Dates of Life
1900 – 1970
Place of birth
Ellernbrook-Drage (Kreis Steinburg, Holstein)
Place of death
Eutin
Occupation
Leichtathlet ; Sportpädagoge
Religious Denomination
keine Angabe
Authority Data
GND: 116076496 | OGND | VIAF: 32739319
Alternate Names
  • Peltzer, Otto Paul Eberhard
  • Peltzer, Otto
  • Peltzer, Otto Paul Eberhard
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Citation

Peltzer, Otto, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116076496.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Paul, Gutsbes. in E., später Domäne Köselitz (Kr. Pyritz, Pommern), S d. Otto (1833–91), Begr. d. Samtfabr. Peltzer Gebr. in Krefeld (s. Einl.);
    M Elly, T d. Heinrich Radbruch (1841–1922), Kaufm. in Lübeck, Gutsbes. auf Rammels (Holstein), u. d. Emma Prahl (1842–1916); Verwandte Wilhelm (1865–1937), Vorstandsmitgl. d. Fa. Peltzer Gebr. AG, Samtfabrik in Krefeld, Aufsichtsratsmitgl. d. I. G. Farben AG, Walter (1880–1947), Gen.dir., Vorstandsmitgl. d. Fa. Peltzer Gebr. AG, Samtfabrik in Krefeld (beide s. Rhdb.), Alfred (1875–1914), aus Krefeld, ao. Prof. d. Kunstgesch. in Heidelberg (s. Drüll, Heidelberger Gel.lex. I), beide S d. Gustav (1844–97, s. Einl.), Martin (* 1931), aus Krefeld, Dr. iur., Dir. d. Dt. Bank, RA, Notar in Frankfurt/M., Vorstandsmitgl. d. Zellstoffabrik Waldhof bzw. Papierwerke Waldhof AG (s. Wi. 1985; Dt.GB 79);
    Om Gustav Radbruch (1878–1949), Prof. f. Strafrecht, Strafprozeßrecht u. Rechtsphil. (s. Bad. Biogrr. I; Biogr. Lex. Schleswig-Holstein VII; Drüll, Heidelberger Gel.lex. I; BBKL; Kleinheyer/Schröder, Dt. u. europ. Juristen aus 9 Jhh., ⁴1996); – ledig.

  • Biographical Presentation

    P.s sportliche Begabung entfaltete sich nach einer überstandenen Kinderlähmung erst auf dem Realgymnasium in Krefeld, wo er bei seinen Großeltern aufwuchs. Nach seinem Wechsel auf die Oberrealschule in Stargard entschied er sich endgültig für den Sport. Im Sommer 1918 meldete er sich als Fahnenjunker im Heer. Nach der Fähnrichschule in Berlin und der Entlassung Ende 1918 legte er auf der Oberrealschule in Stettin sein Abitur ab, war danach Ingenieur-Volontär auf der Stettiner Vulkan-Werft und studierte seit Herbst 1920 Rechts- und Staatswissenschaften in Jena, Berlin und München. Über die „nationale Jugendbewegung“ fand P. Anschluß an den Stettiner „Sportclub Preußen“, bei dem er zeitlebens blieb. Mit der Dissertation „Das Verhältnis der Sozialpolitik zur Rassenhygiene“ (1926) wurde er 1925 zum Dr. oec. publ. promoviert. Auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere publizierte er vor allem Aufsätze und Bücher zur Trainingslehre und Sportethik. 1926-33 fand er in der Freien Schulgemeinde Wickersdorf (Thüringer Wald), deren Aufsichtsratsvorsitzender er zeitweise war und wo er von Gustav Wyneken (1875–1964) beeinflußt wurde, Anstellung als Erzieher und Lehrer für Geographie, Geschichte und Biologie.

    P. war Mitte der 1920er Jahre der erfolgreichste Mittelstreckenläufer der Welt: Er stellte 1925 in Budapest über 500 m (1:03,6 min) seinen ersten Weltrekord auf, dem 1926 die Weltrekorde über 800 m (1:51,6 min) und 1500 m (3:51,0 min) sowie zwei weitere folgten. Im Olympiafinale von 1932 über 800 m wurde P. Neunter. 1922-34 wurde er 15mal Deutscher Meister. Seine 16 deutschen Laufrekorde demonstrierten seine sportliche Ausnahmestellung in der deutschen Leichtathletik. Erst 1937 bzw. 1939 wurden die Bestmarken über 800 m und 1500 m von Rudolf Harbig unterboten. Seinen sportlichen Ruhm begründeten 1926 die Siege über den zweifachen Olympiasieger Douglas G. Lowe bei der Engl. Meisterschaft in London über 880 yards und der Berliner Sieg über Paavo Nurmi und Edwin Wide in Weltrekordzeit über 1500 m.

    P. der am 1.5.1933 in NSDAP und SS eintrat, legte 1933 ein sportpolitisches Manifest vor, das jedoch keine Anerkennung bei Reichssportführer Hans v. Tschammer und Osten fand, der auch die Fortsetzung seiner sportlichen Karriere verhinderte. Aufgrund seiner zahlreichen internationalen Kontakte, seines Umgangs mit Juden und seiner Eigenwilligkeit im privaten und politischen Verhalten als politisch unzuverlässig eingestuft, wurde P. 1935 verhaftet und aufgrund §§ 174, 175 und 176 Strafgesetzbuch (Homosexualität) zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Auf Grund einer brit. Intervention vor den Olympischen Spielen 1936 freigelassen, wurde er am 18.8.1936 jedoch unter Einbeziehung des Urteils von 1935 zu einem Jahr und 10 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Im Aug. 1938 übersiedelte P. nach Schweden, wo er vergeblich versuchte, als Trainer zu arbeiten. Mit Veröffentlichungen im „Idrottsbladet“ erregte er den Unwillen des Reichssportführers, der den Entzug der Aufenthaltsgenehmigung bewirkte. Nach der so erzwungenen Rückkehr 1941 wurde P. von der Gestapo verhaftet, in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße verhört und zur „politischen Umschulung“ am 11.4.1941 in das KZ Mauthausen verbracht, aus welchem er 1945 befreit wurde.

    Trotz ambitionierter publizistischer Aktivitäten (1946/47 Sportredakteur d. „Rhein-Ztg., Koblenz“) gelang es ihm nach 1945 nicht, im westdeutschen Sport Fuß zu fassen. 1949/50 war er Trainer des CSV Krefeld 1910, der ihn entließ. 1952 eröffnete der DLV ein Verfahren gegen P., weil dieser bei einem Sportfest in Ostberlin eine Ehrenrunde gelaufen war; dies hatte auch seine Entlassung durch eine Bielefelder Firma zur Folge. 1956 war P. in Australien, China, Südkorea, Japan, Iran und Malaysia, 1957-67 lebte er in Indien, u. a. als Nationaltrainer für Leichtathletik. Gesundheitlich geschwächt und verarmt kehrte er nach Deutschland (Malente) zurück.|

  • Awards

    O.-P.-Medaille d. Dt. Leichtathletik-Verbandes (1999).

  • Works

    Vergangenheit u. Zukunft d. dt. Leichtathletik, 1925 (mit L. Haymann, H. Houben, M. Hoy);
    Das Trainingsbuch d. Leichtathleten, 1926;
    Die Bedeutung d. Sports f. d. nat. Ansehen, in: W. Külz (Hg): Dtld., Jb. f. d. dt. Volk, 1927, S. 239-43;
    Der Weg z. Erfolg, Ein sportl. Führerbuch, 2 Bde., 1927 (mit C. Hoff);
    Der Sport, Etwas üb. d. geistigen Grundlagen d. Sports, in: Der Leichtathlet, H. 41/42, 1930, S. 8 f.;
    Sport, Ein Weg zu Freiheit u. Kultur, 1946, Sport u. Erziehung, Gedanken üb. e. Neugestaltung, 1947;
    Umkämpftes Leben, Sportjahre zw. Nurmi u. Zatopek, 1955 (Autobiogr.);
    Dr. P.s Extract of Modern Athletic Systems, hg. v. B. N. Dastoor, 1960;
    Jeremy u. d. Anderen (Ms., verschollen).

  • Literature

    H. Breidbach-Bernau, in: Begegnungen im Schatten d. Herakles, 1982, S. 27-42;
    J. McNeish, The man from Nowhere, 1986;
    H. Bernett, Dr. O. P., d. „totale“ Athlet, in: Soz.- u. Zeitgesch. d. Sports 2, 1988, H. 3, S. 31-56;
    V. Kluge, Otto der Seltsame, Die Einsamkeit e. Mittelstreckenläufers, O. P. (1900-1970), 2000 (P);
    E. zur Megede, in: FAZ v. 8.3.2000 (P);
    M. Gernandt, in: SZ v. 14.4.2000 (P);
    Rhdb. (P);
    Brockhaus 1933;
    Munzinger;
    B.-U. Hergemöller, Mann f. Mann, Biogr. Lex. z. Gesch. d. Freundesliebe u. mannmännl. Sexualität im dt. Sprachraum, 1998;
    Film:
    „Zwei Tage im Leben e. Weltmeisters“;
    - zur Fam.:
    Hermann F. Macco, Btrr. z. Gesch. u. Geneal. rhein. Adelsfam., 1884, Nachdr. 1981.

  • Author

    Hans Joachim Teichler, Volker Kluge
  • Citation

    Teichler, Hans Joachim; Kluge, Volker, "Peltzer, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 170-171 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116076496.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA