Lebensdaten
1904 – 1985
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Nieder Modau (Odenwald)
Beruf/Funktion
Philosoph ; Literat
Konfession
konfessionslos
Normdaten
GND: 101117132 | OGND | VIAF: 59446023
Namensvarianten
  • Schlechta, Karl Anna
  • Zöchbauer, Franz (Pseudonym)
  • Schlechta, Karl
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Zitierweise

Schlechta, Karl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101117132.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl, Arbeiter in Wien-Ottakring, Leiter e. Buchdruckerei;
    M Rosine (Rosa) Zöchbauer, T e. Kaufm.;
    1) Frankfurt/M. 1930 1939 N. N., 2) Kronberg (Taunus) 1945 Julia Schlechter, 3) Irene Paula Clara Schilling (1925–91);
    1 S aus 1), 1 T aus 1) Eva Nordentoft (* 1932), Dr. phil., Philos., Vors. d. Ecumenical Centre, Aarhus (Dänemark) (s. L), 1 S aus 2) Karl-Alexander (* 1948), 1 S aus 3) Karl Andreas (* 1962), 1 Adoptiv-T aus 3) Irene Dorothea.

  • Biographie

    S. besuchte dank einer Freistelle das Piaristengymnasium in Wien. Nach dem Abitur 1923 studierte er Chemie und Physik an der TH Dresden bei Harry Dember, seit 1925 Geschichte und seit 1926 Philosophie an der Univ. Wien bei Heinrich Gomperz und Robert Reininger, wo er mit der Arbeit „Über die naturphilosophische Methode Karl Friedrich Burdachs in seinen physiologischen Untersuchungen“ 1928 promoviert wurde. Aus der Jugendbewegung kommend, verkehrte S. im George-Kreis und war mit Max Kommerell bekannt. 1929 ging er nach Frankfurt/M., um den Gräzisten Karl Reinhardt zu hören und sich bei Max Wertheimer zu habilitieren. Nach kürzeren Studienaufenthalten in Besançon und Clermont-Ferrand war S. auf Empfehlung Reinhardts und Walter F. Ottos seit 1934 philosophischer, wenig später leitender Editor der „Historisch-Kritischen Gesamtausgabe der Werke und Briefe Nietzsches“ (HKG) am Nietzsche-Archiv in Weimar. Seit 1936 versah er einen Lehrauftrag an der Univ. Jena, wo er sich 1938 – nach Wertheimers erzwungener Emigration – beim Neukantianer Bruno Bauch habilitierte (Goethe in seinem Verhältnis zu Aristoteles, 1938). Kurz darauf folgte die Umhabilitierung nach Frankfurt/M. 1941-44 nahm S. als Soldat am Italienfeldzug teil. Seit 1946 war er ao. Professor in Mainz, 1951-72 o. Professor und Direktor des Instituts für Philosophie, Pädagogik und Psychologie an der TH Darmstadt. In dieser Zeit initiierte und leitete er das „Naturwissenschaftlich-Philosophische Colloquium“ (1951-71). 1963 und 1966 gestaltete er die Darmstädter Gespräche, wobei sein Hauptaugenmerk v. a. auf eine kritische Analyse der Grundlagen der Naturwissenschaften gerichtet war.

    Unter S.s Mitherausgeberschaft (mit Hans Joachim Mette) wurden im Rahmen der HKG die Werke Nietzsches bis 1869 (5 Bde., 1933 ff.) und die Briefe bis 1877 (4 Bde., 1938 ff.) veröffentlicht. Da nach dem Krieg an eine Fortführung dieser Edition nicht zu denken war, publizierte S. zur Aufdeckung der Nietzsche-Legende eine eigene Werkausgabe (Friedrich Nietzsche, Werke, 3 Bde., 1954–56, Index-Bd. 1965, 111999, CD-ROM 2000), mit der er die Nietzscheforschung und -interpretation auf ein neues Fundament stellte. In seiner Ausgabe präsentierte S. die – 1937 erstmals in einem zusammen mit Wilhelm Hoppe verfaßten Memorandum an den Wissenschaftlichen Ausschuß der HKG bekannt gemachten – Manipulationen und Fälschungen Elisabeth Förster-Nietzsches einem breiten Publikum und wies v. a. die Manipulation jener Briefe nach, durch die Nietzsches Schwester ein besonderes Vertrauensverhältnis des Bruders zu ihr suggerieren wollte. Zentral ist S.s im philologischen Nachbericht seiner Ausgabe erbrachter Nachweis, daß Nietzsches angebliches Hauptwerk „Wille zur Macht“ in der wirksam gewordenen Form Kompilation und „Machwerk einsichtsloser Herausgeber“ sei. Für seine Edition zog S. die wegweisende Konsequenz, den Nachlaß Nietzsches in streng chronologischer Folge und nicht unter Zugrundelegung eines Buchplans systematisch zu ordnen. Als Reaktion auf die z. T. heftige Kritik an seiner Nietzsche-Ausgabe durch Rudolf Pannwitz, Wolfram v. d. Steinen und Karl Löwith im „Merkur“ (Nov. 1957, S. 1073-87 bzw. Aug. 1958, S. 772-84), wandte sich S. entschieden gegen das aus dem George-Kreis stammende Nietzsche-Bild. Auf die Einwände Löwiths, S. verkenne die philosophische Bedeutung des Inbegriffs „Wille zur Macht“, ging S. in einem offenen Brief ausführlich ein (in: Der Fall Nietzsche. Aufss. u. Vortrr., 1958, ²1959). S. setzte den expressiven und pseudoreligiösen Nietzschebeschwörungen des George-Kreises eine Deutung entgegen, die Nietzsches Weltauslegung als im letzten „unmenschlich“, weil vollkommen sinnlos, aufweist. Unter Pseudonym veröffentlichte er seit 1951 Romane und Erzählungen.

  • Auszeichnungen

    Johann-Heinrich-Merck-Ehrung d. Stadt Darmstadt (1969);
    Nietzsche-Schlechta-Slg. an d. Theol. Fak. d. Univ. Aarhus, Dänemark (seit 2002).

  • Werke

    W u. a. Erasmus v. Rotterdam, 1940, ²1948;
    Leibniz als Lehrer u. Erzieher, 1946, ²1947;
    Der junge Nietzsche u. d. klass. Altertum, 1948;
    Neuerer Humanismus in Dtld., 1948;
    Goethes Wilhelm Meister, 1953;
    Nietzsches Gr. Mittag, 1954;
    Worte ins Ungewisse, Rundfunk-Reden mit e. Nachwort v. W. Jens, 1969;
    Nietzsche-Chronik, 1978;
    Das Naturwiss.-Phil. Colloquium an d. TH Darmstadt in d. J. 1951-1971, in: THD Jb. 1976/77: 100 J. TH Darmstadt (W); – Belletrist. W:
    Wegsteine u. Bildstöcke, 1951;
    Der Traum v. Gestern, 1956;
    An Kaisers Geb.tag, 1979;
    Eine stille Flucht aus d. Labyrinth d. Zeit, 1983;
    Hg.:
    Internat. Nietzsche-Bibliography, 1960, ²1968 (mit W. Reichert);
    Angst u. Hoffnung in unserer Zeit, 1965.

  • Literatur

    I. Frenzel, in: SZ v. 22.2.1985;
    E. Murakami, Problematik d. Interpretation d. jungen Nietzsche, bes. S.s Einstellung in Frage stellend, in: Forsch.-ber. z. Germanistik (hg. v. Japan. Ver. f. Germanistik im Bez. Osaka-Kobe) 30, 1988, S. 65-84;
    Eva Nordentoft, Wie konnte es geschehen?, K. S. u. Nietzsche, Die Erinnerungen e. Tochter (Vorlesung z. Eröffnung d. Nietzsche-Schlechta-Slg. am 11.6.2002, s. Internetseite d. Theol. Fak. zu Aarhus, Dänemark, P);
    St. Büttner, Der lange Schatten d. Nihilismus u. d. Frage nach d. Ganzheit des Menschen, K. S. als Philos. u. Grenzgänger, in: TUD intern, Zs. d. Techn. Univ. Darmstadt, 1, 2004, S. 6;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1971–98, 1999;
    Munzinger.

  • Porträts

    Vom Wiederaufbau z. Massenuniv., Techn. Bildung in Darmstadt, Die Entwicklung d. TH 1836-1996, V, 2000.

  • Autor/in

    Stefan Büttner
  • Zitierweise

    Büttner, Stefan, "Schlechta, Karl" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 31-32 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101117132.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA