Lebensdaten
1906 – 1985
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Prähistoriker ; Historiker ; Prähistoriker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118594699 | OGND | VIAF: 112939262
Namensvarianten
  • Pittioni, Richard
  • Pittioni, R.

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Zitierweise

Pittioni, Richard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118594699.html [16.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alois Pius (1871–1932), Postamtsdir. in W., S d. Franz (1834–1913) u. d. Elisabeth Wohlmuth (1842–92);
    M Maria (1878–1940), T d. Johann Koch (* 1842), Buchbindermeister u. Hausbes. in W., u. d. Genovefa Kinauer (1855–1943), beide aus Oberwisternitz (Südmähren);
    Wien 1944 Erika (* 1924), T d. Heinrich Gf. v. Hardegg (1900–1984), u. d. Dorothea Linnemann (1902–75);
    1 S (früh +), 2 T Angelika (* 1947), Dr. phil., Lehrerin in W., Gabriele Grabner (* 1951), Dr. med., Fachärztin f. Dermatol. in W.;
    N Margarete (1906–96, Willibald Plöchl, 1907–84, o. Prof. f. Kirchenrecht in W., s. NDB 20).

  • Biographie

    P.s Interesse für die Prähistorie wurde bereits in seiner Jugend durch die paläolithischen Funde in Oberwisternitz geweckt, wo er regelmäßig den Sommer verbrachte. 1925 maturierte er in Wien. Nach Studien an der Hochschule für Welthandel (1925/26) und in der juristischen Fakultät der Univ. Wien (1926) widmete er sich seit 1927 der Urgeschichte bei Oswald Menghin (1888–1973). 1929 wurde P. zum Dr. phil. promoviert und anschließend Universitätsassistent am Urgeschichtlichen Institut, wo er sich 1932 mit einer Studie über die La-Tène-Zeit in Niederösterreich für „Prähistorische Archäologie“ habilitierte. Ende 1937 wechselte er in das Röm. Museum der Stadt Wien und 1938 in das Burgenländ. Landschaftsmuseum Eisenstadt, wo er die Nachfolge von Alphons Barb (1901–79) antrat, der wegen seiner jüd. Abstammung emigrieren mußte. 1942-45 leistete er Militärdienst.

    Nach Kriegsende erhielt P. seine Venia legendi, die er im März 1938 unter Unterrichtsminister Menghin zurückgeben mußte, wieder zurück; er wurde 1946 zum ao. Professor für die Urgeschichte des Menschen und zum Vorstand des Urgeschichtlichen Instituts in Wien bestellt (o. öff. Prof. 1951, 1960-62 Dekan, 1964-67 Senator d. phil. Fak.). Unter der Leitung P.s knüpfte das Institut wieder an seine wissenschaftliche Reputation an, die es nach seiner Gründung durch Moritz Hoernes genossen hatte. Durch seine Lehrtätigkeit prägte P. die gesamte Nachkriegsgeneration der österr. Prähistoriker. 1948 gründete er die Fachzeitschrift „Archaeologia Austriaca“. 1954 erschien seine „Urgeschichte des österr. Raumes“, ein Standardwerk, das bis in die 1970er Jahre die Prähistorie bestimmte. Auch nach der Emeritierung 1976 setzte P. seinen Vorlesungszyklus über die „Systematische Urgeschichte“ bis 1984 fort. Er beschäftigte sich intensiv mit Fragen des urzeitlichen Kupfererzbergbaues in den Ostalpen und regte spektralanalytische Untersuchungen der Metallfunde an. Seit den späten 60er Jahren verlagerten sich seine Forschungsinteressen in Richtung Mittelalter- und frühneuzeitlicher Industriearchäologie. Daneben befaßte sich P. mit terminologischen und methodischen Fragen und entwarf eine Gliederung der Urgeschichte in die Zeitabschnitte Lithikum, Keramikum und Metallikum. Aus heutiger Sicht erscheint sein Geschichtsbild allerdings als zu schematisch und konstruiert.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Österr. (1949) u. Dt. Archäol. Inst. (1961);
    wirkl. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss. (1957, Obmann d. Prähist. Komm.);
    korr. Mitgl. d. Jugoslaw. Ak. d. Wiss. u. Künste, Zagreb (1966);
    Ehrenmitgl. d. Österr. Arbeitsgemeinschaft f. Ur- u. Frühgesch. (1966) u. d. Ver. f. Volkskde. (1970);
    Goldenes Verdienstkreuz d. Landes Burgenland (1962);
    Wilhelm v. Hartel-Preis d. Österr. Ak. d. Wiss. (1964);
    Silbernes Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Rep. Österr. (1965);
    Ehrensenator d. Univ. Wien (1973);
    Goldenes Ehrenzeichen mit Brillanten d. Gde. Jochberg (1980);
    Komturkreuz in Silber d. Landes Niederösterr. (1980);
    Goldener Ehrenring d. Stadt Kitzbühel (1981);
    Ehrenmedaille d. Bundeshauptstadt Wien (1982).

  • Werke

    u. a. Latène in Niederösterr., 1930;
    Bibliogr. z. Urgesch. Österr., 1931 u. 1940;
    Unterss. im Bergbaugebiet Kelchalpe b. Kitzbühel (Tirol), in: Mitt. d. Prähist. Komm. 3, 1937, S. 1-159 (mit E. Preuschen);
    Urgesch., allg. Urgesch. u. Urgesch. Österr., Hdb. f. d. Gesch.lehrer, 1937;
    Btrr. z. Urgesch. d. Landschaft Burgenland im Reichsgau Niederdonau, 1941;
    Urgeschichtl. Grundlagen d. europ. Kultur, 1949;
    Btrr. z. Methodik d. urgeschichtl. Unterrichts an d. österr. Mittelschulen, in: Archaeologia Austriaca 9, 1952, S. 82-88, 10, 1952, S. 71-76, 11, 1953, S. 100-04, 12, 1953, S. 83-92;
    Urzeitl. Bergbau auf Kupfererz u. Spurenanalyse, 1957;
    Italien, urgeschichtl. Kulturen, in: RE, Suppl. 9, 1962, Sp. 105-372;
    Gesch. Österr. I: Urzeit, 1980;
    Wer hat wann u. wo den Silberkessel v. Gundestrup angefertigt?, 1984;
    Hg.
    Wiener Prähist. Zs., 1930-38;
    Niederdonau, Natur u. Kultur, 1940-42;
    Archaeologia Austriaca, 1948-76;
    Mitt. d. Prähist. Komm., 1957-85;
    Roman:
    Der Bergfüst, 1947.

  • Literatur

    H. Friesinger. in: Mitt. d. Anthropol. Ges. in Wien 115, 1985, S. 181 f.;
    ders. u. H. Kerchler, in: Archaeologia Austriaca 69, 1985, S. 1-5 (W-Verz.);
    K. Kaus, in: Burgenländ. Heimatbll. 47/1, 1985, S. 1-5 (P);
    H. Mitscha-Märheim, FS z. 70. Geb.tag. Archaeologia Austriaca, Beih. 13, 1976, S. VII-XXVII (P, W-Verz.);
    Hist. Lex. Wien.

  • Porträts

    Medaille v. Rudolf Schmidt anläßl. d. 60. Geb.tages, 1966.

  • Autor/in

    Otto H. Urban
  • Zitierweise

    Urban, Otto H., "Pittioni, Richard" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 490-491 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118594699.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA