Lebensdaten
1907 – 1984
Geburtsort
Sankt Pölten
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
katholischer Kirchenrechtler
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118595121 | OGND | VIAF: 3263321
Namensvarianten
  • Plöchl, Willibald Maria
  • Plöchl, Willibald
  • Plöchl, Willibald Maria
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Zitierweise

Plöchl, Willibald, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118595121.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Josef (1861–1925), aus St. Thomas am Blasenstein (Oberösterr.), Prof., Reg.rat, Dir. d. nieder-österr. Lehrerbildungsanstalt in St. P. (s. ÖBL);
    M Anna Zuleger (1877–1954);
    B Josef ( 1944, hingerichtet in Hamburg), Ing., Widerstandskämpfer;
    Wien 1932 Margarete (1906–96), T d. Johann Baptist Pittioni (1869–1957) u. d. Rosa Scheffler (1873–1927), E d. Franz Pittioni (1834–1913, s. NDB 20*); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Studium an der Konsularakademie (Diplom 1929) und an der Univ. Wien (Jura, Promotion 1931) war P. zunächst in der Redaktion der „Reichspost“ tätig und trat 1933 in den Verwaltungsdienst des Landes Niederösterreich. 1935 habilitierte er sich für das Fach Kirchenrecht unter besonderer Berücksichtigung des oriental. Kirchenrechts an der Univ. Wien. Bereits als Schüler und Student formte sich unter dem Einfluß seines Vaters, eines Mitbegründers der Kath. Österr. Landsmannschaften, sein politisches Engagement, dem er zeitlebens treu blieb. P. war überzeugt, daß die Unabhängigkeit Österreichs erhalten bleiben müsse und könne, und daß als deren Fundament die dynastische Kontinuität im Sinne der legitimistischen Bewegung unabdingbar sei. Wie viele Landsmannschafter sympathisierte er mit dem autoritären Ständestaat und gehörte seit 1936 dem Führerrat der „Vaterländischen Front“ an, wurde jedoch dieser Funktion bereits nach einem halben Jahr wegen seiner dezidiert monarchistischen Ausrichtung wieder enthoben.

    Sowohl seine Tätigkeit bei der niederösterr. Landesregierung, wo er auch mit der Bekämpfung des illegalen Nationalsozialismus befaßt war, als auch sein politisches Engagement führten nach dem Einmarsch Hitlers zur Entlassung und zu Verhören durch die Gestapo. P. floh zunächst in die Niederlande (1939/40 Univ. Nimwegen) und dann über Paris, wo er an den Versuchen zur Etablierung einer österr. Exilvertretung in Frankreich beteiligt war, in die USA. Im Sommersemester 1941 nahm P. die Lehrtätigkeit an der Catholic University in Washington zunächst für oriental. Kirchenrecht, dann für Rechtsphilosophie auf. Während des Krieges war er als Berater der amerik. Regierung tätig und bemühte sich um die Bildung einer österr. Exilregierung unter Führung Ottos v. Habsburg. Im Herbst 1948 nach Österreich zurückgekehrt, folgte er 1949 seinem Lehrer Rudolf Köstler (1878–1952) als Ordinarius für Kirchenrecht nach. Seine organisatorischen Fähigkeiten stellte P. beim Ausbau seines Institutes, als langjähriger Baukommissar der Wiener Rechtsfakultät (Dekan 1953/54, 1962/63) und bei der Organisation gesamtuniversitärer Einrichtungen unter Beweis.

    Im Zentrum seiner wissenschaftlichen Leistungen steht die fünfbändige Geschichte des Kirchenrechts, eine Institutionengeschichte, deren Zäsuren er in der „morgenländischen Kirchenspaltung“ (1054) bzw. in der „abendländischen Glaubensspaltung“ sah. Dieses Konzept war u. a. wegen der Betonung des ökumenischen Aspekts zukunftsweisend. Seit dem Beginn der 70er Jahre befaßte sich P. hauptsächlich mit dem Recht der Ostkirchen. Zu seinen bleibenden Verdiensten gehört daher auch die Mitwirkung an der Gründung der ökumenisch ausgerichteten „Gesellschaft für das Recht der Ostkirchen“, deren erster Präsident er war. Aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen wurde P. zum Konsultor für beide päpstl. Kodifikationskommissionen bestellt.|

  • Auszeichnungen

    Gr. silbernes Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Rep. Österr. (1963);
    Kommandeur mit Stern d. päpstl. Sylvesterordens (1965);
    Goldenes Komturkreuz d. Ehrenzeichens f. Verdienste um d. Bundesland Niederösterr. (1968);
    Dr. h. c. (Thessaloniki 1969, Innsbruck 1970);
    Österr. Ehrenkreuz f. Wiss. u. Kunst I. Kl. (1970);
    Goldenes Kreuz v. Hl. Berg Athos (1971);
    Gr. Karl-Innitzer-Preis (1972);
    Leopold-Kunschak-Preis (1978);
    Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Befreiung Österr. (1978);
    korr. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1973)

  • Werke

    Gesch. d. Kirchenrechts, 5 Bde., 1953-69 (Bd. 1-3 ²1960/62/70);
    St. Barbara zu Wien, 2 Bde., 1975;
    Die Wiener Griechen, 1983;
    160 Aufss. u. Btrr. (ges. in 4 Bdn. f. d. Wiener Rechtsfak.). - Hg.:
    Österr. Archiv f. Kirchenrecht, 1949-82;
    Kanon, Jb. d. Ges. f. d. Recht d. Ostkirchen, 1973-84;
    Wiener rechtsgeschichtl. Arbb.

  • Literatur

    F. Schwind, in Alm. d. Österr. Ak. d. Wiss. f. d. J. 1984, 134. Jhg., 1985, S. 325-28;
    R. Potz, in: Österr. Archiv f. Kirchenrecht 34, 1983/84, S. 5-9;
    F. Pototoschnig, W. M. P. als Pol. u. Wiss., ebd. 39, 1990, S. 222-36;
    H. Erhart, Die pol. Arb. d. kons. österr. Emigration in Frankreich u. in d. USA 1938-1943, Versuch e. Darst. anhand e. exemplar. Falles: Hochschulprof. Dr. Dr. h. c. mult. W. M. P., Diss. Wien 1985;
    BHdE I;
    Hist. Lex. Wien.

  • Autor/in

    Richard Potz
  • Zitierweise

    Potz, Richard, "Plöchl, Willibald" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 545-546 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118595121.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA