Lebensdaten
1940 – 2011
Geburtsort
Essen
Sterbeort
Göttingen
Beruf/Funktion
Literaturkritiker ; Publizist ; Herausgeber ; Regisseur ; Schriftsteller ; Literaturwissenschaftler
Normdaten
GND: 11574326X | OGND | VIAF: 99383910
Namensvarianten
  • Arnold, Heinz Ludwig
  • Arnold, C. L.
  • Arnold, Chajnc L.
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Biografische Lexika/Biogramme

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Zitierweise

Arnold, Heinz Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11574326X.html [29.03.2024].

CC0

  • Heinz Ludwig Arnold war als Begründer und Herausgeber der Zeitschrift „TEXT+KRITIK“ seit 1963 ein bedeutender Literaturvermittler und -kritiker der Bundesrepublik. Er gab drei große Autoren- und Werklexika heraus und initiierte mehrere kulturelle Institutionen.

    Lebensdaten

    Geboren am 29. März 1940 in Essen
    Gestorben am 1. November 2011 in Göttingen
    Grabstätte Stadtfriedhof in Göttingen
    Heinz Ludwig Arnold (InC)
    Heinz Ludwig Arnold (InC)
  • Lebenslauf

    29. März 1940 - Essen

    1947 - 1960 - Recklinghausen; Bochum; Karlsruhe

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Grundschule; Gymnasium

    1961 - 1962 - Göttingen

    Jurastudium (abgebrochen)

    Universität

    1961 - 1963 - Göttingen; Wilflingen (Oberschwaben)

    1962 - 1969 - Göttingen

    Studium der Literaturwissenschaft, Romanistik und Philosophie (ohne Abschluss)

    Universität

    1963 - 2011 - Göttingen; München

    Begründer und Herausgeber

    TEXT+KRITIK (Zeitschrift)

    1972 - 1984 - Göttingen

    Lehrauftrag für Literaturkritik

    Universität

    1978 - 2011 - Göttingen

    Herausgeber

    Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur

    1983 - 2008 - Göttingen

    Herausgeber

    Kritisches Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur

    1995 - 2011 - Göttingen

    Honorarprofessor

    Universität

    1997 - 1997 - Paris

    Gastprofessor für deutschsprachige Gegenwartsliteratur

    Ecole normale supérieure

    2000 - 2011 - Göttingen

    (Gründungs-)Vorsitzender des Trägervereins

    Literarisches Zentrum

    2004 - 2009 - Göttingen

    Herausgeber

    Kindlers Literatur Lexikon (KLL, Neuauflage)

    1. November 2011 - Göttingen
  • Genealogie

    Vater Heinrich August Wilhelm Arnold 1910–1980 Jurist; Staatsanwalt in Dortmund und Bochum; Bundesanwalt in Karlsruhe
    Großvater väterlicherseits Heinrich Richard Arnold 1886–1960 Justizinspektor in Recklinghausen
    Großmutter väterlicherseits Lina Arnold, geb. Steinkamp 1887–1974 Hausfrau
    Mutter Elisabeth Arnold, geb. Weinreich 1914–1982 Hausfrau
    Großvater mütterlicherseits Ludwig Weinreich 1887–1958 Bäckermeister in Melsungen
    Großmutter mütterlicherseits Anna Martha Weinreich, geb. Lohr 1889–1946
    Schwester Elisabeth Buback, geb. Arnold geb. 1948 Gymnasialrätin
    Heirat 6.12.1985 in Göttingen
    Ehefrau Christiane Freudenstein-Arnold, geb. Freudenstein geb. 25.7.1958 aus Goslar
    Schwiegervater Harald Freudenstein 1925–1978 Kaufmann
    Schwiegermutter Käthe Freudenstein, geb. Schubert 1923–1999 Volkswirtin
    Tochter Hannah Arnold geb. 1.9.1988 Göttingen
    Schwager Michael Buback geb. 1945 1981–1994 Professor für Angewandte Physikalische Chemie an der Universität Göttingen, hier seit 1994 Professor für Technische und Makromolekulare Chemie, seit 2000 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Arnold, Heinz Ludwig (1940 – 2011)

    • Vater

      Heinrich August Wilhelm Arnold

      1910–1980

      Jurist; Staatsanwalt in Dortmund und Bochum; Bundesanwalt in Karlsruhe

      • Großvater väterlicherseits

        Heinrich Richard Arnold

        1886–1960

        Justizinspektor in Recklinghausen

      • Großmutter väterlicherseits

        Lina Arnold

        1887–1974

        Hausfrau

    • Mutter

      Elisabeth Arnold

      1914–1982

      Hausfrau

      • Großvater mütterlicherseits

        Ludwig Weinreich

        1887–1958

        Bäckermeister in Melsungen

      • Großmutter mütterlicherseits

        Anna Martha Weinreich

        1889–1946

    • Schwester

      Elisabeth Buback

      geb. 1948

      Gymnasialrätin

    • Heirat

      in

      Göttingen

      • Ehefrau

        Christiane Freudenstein-Arnold

        geb. 25.7.1958

        aus Goslar

  • Biografie

    Schon während seiner Schulzeit gründete und redigierte Arnold eine Schülerzeitschrift für zehn Karlsruher Gymnasien. Nach seinem Abitur 1960 begann er 1961 dem Wunsch des Vaters entsprechend ein Studium der Rechtswissenschaften in Göttingen, brach dieses jedoch im folgenden Jahr ab, um seinen eigentlichen Interessen folgend Literaturwissenschaft, Romanistik und Philosophie zu studieren. Von 1961 bis 1963 arbeitete er zugleich als Sekretär des Schriftstellers Ernst Jünger (1895–1998), dem Arnold 1966 eine bewundernde Monografie widmete. Später folgte eine zunehmend kritische, publizistische Auseinandersetzung und schließlich eine völlige Distanzierung von Jünger.

    1962 gründete Arnold mit Kommilitonen, die jeweils nur für kurze Zeit dabei blieben, die Literaturzeitschrift „TEXT+KRITIK“, die zunächst im Selbstverlag, seit 1969 im Münchner Verlag edition text+kritik erschien. Arnold war bis zu seinem Tod alleiniger Herausgeber der Zeitschrift, deren erstes Heft (Februar 1963) sich dem Schriftsteller Günter Grass (1927–2015) widmete. „TEXT+KRITIK“ entwickelte sich zu einem Organ, das die Kanonisierung von Autorinnen und Autoren im deutschsprachigen Literaturbetrieb stark beeinflusste und mit Themenbänden und Sonderbänden (etwa zu „Literatur und Holocaust“, DDR-Literatur, Migrationsliteratur, Digitaler Literatur) aktuelle Debatten aufgriff, an denen sich namhafte Wissenschaftler, Kritiker und Schriftsteller beteiligten. In den 1970er Jahren betrug die Standardauflage der Zeitschrift 2500 Exemplare.

    1969 beendete Arnold sein Studium ohne Abschluss und brach eine geplante Promotion bei dem Germanisten Albrecht Schöne (geb. 1925) ab, um freiberuflich als Herausgeber, Autor und Literaturkritiker zu arbeiten. Von 1972 bis 1984 hatte er einen Lehrauftrag für Literaturkritik an der Universität Göttingen inne, 1995 wurde Arnold hier Honorarprofessor und etablierte 1997 eine jährliche Gastprofessur für Literaturkritik. 1999 initiierte er zudem die jährlich ausgerichtete Lichtenberg-Poetikvorlesung, die er bis 2011 kuratierte und die nach seinem Tod seit 2014 fortgesetzt wird.

    Als Literaturkritiker führte Arnold seit den 1970er Jahren zahlreiche, sich oft mehrere Stunden oder auch Tage erstreckende Gespräche mit Schriftstellern wie Grass, Heinrich Böll (1917–1985), Friedrich Dürrenmatt (1921–1990), Max Frisch (1911–1991), Wolfgang Koeppen (1906–1996), Martin Walser (geb. 1927) und Peter Weiss (1916–1982). In mehreren Bänden publiziert, die jeweils hohe Auflagen erzielten und stark rezipiert wurden, boten diese Gespräche eine spezifische Art der Literaturvermittlung, die sich von rein akademischen Denk- und Darstellungsweisen abgrenzen sollte.

    1978 gründete Arnold nach dem Vorbild der aus dem juristischen Bereich bekannten Loseblattsammlungen das „Kritische Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“, das er bis zu seinem Tod herausgab und das von Seiten der universitären Germanistik stets kritisch begleitet und in Konzeption wie Ausführung breite Anerkennung fand. Von 1983 bis 2008 gab Arnold zudem das „Kritische Lexikon zur fremdsprachigen Gegenwartsliteratur“ heraus. Die Vermittlung der deutschsprachigen Literatur im Ausland gehörte ebenfalls zu Arnolds Anliegen, der seit Mitte der 1970er Jahre u. a. mit dem Goethe-Institut Vortragsreisen in europäische Nachbarstaaten sowie in die USA, nach Australien, Neuseeland, Indonesien, China und Indien unternahm. 1997 lehrte er deutschsprachige Gegenwartsliteratur als Gastprofessor an der École normale supérieure in Paris.

    Die enge Zusammenarbeit mit Autorinnen und Autoren setzte Arnold zeitlebens fort, etwa im Rahmen seiner Tätigkeit für die Bundesakademie für kulturelle Bildung in Wolfenbüttel. 2000 begründete er das Literarische Zentrum in Göttingen, dessen Trägerverein er bis 2011 vorsaß. Sein Anliegen, Literatur ohne fachwissenschaftliche Barrieren, aber stets kritisch reflektiert und auf wissenschaftlicher Grundlage breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen, führte Arnold auch zur Initiative einer Neuauflage von „Kindlers Literaturlexikon“, die er von 2004 bis 2009 in 18 Bänden herausgab.

  • Auszeichnungen

    1973 Mitglied des Deutschen PEN-Zentrums (Bundesrepublik)
    1992 Mitglied im Beirat der Bundesakademie für kulturelle Bildung, Wolfenbüttel (2003–2008 stellvertretender Vorsitzender, 2008–2011 Vorsitzender)
    1998 Niedersachsenpreis für Publizistik
    1999 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt
    2011 Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • Quellen

    Nachlass:

    Deutsches Literaturarchiv, Marburg am Neckar. (Hauptnachlass)

    Privatbesitz. (Teilnachlass)

  • Werke

    Monografien und Gespräche:

    Ernst Jünger. Monographie, 1966.

    Brauchen wir noch die Literatur? Zur literarischen Situation in der Bundesrepublik, 1972.

    Gespräche mit Schriftstellern (Frisch, Grass, Koeppen, von der Grün, Wallraff), 1975.

    Friedrich Dürrenmatt. Gespräch mit Heinz Ludwig Arnold, 1976.

    Tagebuch einer Chinareise, 1978.

    Als Schriftsteller leben. Gespräche mit Handke, Kroetz, Zwerenz, Jens, Rühmkorf, Grass, 1979.

    Schriftsteller im Gespräch, 2 Bde., 1990.

    Querfahrt mit Dürrenmatt, 1990.

    Krieger, Waldgänger, Anarch. Versuch über Ernst Jünger, 1990.

    Die drei Sprünge der westdeutschen Literatur. Eine Erinnerung, 1993.

    „Was bin ich?“. Über Max Frisch, 2002.

    Die Gruppe 47, 2004.

    Von Unvollendeten. Literarische Porträts, 2005.

    Meine Gespräche mit Schriftstellern. 3 CDs, 2011. (ca. 64 Std. Originaltonaufnahmen)

    Gespräche mit Autoren, 2012.

    Herausgeberschaften:

    Nacht, mehr denn lichte Nacht. Andreas Gryphius. Die geistlichen Gedichte, 1965.

    Literaturbetrieb in Deutschland, 1971, Neuausg. 1981.

    Heinz Ludwig Arnold/Franz Josef Görtz, Günter Grass – Dokumente zur politischen Wirkung, 1972.

    Geschichte der deutschen Literatur aus Methoden. Westdeutsche Literatur von 1945–1971, 3 Bde., 1972.

    Deutsche über die Deutschen. Auch ein deutsches Lesebuch, 1972.

    Heinz Ludwig Arnold/Volker Sinemus, Grundzüge der Literaturwissenschaft, 1973, Neuausg. 1996, hg. mit Heinrich Detering.

    Geschichte der deutschen Literatur aus Methoden. Deutsche Literatur im Exil 1933–1945, 2 Bde., 1974.

    Heinz Ludwig Arnold/Volker Sinemus, Grundzüge der Sprachwissenschaft, 1974.

    Heinz Ludwig Arnold/Ilsabe Dagmar Arnold-Dielewicz, Arbeiterliteratur in der Bundesrepublik Deutschland, 1975.

    Andreas Gryphius. Die Lustspiele, 1975.

    Handbuch zur deutschen Arbeiterliteratur, 2 Bde., 1977.

    Heinz Ludwig Arnold/Theo Buck, Positionen des Dramas, 1977.

    Heinz Ludwig Arnold/Theo Buck, Positionen des Erzählens. Analysen und Theorien zur Literatur der Bundesrepublik, 1976.

    Die Gruppe 47. Ein kritischer Grundriß, 1980.

    Vom Verlust der Scham und dem allmählichen Verschwinden der Demokratie, 1988.

    Heinz Ludwig Arnold/Frauke Meyer-Gosau, Die Abwicklung der DDR, 1992.

    Friedrich Dürrenmatt. Gespräche, 4 Bde., 1996.

    Die deutsche Literatur 1945–1960, 4 Bde., 1995.

    Einigkeit und aus Ruinen. Eine deutsche Anthologie, 1999.

    Arbeiterlyrik 1842–1932, 2003.

    Heinz Ludwig Arnold/Hermann Korte, Lyrik der DDR, 2009.

    Ein abenteuerliches Herz. Ernst-Jünger-Lesebuch, 2011.

  • Literatur

    Gert Ueding, Am Fuße des Leuchtturms ist kein Licht, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 16.7.1983.

    Hartmut Panskus, Institution in Sachen Literatur, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 76 v. 23.9.1988.

    Johannes Gelich, Der Literatur-Erzähler, in Buchkultur 101 (Okt./Nov. 2005), S. 24 f.

    Ernst-Peter Wieckenberg, Die Erfolgs-Mischung, in: Süddeutsche Zeitung v. 13./14.2.1993.

    Erhard Schütz, Heinz Ludwig Arnold. Betriebsmacher, in: Der Tagesspiegel v. 29.3.2010.

    Denis Scheck im Gespräch mit Beatrix Novy, Der Erste unter den Sekundären, in: Deutschlandfunk v. 1.11.2011. (Nachruf)

    Hubert Spiegel, Die schönste Manufaktur der Literaturwelt, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 1.11.2011. (Nachruf)

  • Onlineressourcen

  • Autor/in

    Axel Ruckaberle (Göttingen)

  • Zitierweise

    Ruckaberle, Axel, „Arnold, Heinz Ludwig“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.10.2022, URL: https://www.deutsche-biographie.de/11574326X.html#dbocontent

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