Poensgen
- Lebensdaten
- unbekannt
- Beruf/Funktion
- Eisen- und Stahlindustrielle
- Konfession
- reformiert
- Normdaten
- GND: 128774762 | OGND | VIAF: 8447611
- Namensvarianten
-
- Puntzgen
- Pontzeler
- Poensgen
- Puntzgen
- Pontzeler
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Biographie
Der Name P. ist seit dem 15. Jh. verbunden mit dem Eisenhüttenwesen: Johann Servatius Puntzgen (* um 1410 in d. Gfsch. Schleiden, † 1490/95), 1439 Reidemeister (Betreiber e. Hammerwerks auf eigene Rechnung) in Göllicke bei Lüttich, wurde 1464 von Dietrich Gf. v. Manderscheid mit der Burg Steinenhaus belehnt und von hieraus Pontzeler, d. h. Erheber des Eisenzinses auf die Hammerwerke der Gfsch. Schleiden, daher auch „Pontzeler von Göllicke“ genannt. Er hinterließ drei Söhne, Johann, 1479 als gräfl. Pontzeler und Reidemeister genannt, →Heinrich (um 1445–1514) und →Mattheus (um 1450–1510), die um 1500 auf dem zum Steinenhaus gehörigen Hammer Wißgen und in Gangforth als Reidemeister nachweisbar sind. Seine Enkel, darunter Servatius († n. 1567), bauten ihre Hütten zum Großgewerbe aus und prägten die erste Blütezeit der Eifeler Eisenindustrie mit. Balthasar († n. 1584), Sohn des Servatius, war in der 2. Hälfte des 16. Jh. Büchsenmacher im Schleidener Tal. Sein Sohn Peter (um 1588 - n. 1661) arbeitete 1630 in Gemünd als Geschützbauer. →Abraham (1782–1891) führte das neue Verfahren der Brüder Kechel von Kechlau zur Gußstahlgewinnung im Schleidener Tal ein.
1814/15 wurden unter preuß. Verwaltung die Eifler Hütten statistisch erfaßt. An acht von insgesamt 33 Betrieben waren Angehörige der Familie P. beteiligt. Sie teilte sich nach dem 30jährigen Krieg in zwei Hauptstämme. Während der jüngere weiterhin in der Eifel seßhaft blieb und das Hammerwesen betrieb, fiel den Söhnen →Johanns (1632–1700) aus Kirschseiffen, Wilhelm (1693-n. 1737) und →Anton (1698–1776), ein bedeutendes Muttererbe in Düren zu. Sie wurden Begründer des Düren-Kaldenkirchener Hauptstammes, der sich vornehmlich der Textilmanufaktur zuwandte. Als →Johann Heinrich (1760–1814), Eisenfabrikant in Solingen, Sohn des Hellenthaler Reidemeisters →Johann Heinrich (1729–99), den aus Düren stammenden →Daniel Giesbert (1774–1817) in die Lehre nahm, wußte er nicht, daß dieser ein Verwandter war. Erst mit der Erarbeitung des ersten Stammbaums durch Kelleter und den Theologen →Ernst (1848–1925), Enkel Daniel Giesberts und Sohn des wegen „demokratischer Umtriebe“ 1837 zu Festungshaft verurteilten Pfarrers →Eduard (1808–51), wurde dies zu Beginn des 20. Jh. wieder bekannt. Daniel Giesbert, als Flanellfabrikant nach Aufhebung der Kontinentalsperre gescheitert, hatte drei unmündige Söhne hinterlassen, neben →Eduard Julius (1814–80), seit 1861 Fabrikant von Bleiröhren und Heizungsanlagen in Mauel, sowie →Albert (1818–80, s. 2), Begründer der deutschen Stahlrohrindustrie. Durch Alberts Initiative wurde die Familie nach Düsseldorf verpflanzt, ebenso das Röhrenwerk Alberts und das Blech- und Drahtwerk →Reinhards (1782–1848, s. 1), Sohn Johann Heinrichs aus Solingen. Alberts Tochter Clara (1846–1910) heiratete 1870 den Düsseldorfer Fabrikanten und Geh. Kommerzienrat →Carl (1838–1921). Dieser war der Sohn des Reidemeisters →Carl (1802–48) und Enkel des →Johann Abraham (1772–1819, s. NDB V*), des Bruders jenes Johann Heinrich, der ihren Großvater Daniel Giesbert in Solingen in die Lehre aufgenommen hatte. →Carl Rudolf (1863–1946), Enkel des Reinhard, war 1908-33 Präsident der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf, nach ihm wurde die „C. Rudolf Poensgen-Stiftung“ benannt. →Ernst (1871–1949, s. 3), Sohn Claras und Carls, brachte 1910 das Familienunternehmen in die „Phoenix AG für|Bergbau und Hüttenbetrieb“ ein. →Georg (* 1899), der einzige Sohn des Ernst, wurde nach 1945 Direktor des Kurpfälz. Museums in Heidelberg. →Helmuth (1887–1945), Enkel des Julius, war Vorstandsmitglied der „Vereinigte Stahlwerke AG“.
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Literatur
H. Kelleter, Die Gesch. d. Fam. P., 1908;
K. Fix. Stammtafeln F, in: Dt.GB 123, 1958;
L. Hatzfeld, Der Anfang d. dt. Drahtind., in: ZUG 6, 1961;
ders., Die Begründung d. dt. Röhrenind. durch d. Fa. Poensgen u. Schöller 1844-1850, 1962;
ders., Die Handelsges. Albert Poensgen, Mauel-Düsseldorf, 1964;
ders., Ernst P., in: Rhein. Lb. VII, 1977, S. 203-06;
ders., Albert P., in: Düsseldorfer Jb. 57/58, 1980;
P. Neu, Eisenind. in d. Eifel, 1989, S 72 f.;
IHK Düsseldorf (Hg.), Carl Rudolf P., 25 J. Präs. d. IHK Düsseldorf;
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Quellen
Qu. Mannesmann-Archiv, Düsseldorf; Thyssen-Archiv, Duisburg.
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Autor/in
Lutz Hatzfeld -
Familienmitglieder
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Zitierweise
Hatzfeld, Lutz, "Poensgen" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 567-568 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd128774762.html#ndbcontent