Lebensdaten
1852 – 1938
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Freiburg im Breisgau
Beruf/Funktion
Publizist ; Übersetzer ; völkischer Aktivist ; Historiker ; Philosoph ; Anthropologe ; Bibliothekar
Konfession
evangelisch-lutherisch
Normdaten
GND: 117213012 | OGND | VIAF: 69239330
Namensvarianten
  • Schemann, Karl Ludwig
  • Schemann, Ludwig
  • Schemann, Karl Ludwig
  • mehr

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Weitere Erwähnungen in der NDB-online/NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Schemann, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117213012.html [07.10.2024].

CC0

  • Als Publizist, Übersetzer und Verbandsfunktionär war Ludwig Schemann ein wichtiger Wegbereiter und Vertreter der völkischen Bewegung. Er trug seit dem späten 19. Jahrhundert maßgeblich zur Popularisierung des französischen Rassentheoretikers Arthur de Gobineau (1816–1882) in Deutschland bei.

    Lebensdaten

    Geboren am 16. Oktober 1852 in Köln
    Gestorben am 13. Februar 1938 in Freiburg im Breisgau
    Grabstätte Friedhof in Freiburg im Breisgau
    Konfession evangelisch-lutherisch
    Ludwig Schemann (InC)
    Ludwig Schemann (InC)
  • Lebenslauf

    16. Oktober 1852 - Köln

    Herbst 1859 - Königswinter (Siebengebirge)

    Übersiedlung der Familie

    ca. 1860 - 1863 - Königswinter

    Schulbesuch

    Höhere Knabenschule

    1963 - Coburg

    Übersiedlung der Familie

    Herbst 1863 - April 1870 - Coburg

    Schulbesuch (Abschluss: Abitur)

    Gymnasium Casimirianum

    1870 - 1870 - Heidelberg

    Studium der Geschichte und Philologie

    Universität

    1871 - 1872 - Coburg

    Militärdienst

    6. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 95

    Herbst 1872 - Sommer 1874 - Berlin

    Studium der Geschichte und Philologie

    Universität

    9.3.1875 - Bonn

    Promotion (Dr. phil.)

    Universität

    Herbst 1875 - Frühjahr 1876 - Göttingen

    Volontär

    Universitätsbibliothek

    1876 - 1891 - Göttingen

    fester Mitarbeiter

    Universitätsbibliothek

    12.2. 1894 - 1920 - Freiburg im Breisgau

    Gründer und Leiter

    Gobineau-Vereinigung

    1907 - Berlin

    Mitbegründer

    Werdandi-Bund

    Herbst 1913 - Herbst 1918 - Freiburg im Breisgau

    Vorsitzender

    Alldeutscher Bund, Ortsgruppe Freiburg

    1920 - 1938 - Freiburg im Breisgau

    politischer Publizist; Schriftsteller

    1929 - Freiburg im Breisgau

    Mitglied

    Kampfbund für deutsche Kultur

    13. Februar 1938 - Freiburg im Breisgau
  • Genealogie

    Vater Ferdinand Ludwig Schemann 29.2.1824–3.12.1885 aus Hagen; ca. 1848 Gründer eines Speditionsgeschäfts in Köln; 1863–1885 Teilhaber der Eisengießerei „Ernsthütte“ bei Coburg
    Großvater väterlicherseits Johann Peter Christian Schemann 26.9.1787–24.3.1832 Uhrmacher in Hagen
    Großmutter väterlicherseits Charlotte Schemann, geb. Möller 4.5.1792–27.3.1832
    Mutter Anna Carolina Mathilda (Caroline) Schemann, geb. Nettmann 12.10.1828–10.4.1897 aus Westhofen (heute Schwerte); Hausfrau
    Großvater mütterlicherseits Gottfried Theodor Nettmann 26.5.1794–21.1.1832 Tuchfabrikant
    Großmutter mütterlicherseits Carolina Sophia (Caroline) Nettmann, geb. Haver 10.1.1802–19.4.1842 aus Hohenlimburg (heute Hagen)
    Geschwister fünf Geschwister
    Heirat 15.4.1885
    Ehefrau Bertha Dorothea Wilhelmine Schemann, geb. Funcke 16.3.1855–31.12.1937 aus Hagen (Westfalen); Hausfrau; gest. in Freiburg im Breisgau
    Schwiegervater Julius Funcke 29.9.1824–25.3.1900 Textilfabrikant in Hagen; Sohn des Gründers der Schraubenfabrik Funcke & Hueck (Hagen) Bernhard Wilhelm Funcke (1793–1857)
    Schwiegermutter Bertha Elisabeth Funcke, geb. Horstmann 22.6.1833–14.11.1891 aus Elberfeld (heute Wuppertal)
    Tochter Bertha Schemann 30.3.1886–23.2.1976
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Schemann, Ludwig (1852 – 1938)

    • Vater

      Ludwig Schemann

      29.2.1824–3.12.1885

      aus Hagen; ca. 1848 Gründer eines Speditionsgeschäfts in Köln; 1863–1885 Teilhaber der Eisengießerei „Ernsthütte“ bei Coburg

      • Großvater väterlicherseits

        Christian Schemann

        26.9.1787–24.3.1832

        Uhrmacher in Hagen

      • Großmutter väterlicherseits

        Charlotte Schemann

        4.5.1792–27.3.1832

    • Mutter

      Caroline Schemann

      12.10.1828–10.4.1897

      aus Westhofen (heute Schwerte); Hausfrau

      • Großvater mütterlicherseits

        Gottfried Nettmann

        26.5.1794–21.1.1832

        Tuchfabrikant

      • Großmutter mütterlicherseits

        Caroline Nettmann

        10.1.1802–19.4.1842

        aus Hohenlimburg (heute Hagen)

    • Heirat

      • Ehefrau

        Bertha Schemann

        16.3.1855–31.12.1937

        aus Hagen (Westfalen); Hausfrau; gest. in Freiburg im Breisgau

  • Biografie

    Schemann besuchte eine Höhere Knabenschule in Königswinter sowie seit 1863 das humanistische Gymnasium Casimirianum in Coburg. Nach dem Abitur 1870 studierte er für einige Monate Geschichte und Philologie an der Universität Heidelberg, leistete 1871/72 Militärdienst in Coburg und setzte von 1872 bis 1874 sein Studium an der Universität Berlin fort. Hier zählten u. a. die Klassischen Philologen Emil Hübner (1834–1901) und Adolf Kirchhoff (1826–1908) sowie der Historiker Theodor Mommsen (1817–1903) zu seinen akademischen Lehrern. 1875 wurde Schemann mit einer althistorischen Studie bei Hermann Usener (1834–1905) an der Universität Bonn zum Dr. phil. promoviert, erwarb im selben Jahr das Oberlehrerexamen und wurde im Frühjahr 1876 von August Wilmanns (1833–1917) als fester Mitarbeiter der Universitätsbibliothek Göttingen eingestellt, für die er bis 1891 tätig war. In dieser Zeit hielt Schemann engen Kontakt zu dem Ordinarius für Orientalische Sprachen und antisemitischen Publizisten Paul de Lagarde (1827–1891), der großen Einfluss auf seine ideologische Entwicklung hatte.

    Bereits seit der Studienzeit begeisterte sich Schemann für Richard Wagner (1813–1883). Er trat in mehrere Wagnervereine ein und war seit 1878 Teil des „Bayreuther Kreises“ um Hans von Wolzogen (1848–1938), mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Angeregt durch Cosima Wagner (1837–1930) beschäftigte sich Schemann intensiv mit den Schriften Arthur de Gobineaus (1816–1882) und anderer Rassentheoretiker und begann, „Rasse“ als Hauptfaktor der menschlichen Geschichte und Kultur anzusehen. Zugleich trat er in Kontakt mit Gobineaus Nachlassverwalterin Mathilde Sallier de La Tour (1838–1911) und gründete im Februar 1894 in Freiburg im Breisgau die Gobineau-Vereinigung, die er bis zu ihrer Auflösung 1920 leitete und die ihm mit ihren zuletzt 360 Mitgliedern ein Gelehrtenleben finanzierte.

    Schemann trug über Jahrzehnte maßgeblich zur hohen Popularität Gobineaus in Deutschland bei. Er gab 1910 eine umfangreiche Quellensammlung heraus, publizierte die mehrfach wiederaufgelegte Schrift „Gobineau und die deutsche Kultur“ (1910) sowie eine Biografie (2 Bde., 1913/16) und übersetzte die rassentheoretischen Schriften Gobineaus. Große Beachtung v. a. in der völkischen Bewegung fand Schemanns Übersetzung von Gobineaus „Essai sur l’inégalité des races humaines“ (1853–1855) unter dem Titel „Versuch über die Ungleichheit der Menschenracen“ (4 Bde., 1898–1901) mit mehreren Neuauflagen und -ausgaben bis 1940. Indem er zugleich ideologisch einseitige Zusammenfassungen der Schriften Gobineaus veröffentlichte, passte Schemann diese gezielt an die Mentalität und Interessen der völkischen Szene an.

    Als Mitbegründer des Werdandi-Bunds (1907) in Berlin und Vorsitzender der Freiburger Ortsgruppe des Alldeutschen Verbands trat Schemann als Verbandsfunktionär hervor. Er machte in den Mitteilungen der Gobineau-Vereinigung Werbung für andere völkischen Vereine und Publikationen und arbeitete an dem seit 1887 massenhaft verbreiteten „Antisemiten-Katechismus“ Theodor Fritschs (1852–1933) mit.

    Seit 1920 stellte Schemann seine Beschäftigung mit Gobineau ein und arbeitete in der Folgezeit an seinem historischen Hauptwerk „Die Rasse in den Geisteswissenschaften“ (3 Bde., 1928–1931). Die Publikation des ersten Bands, in dem Schemann die „großen Weltmächte Juda und Rom“ beschuldigte, den „deutschen Volkskörper“ zersetzt zu haben, sorgte für einen Skandal, als bekannt wurde, dass das Werk seit 1926 auf Empfehlung des mit Schemann befreundeten Direktors des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, Eugen Fischer (1874–1967), von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft gefördert worden war. Schemann pflegte intensiven Briefkontakt zu Führungsfiguren der Weimarer Rechten sowie zu konservativ orientierten Wissenschaftlern; seine umfangreiche nachgelassene Korrespondenz ist eine zentrale Quelle für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte der völkischen Bewegung.

  • Auszeichnungen

    1872 Mitglied des Akademischen Wagnervereins
    1933 Ehrenbürger der Stadt Freiburg im Breisgau
    ca. 1935 Mitglied des Reichsinstituts für Geschichte des Neuen Deutschlands
    1937 Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft
    Mitglied der Gesellschaft für Rassenhygiene (Ortsgruppe Freiburg im Breisgau)
  • Quellen

    Nachlass:

    Universitätsbibliothek, Freiburg im Breisgau. (weiterführende Informationen)

  • Werke

    Monografien:

    De legionum per alterum Bellum Punicum historia quae investigari posse videantur, 1875. (Diss. phil.) (Onlineressource)

    Meine Erinnerungen an Richard Wagner, 1902, Nachdr. 1924.

    Die Gobineau-Sammlung der Kaiserlichen Universitäts- und Landesbibliothek zu Strassburg, 1907.

    Gobineau und die deutsche Kultur, 1910, 71934.

    Alexis de Tocqueville, 1911.

    Gobineau, 2 Bde., 1913/16.

    Quellen und Untersuchungen zum Leben Gobineaus, 2 Bde., 1914–1919.

    Fünfundzwanzig Jahre Gobineau-Vereinigung. Ein Rückblick, 1919.

    Paul de Lagarde. Ein Lebens- u. Erinnerungsbild, 1919, 31944.

    Von deutscher Zukunft. Gedanken Eines, der auszog, das Hoffen zu lernen, 1920.

    Cherubini, 1925.

    Lebensfahrten eines Deutschen, 1925. (Autobiografie)

    Die Rasse in den Geisteswissenschaften, 3 Bde., 1928–1931.

    Martin Plüddemann und die deutsche Ballade, 1930.

    Deutsche Klassiker über die Rassenfrage, 1934.

    Hans von Bülow im Lichte der Wahrheit, 1935.

    Wolfgang Kapp und das Märzunternehmen vom Jahre 1920. Ein Wort der Sühne, 1937.

    Übersetzungen:

    Arthur de Gobineau, Die Renaissance. Historische Szenen, 1876. (zahlreiche Neuaufl. u. Neuausg. bis 1923)

    Arthur de Gobineau, Asiatische Novellen, 1893, Nachdr. 1918.

    Arthur de Gobineau, Versuch über die Ungleichheit der Menschenracen, 4 Bde., 1898–1901. (zahlreiche Neuaufl. u. Neuausg. bis 1940)

    Arthur de Gobineau, Alexander. Tragödie in fünf Aufzügen, 1902, 31911.

    Herausgeberschafen:

    Arthur de Gobineau, Les religions et les philosophies dans l'Asie centrale, 1900. (Onlineressource)

    Arthur de Gobineau, Trois ans en Asie. De 1855 à 1858, 1905.

    Correspondance entre Alexis de Tocqueville et Arthur de Gobineau. 1843–1859, 1908.

    Gobineaus Rassenwerk. Aktenstücke und Betrachtungen zur Geschichte und Kritik des „Essai sur l'inégalité des races humaines“, 1910. (Onlineressource)

  • Literatur

    Günther Deschner, Gobineau und Deutschland. Der Einfluß von J. A. de Gobineaus Essai sur inégalité des races humaines auf die deutsche Geistesgeschichte 1853–1917, 1967.

    E. J. Young, Gobineau und der Rassismus. Eine Kritik der anthropologischen Geschichtstheorie, 1968

    Winfried Schüler, Der Bayreuther Kreis von seiner Entstehung bis zum Ausgang der Wilhelminischen Ära, 1971.

    Kurt Nemitz, Antisemitismus in der Wissenschaftspolitik der Weimarer Republik. Der „Fall Ludwig Schemann“, in: Jahrbuch des Instituts für deutsche Geschichte 12 (1983), S. 377–407.

    Rolf Parr, Der „Werdandi-Bund“, in: Uwe Puschner/Walter Schmitz/Justus H. Ulbricht (Hg.), Handbuch zur „Völkischen Bewegung“ 1871–1918, 1996, S. 316–327.

    Rainer Hering, Konstruierte Nation. Der Alldeutsche Verband. 1890 bis 1939, 2003, S. 191, 195 u. 384.

    Hans-Walter Schmuhl, Grenzüberschreitungen. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927–1945, 2005, S. 148–151.

    Julian Köck, Ludwig Schemann und die Gobineau-Vereinigung, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 59 (2011), H. 9, S. 723–740.

    Wiebke Wiede, Rasse im Buch. Antisemitische und rassistische Publikationen in Verlagsprogrammen der Weimarer Republik, 2015, bes. S. 36–41.

    Julian Köck, Völkische Publizistik als Lebensmodell. Zum sozialen Typus des völkischen Publizisten, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 72 (2017), S. 149–171.

  • Onlineressourcen

  • Autor/in

    Julian Köck (postume Publikation)

  • Zitierweise

    Köck, Julian, „Schemann, Ludwig“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/117213012.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA