Lebensdaten
1915 – 1976
Geburtsort
Berlin Wilmersdorf
Sterbeort
Traves (Département Haute-Saône, Frankreich)
Beruf/Funktion
SS-Offizier ; Offizier
Konfession
seit 1933 „gottgläubig“
Normdaten
GND: 118592424 | OGND | VIAF: 62786458
Namensvarianten
  • Peiper, Joachim Sigismund Albrecht Klaus Arwed Detlef
  • Peiper, Joachim
  • Peiper, Joachim Sigismund Albrecht Klaus Arwed Detlef
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Porträt(nachweise)

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Zitierweise

Peiper, Joachim, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118592424.html [24.04.2024].

CC0

  • Von 1939 bis 1941 Adjutant Heinrich Himmlers (1900–1945), war Joachim Peiper im Zweiten Weltkrieg als Kommandeur mehrerer Verbände der 1. SS-Panzerdivision „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ verantwortlich für Kriegsverbrechen in der Sowjetunion, Italien und Belgien. 1946 wurde er von einem US-Militärgericht zum Tode verurteilt, 1951 begnadigt und 1956 aus der Haft entlassen. 1976 kam er in Frankreich bei einem Brandanschlag ums Leben.

    Lebensdaten

    Geboren am 30. Januar 1915 in Berlin Wilmersdorf
    Gestorben am 14. Juli 1976 in Traves (Département Haute-Saône, Frankreich)
    Grabstätte Friedhof (St. Anna Kirche) in Schondorf am Ammersee
    Konfession seit 1933 „gottgläubig“
    Joachim Peiper, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
    Joachim Peiper, BSB / Bildarchiv / Fotoarchiv Hoffmann (InC)
  • Lebenslauf

    30. Januar 1915 - Berlin Wilmersdorf

    1925 - 1935 - Berlin

    Schulbesuch (ohne Abschluss)

    Goethe-Oberrealschule

    1933 - Berlin

    Eintritt

    Hitler-Jugend

    1933 - Berlin

    Eintritt als SS-Anwärter

    SS

    1935

    Übernahme als hauptamtliches SS-Mitglied

    1935 - 1936 - Braunschweig

    Ausbildung zum SS-Führer

    SS-Führerschule

    1936 - 1945

    Angehöriger

    Leibstandarte SS Adolf Hitler

    1938 - 1945

    Mitglied

    NSDAP

    1939 - 1941

    Adjutant des Reichsführers-SS Heinrich Himmler (1900–1945)

    1942 - 1943 - Frankreich; Sowjetunion; Italien

    Bataillonskommandeur

    Leibstandarte SS Adolf Hitler

    1943 - 1945 - Sowjetunion; Frankreich; Belgien; Ungarn; Deutsches Reich

    Regimentskommandeur

    Leibstandarte SS Adolf Hitler

    1945 - 1946 - u. a. Nürnberg-Langwasser; Oberursel (Taunus); Schwäbisch Hall

    Verhaftung und Internierung

    u. a. „Camp King“; US-Army Group Interrogation Center

    1946 - 1946 - Dachau

    Verurteilung im „Malmedy-Prozess“

    US-Militärgericht

    1946 - 1956 - Landsberg am Lech

    Inhaftierung

    Kriegsverbrechergefängnis

    1956 - 1960 - Stuttgart

    Angestellter

    Porsche AG

    1961 - 1968 - Reutlingen

    Angestellter

    Autohaus Max Moritz

    1968 - 1971 - Stuttgart

    Angestellter

    Verlag Otto Pietsch

    1972 - Traves (Département Haute-Saône, Frankreich)

    Übersiedlung

    1972 - 1976 - Traves

    freier Mitarbeiter

    Verlag Otto Pietsch

    14. Juli 1976 - Traves (Département Haute-Saône, Frankreich)
  • Genealogie

    Vater Woldemar Peiper 1878–1960 preußischer Offizier; Hauptmann im Ersten Weltkrieg; nach 1918 u. a. Kaufmann
    Großvater väterlicherseits Gotthold Maximilian Woldemar Peiper 1841–1894 aus Hirschberg (Schlesien, heute Jelenia Góra, Polen); katholischer Theologe; seit 1867 Pastor in Petersdorf (Riesengebirge), seit 1975 Pfarrer in Groß-Peiskerau (heute Piskorzów, Polen), 1879–1884 Kreisschulinspektor (Breslau), seit 1888 Königlicher Seminardirektor in Koschmin (Posen, heute Koźmin, Polen)
    Großmutter väterlicherseits Clara Albertine Peiper, geb. Rudolph 1844–1930
    Mutter Charlotte Marie Peiper, geb. Schwartz 1879–1949
    Großvater mütterlicherseits Gustav Schwartz 1831–1903 Baumeister
    Großmutter mütterlicherseits Marie Schwartz, geb. Kühtz 1840–1915
    Bruder Hans-Hasso Peiper 1910–1942 Pflegefall nach Suizidversuch; Opfer der NS-„Euthanasie“
    Bruder Horst Peiper 1912–1941 SS-Führer; Suizid
    Heirat (SS-„Eheweihe“) 29.6.1939 in Berlin
    Ehefrau Sigurd Anna, geb. Hinrichsen 1912–1979 Sekretärin
    Schwiegervater Kurt Hans Hinrichsen 1877–1937 Dr. med, Zahnarzt
    Schwiegermutter Frieda Hinrichsen, geb. Horn 1881–1935
    Kinder ein Sohn, zwei Töchter
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Peiper, Joachim (1915 – 1976)

    • Vater

      Woldemar Peiper

      1878–1960

      preußischer Offizier; Hauptmann im Ersten Weltkrieg; nach 1918 u.·a. Kaufmann

      • Großvater väterlicherseits

        Woldemar Peiper

        1841–1894

        aus Hirschberg (Schlesien, heute Jelenia Góra, Polen); katholischer Theologe; seit 1867 Pastor in Petersdorf (Riesengebirge), seit 1975 Pfarrer in Groß-Peiskerau (heute Piskorzów, Polen), 1879–1884 Kreisschulinspektor (Breslau), seit 1888 Königlicher Seminardirektor in Koschmin (Posen, heute Koźmin, Polen)

      • Großmutter väterlicherseits

        Clara Peiper

        1844–1930

    • Mutter

      Charlotte Marie Peiper

      1879–1949

      • Großvater mütterlicherseits

        Gustav Schwartz

        1831–1903

        Baumeister

      • Großmutter mütterlicherseits

        Marie Schwartz

        1840–1915

    • Bruder

      Hans-Hasso Peiper

      1910–1942

      Pflegefall nach Suizidversuch; Opfer der NS-„Euthanasie“

    • Bruder

      Horst Peiper

      1912–1941

      SS-Führer; Suizid

    • Heirat (SS-„Eheweihe“)

      in

      Berlin

      • Ehefrau

        Sigurd Anna

        1912–1979

        Sekretärin

  • Biografie

    alternativer text
    Joachim Peiper (rechts), BArch / Bildarchiv (InC)

    Peiper wuchs in gesicherten bürgerlichen Verhältnissen in Berlin auf. Kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme trat er als Oberrealschüler der Hitler-Jugend und Ende 1933 der SS bei. Auf dem Reichsparteitag der NSDAP im September 1934 in Nürnberg lernte er Reichsführer-SS Heinrich Himmler (1900–1945) kennen, der ihn für eine hauptamtliche Laufbahn in den bewaffneten SS-Verbänden, der späteren Waffen-SS, gewann.

    Nach dem Besuch der SS-Führerschule in Braunschweig kam Peiper 1936 zu der von Josef (Sepp) Dietrich (1892–1966) kommandierten „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ (LSSAH). Im Juli 1938 holte Himmler ihn in seinen persönlichen Stab und ernannte ihn im Januar 1939 zu seinem 2., im November 1939 zu seinem 1. Adjutanten. Bis Spätsommer 1941 in dieser Position tätig, bestanden Peipers Aufgaben v. a. in der Organisation des Tagesablaufs, dem Führen des Dienstkalenders, der Brief- und Aktenvorlage sowie der Reise- und Besucherplanung. An der Seite Himmlers erlebte er unmittelbar die kumulative Radikalisierung der NS-Rassepolitik. Er wurde in Polen und der Sowjetunion Augenzeuge von Massenexekutionen durch Einsatzgruppen des Sicherheitsdienstes der SS und erlebte in Posen die Ermordung von Patienten der Heilanstalt Treskau (heute Owińska, Polen) durch Gas im Rahmen des NS-„Euthanasie“-Programms.

    Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion wurde Peiper im Spätsommer 1941 zur späteren 1. SS-Panzerdivision LSSAH versetzt, in der er im September 1942 ein Panzergrenadier-Bataillon, im November 1943 das Panzer-Regiment übernahm. Als Kommandeur dieser Verbände war er für schwere Kriegsverbrechen verantwortlich, u. a. 1943 im Raum Charkow (Ukraine) und Boves (Italien) sowie bei Malmedy (Belgien). Hier erschossen im Dezember 1944 Angehörige seiner Kampfgruppe etwa 80 US-amerikanische Kriegsgefangene („Malmedy-Massaker“) sowie zahlreiche belgische Zivilisten in den umliegenden Ortschaften.

    Am 22. Mai 1945 am Tegernsee durch US-Truppen verhaftet, wurde Peiper als SS-Führer in das Internierungslager Nürnberg-Langwasser überführt und im August 1946 der War Crimes Group überstellt. Im selben Jahr eröffnete ein US-Militärgericht in Dachau gegen ihn und weitere Angehörige der ehemaligen 1. SS-Panzerdivision einen Prozess wegen der Verbrechen in Belgien und verurteilte ihn zum Tod, das Urteil wurde jedoch nicht vollstreckt. Im Januar 1951 wurde Peiper durch den Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa, General Thomas T. Handy (1892–1982), zu lebenslanger Haft begnadigt und im Dezember 1956 aus dem US-Kriegsverbrechergefängnis in Landsberg am Lech entlassen.

    Anschließend engagierte sich Peiper bis zu seinem Tod in der SS-Veteranenorganisation Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS für die öffentliche Rehabilitierung der Waffen-SS. Ende 1956 fand er, entsprechend einer Vereinbarung während der Landsberger Haftzeit, Anstellung beim Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche. Ausschlaggebend dafür war die persönliche Bekanntschaft mit dem Unternehmensleiter und ehemaligen SS-Untersturmführer Ferdinand (Ferry) Porsche (1909–1998), der mit Himmler und der SS in enger geschäftlicher Verbindung gestanden hatte. Nach firmeninternen Querelen wurde Peiper im Dezember 1960 entlassen, ein Arbeitsgerichtsprozess endete 1961 mit einem Vergleich und einer Abfindung.

    Von 1961 bis 1968 arbeitete Peiper als Angestellter eines Autohauses in Reutlingen und anschließend für den Verlag Paul Pietsch in Stuttgart. 1972 zog er mit seiner Ehefrau nach Traves in Frankreich, wo er als Übersetzer und freiberuflicher Verkaufstrainer seinen Lebensunterhalt verdiente. Als im Juni 1976 durch einen Artikel in der französischen Tageszeitung „L´Humanité“ seine NS-Vergangenheit publik wurde, forderte die französische Öffentlichkeit seine Ausweisung an die Bundesrepublik. In der Nacht zum 14. Juli 1976 kam Peiper bei einem Brandanschlag auf sein Haus ums Leben. Obwohl die französische Polizei die Täter aus der Region ausmachen konnte, unterblieb aus innenpolitischen Erwägungen eine Festnahme und Strafverfolgung.

    In dem 1965 veröffentlichten US-amerikanischen Kriegsfilm „Battle of the Bulge“ (dt. „Die letzte Schlacht“, nach einer Romanvorlage von John Toland, 1912–2004) kommt der historischen Figur Peipers eine zentrale Rolle zu. Aus Sorge vor einer Klage ließ der britische Regisseur Ken Annakin (1914–2009) sie jedoch zur fiktiven Figur „Oberst Martin Kessler“, dargestellt durch Robert Shaw (1927–1978), umschreiben.

  • Auszeichnungen

    1943 Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
    1943 Deutsches Kreuz in Gold
    1944 Eichenlaub zum Ritterkreuz
    1945 Schwerter zum Ritterkreuz mit Eichenlaub
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv, Berlin-Lichterfelde, R 9361-II/794094 (Personenbezogene Unterlagen der NSDAP/Parteikorrespondenz); 9361-III/147613 (RuSHA-Akte); 9361-III/547047 (SS-Führerakte); B 305/5114-5116 (Zentrale Rechtsschutzstelle 1946–1969, Strafprozessakten Joachim Peiper); B 438 (Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS (HIAG) und Bundesverband der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS e.V).

    Gedruckte Quellen:

    Malmedy Massacre Investigation. Report of the Committee on Armed Services. United States Senate 81. Congress, 1949. (Onlineressource)

    Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1941/42, im Auftrag der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg bearb., komm. u. eingel. v. Peter Witte/Michael Wildt/Martina Voigt/Dieter Pohl/Peter Klein/Christian Gerlach/Christoph Dieckmann/Andrej Angrick, 1999.

  • Literatur

    James J. Weingartner, A Peculiar Crusade. Willis M. Everett and the Malmedy Massacre, 2000.

    Danny S. Parker, Fatal Crossroads. The Untold Story of the Malmédy Massacre at the Battle of the Bulge, 2011.

    Danny S. Parker, Hitler's Warrior. The Life and Wars of SS Colonel Jochen Peiper, 2014.

    Jens Westemeier, Himmlers Krieger. Joachim Peiper und die Waffen-SS in Krieg und Nachkriegszeit, 2014.

    Jens Westemeier, Die Junkerschulgeneration, in: Jan Erik Schulte/Peter Lieb/Bernd Wegner (Hg.), Die Waffen-SS. Neue Forschungen, 2014, S. 269–285.

    Steven P. Remy, The Malmedy Massacre. The War Crimes Trial Controversy, 2017.

    Jens Westemeier, „Soldaten wie andere auch!“. Der Einfluss von SS-Veteranen auf die öffentliche Wahrnehmung der Waffen-SS, in: Jan Erik Schulte/Michael Wildt (Hg.), Die SS nach 1945. Entschuldungsnarrative, populäre Mythen, europäische Erinnerungsdiskurse, 2018, S. 269–288.

    Danny S. Parker, Peiper's War. Wartime Years of SS Leader Jochen Peiper, 1941–44, 2020.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien, Bildarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek München, Sammlung Heinrich Hoffmann.

    Fotografien, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.

  • Autor/in

    Jens Westemeier (Aachen)

  • Zitierweise

    Westemeier, Jens, „Peiper, Joachim“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118592424.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA