Schemann, Ludwig
Schemann, Karl Ludwig
1852 – 1938
Publizist, Übersetzer, völkischer Aktivist
- Lebensdaten
- 1852 – 1938
- Geburtsort
- Köln
- Sterbeort
- Freiburg im Breisgau
- Beruf/Funktion
- Publizist ; Übersetzer ; völkischer Aktivist ; Historiker ; Philosoph ; Anthropologe ; Bibliothekar
- Konfession
- evangelisch-lutherisch
- Normdaten
- GND: 117213012 | OGND | VIAF: 69239330
- Namensvarianten
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- Schemann, Karl Ludwig
- Schemann, Ludwig
- Schemann, Karl Ludwig
- Scheemann, Ludwig
- Schemann, K. Ludwig
- Schemann, L.
- Schemann, Carl Ludwig
- mehr
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Thesaurus des Consortium of European Research Libraries (CERL)
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Landeskunde Entdecken Online - Baden-Württemberg (LEO-BW) [2015-]
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * musiconn - Für vernetzte Musikwissenschaft
- Personen im Fachinformationsdienst Darstellende Kunst
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
Objekt/Werk(nachweise)
Verknüpfungen
Von der Person ausgehende Verknüpfungen
Personen in der NDB Genealogie
Personen im NDB Artikel
- Adolf Kirchhoff (1826–1908)
- Arthur de Gobineau (1816–1882
- August Wilmanns (1833–1917)
- Cosima Wagner (1837–1930)
- Emil Hübner (1834–1901)
- Eugen Fischer (1874–1967)
- Hans von Wolzogen (1848–1938)
- Hermann Usener (1834–1905)
- Mathilde Sallier de La Tour (1838–1911)
- Paul de Lagarde (1827–1891)
- Richard Wagner (1813–1883)
- Theodor Fritschs (1852–1933)
- Theodor Mommsen (1817–1903)
Personen in der GND - familiäre Beziehungen
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Als Publizist, Übersetzer und Verbandsfunktionär war Ludwig Schemann ein wichtiger Wegbereiter und Vertreter der völkischen Bewegung. Er trug seit dem späten 19. Jahrhundert maßgeblich zur Popularisierung des französischen Rassentheoretikers Arthur de Gobineau (1816–1882) in Deutschland bei.
Lebensdaten
Geboren am 16. Oktober 1852 in Köln Gestorben am 13. Februar 1938 in Freiburg im Breisgau Grabstätte Friedhof in Freiburg im Breisgau Konfession evangelisch-lutherisch -
Lebenslauf
16. Oktober 1852 - Köln -
Genealogie
Vater Ferdinand Ludwig Schemann 29.2.1824–3.12.1885 aus Hagen; ca. 1848 Gründer eines Speditionsgeschäfts in Köln; 1863–1885 Teilhaber der Eisengießerei „Ernsthütte“ bei Coburg Großvater väterlicherseits Johann Peter Christian Schemann 26.9.1787–24.3.1832 Uhrmacher in Hagen Großmutter väterlicherseits Charlotte Schemann, geb. Möller 4.5.1792–27.3.1832 Mutter Anna Carolina Mathilda (Caroline) Schemann, geb. Nettmann 12.10.1828–10.4.1897 aus Westhofen (heute Schwerte); Hausfrau Großvater mütterlicherseits Gottfried Theodor Nettmann 26.5.1794–21.1.1832 Tuchfabrikant Großmutter mütterlicherseits Carolina Sophia (Caroline) Nettmann, geb. Haver 10.1.1802–19.4.1842 aus Hohenlimburg (heute Hagen) Geschwister fünf Geschwister Heirat 15.4.1885 Ehefrau Bertha Dorothea Wilhelmine Schemann, geb. Funcke 16.3.1855–31.12.1937 aus Hagen (Westfalen); Hausfrau; gest. in Freiburg im Breisgau Schwiegervater Julius Funcke 29.9.1824–25.3.1900 Textilfabrikant in Hagen; Sohn des Gründers der Schraubenfabrik Funcke & Hueck (Hagen) Bernhard Wilhelm Funcke (1793–1857) Schwiegermutter Bertha Elisabeth Funcke, geb. Horstmann 22.6.1833–14.11.1891 aus Elberfeld (heute Wuppertal) Tochter Bertha Schemann 30.3.1886–23.2.1976 Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.Schemann, Ludwig (1852 – 1938)
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Vater
Ludwig Schemann
29.2.1824–3.12.1885
aus Hagen; ca. 1848 Gründer eines Speditionsgeschäfts in Köln; 1863–1885 Teilhaber der Eisengießerei „Ernsthütte“ bei Coburg
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Großvater väterlicherseits
Christian Schemann
26.9.1787–24.3.1832
Uhrmacher in Hagen
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Großmutter väterlicherseits
Charlotte Schemann
4.5.1792–27.3.1832
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Mutter
Caroline Schemann
12.10.1828–10.4.1897
aus Westhofen (heute Schwerte); Hausfrau
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Großvater mütterlicherseits
Gottfried Nettmann
26.5.1794–21.1.1832
Tuchfabrikant
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Großmutter mütterlicherseits
Caroline Nettmann
10.1.1802–19.4.1842
aus Hohenlimburg (heute Hagen)
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Heirat
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Ehefrau
Bertha Schemann
16.3.1855–31.12.1937
aus Hagen (Westfalen); Hausfrau; gest. in Freiburg im Breisgau
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Biografie
Schemann besuchte eine Höhere Knabenschule in Königswinter sowie seit 1863 das humanistische Gymnasium Casimirianum in Coburg. Nach dem Abitur 1870 studierte er für einige Monate Geschichte und Philologie an der Universität Heidelberg, leistete 1871/72 Militärdienst in Coburg und setzte von 1872 bis 1874 sein Studium an der Universität Berlin fort. Hier zählten u. a. die Klassischen Philologen Emil Hübner (1834–1901) und Adolf Kirchhoff (1826–1908) sowie der Historiker Theodor Mommsen (1817–1903) zu seinen akademischen Lehrern. 1875 wurde Schemann mit einer althistorischen Studie bei Hermann Usener (1834–1905) an der Universität Bonn zum Dr. phil. promoviert, erwarb im selben Jahr das Oberlehrerexamen und wurde im Frühjahr 1876 von August Wilmanns (1833–1917) als fester Mitarbeiter der Universitätsbibliothek Göttingen eingestellt, für die er bis 1891 tätig war. In dieser Zeit hielt Schemann engen Kontakt zu dem Ordinarius für Orientalische Sprachen und antisemitischen Publizisten Paul de Lagarde (1827–1891), der großen Einfluss auf seine ideologische Entwicklung hatte.
Bereits seit der Studienzeit begeisterte sich Schemann für Richard Wagner (1813–1883). Er trat in mehrere Wagnervereine ein und war seit 1878 Teil des „Bayreuther Kreises“ um Hans von Wolzogen (1848–1938), mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Angeregt durch Cosima Wagner (1837–1930) beschäftigte sich Schemann intensiv mit den Schriften Arthur de Gobineaus (1816–1882) und anderer Rassentheoretiker und begann, „Rasse“ als Hauptfaktor der menschlichen Geschichte und Kultur anzusehen. Zugleich trat er in Kontakt mit Gobineaus Nachlassverwalterin Mathilde Sallier de La Tour (1838–1911) und gründete im Februar 1894 in Freiburg im Breisgau die Gobineau-Vereinigung, die er bis zu ihrer Auflösung 1920 leitete und die ihm mit ihren zuletzt 360 Mitgliedern ein Gelehrtenleben finanzierte.
Schemann trug über Jahrzehnte maßgeblich zur hohen Popularität Gobineaus in Deutschland bei. Er gab 1910 eine umfangreiche Quellensammlung heraus, publizierte die mehrfach wiederaufgelegte Schrift „Gobineau und die deutsche Kultur“ (1910) sowie eine Biografie (2 Bde., 1913/16) und übersetzte die rassentheoretischen Schriften Gobineaus. Große Beachtung v. a. in der völkischen Bewegung fand Schemanns Übersetzung von Gobineaus „Essai sur l’inégalité des races humaines“ (1853–1855) unter dem Titel „Versuch über die Ungleichheit der Menschenracen“ (4 Bde., 1898–1901) mit mehreren Neuauflagen und -ausgaben bis 1940. Indem er zugleich ideologisch einseitige Zusammenfassungen der Schriften Gobineaus veröffentlichte, passte Schemann diese gezielt an die Mentalität und Interessen der völkischen Szene an.
Als Mitbegründer des Werdandi-Bunds (1907) in Berlin und Vorsitzender der Freiburger Ortsgruppe des Alldeutschen Verbands trat Schemann als Verbandsfunktionär hervor. Er machte in den Mitteilungen der Gobineau-Vereinigung Werbung für andere völkischen Vereine und Publikationen und arbeitete an dem seit 1887 massenhaft verbreiteten „Antisemiten-Katechismus“ Theodor Fritschs (1852–1933) mit.
Seit 1920 stellte Schemann seine Beschäftigung mit Gobineau ein und arbeitete in der Folgezeit an seinem historischen Hauptwerk „Die Rasse in den Geisteswissenschaften“ (3 Bde., 1928–1931). Die Publikation des ersten Bands, in dem Schemann die „großen Weltmächte Juda und Rom“ beschuldigte, den „deutschen Volkskörper“ zersetzt zu haben, sorgte für einen Skandal, als bekannt wurde, dass das Werk seit 1926 auf Empfehlung des mit Schemann befreundeten Direktors des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, Eugen Fischer (1874–1967), von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft gefördert worden war. Schemann pflegte intensiven Briefkontakt zu Führungsfiguren der Weimarer Rechten sowie zu konservativ orientierten Wissenschaftlern; seine umfangreiche nachgelassene Korrespondenz ist eine zentrale Quelle für die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Geschichte der völkischen Bewegung.
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Auszeichnungen
1872 Mitglied des Akademischen Wagnervereins 1933 Ehrenbürger der Stadt Freiburg im Breisgau ca. 1935 Mitglied des Reichsinstituts für Geschichte des Neuen Deutschlands 1937 Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft Mitglied der Gesellschaft für Rassenhygiene (Ortsgruppe Freiburg im Breisgau) -
Quellen
Nachlass:
Universitätsbibliothek, Freiburg im Breisgau. (weiterführende Informationen)
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Werke
Monografien:
De legionum per alterum Bellum Punicum historia quae investigari posse videantur, 1875. (Diss. phil.) (Onlineressource)
Meine Erinnerungen an Richard Wagner, 1902, Nachdr. 1924.
Die Gobineau-Sammlung der Kaiserlichen Universitäts- und Landesbibliothek zu Strassburg, 1907.
Gobineau und die deutsche Kultur, 1910, 71934.
Alexis de Tocqueville, 1911.
Gobineau, 2 Bde., 1913/16.
Quellen und Untersuchungen zum Leben Gobineaus, 2 Bde., 1914–1919.
Fünfundzwanzig Jahre Gobineau-Vereinigung. Ein Rückblick, 1919.
Paul de Lagarde. Ein Lebens- u. Erinnerungsbild, 1919, 31944.
Von deutscher Zukunft. Gedanken Eines, der auszog, das Hoffen zu lernen, 1920.
Cherubini, 1925.
Lebensfahrten eines Deutschen, 1925. (Autobiografie)
Die Rasse in den Geisteswissenschaften, 3 Bde., 1928–1931.
Martin Plüddemann und die deutsche Ballade, 1930.
Deutsche Klassiker über die Rassenfrage, 1934.
Hans von Bülow im Lichte der Wahrheit, 1935.
Wolfgang Kapp und das Märzunternehmen vom Jahre 1920. Ein Wort der Sühne, 1937.
Übersetzungen:
Arthur de Gobineau, Die Renaissance. Historische Szenen, 1876. (zahlreiche Neuaufl. u. Neuausg. bis 1923)
Arthur de Gobineau, Asiatische Novellen, 1893, Nachdr. 1918.
Arthur de Gobineau, Versuch über die Ungleichheit der Menschenracen, 4 Bde., 1898–1901. (zahlreiche Neuaufl. u. Neuausg. bis 1940)
Arthur de Gobineau, Alexander. Tragödie in fünf Aufzügen, 1902, 31911.
Herausgeberschafen:
Arthur de Gobineau, Les religions et les philosophies dans l'Asie centrale, 1900. (Onlineressource)
Arthur de Gobineau, Trois ans en Asie. De 1855 à 1858, 1905.
Correspondance entre Alexis de Tocqueville et Arthur de Gobineau. 1843–1859, 1908.
Gobineaus Rassenwerk. Aktenstücke und Betrachtungen zur Geschichte und Kritik des „Essai sur l'inégalité des races humaines“, 1910. (Onlineressource)
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Literatur
Günther Deschner, Gobineau und Deutschland. Der Einfluß von J. A. de Gobineaus Essai sur inégalité des races humaines auf die deutsche Geistesgeschichte 1853–1917, 1967.
E. J. Young, Gobineau und der Rassismus. Eine Kritik der anthropologischen Geschichtstheorie, 1968
Winfried Schüler, Der Bayreuther Kreis von seiner Entstehung bis zum Ausgang der Wilhelminischen Ära, 1971.
Kurt Nemitz, Antisemitismus in der Wissenschaftspolitik der Weimarer Republik. Der „Fall Ludwig Schemann“, in: Jahrbuch des Instituts für deutsche Geschichte 12 (1983), S. 377–407.
Rolf Parr, Der „Werdandi-Bund“, in: Uwe Puschner/Walter Schmitz/Justus H. Ulbricht (Hg.), Handbuch zur „Völkischen Bewegung“ 1871–1918, 1996, S. 316–327.
Rainer Hering, Konstruierte Nation. Der Alldeutsche Verband. 1890 bis 1939, 2003, S. 191, 195 u. 384.
Hans-Walter Schmuhl, Grenzüberschreitungen. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik 1927–1945, 2005, S. 148–151.
Julian Köck, Ludwig Schemann und die Gobineau-Vereinigung, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 59 (2011), H. 9, S. 723–740.
Wiebke Wiede, Rasse im Buch. Antisemitische und rassistische Publikationen in Verlagsprogrammen der Weimarer Republik, 2015, bes. S. 36–41.
Julian Köck, Völkische Publizistik als Lebensmodell. Zum sozialen Typus des völkischen Publizisten, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 72 (2017), S. 149–171.
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Onlineressourcen
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Autor/in
→Julian Köck (postume Publikation)
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Zitierweise
Köck, Julian, „Schemann, Ludwig“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/117213012.html#dbocontent