Lebensdaten
1839 – 1908
Geburtsort
Stetten/Remstal (Württemberg)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
evangelischer Theologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118593668 | OGND | VIAF: 64013825
Namensvarianten
  • Pfleiderer, Otto
  • Pfleiderer, O.

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Pfleiderer, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118593668.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Eduard Karl (1810–61), Prof. f. Math. am Seminar in Maulbronn, S d. Ludwig Immanuel (1779–1825), Pfarrer in Dürrenzimmern, u. d. Julie Zeller (1785–1871);
    M Anna Augustine (1815–73) aus Gruorn, T d. Immanuel Christian Heinrich Sigel (1784–1838), Stiftsprediger zu Oberstenfeld, u. d. Friederike Auguste Bockshammer (1792–1843), aus Buttenhausen; B Edmund v. P. (1842-1902), o. Prof. d. Phil, in Tübingen (s. Einl.);
    1868 Marie (1849–1921), TA. Ferdinand Hermann Kornbeck (1811–75), Dekan in Marbach/Neckar, u. d. Berta Bockshammer (1819–65), aus Buttenhausen;
    6 S (3 früh †), u. a. Max (1875–1920), Dr.-Ing., Reg.baurat b. d. Mil.verw. in Bonn, zuletzt Vorstand d. Reichsvermögensamts ebd., 5 T u. a. Else Zurhellen (1877–1937), Schriftst. (s. Einl.).

  • Biographie

    P. besuchte die Klosterschule in Maulbronn, an der sein Vater unterrichtete, später das Niedere Seminar Blaubeuren, wo der Theologe und Historiker Julius Ludwig Friedrich Weizsäcker (1828–89) Einfluß auf ihn gewann. 1857-61 studierte er Theologie und Philosophie in Tübingen, wo er Weizsäcker wieder traf, aber besonders von dem Hegelianer Ferdinand Christian Baur (1792–1860) geprägt wurde. Nach dem Vikariat in Eningen bei Reutlingen und in Knittlingen kehrte P. 1864 als Repetent an das Tübinger Stift zurück und wurde Privatdozent an der Theol. Fakultät. 1868 legte er sein erstes Hauptwerk „Die Religion, ihr Wesen und ihre Geschichte“ vor, in dem er den Versuch unternahm, das Christentum in die allgemeine Religionsgeschichte zu integrieren und dadurch dessen Besonderheit deutlich zu machen, die er später mit „Religionsphilosophie auf geschichtlicher Grundlage“ (1878,| ²1883/84, ³1893) und Beiträgen zur Geschichte des Urchristentums fortsetzte.

    1868 wurde P. als fünfter Stadtpfarrer nach Heilbronn berufen, 1869 als Oberpfarrer und Superintendent nach Jena. Dort wurde er 1870 zum o. Professor der Praktischen Theologie ernannt. 1874 berief ihn der preuß. Kultusminister gegen den Willen der Fakultät auf eine Professur für Exegese und Praktische Theologie nach Berlin. 1876 wechselte er dort auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie.

    Während die von P. heftig bekämpfte Theologie Albrecht Ritschls (1822–89) und seiner Schüler, besonders Adolf v. Harnacks (1851–1930), die Person des „historischen“ Jesus als ausschließlichen Gegenstand des Glaubens festhielt, betonte R, daß erst der Paulinismus den Anfang des Christentums ermöglicht habe und der Hellenismus nicht als Entartung, sondern als notwendige Entfaltung dieser Religion zu betrachten sei. Mit dieser These isolierte sich P. in der deutschsprachigen Theologie seiner Zeit immer mehr, während er im Ausland zunehmend Beachtung fand. Gleichwohl bemühte er sich mit „Die Entstehung des Christentums“ (1905, engl. 1906), „Religion und Religionen“ (1906, engl. 1907) und „Die Entwicklung des Christentums“ (1907, engl. 1910) um eine Popularisierung seiner Ideen in Deutschland. – Während sich P.s Auffassungen über die Geschichte des Christentums gegen die Ritschlschen durchgesetzt haben und in der ev. Theologie inzwischen zum Allgemeingut geworden sind, ist seine vom Deutschen Idealismus geprägte Konzeption einer Zuordnung des Christentums zu den anderen Religionen kaum aufgegriffen worden.

  • Werke

    Weitere W Moral u. Rel. nach ihrem gegenseitigen Verhältnis geschichtl. u. phil. erörtert, 1872;
    engl. Übers. d. 2. Aufl. d. Rel.phüos. auf geschichtl. Grundlage: The Philosophy of Rel. on the Basis of its History, 1886–88, Nachdr. 1975;
    Der Paulinismus, Ein Btr. z. Gesch. d. urchristl. Theol., 1873;
    Zur rel. Verständigung. Populäre theol. Vorträge, 1879;
    Grundriß d. christl. Glaubens- u. Sittenlehre als Compendium für Studierende u. als Leitfaden für d. Unterr. an höheren Schulen, 1886, ⁶1898;
    Das Urchristentum, seine Schrr. u. Lehren, 1887, ²1902;
    The Development of Theology in Germany since Kant and its Progress in Great Britain since 1825, 1890, dt., 1891, Die Ritschl’sche Theol. krit. beleuchtet, 1891;
    Philosophy and Development of Rel., 1894, Nachdr. 1979;
    Evolution and Theology. and Other Essays, 1900;
    Die Vorbereitung d. Christentums in d. griech. Philos., 1904, ²1912.

  • Literatur

    P. Gastrow, P., d. Rel.philosoph, 1913;
    Ernst u. Eduard Pfleiderer, Fam.bl. d. Pfleiderer 8, 1928, S. 2-6;
    K. Heussi, Gesch. d. Theol. Fak. zu Jena, 1954;
    R. Leuze, Theol. u. Rel.gesch., Der Weg O. P.s, 1980;
    B. Leigh, O. P. and Protestant theology in 19th-century Germany, 1985;
    F. W. Graf, Theonomie, Fallstud. z. Integrationsanspruch neuzeitl. Theol., 1987;
    W. Schmithals, Von d. Tübinger zur Rel.gesch. Schule (O. P.), in: G. Besier u. C. Gestrich (Hg.), 450 J. Ev. Theol. in Berlin, 1989, S. 309-31;
    S. Hjelde. Die Rel.wiss. u. d. Christentum, Eine hist. Unters. üb. d. Verhältnis v. Rel.wiss. u. Theol., 1994;
    O. Zurhellen, in: BJ 13, S. 209-15, Tl.;
    RE³;
    TRE;
    LThK³;
    RGG³.

  • Autor/in

    Reinhard Leuze
  • Zitierweise

    Leuze, Reinhard, "Pfleiderer, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 349-350 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118593668.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA