Lebensdaten
1961 – 2016
Geburtsort
Bad Honnef
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Politiker ; Bundesaußenminister
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Westerwelle, Guido
  • Westherwelle, Guido

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Zitierweise

Westerwelle, Guido, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz141048.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinz (Heinrich) (1930–2013), aus Schötmar b. Bad Salzuflen, Dr. Dr., RA in Bonn, Volkswirt;
    M Erika N. N. (* 1930), aus Bad Salzuflen, RA, Richterin, seit 1969 geschieden;
    2 Halb-B Henrik Stucken, Stefan, B Kai (* 1963), Dr. iur., RA in Frankfurt/M. u. Palo Alto (Kalifornien, USA);
    Bonn 2010 Michael Mronz (* 1967), Sport- u. Eventmanager, S d. Johannes Mron(c)z (1930–98), aus Hindenburg (Zabrze, Oberschlesien), Architekt in K. (s. Kölner Personen-Lex.), u. d. Ute N. N., Galeristin in K.-Müngersdorf.

  • Biographie

    W. wuchs mit seinem Bruder und zwei Halbbrüdern bei seinem alleinerziehenden Vater in Bonn auf. Er legte 1980 am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Bonn sein Abitur ab und studierte anschließend Rechtswissenschaften in Bonn (1. Staatsexamen 1987 in Köln, 2. Staatsexamen 1991 in Düsseldorf). 1991–94 arbeitete er als Rechtsanwalt in der Kanzlei seines Vaters und wurde 1994 an der Fern-Univ. Hagen zum Dr. iur. promoviert mit der Dissertation „Das Parteienrecht und die politischen Jugendorganisationen“ (1994).

    1980 trat W. in die FDP ein. Da die damalige Jugendorganisation der FDP, die Jungdemokraten, politisch links orientiert war, gründete er u. a. mit Hans-Joachim Otto (* 1952) im selben Jahr die „Jungen Liberalen“ (JuLis), die 1982 zur Jugendorganisation der FDP wurden. 1983–88 war W. als Nachfolger Ottos deren Bundesvorsitzender. Von Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (1927–2016) gefördert, wurde W. 1988 in den Bundesvorstand der FDP gewählt. 1993 übernahm er den Kreisvorsitz der FDP in Bonn, den er bis 2000 behielt. 1994 wurde er unter dem FDP-Vorsitzenden und Bundesaußenminister Klaus Kinkel (1936–2019) Generalsekretär der Partei und trieb in diesem Amt erfolgreich die Profilierung der FDP als wirtschaftsliberale Partei „der Leistungsbereiten“ voran. W. stand für eine neoliberale Weltanschauung und befürwortete einen „schlanken Staat“. 1996–2013 war er Mitglied des Bundestags, 1998 innenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion. 2001 zum Vorsitzenden der FDP gewählt, ging W. 2002 als Kanzlerkandidat seiner Partei in den Bundestagswahlkampf, den er medienwirksam führte („Projekt 18“, „Guidomobil“, „Spaßwahlkampf“). 2006–09 war er Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion und Oppositionsführer. Aus der Opposition heraus gelangen der FDP, die W. dezidiert in die Nähe zur CDU rückte, mehrere Wahlerfolge 2008 (Bayern) und 2009 (Hessen, Saarland, Sachsen, Thüringen) auf Landesebene sowie bei der Europawahl 2009. Daran anschließend erhielt die FDP bei der Bundestagswahl 2009 unter W.s Führung und mit einer starken programmatischen Fokussierung auf die Steuerpolitik mit 14,6 % ihr bestes Wahlergebnis im Bund und trat wieder in die Regierung ein. W. wurde Außenminister und Stellvertreter der Bundeskanzlerin Angela Merkel (* 1954).

    Als Außenminister stand W. für eine „Kultur der militärischen Zurückhaltung“, die Vertiefung der europ. Integration, den Abzug der Atomwaffen aus Deutschland, für die Unterstützung des „arabischen Frühlings“ und gegen eine militärische Intervention in Libyen: Die Bundesrepublik enthielt sich im März 2011 im UN-Sicherheitsrat bei der Resolution 1973. Die „Kultur der militärischen Zurückhaltung“ wurde zu W.s außenpolitischem Markenzeichen. Dafür wurde er heftig kritisiert, auch aus der eigenen Partei, in der er, u. a. wegen schlechter Wahlergebnisse in mehreren Landtagswahlen und polarisierender, in der Öffentlichkeit mit Kritik aufgenommener Äußerungen zur Sozial- und Wirtschaftspolitik, zunehmend isoliert war. Auf dem FDP-Parteitag 2011 gab er seinen Rücktritt vom FDP-Vorsitz und von seinem Amt als Vizekanzler bekannt.

    2013 endete W.s Amtszeit als Bundesaußenminister mit der Wahlniederlage und dem Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag. Er zog sich aus der aktiven Politik zurück und engagierte sich in der Folge für seine im Dez. 2013 mit dem Unternehmer Ralph Dommermuth (* 1963) gegründete „Westerwelle Foundation – Stiftung für internationale Verständigung“ mit dem Ziel, weltweit Demokratie zu fördern. W. starb aufgrund einer Leukämieerkrankung.

  • Auszeichnungen

    |Aachener Karnevalsorden wider d. tier. Ernst (2001);
    Dr. h. c. (Hanyang Univ., Südkorea 2006);
    Großkreuz d. zivilen Verdienstordens Spaniens (2013);
    Verdienstorden d. Rep. Polen (2013);
    NRW-Verdienstorden (2015);
    Mitgl. d. Vorstands d. Atlantik-Brücke (1999–2009), d. Fernsehrats ZDF (2000–04), d. Beirats d. TellSell Consulting GmbH (2006), d. AR d. ARAG Allg. Rechtsschutz-Vers.-AG (2008 / 09), d. Verw.rats d. KfW (2009–13), d.|Beirats d. Dt. Vermögensberatung AG (2009), d. Kuratoriums d. Bertelsmann-Stiftg. (2015), d. Beirats d. Hamburg-Mannheimer Vers.-AG.

  • Werke

    |Von d. Gefälligkeitspol. z. Verantwortungsges., 1998 (Hg.);
    Neuland, Einstieg in e. Pol.wechsel, 1998;
    Neuland, Die Zukunft d. dt. Liberalismus, 1999;
    18 – Mein Buch z. Wahl, 2002 (Hg.);
    Für d. freie u. faire Ges., 2003;
    Zw. zwei Leben, Von Liebe, Tod u. Zuversicht, 2015 (mit D. Wichmann, P).

  • Literatur

    |SZ v. 22.11.1994, 26.5.1997 u. 26.10.2000;
    FAZ v. 28.8.1998, 5.6.2002 u. 23.8.2002;
    NZZ v. 5./6.5.2001 u. 20.9.2005;
    M. Sattar, „… und das bin ich“, G. W., Eine pol. Biogr., ²2009 (P);
    H.-G. Merz, in: Kanzler u. Min. III, 2015, S. 245–51 (P).

  • Autor/in

    Thomas Jäger
  • Zitierweise

    Jäger, Thomas, "Westerwelle, Guido" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 902-903 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz141048.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA