Lebensdaten
1900 oder 1899 – 1934
Geburtsort
München
Sterbeort
Nanga Parbat (Westhimalaya, Pakistan)
Beruf/Funktion
Alpinist
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Welzenbach, Wilhelm
  • Welzenbach, Willo
  • Welzenbach, Wilhelm

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Zitierweise

Welzenbach, Willo, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140405.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm ( 1946), Reichsbahnamtmann in M., dann in Salzburg, später wieder in M.;
    M Anna Stiglocher (1876–1970);
    – ledig.

  • Biographie

    W. besuchte 1911–17 die Kreisrealschule (später Rupprecht-Oberrealschule) und anschließend die Luitpold-Oberrealschule in München. Nach dem Abitur 1918 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, ohne noch zum Fronteinsatz zu kommen. Seit 1920 studierte er Bauingenieurwesen an der TH München und erwarb 1924 den Titel eines Dipl.-Ing. (Mitgl. d. kath. Studentenverbindung Aenania). Anschließend absolvierte er ein Referendariat bei der Dt. Reichsbahn in München.

    Während seiner Schulzeit in München hatte W. erste alpine Erfahrungen in den Berchtesgadener Alpen gesammelt, seit 1921 gehörte er dem Akademischen Alpenverein an (Präs. 1925 / 26). Zudem war er Mitglied des Dt.-Österr. Alpenvereins (Vorstandsmitgl. d. Sektion München 1925, Vors. d. Sektion Bayerland 1928, Mitgl. d. Hauptausschusses 1929–33). Während seiner Studienzeit unternahm W. Touren v. a. in den nördlichen Kalkalpen, u. a. 1923 gemeinsam mit Ludwig Böttcher (1900–58) über die Ostwand der Fleischbank (2026 m). Er schloß Freundschaft mit Willy Merkl (1900–34) und gewann in Hans Pfann (1872–1958), mit dem er nach 1923 mehrere Fahrten unternahm, einen erfahrenen Lehrer. Aufsehen erregte W.s Begehung der Nordwestwand des Großen Wiesbachhorns (3564 m) 1924 zusammen mit Fritz Rigele (1878–1937), bei der erstmals in der Geschichte des Alpinismus die von Rigele entworfenen Eishaken zum Einsatz kamen. 1925 stieg W. mit Eugen Allwein (1900–82) über die Nordwand zur Dent d’Hérens (4171 m), 1926 absolvierte er Touren in der Glocknergruppe.

    Eine Ende 1926 aufgetretene Erkrankung in W.s rechtem Arm erforderte mehrere Operationen und führte zur Versteifung des Ellbogengelenks. W. absolvierte 1928 die Höhere Staatsprüfung und fand danach Anstellung als technischer Ingenieur bei der Stadt München (1929 Stadtbaurat). 1930 wurde er an der TH Karlsruhe bei dem Lawinenforscher und Alpinisten Wilhelm Paulcke (1873–1949) zum Dr. rer. nat. promoviert. Die in seiner Dissertation „Untersuchungen über die Stratigraphie der Schneeablagerungen und die Mechanik der Schneebewegungen nebst Schlußfolgerungen auf die Methoden der Verbauung“ (gedr. 1930) vorgeschlagenen Maßnahmen führten in den Folgejahren zur verbesserten Sicherung winterlicher Alpenstraßen.

    1930 erschloß W. mit Heinz Tillmann (1903–2001) eine direkte Route an der Fiescherwand, 1931 bestieg er mit Merkl Gipfel in der Ortler-Gruppe und im Montblanc-Massiv.

    Zwei Touren mit besonderem Schwierigkeitsgrad unternahm W. 1932 im Berner Oberland, wobei er das Großhorn (3765 m) über die Nordwand, das Gspaltenhorn (3442 m) über die Nordostwand, das Gletscherhorn (3982 m) über die Nordwestwand und das Lauterbrunner Breithorn (3779 m) über die Nordwand bezwang.

    Im April 1934 brach W. zu einer von Reichssportführer Hans v. Tschammer und Osten (1887–1943) finanziell unterstützten Expedition an den Nanga Parbat auf, die er seit längerem geplant hatte. Einer Spekulation seines Biographen Roberts zufolge trat er in dieser Zeit in die SA ein, doch finden sich dafür ebensowenig Nachweise wie für eine formelle Mitgliedschaft in der NSDAP oder einer ihrer Organisationen. Unter Merkls Leitung erreichten die 13 Teilnehmer dieser Expedition im Mai den Himalaya und errichteten ein Basislager. Am 4. Juli begann der Gipfelanstieg, bei dem die Gruppe von einem Sturm überrascht wurde. Bei dem Versuch abzusteigen, fanden W. und Merkl den Tod.

    W. hatte zu diesem Zeitpunkt 949 erklommene Gipfel und 43 Erstbegehungen in seinem Tourenbuch vermerkt.

    W.s Ruf als herausragender Alpinist gründet v. a. auf seinen Leistungen beim Eisklettern, auf das er Techniken des Bergkletterns übertrug. W. verwendete als erster Eishaken und entwarf ein eigenes Steigeisen und Biwakzelt, die in veränderter Form nach seinem Tod unter seinem Namen kurzzeitig vertrieben wurden. Als führender Vertreter der für extreme Erstbegehungen bekannten „Münchner Schule“ benutzte er Felshaken, Seilzugquergänge, Doppelseile etc. und kletterte – sofern notwendig – ohne Sicherung. 1926 entwarf er eine numerische, beschreibende Skala (Welzenbach-Skala) von sechs Schwierigkeitsgraden des Bergsteigens, die bis Ende der 1940er Jahre in Gebrauch war, 1947 Vorbild für die „Alpenskala“ wurde und die Grundlage für das heutige Bewertungssystem bildet (Ein Vorschlag z. Vereinheitlichung d. Schwierigkeitsbegriffe, in: Der Bergkamerad, 1926, S. 258 f., u. in: Österr. Alpenztg., 1926, S. 84).

  • Auszeichnungen

    |Pointe W., Südgrat d. Aiguille Noire, 3355 m (1928);
    W.-Str., München-Moosach (1934);
    W.-Eisfeld u. W.-Couloir, Rupal-Flanke d. Nanga Parbat (n. 1934).

  • Werke

    |H. Leberle, Führer durch d. Wettersteingebirge, 5., vollst. neu bearb. Aufl., hg. v. W. W., 1927;
    Das Gehen im Eis, in: Alpines Hdb., hg. v. Dt. u. Österr. Alpenver., 1931, Bd. 2, S. 129–47;
    zahlr. Btrr. in d. Zs. d. Dt. u. Österr. Alpenver. u. weiteren Fachzss., z. T. wiederabgedr. in: W. W.s Bergfahrten, u. in: E. Roberts, W.’s Climbs (beides s. L);
    Qu u. Nachlaß: Archiv d. Dt. Alpenver., München, Digitalisate in d. Internetpräsenz d. Hist. Alpenarchivs d. Alpenvereine in Dtld., Österr. u. Südtirol.

  • Literatur

    |G. Leuchs, in: Mitt. d. DÖAV, 1934, S. 233–35;
    H. Bühler, Merkl, W. u. Wieland in ihrer Bedeutung f. d. alpine Schr.tum, in: Dt. Alpenztg. 29, 1934, S. 271–78 (P);
    F. Schmitt, Die Nanga Parbat-Männer als Alpenpioniere, ebd., S. 279–82;
    F. Rigele, Wie ich W. kennen lernte, ebd., S. 286–88;
    W. W.s Bergfahrten, hg. v. Akad. Alpenver. München, 1935, ²1942 (W, P);
    L. Trenker, Vom Montblanc z. Nanga Parbat, 1943, S. 48–70;
    F. Graßler, ders., in: Jb. d. Dt. Alpenver. 85, 1960, S. 177–92 (L, P);
    ders., in: Der Bergsteiger 1, 1976, S. 42 f.;
    G. O. Dyhrenfurth, Das Buch v. Nanga Parbat, Die Gesch. seiner Besteigung 1895–1953, 1954, S. 28–60;
    E. Roberts, W.’s Climbs, A Biogr. Study and the Collected Writings of W. W., 1980 (W, L, P), dt. u. d. T. W. W., Eine biogr. Stud. mit ausgew. Schrr., 1981 (W, L, P), ital. u. d. T. W. W., La vita, gli scritti, le imprese, 1992 (W, L, P);
    P. Mierau, Nat.sozialist. Expeditionspol., Dt. Asien-Expeditionen 1933–1945, 2006, S. 64–97;
    W. Welsch, Gesch. d. Sektion Bayerland d. Dt. Alpenver. e. V., 2010 (P);
    R. Messner, Der Eispapst. Die Akte W., 2019 (Qu, L, P).

  • Autor/in

    Stefan Jordan
  • Zitierweise

    Jordan, Stefan, "Welzenbach, Willo" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 765-766 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140405.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA