Lebensdaten
1690 – 1737
Geburtsort
Lenhausen bei Plettenberg (Westfalen)
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
kurkölnischer Minister ; Obristhofmeister ; Freiherr
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 123591627 | OGND | VIAF: 206309975
Namensvarianten
  • Plettenberg und Wittem, Wilhelm Ferdinand Graf zu
  • Plettenberg, Ferdinand Freiherr von (bis 1724)
  • Plettenberg, Ferdinand Graf zu
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Plettenberg, Ferdinand Graf zu, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123591627.html [16.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Adolph Frhr. v. P. zu Lehnhausen u. Bergstrasse (1655–1695), kurköln. Kämmerer u. GR, S d. Bernhard (1615–81) u. d. Odilia v. Fürstenberg zu Schnellenberg u. Waterlap (1617–83);
    M Franziska Theresia Gundula (1667–1722), T d. Degenhardt Adolph Frhr. v. Wolff-Metternich zur Gracht (1616–68), kurköln. GR u. Oberstallmeister, u. d. Margaretha Alexandrina v. Honsbrock zu Oistham (1630–77);
    Ov Friedrich Christian (1644–1706), seit 1688 Bf. v. Münster (s. ADB 53; Gatz II);
    - Münster 1712 Bernhardina Alexandrina Felicitas (1695–1757), T d. Dietrich Conrad Adolph|Frhr. v. Westerholt zu Lembeck (1658–1702) u. d. Maria Anna Theodora Waldbott v. Bassenheim zu Gudenau (1665–1742);
    1 S Franz Joseph Anton Gf. v. P. (1714-79), kaiserl. Kämmerer u. GR, 1 T Bernhardina (1719–69, Joseph Franz Bonaventura Kilian Gf. v. Schönborn-Wiesentheid, 1708–72, kurmainz. GR, Vicedom zu Aschaffenburg).

  • Biographie

    Nach dem Tod seines älteren Bruders verzichtete P. 1712 auf seine Paderborner Dom-präbende und erbte eines der größten Rittergüter Westfalens. Fortan residierte er in dem von seinem Onkel Friedrich Christian, Fürstbischof von Münster, erbauten prunkvollen Schloß Nordkirchen. Mit der Herrschaft fiel ihm als Erbmarschall des Stifts Münster der Vorsitz der dortigen Ritterschaft zu. 1713 wurde er zum Geheimen Rat im Fürstbistum Münster ernannt. Eingebunden in ein umfassendes verwandtschaftliches Beziehungsnetz, wurde P. in den folgenden Jahren eine bestimmende Persönlichkeit in den Domkapiteln des nordwestl. Reichsgebietes. Durch finanzielle Zuwendungen konnte er 1719 im Auftrag des bayer. Kf. Max Emanuel und des Kf. Joseph Clemens von Köln, die Bischofswahlen in Münster und Paderborn erfolgreich für den Wittelsbacher Clemens August (1700–61) gestalten. Dieses Engagement brachte P. den Titel eines kurbayer. und kurköln. Geheimen Rats und ließ ihn zum politischen Mentor des jungen Fürstbischofs werden, zu dessen Gunsten er auch die Bischofswahlen in Köln (1722/23), Hildesheim (1724) und Osnabrück (1728) beeinflussen konnte. Als Geheimer Rat und Obristkämmerer, später als Obristhofmeister (1731) lenkte er bis 1733 die Geschicke Kurkölns in eigener Regie. Von seinem Bonner Stadtpalais aus, das Clemens August ihm geschenkt hatte, regelte P. die administrativen Angelegenheiten und legte die politischen Leitlinien im Verhältnis zu den auswärtigen Mächton fest. Lavierte P. dabei zunächst zwischen dem franz. König und dem Kaiser, so löste er schließlich – in Hoffnung auf den neu zu besetzenden Posten des Reichsvizekanzlers – Kurköln aus der traditionellen Bindung an Kurbayern und wandte sich um 1730 endgültig dem Kaiser zu. Zusammen mit den beiden anderen geistlichen Kurfürsten ebnete P. 1732 den Weg für die Zustimmung des Reichstags zur Pragmatischen Sanktion. Er verhalf Clemens August zur Würde des Hochmeisters des Deutschen Ordens.

    P.s politischer und sozialer Aufstieg in kurköln. Diensten korrespondierte mit einem gesteigerten Aufwand für Repräsentation. Er holte namhafte Künstler und Handwerker aus Westfalen und Bonn nach Nordkirchen, wo er sein Schloß mit erheblichen Kosten fertigstellte. Er beeinflußte auch die Repräsentationsformen Clemens Augusts, u. a. indem er den von ihm protegierten westfäl. Architekten Johann Conrad Schlaun an dessen Hof vermittelte. P. ließ sich von den bedeutendsten Malern seiner Zeit porträtieren und richtete in seinem Bonner Palais eine umfangreiche Gemäldegalerie ein.

    Nachdem einer seiner Verwandten 1733 den kurfürstl. Günstling Komtur Johann Baptist v. Roll in einem Duell getötet hatte, wurde P. unehrenhaft entlassen. Mehrere Versuche, an den kurköln. Hof zurückzukehren, scheiterten. P. trat daher im Dez. 1733 in kaiserl. Dienste, doch erhielt er nicht den angestrebten Reichsvizekanzlerposten, sondern nur politisch unbedeutende Ämter. Bis 1735 war er Bevollmächtigter im Niederrhein.-Westfäl. Kreis. Anschließend ging er nach Wien und wurde zum kaiserl. Botschafter beim Papst in Rom ernannt, verstarb jedoch noch vor Amtsantritt. Nach Jahren diplomatischer Geschäftigkeit hinterließ P. nebem umfangreichem Grundbesitz eine beträchtliche Schuldenlast.|

  • Auszeichnungen

    Orden d. Goldenen Vlieses (1732).

  • Literatur

    E. Kinsky, Die Außenpol. d. kurköln. Min. v. P. 1723-1733, Diss. Bonn 1956;
    M. Braubach. F. v. P. (1690-1737), in: Westfäl. Lb. 9, 1962, S. 34-51 (P);
    F. Keinemann, Das Domkap. zu Münster im 18. Jh., 1967;
    M. Leifeld, Macht u. Ohnmacht der Kölner Kurfürsten um 1700, in: Im Wechselspiel d. Kräfte, Pol. Entwicklungen d. 17. u. 18. Jh. in Kurköln, hg. v. F. G. Zehnder, 1999, S. 62-95 (P);
    ders., Die Hofhaltung d. Reichsgf. F. v. P.-Wittem (Diss. Bonn, in Vorbereitung).|

  • Quellen

    Qu Westfäl. Archivamt, Münster (Bestand Nordkirchen).

  • Porträts

    Ölgem. v. M. van Meytens d. J., um 1735 (Brühl, Schloß Augustusburg);
    Ölgem. v. J. Vivien, um 1721/22 (Münster, Westfäl. Landesmus. f. Kunst u. Kulturgesch.);
    Alabasterbüste v. J. W. Gröninger, um 1721/22 (Schloß Nordkirchen).

  • Autor/in

    Marcus Leifeld
  • Zitierweise

    Leifeld, Marcus, "Plettenberg, Ferdinand Graf zu" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 536-537 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123591627.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA