. S. S., 1772;
Lebensbeschreibung v. ihm selbst abgefaßt, 2 T., 1781/82;
– Bibliogr.:
G. Hornig, 1996 (s. L), S. 313–38. -
Literatur
ADB 33;
E. Hirsch, Gesch. d. neuern ev. Theol. im Zusammenhang mit d. allg. Bewegungen d. europ. Denkens, Bd. 4, ²1960, Nachdr. 2000, S. 48–89;
G. Hornig, Die Anfänge d. hist.-krit. Theol., J. S. S.s Schr.verständnis u. seine Stellung zu Luther, 1961;
ders., J. S. S., Stud. zu Leben u. Werk d. Hallenser Aufklärungstheologen, 1996;
H.-E. Heß, Theol. u. Rel. b. J. S. S., Ein Btr. z. Theol.gesch. d. 18. Jh., Augsburg o. J. [1974];
A. Lüder, Historie u. Dogmatik, Ein Btr. z. Genese u. Entfaltung v. J. S. S.s Verständnis d. Alten Testaments, 1995;
R. Bordoli, L'Illuminismo di Dio, Alle origini della ,mentalità liberale`. Religione, teologia, filosofia e storia in J. S. S. (1725–1791), 2004;
E. W. Carlsson, J. S. S., the German enlightenment, and protestant theology's historical turn, Diss. Univ. of Wisconsin 2006;
D. Fleischer, Zw. Tradition u. Fortschritt, Der Strukturwandel d. prot. KGesch.schreibung im dt.sprachigen Diskurs d. Aufklärung, 2006, S. 517–768;
Gedenktage d. mitteldt. Raumes 1991;
Killy;
Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
Gestalten d. KGesch. (P);
RGG⁴;
LThK³;
TRE;
BBKL 14 (W, L). -
Autor/in
Dirk Fleischer -
Zitierweise
Fleischer, Dirk, "Semler, Johann Salomo (Taufname Johann Salomon)" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 236-237 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118764470.html#ndbcontent