Lebensdaten
1886 – 1951
Geburtsort
Görlitz
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Germanist ; Professor in Bonn
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119108291 | OGND | VIAF: 61669693
Namensvarianten
  • Naumann, Hans

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Zitierweise

Naumann, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119108291.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Robert (1840–1917), Rittergutspächter u. Stadtrat in G., S d. Christian Gottlieb (* 1804), Gutsbes. in Baderitz b. Oschatz, u. d. Johanna Christiane Schneider;
    M Clara (1854–1907) T d. Carl Gotthelf Zwahr (1821–82), Kaufm. in G., u. d. Valerina Mattern;
    Zabern 1914 Ida (1887–1968), Dr. phil., aus Hatten (Elsaß), T d. Anton Blum, Katasterbeamter, u. d. Catharina Deck;
    3 S (2 ⚔), Andreas Fürchtegott (* 1928), Oberstleutnant. d. Luftwaffe, 1 T Claudia (* 1921, Conrad v. Schubert, 1901–73, Botschafter in Jordanien u. Äthiopien).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Gymnasium in Zittau 1907 studierte N. Germanistik in München, Kiel, Berlin und Straßburg, wo er 1911 mit der Dissertation „Altnordische Namensstudien“ (1912) bei Rudolf Henning promovierte und sich 1913 aufgrund der Schrift „Notkers Boethius, Untersuchungen über Quellen und Stil“ habilitierte. 1914 veröffentlichte er eine „Althochdeutsche Grammatik“, in der er auch eine gemeinwestgermanische Sprache zu erschließen suchte. 1915 – acht Jahre vor dem grundlegenden Werk Otto Behaghels – eine „Kurze historische Syntax der deutschen Sprache“. Während seines Kriegsdienstes als Unteroffizier im Osten redigierte er seit 1916 „Die Kriegswoche“, danach die Zeitung der 10. Armee „Die Wacht im Osten“. Seit 1918 Professor in Straßburg, wurde er nach der Rückgabe Elsaß-Lothringens 1919 alsao. Professor nach Jena berufen. 1920 widmete er dem gefallenen Kollegen und Dichter Ernst Stadler eine Gedenkschrift und trat in freundschaftliche Beziehung zu Eugen Diederichs, in dessen Verlag 1921 seine Aufsatzsammlung „Primitive Gemeinschaftskultur“ erschien. Hier wie in den „Grundzügen der deutschen Volkskunde“ (1922) exemplifizierte N. an zahlreichen Beispielen den im Anschluß an den franz. Ethnologen Levy-Brühl gefaßten, umstrittenen Gedanken des gesunkenen Kulturguts: Der durch eine Oberschicht veranlaßte kulturelle Fortschritt wird demnach von einer Unterschicht jeweils nur rezipiert und umstilisiert. Sein wohl durch Diederichs angeregtes Interesse für die neueste deutsche Literatur zeigt N.s vielbeachteter Band „Die deutsche Dichtung der Gegenwart 1885-1923“ (1923, erweitert um das Kapitel|„Versuch über die Neue Sachlichkeit“ ⁴1930, zuletzt ⁶1933). 1921 wurde N. als Nachfolger Friedrich Panzers o. Professor in Frankfurt, seit 1932 wirkte er als Nachfolger Rudolf Meißners in Bonn. Im Wintersemester 1934 Rektor, wurde er im Frühjahr 1935 abgesetzt, weil er im Fall der Suspendierung und Entlassung von Karl Barth nicht ganz den Vorstellungen der Regierung entsprechend verfahren war. Während seiner Lehrtätigkeit veröffentlichte er zahlreiche Schriften vor allem zur deutschen Volkskunde und zur german. Mythologie, zur Geschichte der deutschen Sprache sowie zur deutschen Literatur des Mittelalters, die ihn, auch wo sie „nicht… wesentlich neue Resultate“ (Spamer) boten, als „großen Anreger“ (Betz) dieser Fachrichtungen zu Geltung und hohem Ansehen brachten. Gerade dieses war auch Grundlage für N.s außerordentliche Wirksamkeit als ein aus eigenem Antrieb handelnder, wissenschaftlicher Parteigänger des Nationalsozialismus seit 1933. So veröffentlichte er bereits 1932 in Parallelität zu E. R. Curtius' „Deutscher Geist in Gefahr“ seine Schrift „Deutsche Nation in Gefahr“, in der er die Aufklärung verurteilte und in „Führer und Gefolgschaftsgedanken“ die Rettung der Nation sah. Wie Ernst Bertram und Gerhard Fricke rechtfertigte er denn auch die Bücherverbrennung im Mai 1933 als „Kampf wider den undeutschen Geist“ in einer Rede vor der Bonner Studentenschaft. Ähnlich öffentlichkeitswirksame Auftritte hatte er mit seiner Rektoratsrede „Der Hohe Mut und das Freie Gemüte“ (1934) sowie mit Reden zu Geburtstagen des „Führers“ 1937 und 1939. Gestützt auf das Vertrauen der Studenten in den Kenntnisreichtum des Altgermanisten, stellte er dabei jeweils die Wiederkunft altgermanischer Tugenden in der Person Hitlers dar. Über die Aberkennung von Thomas Manns Ehrendoktor im Dezember 1936, betrieben durch den damaligen Dekan, den Germanisten K. J. Obenauer, äußerte sich N. gegenüber einer dän. Zeitung geringfügig abweichend: er hielt sie für „nicht notwendig“. Nach 1945 veranlaßte die Besatzungsmacht den Entzug seiner Lehrbefugnis. In einem von N. angestrengten Verwaltungsgerichtsverfahren wurde im Juli 1952 sein Anspruch auf eine Stelle als o. Professor seit Sept. 1949 festgestellt.

  • Literatur

    A. Spamer, in: Hess. Bll. f. Volkskde. 23, 1924, S. 67-108 (üb. N.s „Grundzüge“);
    K. Ranke, ebd. 46, 1955, S. 1-7;
    Z. Ponti, Critical Analysis of the implementation of Rosenbergian national socialism in the field of the history of culture by Professor H. N., Diss. Univ. of Maryland, 1950;
    A. Gail, in: Wirkendes Wort 2, 1951/52, S. 127 f.;
    K. Korn, Journalistische Lehrjahre, in: Merkur 9, 1955, S. 338;
    L. Irle, Zs. f. Volkskde. 54, 1958, S. 140 f.;
    W. Betz, in: Bonner Gelehrte, Sprachwiss., 1970, S. 129-33;
    E. E. Noth, Erinnerungen e. Deutschen, 1971, S. 187 ff.;
    P. E. Hübinger, Th. Mann, die Univ. Bonn u. d. Zeitgesch., 1974;
    Th. Schirrmacher, „Der göttliche Volkstumsbegriff“ u. d. „Glaube an Dtld.s Größe u. hl. Sendung“, 2 Bde., 1992;
    Wi. 1935;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1940/41, 1950;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1936-70;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Frankfurter Biogr. (P).

  • Autor/in

    Friedrich Nemec
  • Zitierweise

    Nemec, Friedrich, "Naumann, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 769-770 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119108291.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA