Lebensdaten
1919 – 1993
Geburtsort
Braunschweig
Sterbeort
Bad Godesberg, Bonn
Beruf/Funktion
Offizier ; Widerstandskämpfer ; Diplomat
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 119150832 | OGND | VIAF: 40182006
Namensvarianten
  • Bussche-Streithorst, Axel Freiherr von dem
  • Bussche-Streithorst, Axel Ernst-August Clamor Franz Albrecht Erich Leo Freiherr von dem
  • Bussche, Axel
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Bussche, Axel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119150832.html [28.03.2024].

CC0

  • Axel von dem Bussche-Streithorst war einer der jüngeren Offiziere im militärischen Widerstandskreis um Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944). Nach 1945 war er in mehreren staatlichen, kirchlichen und internationalen Organisationen tätig. Er wirkte beim Aufbau der Bundeswehr und bei der Entwicklung des Konzepts der „Inneren Führung“ durch Wolf Graf Baudissin (1907–1993) mit.

    Lebensdaten

    Geboren am 24. April 1919 in Braunschweig
    Gestorben am 26. Januar 1993 in Bad Godesberg, Bonn
    Grabstätte Familiengruft Dietzsch-Doertenbach in Lehrensteinsfeld (Baden-Württemberg)
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Axel von dem Bussche, BArch / Bildarchiv (InC)
    Axel von dem Bussche, BArch / Bildarchiv (InC)
  • Lebenslauf

    24. April 1919 - Braunschweig

    1927 - 1929 - München

    Schulbesuch

    Volksschule; Realgymnasium

    1930 - 1937 - Neubeuern am Inn

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Landschulheim

    April 1937 - November 1937 - Rosenheim

    Reichsarbeitsdienst

    November 1937 - Potsdam

    Eintritt in die Wehrmacht als Offiziersanwärter

    Infanterie-Regiment 9

    1938 - 1939 - Hannover

    Lehrgang

    Kriegsschule

    1939 - Mai 1942 - Polen; Frankreich; Sowjetunion

    Kriegsdienst (September 1941 Oberleutnant)

    Infanterie-Regiment 9

    Mai 1942 - März 1943 - Potsdam

    Kommandierung

    Reserve-Grenadier-Regiment 23

    April 1943 - Berlin

    Führer-Reserve OKH

    Mai 1943 - Januar 1944 - Sowjetunion

    Kommandeur (Juli 1943 Hauptmann)

    I./Grenadierregiment 9

    Januar 1944 - 1945

    schwere Verwundung; Beinamputation; Lazarettaufenthalt

    Mai 1945 - November 1945

    britische Kriegsgefangenschaft

    1945 - 1947 - Göttingen

    Studium der Rechtswissenschaft

    Universität

    1948 - 1948 - London

    Programmassistent

    BBC, German Service

    1948 - 1949 - Frankfurt am Main

    Lektor

    Suhrkamp-Verlag

    1950 - 1950 - Bonn

    Mitarbeiter

    Zentrale für Heimatdienst

    1950 - Dezember 1952 - Bonn

    Pressereferent

    Dienststelle Blank im Bundeskanzleramt

    1952 - 1953 - Bonn

    Mitarbeiter

    Presse- und Informationsamt der Bundesregierung

    1954 - 1958 - Washington, DC

    Legationsrat und Pressereferent

    Deutsche Botschaft

    1959 - 1961 - Schloss Salem am Bodensee

    Leiter

    Internatsschule

    1962 - 1963 - Basel

    Studium

    Universität

    1964 - 1966 - Bonn

    Erster Geschäftsführer

    Deutscher Entwicklungsdienst

    1966 - 1971 - Genf

    Mitarbeiter im Referat „Kirche und Gesellschaft“

    Weltkirchenrat

    1971 - 1974 - Washington, DC

    Berater

    Weltbank

    1972 - 1972 - Stockholm

    Mitarbeiter für die Beteiligung nicht-regierungsamtlicher Organisationen

    United Nations Conference on the Environment

    1982 - 1983 - Berlin

    Fellow

    Wissenschaftskolleg

    1984 - 1985 - Oxford (Großbritannien)

    Visiting Fellow

    St. Antony’s College

    26. Januar 1993 - Bad Godesberg, Bonn
  • Genealogie

    Vater Georg Clamor Lothar Albert Hans Hilmat Louis Freiherr von dem Bussche-Streithorst 1883–1959 aus Thale bei Halberstadt; Offizier
    Mutter Jenny Freifrau von dem Bussche-Streithorst, geb. Lassen geb. 1891
    Großvater mütterlicherseits Axel Frederik Julius Christian Lassen 1858–1925 aus Slagelse (Dänemark)
    Großmutter mütterlicherseits Ebba Lassen, geb. Schau 1858–1934
    Bruder Cuno von dem Bussche-Streithorst gest. 1941 Soldat; gefallen im Zweiten Weltkrieg
    Heirat 20.6.1950
    Ehefrau Lady Camilla Mildred Nicola Freiin von dem Bussche-Streithorst, geb. Acheson 1917–1988 aus Selsey (Großbritannien); in 1. Ehe verh. mit Hans-Christoph Schenk von Stauffenberg (1911–2005)
    Schwiegervater Archibald Charles Montagu Brabazon Acheson, 5th Earl of Gosford 1877–1954 aus London, Middlesex (Großbritannien)
    Schwiegermutter Caroline Mildred Acheson, Countess of Gosford, geb. Carter 1888–1956 aus Cambridge (Massachusetts, USA)
    Tochter Nicola Dietzsch-Doertenbach, geb. Freiin von dem Bussche-Streithorst verh. mit Maximilian Dietzsch-Doertenbach (1951–2021)
    Tochter Jane (Johanna) Freiin von dem Bussche-Streithorst
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Bussche, Axel (1919 – 1993)

    • Vater

      Georg Freiherr von dem Bussche-Streithorst

      1883–1959

      aus Thale bei Halberstadt; Offizier

      • Großvater väterlicherseits

      • Großmutter väterlicherseits

    • Mutter

      Jenny Freifrau von dem Bussche-Streithorst

      geb. 1891

      • Großvater mütterlicherseits

        Axel Frederik Julius Christian Lassen

        1858–1925

        aus Slagelse (Dänemark)

      • Großmutter mütterlicherseits

        Ebba Lassen

        1858–1934

    • Bruder

      Cuno von dem Bussche-Streithorst

      gest. 1941

      Soldat; gefallen im Zweiten Weltkrieg

    • Heirat

      • Ehefrau

        Camilla Freiin von dem Bussche-Streithorst

        1917–1988

        aus Selsey (Großbritannien); in 1. Ehe verh. mit Hans-Christoph Schenk von Stauffenberg (1911–2005)

  • Biografie

    Nach Abitur und Reichsarbeitsdienst trat von dem Bussche im November 1937 in Potsdam als Offiziersanwärter in das Infanterie-Regiment 9 ein. Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs zum Leutnant befördert, wurde er 1940 in Frankreich schwer verwundet. Über das Regiment lernte von dem Bussche mehrere Offiziere kennen, die später zu den führenden Köpfen des militärischen Widerstands gehörten, darunter der spätere Generalmajor Henning von Tresckow (1901–1944). Im Oktober 1943 stellte ihn Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg (1902–1944) Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944) vor.

    Von dem Bussche war – wie viele Offiziere aus konservativen Familien – zunächst unpolitisch eingestellt und fühlte sich lange durch seinen „Führereid“ an Adolf Hitler (1889–1945) gebunden. Dem Widerstand schloss er sich erst an, nachdem er in der Sowjetunion Zeuge großangelegter Mordaktionen geworden war, v. a. eines Massakers von Angehörigen der SS an Juden bei der westukrainischen Stadt Dubno im Oktober 1942. Im Herbst 1943 stellte er sich Stauffenberg als potenzieller Attentäter auf Hitler zur Verfügung. Ausgestattet mit Sprengstoff und Zündern hielt er sich im November und Dezember 1943 in der Nähe des Führerhauptquartiers in Ostpreußen auf, um sich bei der geplanten Vorführung neuer Uniformen für die Ostfront mit Hitler in die Luft zu sprengen. Das Vorhaben wurde abgesagt, nachdem die Uniformen bei einem Luftangriff auf Berlin vernichtet worden waren.

    Zu seinem an der Ostfront eingesetzten Bataillon zurückgekehrt, wurde von dem Bussche Ende Januar 1944 so schwer verwundet, dass ihm das rechte Bein amputiert werden musste. Anschließend blieb er bis zum Herbst 1944 im Lazarett, wurde im März 1944 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet und im Juni zum Major befördert. Seine Beteiligung am Widerstand blieb dem Regime bis zuletzt verborgen.

    Nach Kriegsende studierte von dem Bussche von 1945 bis 1947 in Göttingen Jura. Während des Studiums traf er seinen früheren Regimentskameraden Richard von Weizsäcker (1920–2015) wieder, der ihm ein lebenslanger Freund wurde, und befreundete sich zudem mit dem späteren CDU-Generalsekretär, Konrad Kraske (1926–2016). Nach wechselnden journalistischen Tätigkeiten fand er 1950 in Bonn Anstellung im Bundeskanzleramt in der Zentrale für Heimatdienst, dann in der daraus hervorgegangenen „Dienststelle Blank“, der Vorläuferorganisation des Bundesministeriums für Verteidigung. Er wurde dort Pressesprecher und machte Kraske zu seinem Stellvertreter.

    Innerhalb der „Dienststelle Blank“ unterstützte von dem Bussche das Reformkonzept der „Inneren Führung“ seines früheren Regimentskameraden Wolf Graf Baudissin (1907–1993). Kernpunkte des von konservativeren Offizieren angefochtenen Konzepts waren die Vorstellung vom Soldaten als Staatsbürger in Uniform, eine zeitgemäße Menschenführung, umfassende politische Bildung der Soldaten sowie die vorbehaltlose Anerkennung des Primats der Politik. Ende 1952 wechselte von dem Bussche als Referent in die Pressestelle des Bundeskanzleramts, ging 1954 zum Auswärtigen Amt und wurde Pressereferent der Deutschen Botschaft in Washington, D.C.

    Die damalige US- und NATO-Strategie sah für den Kriegsfall den massiven Einsatz US-amerikanischer Nuklearwaffen in Deutschland vor. Von dem Bussche lehnte diese Strategie ab, verließ 1958 die Botschaft in Washington und übernahm im folgenden Jahr die Leitung des von Kurt Hahn (1886–1974) begründeten Internats Schloss Salem am Bodensee. 1964 wurde er erster Geschäftsführer des Deutschen Entwicklungsdienstes, verließ 1966 endgültig den Staatsdienst und arbeitete bis 1971 für den Weltkirchenrat in Genf, wo er das Referat „Kirche und Gesellschaft“ beriet. Dabei war er v. a. zuständig für die Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche auf sozialem Gebiet, den Dialog mit christlichen Wirtschaftsführern und das neue theologische Denken über moderne Technologien.

    Von dem Bussche pflegte einen weitgespannten, internationalen Freundeskreis. An einem ein Jahr nach seinem Tod erschienenen Sammelband zu seinen Ehren beteiligten sich 1994 neben Kraske und Weizsäcker u. a. die Publizistin Marion Gräfin Dönhoff (1909–2002), der General Johann Adolf Graf von Kielmansegg (1906–2006), der Diplomat Rolf Friedemann Pauls (1915–2002) und der israelische Komponist Josef Tal (1910–2008).

  • Auszeichnungen

    vor 1945 Eisernes Kreuz II. und I Klasse
    vor 1945 Deutsches Kreuz in Gold
    März 1944 Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
    1972 Verdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • Quellen

    Nachlass:

    nicht bekannt.

    Weitere Archivmaterialien:

    Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg im Breisgau, PERS 6/265889 (Personalakte); BW 9 (Deutsche Dienststellen zur Vorbereitung der Europäischen Verteidigungsgemeinschaften zusammenhängenden Fragen, Handakten).

  • Werke

    Eid und Schuld, in: Göttinger Universitätszeitung 2 (1947), H. 7, Nachdr. in: Gevinon von Medem (Hg.), Axel von dem Bussche, 1994, S. 133–142.

    German Rearmament. Hopes and Fears, in: Foreign affairs 32 (1953/54), S. 68–79.

  • Literatur

    Georg Meyer, Zur inneren Entwicklung der Bundeswehr bis 1960/61, in: Hans Ehlert (Hg.), Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik, Bd. 3, 1993, S. 851–1162.

    Gevinon von Medem (Hg.), Axel von dem Bussche, 1994.

    Peter Steinbach/Johannes Tuchel, Art. „Bussche-Streithorst, Axel Freiherr von dem“, in: dies. (Hg.), Lexikon des Widerstandes 1933–1945, 2. überarb. u. erw. Aufl. 1998, S. 39.

    Linda von Keyserlingk/Gorch Pieken/Matthias Rogg (Hg.), Attentat auf Hitler. Stauffenberg und mehr, 2014, S. 136–143.

    Agilolf Keßelring, Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik, 2017.

    Gevinon von dem Bussche-Kessell, Auch im Frieden Verantwortung übernehmen. Axel Frhr. von dem Bussche, in: Felix Kraft/Christoph Studt (Hg.), „Sie hatten alle Rang und Geist und Namen“. Mitglieder des Widerstands und ihr Wirken nach 1945, 2018, S. 85–92.

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien, Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs.

  • Autor/in

    Winfried Heinemann (Cottbus)

  • Zitierweise

    Heinemann, Winfried, „Bussche, Axel“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/119150832.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA