Lebensdaten
1695 – 1773
Geburtsort
Nörde bei Paderborn (Westfalen)
Sterbeort
Münster
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118607936 | OGND | VIAF: 52482194
Namensvarianten
  • Schlaun von Linden, Johann Conrad
  • Schlaun, Johann Conrad
  • Schlaun von Linden, Johann Conrad
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Zitierweise

Schlaun, Johann Conrad, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118607936.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich S. v. Linden ( 1726), Baumeister in N., S d. Johann S. v. Linden (Adelsbestätigung 1622), u. d. Anna Niemeyer v. Lindenschmied;
    M Agnes de Bernardi-Bernardis;
    1) N. N., 2) Mitte d. 1730er J. Anna Katharina Roehrmann (Rohrmann), aus Eupen;
    1 T aus 1) N. N. (⚭ N. N. v. Schilgen, in Osnabrück), 2 S aus 2) Martin, Kanonikus in M., Moriz Gerhard Frhr. S. v. Linden (1742–1825, österr. Frhr. 1790, Josepha Christiane Julie Gfn. v. Keglevics de Buzin, 1807), k. k. FZM, Kdt. d. 2. Walachen-Grenz-Rgt., Rr. d. Maria-Theresia-Ordens (s. Wurzbach), 2 T aus 2) Anna Katharina (* 1743, Georg v. Müller, hann. Hptm., Vf. v. Kam.nachrr.), Antoinette (Antonia), Ordensfrau in M.;
    E Josepha Freiin S. v. Linden (* 1798, Franz Xaver Frhr. v. Ottenfels gen. v. Gschwind, 1778–1851, auf Horvaczka, Kroatien, Dipl., 1835 Leiter d. inländ. Abt. d. k. k. Staatskanzlei unter Metternich, s. Wurzbach; ÖBL).

  • Biographie

    S., der die Architektur Nord Westdeutschlands für fast ein halbes Jahrhundert bestimmte, wurde als Soldat und Ingenieur ausgebildet. Nach frühen Architekturerfahrungen bei Gottfried Laurenz Pictorius (Jesuitenkolleg in Büren) und Lambert von Corfey (Schloß Drensteinfurt), erhielt er auf einer großen Europatour, die ihn über Würzburg (Balthasar Neumann), Wien, Rom und Paris führte, 1719-23 seine Ausbildung als Architekt. Seine Karriere als Militär (zuletzt Gen.major d. münster. Artillerie) und Oberbaudirektor vollzog sich überwiegend während der Herrschaft von Clemens August von Bayern (1700–61), Erzbischof und Kurfürst von Köln, der zugleich Fürstbischof von Münster, Paderborn, Osnabrück, Hildesheim und Hochmeister des Dt. Ordens war.

    Erste große Aufträge erhielt S. seit 1723 von dem Minister des Fürstbischofs, Gf. Ferdinand v. Plettenberg (1690–1737), zum Ausbau des Familienschlosses Nordkirchen (Münsterland) sowie für Kirchen und Klöster in dessen Besitzungen in Holländisch-Limburg (Witem, Eys) und einer Stadtresidenz in Münster. Sein erstes Hauptwerk wurde der Umbau der Landesfestung Augustusburg in Brühl zum Residenzschloß des Kurfürsten, wo er später von Balthasar Neumann (Treppenhaus) und François de Cuvilliés (Südfassade) abgelöst wurde. 1733 beauftragte ihn der Kurfürst mit der Planung einer Residenz im Westen der Stadt Münster anstelle der alten, aus der Regierungszeit des Fürstbf. Christoph Bernhard von Galen stammenden Zitadelle, die in veränderter Form allerdings erst unter dem Nachfolger von Clemens August, Kf. Maximilian Friedrich von Königsegg Rothenfels, seit 1767 als letzte große Residenz des Spätbarock in Deutschland realisiert wurde (nach Zerstörung im 2. Weltkrieg heute Sitz d. Westfäl. Wilhelms-Univ.).

    Das 1736 begonnene Jagdschloß Clemenswerth im Hümmling (Niederstift Münster, Emsland) zählt mit seiner sternförmigen Anlage – Mittelpavillon und acht umgebende Pavillons – in Außenbau und Innenausstattung zu den Meisterwerken des europ. Spätbarock. Ebenfalls im Auftrag des Kurfürsten errichtete S. seit 1744 das Clemenshospital mit Kirche in Münster, wobei er die Fläche des unregelmäßigen Grundstücks in einem mittelalterlichen Wohnquartier auf originelle Weise zu nutzen verstand; die Kirche (nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaut) spiegelt S.s röm. Erfahrungen (S. Andrea in Quirinale) wider. In direkter Nachbarschaft dazu war S. seit 1753 für den Erbdrostenhof von Vischering verantwortlich. Auch hier gelang es ihm, auf einem ungünstig geschnittenen Grundstück eine überzeugende Lösung für ein Stadtpalais zu finden: mit Anklängen an die Wiener Palastfassaden sowie mit einer salle à l'italienne und raffinierter franz. Raumdisposition im Innern (nach d. Krieg wieder aufgebaut).

    Darüber hinaus entwarf S. für den rhein. und westfäl. Adel Schlösser, maisons de plaisances und „moderne“ Fassungen der alten Landsitze, Parkanlagen mit Pavillons, Brücken und Portale, häufig auch die zeitgemäße Ausstattung des Inneren, wobei er selten über die Stilstufe des Régence hinausging. Als Landingenieur war er zuständig für den Straßenbau, Kanäle (Max-Clemens-Kanal mit|Nutzbauten) und den Festungsbau (Meppen), aber auch für alle übrigen Aufgaben vom Nutzbau (Zuchthaus Münster) bis zu Festdekorationen.

    Stilistisch ist S. ein unkonventioneller Vertreter des dt. Spätbarock, der seine internationalen Erfahrungen – repräsentative Fassaden nach Wiener und röm. Vorbild, franz. Innenraumdispositionen und Ausstattungen der Räume – mit den Bautraditionen des heimatlichen Westfalen verbindet. Sein persönlichstes Werk, das vor den Toren Münsters gelegene Haus Rüschhaus (später Wohnsitz d. Dichterin Annette v. Droste Hülshoff), das S. sich selber 1745-49 als Landsitz auf dem Höhepunkt seiner Karriere erbaute, verrät einen ebenso freien Umgang mit architektonischen Mustern (Kombination e. maison de plaisance mit d. Grundform e. westfäl. Bauernhofes) wie das (im 2. Weltkrieg zerstörte) Stadthaus S.s in Münster (vollendet 1755) ein sicheres Gefühl für gesellschaftliche Distinktion. Seine ungewöhnlichen städtebaulichen Lösungen wie auch die sensible, auf malerische Wirkung bedachte Verwendung der typischen Baumaterialien gelber Sandstein, roter Klinker und blauer Schiefer, machen ihn zu einem der originellsten Vertreter des dt. Spätbarock.

  • Literatur

    J. C. S. 1695-1773, hg. v. U.-D. Korn, 1976;
    J. C. S. 1695-1773, Architektur d. Spätbarock in Europa, hg. v. K. Bußmann, F. Matzner u. U. Schulze, Ausst.kat. Westfäl. Landesmus. f. Kunst u. Kulturgesch. Münster 1995 (Abb., Zeichnungen, Pläne, W-Verz., P);
    F. Matzner u. U. Schulze, J. C. S. 1695-1773, Das Gesamtwerk, hg. v. K. Bußmann, 2 Bde., 1995 (Bibliogr.);
    ThB;
    Westfäl. Lb. I, 1930, S. 221-41 (P);
    Th. Rensing, in: Die Gr. Deutschen V, 1957, S. 147-57 (P);
    Biogr. Hdb. Osnabrück;
    Dict. of Art;
    zur Fam.:
    Gotha. Geneal. Tb. Freiherren 1849, S. 535 f., 1872, S. 620 f.;
    A. Frfr. v. Stralenheim, Nachrr. über J. C. v. S. u. seine Fam., in: Westfalen 19, 1934, S. 219-22;
    H. M. Schleicher, Ernst v. Oidtmann u. seine geneal.-herald. Slg. 14, 1997, S. 165 f.

  • Porträts

    Ölgem., anonym, um 1750 (Münster, Westfäl. Landesmus. f. Kunst u. Kulturgesch.), Abb. in: J. C. S. 1695-1773, Architektur d. Spätbarock in Europa (s. L), S. 656.

  • Autor/in

    Klaus Bußmann
  • Zitierweise

    Bußmann, Klaus, "Schlaun, Johann Conrad" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 29-30 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118607936.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA