Diéz-Dührkoop, Minya

Lebensdaten
1873 – 1929
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Fotografin
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 116124210 | OGND | VIAF: 3213740
Namensvarianten

  • Dührkoop, Julie Minya
  • Dührkoop, Julie Wilhelmine
  • Diéz-Dührkoop, Minya
  • diez-dührkoop, minya
  • Dührkoop, Julie Minya
  • Dührkoop, Julie Wilhelmine
  • Diez-Dührkoop, Minya
  • Diez Dührkoop, Minya
  • Diez-Dührkoop, Julie Wilhelmine
  • Diez-Dührkoop, Minga
  • Diez-Dührkoop, Minnie
  • Dièz-Dührkoop, M.
  • Dièz-Dührkoop, Minya
  • Diéz-Dührkoop, Minya
  • Die͏̈z-Duehrkoop, Minya
  • Die͏̈z-Dührkoop, Minya
  • Dührkoop, Julie Wilhelmine
  • Dührkoop, Julie Wilhelmine Diez-
  • Dührkoop, M.
  • Dührkoop, Minya
  • Dührkoop, Minya Diez-

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Zitierweise

Diéz-Dührkoop, Minya, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116124210.html [02.07.2025].

CC0

  • Diéz-Dührkoop, Julie Minya (geborene Julie Wilhelmine Dührkoop)

    1873 – 1929

    Fotografin

    Minya Diéz-Dührkoop gehörte in den ersten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu den bekanntesten deutschen Fotografinnen. In ihren Ateliers in Berlin und Hamburg arbeitete sie im Stil des Piktorialismus. Sie war v. a. für ihre Frauen- und Kinderporträts, für Bildnisse weiblicher und männlicher Künstler und Tänzer sowie als frühe Protagonistin der Farbfotografie bekannt.

    Lebensdaten

    Geboren am 21. Juni 1873 in Hamburg
    Gestorben am 17. November 1929 in Hamburg
    Grabstätte Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Minya Diéz-Dührkoop, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (InC)
    Minya Diéz-Dührkoop, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (InC)
  • 21. Juni 1873 - Hamburg

    1879 - 1887 - Hamburg

    Schulausbildung

    Volksschule

    1887 - 1906 - Hamburg

    fotografische Ausbildung; Studioassistentin

    Photographie-Atelier Rudolf Dührkoop, seit 1901 Lichtbildnerei Rudolf Dührkoop

    1901 - 1911 - u. a. London; St. Louis (Missouri, USA)

    Geschäftsreisen zu eigenen Ausstellungen, u. a. Weltausstellung 1904

    1906 - 1918 - Hamburg

    Teilhaberin

    Werkstatt für das künstlerische Kamera-Bildnis. Rudolph und Minya Dührkoop

    1918 - 1929 - Berlin; Hamburg

    Eigentümerin

    Werkstatt für das künstlerische Kamera-Bildnis Rudolph und Minya Dührkoop; Photographisches Atelier Minya Dührkoop

    17. November 1929 - Hamburg

    alternativer text
    Minya Diéz-Dührkoop, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (InC)

    Diéz-Dührkoop wuchs in Hamburg auf und besuchte dort wahrscheinlich von 1879 bis 1887 die Volksschule. Nach der Insolvenz ihres Vaters Rudolf Dührkoop (1848–1918) 1886 begann sie im Jahr darauf ihre Ausbildung in dessen Fotoatelier. In der Folgezeit übernahm sie zunehmend künstlerische und geschäftliche Verantwortung. 1901 begleitete sie ihren Vater geschäftlich nach London und 1904 zur Weltausstellung nach St. Louis (Missouri, USA), wo der Fotograf Helmar Lerski (1871–1956) von den qualitativ hochwertigen Werken der Dührkoops in seinem weiteren fotografischen Schaffen inspiriert wurde. Seit 1907 gehörten sie und ihr Vater zu den frühen gewerblichen Nutzern der Lumièreschen Farbfotografie (Autochrome). 1908 wurden beide als einzige deutsche Berufsfotografen in den Linked Ring, eine elitäre Vereinigung vorwiegend englischsprachiger Kunstfotografen mit Sitz in London, aufgenommen. Dort traf Diéz-Dührkoop mit ihrem Vater die Fotografen Alvin Langdon Coburn (1882–1966) und Emil Otto Hoppé (1878–1972), den sie fotografierte und mit dem sie beruflich verbunden blieb. Bei einer zweiten Reise in die USA 1911 wurde sie mit ihrem Vater von Präsident William Howard Taft (1857–1930) in das Weiße Haus eingeladen; George Eastman (1854–1932), Eigentümer der Eastman Kodak Company, ließ sich von ihr porträtieren.

    Spätestens seit 1903 trugen die Fotografien aus dem gemeinsamen Atelier auch Diéz-Dührkoops Namen, den sie nach der Scheidung von ihrem spanischen Ehemann (1901) bis 1926 behielt. Parallel verwendete Firmensignets wie „R. & M. Dührkoop Hamburg“ und „Atelier Dührkoop“ lassen nicht immer eine klare Unterscheidung von Fotografien des Vaters oder der Tochter zu. 1906 leitete Rudolf Dührkoop die neu gegründeten Dependancen in Berlin, Minya Diéz-Dührkoop als nunmehrige Teilhaberin das Atelier in Hamburg. 1909 fertigte sie für eine internationale Ausstellung in Dresden Fotografien von Vierländer Bäuerinnen an, die 1912 in die Fotomappe „Hamburg. Land und Leute der Niederelbe“ eingingen. Vorrangig fotografierte Diéz-Dührkoop bürgerliche Paare, Kinder und Tänzerinnen, u. a. Clotilde von Derp (1892–1974) und Mary Wigman (1886–1973), Künstler wie Emil Nolde (1867–1956), Max Liebermann (1847–1935), Max Pechstein (1881–1955) und Rudolf Dehmel (1863–1920), den Pianisten und Komponisten Vladimir Horowitz (1903–1989), die Schriftstellerin Erika Mann (1905–1969) sowie Schauspielerinnen und Schauspieler, darunter Werner Fuetterer (1907–1991) und Grete Mosheim (1905–1985). Seit 1910 passives Mitglied der Künstlergruppe Brücke, besaß sie eine bedeutende Kunstsammlung, sodass sie wiederholt als Leihgeberin für Ausstellungen angefragt wurde.

    Nach dem Tod ihres Vaters 1918 pendelte Diéz-Dührkoop zwischen den Ateliers in Hamburg und Berlin. Das Alltagsgeschäft in Hamburg überließ sie ihrem langjährigen Mitarbeiter Antonio Machado (geb. 1888), der das Atelier nach ihrem Tod übernahm. 1919 gehörte Diéz-Dührkoop zu den ersten Mitgliedern der berufsständischen Gesellschaft Deutscher Lichtbildner. Ihre Ausstellungsbeiträge in Deutschland, Kanada und den USA brachten ihr in den folgenden Jahren Lob von Rezensenten wegen der ansprechenden Ästhetik und technischen Ausführung der Fotografien ein. 1921 wurden ihre Werke in einer Einzelausstellung in Hamburg gezeigt. In Kooperation mit dem Kaufmann Joseph Peter Welker (1884–1942) als Finanzier und dem Foto-Chemiker Gustav Koppmann (1870–1948) stellte Diéz-Dührkoop 1924 in Hamburg das innovative fotografische Jos-Pe-Verfahren vor, mit dem farbige Papierfotografien relativ einfach hergestellt wurden. Diéz-Dührkoops Porträts prominenter Persönlichkeiten wurden in der fotografischen Fachpresse, als Frontispiz von Büchern und in Fotobänden publiziert. Zwischen 1919 und 1931 erschienen zudem mindestens 70 Echtfoto-Ansichtskarten mit Porträts von Schauspielerinnen und Schauspielern.

    Diéz-Dührkoop bekam vom Vater den Blick für den formalen Aufbau der Porträts und die technischen Fähigkeiten zur Anwendung der für den Piktorialismus typischen Edeldruckverfahren, v. a. den Kohle-, Gummi- und Bromöldruck, vermittelt. Durch den gekonnten Einsatz fotografischer Mittel vermochte sie ihre Porträts dynamisch zu gestalten. Durch Einfühlungsvermögen und Ungezwungenheit gegenüber den Porträtierten gelang es ihr, deren Charaktere sichtbar zu machen. So avancierte ihr fotografisches Werk zu den Spitzenleistungen des von ihr mitgeprägten klassischen Piktorialismus. Ihr Ziel war es, die als unkünstlerisch geltende, weil mechanisch produzierte naturalistische Fotografie, in den Rang der Kunst zu erheben und dabei die direkte Reverenz auf die reale Welt zu erhalten. Während sie auf eine Retusche des Negativs weitestgehend verzichtete, erzielte sie durch intensive manuelle Bearbeitung des Abzugs in der Dunkelkammer und die Anwendung der Weichzeichnung sowie der genannten spezielle Printverfahren einen malerischen Effekt. Seit Mitte der 1920er Jahre entwickelte Diéz-Dührkoop ihre Fotografie allmählich zu einer moderneren fotografischen Bildästhetik, wie einige ihrer Porträts der deutschen Filmstars für den Postkarten-Verlag Ross zeigen. Deutlicher wurde diese Entwicklung 1924 an den Fotografien für das Künstlerpaar Lavinia Schulz (1896–1924) und Walter Holdt (1899–1924) in ihren expressionistischen Tanz- und Maskenkostümen.

    Fotografinnen und Fotografen wie Anny Breer (1891–1969), Franz Fiedler (1885–1956), Max Halberstadt (1882–1940), Mia Hesse-Bernoulli (1868–1963) und Ergy Landau (1896–1967) erhielten als Mitarbeitende in Diéz-Dührkoops Ateliers wichtige Impulse für ihre Arbeit. Die Geschäftsnachfolger der Familie Dührkoop/Appel betreiben das Atelier in Berlin bis heute.

    1908 Mitglied im Linked Ring, London
    1910 passives Mitglied der Brücke, Dresden
    1919 Mitglied der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner, Eisenach
    1925 Silberne Medaille auf der Kipho, Berlin
    1926 Silberne Staatsmedaille des Staates Hamburg

    Nachlass:

    verschollen.

    Ausstellungsbeteiligungen:

    St. Louis (Missouri, USA), Weltausstellung, 1904.

    Wiesbaden, 1911.

    USA, Wanderausstellung, 1911.

    London, 1912.

    Heidelberg, 1912.

    Leipzig, Bugra, 1914.

    Stuttgart, 1920.

    Berlin, 1921.

    New Westminster/Vancouver (British Columbia, Kanada), 1923.

    Berlin, Kino- und Photoausstellung (Kipho), 1925.

    Frankfurt am Main, 1926.

    Frauenschaffen des 20. Jahrhunderts, Kunstausstellung der Nordischen Rundfunk AG (NORAG), Hamburg 1927.

    Cleveland (Ohio, USA), 1931.

    Fotografien in Bildbänden:

    Dührkoop Bildnisse. Verzeichnis von Porträts bedeutender Personen aller Gebiete, aufgenommen von Rudolf und Minya Dührkoop o. J. [nach 1904].

    Rudolf Dührkoop, Werkstatt für das künstlerische Kamera-Bildnis. Inhaber Rudolf Dührkoop und Frau Minya Diéz-Dührkoop, o. J. [1909].

    Ernst Juhl (Hg.), Hamburg. Land und Leute der Niederelbe, 1912, Nachdr. 1981.

    Fritz Loescher, Die Bildnis-Photographie. Ein Wegweiser für Fachmänner und Liebhaber, neu bearb. und erweitert von Karl Weiß, 41917. (Onlineressource)

    E[mil] O. Hoppé/Minya Diéz-Dührkoop, Schöne Frauen, 36 Mezzotinto-Gravüren nach Naturaufnahmen, o. J. [um 1922].

    Werner Suhl, Der künstlerische Tanz, 1922.

    Das Deutsche Lichtbild, Jahresschau 1928/29, 1929.

    Heinrich Lhotzky, Das deutsche Kind. Bilder und Gedanken, o. J. [1929].

    Rolf Voigt, Hände. Eine Sammlung von Handabbildungen großer Toter und Lebender, 1929.

    Das Deutsche Lichtbild, Jahresschau, 1930.

    Menschen der Zeit, Hundert und ein Lichtbildnis wesentlicher Männer und Frauen aus deutscher Gegenwart und jüngster Vergangenheit, 1930.

    Tänzerinnen der Gegenwart. 65 Bilder, eingeleitet von Fred Hildenbrandt, 1931.

    Hans Reuter, Das Lichtbild. Meisterbilder der Photographie, 1931.

    Monografien und Aufsätze:

    Willi Warstat, Ähnlichkeit im photographischen Bildnis. Zu den Photographien von Rudolf u. Minya Dührkoop, in: Kunst und Dekoration 39 (1917), S. 171–174. (Onlineressource)

    W. Bronisch, Frau Minya Diez-Dührkoop, in: Neue Hamburger Zeitung, Abend-Ausgabe, v. 9.11.1921, S. 6 f.

    Wilhelm Michel, Kamera-Bildnisse von Minya Dièz-Dührkoop, in: Kunst und Dekoration 47 (1920/1921), S. 142–146. (Onlineressource)

    Odette M. Appel-Heyne, Rudolf Dührkoop. Commercial Pictorialist, 1981. (ungedr. MA-Thesis, University of New Mexico) [Fotokopie in der Bibliothek des Museums für Kunst und Gewerbe, Hamburg]

    Gabriele Betancourt Nuñez, Tanzphotographien von Minya Diez-Dührkoop, in: Rüdiger Joppien/Annette Baumann/Gabriele Betancourt Nuñez (Hg.), Entfesselt. Expressionismus in Hamburg um 1920, Katalog der Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 2006, S. 56–63.

    Gabriele Betancourt Nuñez, Die Fotografinnen Minya Diez-Dührkoop, Lotte Genzsch, Natascha A. Brunswick und Hildi Schmidt Heins, in: Friederike Weimar/Dirk Heimpel (Hg.), „Himmel auf Zeit“. Die Kultur der 1920er Jahre in Hamburg, Katalog der Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle, 2010, S. 291−296.

    Ausstellungskataloge:

    Künstlerische Photographie. Von Hill bis Moholy-Nagy, bearb. v. Marilies von Brevern, Katalog der Ausstellung in den Staatlichen Museen Preussischer Kulturbesitz, Kunstbibliothek Berlin, 1971, S. 38.

    Photographie zwischen Daguerreotypie und Kunstphotographie, bearb. v. Fritz Kempe, Katalog der Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1977, S. 148.

    Farbe im Photo. Die Geschichte der Farbphotographie von 1861−1981, bearb. v. Alfred Baldin, Katalog der Ausstellung in der Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln, 1981, S. 281−283.

    Kunstfotografie um 1900 in Deutschland, bearb. v. Fritz Kempe, Katalog der Ausstellung im Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart, 1982, S. 42−45 u. 57.

    Kunstphotographie um 1900. Die Sammlung Ernst Juhl, Katalog der Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, 1989, S. 94−97 u. 208−210.

    Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn (Hg.), in Zusammenarbeit mit Klaus Honnef/Rolf Sachsse/Karin Thomas, Deutsche Fotografie. Macht eines Mediums 1870−1970, 1997, S. 334 u. 374.

    Ute Eskildsen (Hg.), Fotografieren hieß teilnehmen. Fotografinnen der Weimarer Republik, Katalog der Ausstellung im Museum Folkwang, Essen, in der Fundació La Caixa, Barcelona und im The Jewish Museum, New York City, 1994, S. 314.

    Lexikonartikel:

    Jörg Krichbaum, Art. „Diez-Dührkoop, Minya“ in: ders. (Hg.), Lexikon der Fotografen, 1981, S. 53.

    Marianne Bieger-Thielemann, Art, „Diez-Dührkoop, Minya“ in: Reinhold Mißelbeck (Hg.), Prestel-Lexikon der Fotografen, 2002, S. 72.

    Katherine Hoffman, Art. „Dührkoop, Rudolf and Minya Diez“, in: John Hannavy (Hg.), Encyclopedia of 19th Century Photography, 2008, S. 449−451.

    Gabriele Betancourt Nuñez/Klaas Dierks, Art. „Diez-Dührkoop, Minya“, in: Franklin Kopitzsch/Dirk Brietzke (Hg.), Hamburgische Biografie, Bd. 6, 2012, S. 73–75.

    Fotografie, Selbstbildnis, 1908, Staatsarchiv Hamburg, 720-1/343-1_0037469.

  • Autor/in

    Klaas Dierks (Hamburg)

  • Zitierweise

    Dierks, Klaas, „Diéz-Dührkoop, Minya“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2025, URL: https://www.deutsche-biographie.de/116124210.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA