Lebensdaten
1882 – 1951
Geburtsort
Witten/Ruhr
Sterbeort
Essen
Beruf/Funktion
Industrieller ; Chemiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121575438 | OGND | VIAF: 32856569
Namensvarianten
  • Pott, Alfred

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Zitierweise

Pott, Alfred, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121575438.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August (1849–1924), Rechtskonsulent, Druckereibes., Lokalhist. in W., Mitbegr. d. Gesch.ver. f. d. Gfsch. Mark. S e. Steigers;
    M Emma (1853 ?- vor 1924), T d. Johann Dietrich Neuhaus. Fabr. f. Hebewerkzeuge in Witten-Heven;
    4 B u. a. Arthur (1880–1936), Dr. iur., RA u. Notar in W., Geschäftsführer d. Schiffbaustahl-Kontor GmbH, Dt. Stahlgemeinschaft mbH (s. Rhdb.), Werner (1891–1952), Druckereibes., – ⚭ Cläre Mommer (1882–1962), aus Barmen-Rittershausen; kinderlos.

  • Biographie

    P. besuchte die Realschule in Hagen und die höhere Maschinenbauschule in Dortmund, um anschließend Chemie an den Technischen Hochschulen in Darmstadt (1902–05) und Karlsruhe (1905/06) zu studieren. 1907 trat er in die Firma Dr. C. Otto & Comp., Bochum-Dahlhausen, ein, deren neuartige Versuche zur direkten Ammoniakgewinnung nach dem System Otto er überwachte; dann arbeitete er im angegliederten Ingenieurbüro bei der Planung neuer Kokereien und Nebenproduktengewinnungsanlagen mit (1916 stellv. Direktor). 1917 wechselte er zur Hauptverwaltung der Stinnes-Zechen als alleinverantwortlicher Direktor der Kokereibetriebe und Zechenlaboratorien. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte die Modifikation der Wassergas- bzw. Kraftgaserzeugung (Trigas-Verfahren) auf der Zechenkokerei „Mathias Stinnes“. Zur Vermarktung eigener Entwicklungen auf dem Gebiet der Kohlenschwelung (Tieftemperaturverkokung) gründete die Gewerkschaft Mathias Stinnes mit Partnern 1921 die „Kohlenscheidungs-Gesellschaft mbH“ mit P. als Beiratsmitglied, die eine Schwelanlage auf der Zeche Mathias Stinnes I/II sowie mindestens 15 weitere Anlagen im Ausland baute. P. entwickelte bei der Gewerkschaft Mathias Stinnes Ende der 1920er Jahre u. a. zusammen mit Hans Broche (1896–1963) mit dem „Pott-Broche-Verfahren“ einen neuen Weg zur Gewinnung flüssiger Kohlenwasserstoffe durch Druckextraktion der Steinkohle mit einem Gemisch aus Tetralin, Naphthalin, Kresolen und Phenolen bei kontinuierlicher Temperaturerhöhung. Der aschefreie Extrakt war ein sehr geeignetes Ausgangsmaterial für den Kohlenstaubmotor, die Herstellung von Elektrodenkoks zur Magnesium- bzw. Aluminiumerzeugung sowie für die Hydrierung nach dem Bergius-IG Farben-Verfahren zur Gewinnung hochklopffester Treibstoffe. Seit 1935 von der Gewerkschaft Mathias Stinnes in einer Versuchsanlage und 1936 von der „Ruhröl GmbH“ (Geschäftsführer P.) durchgeführt, entsprach die Druckextraktion jedoch nicht den Erwartungen, und es wurden keine weiteren Anlagen gebaut.

    P.s volkswirtschaftlich bedeutendste Leistung war, zusammen mit Albert Vogler (1877–1945), Konzept, Gründung (1926) und Leitung (bis 1935) der „AG für Kohleverwertung“, seit 1928 „Ruhrgas AG“, zur Vermarktung überschüssigen Kokereigases (vornehmlich des Ruhrgebiets) und – so das ursprüngliche Unternehmensziel – zur Umwandlung schwerverkäuflicher Kohlensorten in andere Energieformen (Elektrizität, Fernwärme, flüssige Treibstoffe, Gas). Dieses Verbundwirtschafts- und Rationalisierungskonzept (Wärme- und Energieökonomie) hatte P. auf der Zeche Mathias Stinnes Anfang der 1920er Jahre erprobt, wo neben Kokerei und Schwelanlagen als großindustrieller Gasabnehmer 1923 die „Glaswerke Ruhr AG“ (Geschäftsführer P.), gegründet worden waren. P. war fast 10 Jahre Vorstandsvorsitzender der Ruhrgas AG, die wegen divergierender Interessen innerhalb des Rhein.-Westfäl. Kohlen-Syndikats (RWKS) und des hohen Finanzbedarfs nur als Ferngasverteilungsgesellschaft realisiert wurde; er trug Wesentliches zur technischen Realisierung durch zahlreiche patentierte Erfindungen bei. Die von ihm ebenfalls geforderte chemische Gas- bzw.|Kohleveredelung wurde von einem Teil der RWKS-Mitglieder ohne P.s aktive Teilnahme in der 1927 gegründeten, späteren „Ruhrchemie AG“ verwirklicht.

    1938 wechselte P. als Generalbevollmächtigter des Grafen Nikolaus v. Ballestrem (1900–45) nach Gleiwitz, um den größten privaten Montankonzern in Oberschlesien nach dem Vorbild der Vereinigte Stahlwerke AG zu reorganisieren. Anlaß für den Wechsel waren u. a. Konflikte mit der NSDAP im Ruhrgebiet, Machtkämpfe innerhalb der Kohle-Verbände und die sinkende Bedeutung der Stinnes-Zechen innerhalb des RWKS. P. setzte die von August Boerner begonnene Reorganisation des Konzerns und Modernisierung der Produktionsanlagen mit dem Ziel der Wettbewerbsfähigkeit konsequent bis in die ersten Kriegsjahre fort und erarbeitete für das oberschles. Industriegebiet wirtschaftspolitische Konzepte im Hinblick auf Strukturwandel und Ausgleich der Standortnachteile, die kriegsbedingt nicht mehr realisiert werden konnten. – Seit 1947 lebte P., als NSDAP-Mitglied als Mitläufer eingestuft, wieder in Essen, tätig u. a. als Aufsichtsratsvorsitzender der „National-Bank AG“, Essen, deren größter Einzelaktionär er zeitweise war.|

  • Auszeichnungen

    Dr.-Ing. E. h. (TH Karlsruhe 1925);
    Mitgl. d. Kuratoriums d. Schles. Kohlenforsch.inst. d. KWI (1938), d. Julienhütter Konferenz (1942) u. d. Reichsvereinigungen „Eisen“ u. „Kohle“ (1942);
    Alfred u. Cläre Pott-Stiftung, Essen, z. Förderung v. Wiss. u. Kunst (1962).

  • Werke

    Moderne Kokereien mit Anlagen f. Gewinnung d. Nebenerzeugnisse, in: Stahl u. Eisen 32, 1912, S. 411-13;
    Dauerbetriebsergebnisse im Trigasverfahren mit Gewinnung v. Tieftemperaturteer u. Ammoniak, ebd. 40, 1920, S. 366-68;
    dass., in: Journal f. Gasbeleuchtung u. Wasserversorgung 62, 1919, S. 261 f. (mit E. Dolensky);
    Die Aufgaben d. AG f. Kohleverwertung in Essen, in: Glückauf 63, 1927, S. 267-72;
    dass., in: Brennstoff-Chemie 8, 1927, S. 57-62;
    Gasfernversorgung mit Koksofengas in Dtld., Vortrag, gehalten b. d. Second Internat. Conference on Bituminous Coal, Pittsburgh, Pa., USA, 12.-24.11.1928, hg. v. Ruhrgas AG, o. O. [1929];
    Long Distance Transmission of Coke Oven Gas in Germany, in: Proceedings of the Second Internat. Conference on Bituminous Coal, 2. Bd., 1930, S. 735-49 (mit H. Broche);
    H. Nedelmann, H. Schmitz, W. Scheer, Die Auflösung v. Kohle auf d. Wege d. Druckextraktion unter bes. Berücksichtigung d. spaltenden Hydrierung d. Extrakte, in: Glückauf 69, 1933, S. 903-12;
    Die Steinkohlenschwelung von einst, in: Öl u. Kohle 2, 1934, S. 243-46;
    Die bisherige Entwicklung d. Gasversorgung im Ruhrgebiet, in: Techn. Mitt. 28, 1935, S. 267-72 u. in: Gas 7, 1935, S. 245-50;
    Ostoberschlesien im großdt. Raum, in: Der Südosten, Ostdt. Wirtschaftsztg. 19, 1940/41, S. 599-603, 644-48;
    Die Stellung d. Kokereigases in d. dt. Energiebilanz, in: Gas- u. Wasserfach 90, 1949, S. 225 ff. – Patente: DRP 663 497, A. P. u. H. Broche, Druckextraktion fester Brennstoffe;
    DRP 565 948, Reinigung v. z. Ferntransport bestimmten Kohlendestillationsgasen;
    DRP 590 555, Verfahren z. Regelung d. Heizwertes u. d. Dichte v. Kohlendestillationsgasen.

  • Literatur

    Dt. Volkswirt 17, 1942/43, S. 301 f.;
    Stahl u. Eisen 71, 1951, S. 912;
    Glückauf 87, 1951, S. 1175 f.;
    Erdöl u. Kohle 4, 1951, S. 591;
    F. Pudor, Nekr. aus d. rhein.-westfäl. Ind.gebiet, Jg. 1939–51, 1955, S. 226-28;
    H. Broche, in: Brennstoff-Chemie 32, 1951, S. 192;
    Ruhrgas AG (Hg.): 25 J. Ruhrgas Aktienges. Essen 1926-1951, [1951];
    M. Rasch, in: Rhein.-Westfäl. Wirtsch.biogrr. 17, 1999, S. 275-317 (P). – Eigene Archivstud. (Thyssen Archiv, Archiv d. Konrad-Adenauer-Stiftung, Rhein.-Westfäl. Wirtsch.archiv).

  • Porträts

    Ölgem. v. H. Figge, 1935 (Essen, Ruhrgas AG Hauptverw.).

  • Autor/in

    Manfred Rasch
  • Zitierweise

    Rasch, Manfred, "Pott, Alfred" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 658-659 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121575438.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA