Lebensdaten
1880 – 1940
Geburtsort
Rauhenbretzingen bei Michelbach/Bilz (Landkreis Schwäbisch Hall)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Lyriker ; Kunstkritiker
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Weiß, Konrad
  • Weiß, Conrad

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Zitierweise

Weiß, Konrad, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140174.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Konrad (1848–1915), Bauer u. Metzger in R.;
    M Amalie Wolf (1855–1918);
    11 jüngere Geschw;
    1917 Maria Reichl (1876–1951);
    kinderlos.

  • Biographie

    W. besuchte die Volksschule in Steinbach und das Gymnasium in Rottenburg/ Neckar, legte 1900 das Abitur in Ehingen/ Donau ab und nahm das Studium der Kath. Theologie, der Kunstgeschichte und der Dt. Literatur in Tübingen auf. Sein Ziel, Priester zu werden, gab er auf und trat 1905 ohne Studienabschluß in die Redaktion des „Hochland“ in München ein. 1920 wechselte er zu den „Münchner Neuesten Nachrichten“, wo er bis zu seinem Tod tätig war. In dieser Zeit schloß er Freundschaft mit dem Maler Karl Caspar (1859–1956) und dem Bildhauer Karl Knappe (1884–1970).

    Notizen aus den Jahren 1909–14 spiegeln W.s Ringen um einen eigenen sprachlichen und religiösen Weg. Eine Italienreise 1913 nutzte er für Studien zu Michelangelos Fresken in der „Sixtina“. Seine Laufbahn als Kunstkritiker begann W. mit der Essay-Sammlung „Zum geschichtlichen Gethsemane“ (1919, Neudr.

    1947), in der das Erlebnis des Kriegs nachschwingt und die Angst als Problem der Zeit erkannt wird. Aus früher dichterischer Prosa lösen sich seit 1914 Gedichte (Tantum dic verbo, 1918): geistliche Lyrik, mit viel seelischer Qual und Schuldangst. Ebenfalls in der Tradition geistlicher Lyrik steht „Die cumäische Sibylle“ (1922), u. a. mit einer Meditation der 14 Kreuzwegstationen und 30 strengen Sonetten „Gesichte des Knechts auf Golgatha“. Sie verdeutlicht W.s Auffassung des christlichen Glaubens, die ein Bekenntnis zum „Mangel“ bedeutet. Die sehr artistischen, in komplizierten Strophenformen und Reimschemata gebauten Gedichte „Das Herz des Wortes“ (1929) sind u. a. eine Folge von Marien-Gedichten mit dem dunklen Einschlag des Schmerzes, in dem sich das Ringen mit Gott ausdrückt.

    W. trat nicht nur als Lyriker, sondern auch als Prosaautor, Dramatiker und Essayist hervor, so mit den beiden Traum-Erzählungen „Die Löwin, Vier Begegnungen“ (1928, Neuausg. mit e. Nachw. v. F. Kemp, 1985) und „Tantalus“ (1929) sowie dem Trauerspiel „Konradin von Hohenstaufen“ (1938, Neuausg. 1948), das, im traditionellen Dramenvers verfaßt, Lieder und Dialoge enthält, in denen sich W.s christliche Geschichtslehre ebenso zeigt wie in der politisch-theologischen Streitschrift „Der christliche Epimetheus“ (1933). Hierin wandte sich W., der DNVP nahe stehend und dem Nationalsozialismus gegenüber kritisch eingestellt, gegen einen biologistischen Naturbegriff, betonte den Wert des Einzelnen und der Volkskräfte und wies auf die besondere Bedeutung der Schöpfung und der christlichen Ordnung für| den Geschichtsverlauf hin. Postum erschien das Reisebuch „Deutschlands Morgenspiegel“ (2 Bde., 1950), in dem W. unter dem Eindruck des „Trümmerhaften“ der Geschichte und ihrer „Wunden“ den „altkunstgeschichtlichen Sinn deutscher Landschaften“ und Baudenkmäler suchte. Weitere Veröffentlichungen und Anthologien nach dem Krieg zeugen von W.s Bedeutung; Carl Schmitt (1888–1985), der sich selbst als „christlicher Epimetheus“ stilisierte, und Josef Pieper (1904–97) u. a. zählten zu W.s Lesern, wie lange zuvor schon Rudolf Borchardt (1877–1945).

    Die Literaturwissenschaft rezipierte W. mit Hochachtung, wenn auch kritisch (u. a. C. Heselhaus, C. Hohoff, F. Kemp). W. bot in oft verschlossenen Formen, aus eigenwilliger Darstellung der Kunst, seine dichterische Deutung der christlichen Problematik. Sein Schreiben, vom Prälogischen geprägt, zielt auf das Schweigen, das Individuelle und den „Verlust“, insistiert aber auf dem „Sinn“.

  • Werke

    Weitere W Die kl. Schöpfung, Mit Zeichnungen v.

    K. Caspar, 1926;
    Das Sinnreich d. Erde, 1939;
    Gedichte, 2 T., 1948 / 49;
    Prosadichtungen, 1948;
    Das ksl. Liebesgespräch, 1951;
    Spuren im Wort, Eine Ausw. aus d. Gedichten v. K. W., 1951 (Nachw. v.

    F. Kemp, W);
    Harpyie, mit Zeichnungen v. A. Kubin, 1953;
    Wanderer in Zeiten, Süddt. Reisebilder, 1958;
    Gedichte 1914–1939, hg. v. F. Kemp, 1961;
    Literarkrit. u. zeitkrit. Aufss. v. K. W., hg. u. eingel. v. L. Verbeeck, in: Lit.wiss. Jb. d. Görres-Ges. 11, 1970, S. 323–55 u. 12, 1971, S. 293–350;
    Die eherne Schlange u. andere kl. Prosa, hg. v. F. Kemp in Zus.arb. mit K. Neuwirth, 1990;
    Eines Morgens Schnee, Gedichte, ausgew. u. mit e. Nachw. versehen v. N. Hummelt (2005);
    Das unstillbare Herz, Ein Lesebuch, hg. v. T. Kölling, 2011 (Einl. d. Hg., S. 12–41, W);
    Briefe u. a. in: Hochland 52, 1960, H. 5, S. 421–25;
    Nachlaß: DLA Marbach/ Neckar.

  • Literatur

    |J. Bernhart, in: Münchner Dichterbuch, hg. v. A. Hübscher, 1929, S. 202–07;
    C. F. Müller, K. W., Dichter u. Denker d. „Geschichtl. Gethsemane“, 1965;
    L. Verbeeck, K. W., Weltbild u. Dichtung, Eine Unters. n. d. inneren Zus.hang d. ersten Schaffensperiode (1909–1920), 1970;
    H. P. Holl, Bild u. Wort, Stud. zu K. W., 1979;
    F. Kemp u. K. Neuwirth, Der Dichter K. W. 1880–1940, 1980, ³2001 (W, L, P);
    dies., K. W. u. Karl Caspar, in: „München leuchtete“, Karl Caspar u. d. Erneuerung christl. Kunst in München, hg. v. P.-K. Schuster, 1984, S. 313–16 (Dok. zu K. W., S. 317–32 u. passim);
    W. Kühlmann, „Der eignen Unrast Qual“, Sündenfall u. Prophetenfigur in d. Lyrik v. K. W., in: Paradeigmata, Lit. Typol. d. AT, hg. v. F. Link, Bd. 2, 1989, S. 563–76;
    ders., Im Schatten d. Leviathan, Carl Schmitt u. K. W., in: W. Kühlmann u. R. Luckenscheiter (Hg.), Moderne u. Antimoderne, Der Renouveau catholique u. d. dt. Lit., 2006, S. 257305 (Briefe u. Dok.);
    L. Wachinger, Bild u. Wort, Dimensionen d. Kunstkritik b. K. W., in: Münchner Moderne, Kunst u. Architektur d. Zwanziger J., hg. v. F. Billeter u. a., 2002, S. 226–37;
    ders., Suche n. d. „Sinn d. Gesch.“, Theol. u. gesch.phil. Wurzeln v. K. W. (1880–1940), „Dtld.s Morgenspiegel“, in: Münchener theol. Zs. 62, 2011, S. 249–66;
    F. Kemp, „Verkannte Dichter unter uns?“ Rudolf Borchardt u. K. W., Dok. e. Begegnung, in: Titan, Mitt. d. Rudolf Borchardt Archivs, H. 7, 2006 (Briefe u. Dok.);
    B. Strauß, Eine nicht geheure Begegnung, Der gr., vergessene Dichter K. W. ist e. Mystiker, e. Sprachkünstler, e. errat. Brocken in d. dt. Lit., in: Die Zeit v. 18. 6. 2003;
    P. Bellebaum, Der Weg v. Bild z. Wort, Unterss. z. Lyrik v. K. W., 2009;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    LThK³;
    RGG⁴;
    BBKL 27 (W, L).

  • Porträts

    |Ölgem. v. K. Caspar, 1916 / 17 (Privatbes.);
    Bronzekopf, v. B. Bleeker, 1925 oder früher (Privatbes. Dr. Veronika Runte-Schranz, Münster);
    Grabstele v. K. Knappe, mit Bronzeplakette „Weihnacht im Walde“, 1940 (Nordfriedhof München).

  • Autor/in

    Lorenz Wachinger
  • Zitierweise

    Wachinger, Lorenz, "Weiß, Konrad" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 692-693 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140174.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA