Wilberg, Johann Friedrich
- Lebensdaten
- 1766 – 1846
- Geburtsort
- Ziesar bei Magdeburg
- Sterbeort
- Bonn
- Beruf/Funktion
- Pädagoge ; Lehrer
- Konfession
- evangelisch
- Normdaten
- GND: 117377627 | OGND | VIAF: 69706186
- Namensvarianten
-
- Wilberg, Johann Friedrich Andreas
- Wilberg, Johann Friedrich
- Wilberg, Johann Friedrich Andreas
- Wilberg, Johann Friedrich Wilhelm
- Wilberg, J. F.
- Wilberg, Joh. Fr.
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Wilberg, Johann Friedrich Andreas
| Reformpädagoge, * 5.11.1766 Ziesar bei Magdeburg, † 17.12.1846 Bonn, ⚰Bonn, Alter Friedhof. (evangelisch)
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Genealogie
V Sebastian Friedrich († 1778), Gastwirt u. Brauer in Z., als Invalide aus d. 7j. Krieg später niederer Beamter in Potsdam, S d. Leopold († n. 1766), Kantor, Küster u. Lehrer in Karow (Kr. Jerichow);
M Anna Sophia Duschkrin;
Ov Gottfried Heinrich, Elementarschullehrer in Karow;
1 B;
– ⚭ Hamme b. Bochum 1797 Johanna Luberg (1772–1835), aus Herdecke;
1 S →Friedrich Wilhelm (1798–1852, ⚭ Louise Baedeker, 1805–83, T d. →Gottschalk Diederich Baedeker, 1778–1841, Verl., Verlagsbuchhändler in Essen, s. NDB I, Fam.art.), Gymn.dir. in Essen, 3 T Johanna Theodora (1800–1855, ⚭ →Karl Hecker, 1795–1873, Kaufm.), Mathilde (1814 – n. 1867, ⚭ August Wirth, † 1840, Dr. phil, ev. Theol., Philol., Gymn.lehrer in Berlin u. Minden), führte seit 1840 W.s Haushalt, Lehrerin (s. W);
Wilhelmine;
E Clara (1837–1923, ⚭ →Julius Baedeker, 1821–98, Verl., Buchhändler in Essen, s. NDB I, Fam.art.; NDB 18*);
Ur-E Emmy Baedeker (* 1860, ⚭ →Albert Müller, 1847–1925, Bankier in Essen, s. NDB 18);
Verwandter →Ernst-Eberhard (1903–75), Dipl.-Ing., wiss. Mitarb. in d. Brunsviga Maschinenwerken u. im Inst. f. Feinwerktechnik, später im Archiv d. Braunschweig. Hochschulbundes, Vf. e. Studie z. Leibniz’schen Rechenmaschine, restaurierte d. W.-Pokal. -
Biographie
W. wuchs bei seinem Großvater väterlicherseits in Karow (Kr. Jerichow), dann in Potsdam auf und kehrte nach dem Tod des Vaters zu seinem Onkel →Gottfried Heinrich Wilberg nach Karow zurück. Seit 1781 absolvierte er eine Schneiderlehre in Brandenburg, lernte im Umkreis seines Lehrherrn Schriften der Aufklärung kennen und bewarb sich vergeblich um eine Freistelle für ein Studium in Halle/Saale. Kurzzeitig besuchte er die Modellschule des Frhr. →Eberhard v. Rochow (1734–1805) in Reckahn und, dank dessen Fürsprache, das Lehrerseminar in Berlin.
Nach dem Examen wurde er 1790 Lehrer auf Gut Overdyck in Hamme (b. Bochum), wo er durch die Methode des „erklärenden und fragend-entwickelnden Gesprächs“ und durch „Industrie-Unterricht“, bei dem die Kinder während des Unterrichts zu leichter Arbeit wie „Stricken“ und „Nähen“ angehalten wurden, auf sich aufmerksam machte. Der Gutsherr →Philipp v. der Recke (1751–1840) wollte seine Schule zum Zentrum einer regionalen Reform machen und rief 1792 eine „Gesellschaft der Freunde der Lehrer und Kinder in der Grafschaft Mark“ und ein Lehrerseminar ins Leben, das W. leitete. In dieser Zeit verfaßte W. ein „Lesebuch für Kinder, die gern verständiger und besser werden wollen“ (2 Bde., 1793, ²²1836), das mehrere Jahrzehnte als pädagogisches Standardwerk galt, und gab „Der märkische Lehrer- und Kinderfreund, Ein Handbuch für Lehrer in Bürger und Landschulen“ (2 Bde., 1795/98) heraus, dem er später mit den „Auszügen aus den Tagebüchern einer Schule nebst Aufsätzen pädagogischen Inhalts“ (3 Bde., 1811/12) ein weiteres umfangreiches Lehrerhandbuch folgen ließ. 1802 wurde W. an die Spitze der „Allgemeinen Armenanstalt“ in Elberfeld (Wuppertal) berufen, die mittels ehrenamtlicher „Armenpfleger“ Menschen betreute und ihnen Arbeit zu vermitteln suchte. Zur Anstalt zählte eine Armenschule mit 400 Kindern. 1804 gründeten fünf Elberfelder Kaufleute eine „Lehranstalt für die Kinder aus den höheren Ständen“ und beriefen W. zu deren Leiter. Dieses „Bürger-Institut“ legte Wert auf „Realien“ und moderne Sprachen. Ein hohes Schulgeld sicherte ihm soziale Exklusivität. Es erwarb|sich rasch einen vorzüglichen Ruf und wurde von vielen Schülern aus dt. Ländern, aus Italien, England, Frankreich, den Niederlanden, Belgien, den USA und Rußland besucht. An die Schule angeschlossen war ein Pensionat, das W.s Frau führte. 1806 begann W. an Samstagnachmittagen mit „Unterhaltungen“, an denen oft über 50 Lehrer aus der nördlichen Rheinprovinz teilnahmen, um unter W.s Leitung Probleme des Unterrichts, der Erziehung und des Berufs zu erörtern. Die Treffen dienten der Fortbildung und der Selbstverständigung für die Angehörigen eines Berufs, dessen Ansehen gering, dessen Entlohnung dürftig und dessen Arbeit von Vereinzelung bestimmt war. Wie viele andere Teilnehmer wurde auch →Adolph Diesterweg (1799–1860) von W.s „weckender und entzündender Kraft“ geprägt und widmete seinem Vorbild die 3. Auflage seines „Wegweisers zur Bildung für deutsche Lehrer“ (4 Bde., 1850/51). Einer Anregung seines Bruders, →Wilhelm Diesterweg (1782–1835), folgend, promovierte die Univ. Tübingen W. 1817 zum M. A. und 1835 zum Dr. phil. 1813 wurde W. zum „Schulpfleger“ für die Elementarschulen Elberfelds bestellt, 1829 zum Schulinspektor. In den konfessionellerwecklichen Kreisen der Stadt, die ein Gymnasium erstrebten und das Bürger-Institut als hinderlich ansahen, war er als Vertreter einer aufklärerischen Pädagogik heftig umstritten.
1835 scheiterte sein Bemühen, eine unierte Gemeinde in Elberfeld zu gründen. Erschöpft von den Konflikten um seine Person, verließ W. 1839 die Stadt und zog nach Bonn. In Anerkennung seiner besonderen Verdienste stifteten Lehrer und die Besucher der „Unterhaltungen“ im selben Jahr einen silbernen „Wilberg-Pokal“, der sich heute im Rochow-Museum, Reckahn, befindet.
W. entfaltete im 19. Jh. über das Rheinland hinaus durch seine Schriften unter den Lehrern aller Schulformen breite Wirkung. Man verglich ihn mit dem eine Generation älteren →Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827), mit dem er auch korrespondierte. Wie dieser gilt W. als herausragender Vertreter einer pädagogischen Aufklärung, die alle Menschen für bildungsfähig hielt und ihnen eine Erziehung zum Gebrauch ihrer Vernunft und ihrer sittlichen Vervollkommnung zuteil werden lassen wollte.
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Auszeichnungen
|Roter Adlerorden 4. Kl. (1815).
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Werke
|Einige Gedanken, d. Schullehrern gewidmet, in: Der dt. Schulfreund 9, 1794, S. 38–48;
Ein kl. Erziehungsbüchlein f. Bürger u. Bauersleute, nebst einigen schönen Liedern, 1798 (Hg.);
Bll. d. Erziehung u. d. Unterr. gewidmet, Für Eltern u. Lehrer 1, 1810 (Hg.);
Neujahrsbüchlein f. Lehrer, 1819;
Der Schulmeister Lebrecht, wie er über sein Amt dachte u. darin wirkte, 1820;
Aufss. über Unterr. u. Erziehung f. Lehrer u. Eltern, 2 Bde., 1824;
Der niederrhein. Hausfreund, Allerlei Neues u. Altes z. Unterhaltung u. z. Belehrung, 2 Bde., 1832;
Unterrichten u. Lehren, über Schulen, Lehrweisen etc., 1834;
Erinnerungen aus meinem Leben, nebst Bemm. über Erziehung, Unterr. u. verwandte Gegenstände, 1836;
Gedanken u. Urtheile d. Vetters Christian über Leben u. Wirken im Mittelstande, Nebst Mitt. aus seinem schriftl. Vermächtnis, 1843, ²1854 (P);
Nachlaß e. Verstorbenen, hg. v. Mathilde Wirth, 1867;
– Nachlaß: nicht erhalten;
– Qu Stadt- u. Landesbibl. Dortmund;
StadtA Wuppertal. -
Literatur
|ADB 44;
J. M. Schwager, Bemm. auf e. Reise durch Westphalen, bis an u. über d. Rhein, 1804, S. 276–80;
A. Diesterweg u. a., J. F. W., der „Meister an dem Rhein“, 1847 (P);
ders., Sämtl. Werke, II. Abt., 24. Bd., hg. v. M. Heinemann u. S. Schütze, 2014, S. 887 f.;
E. Langenberg, J. F. W., Sein Leben u. seine Schrr., Eine Gedenkschr. z. Feier seines 100. Geb.tages, 1866 (P);
W. Schöpp, Die päd. Ansichten J. F. W.s in ihrem Verhältnis zu d. damaligen u. modernen Reformbestrebungen, 1929;
M. Heinemann u. W. Rüter, Landschulreform als Ges.initiative, Philip v. der Reck, J. F. W. u. d. Tätigkeit d. „Ges. d. Freunde d. Lehrer u. Kinder in d. Gfsch. Mark“ (1789–1815), 1975;
V. Wittmütz, Schule d. Bürger, Die höhere Schule im Wuppertal 1800–1850, 1981;
ders., J. F. W., Der „Meister an dem Rhein“, in: Adolph Diesterweg, Wissen im Aufbruch, Kat. z. Ausst. z. 200. Geb.tag, 1990, S. 168–75;
ders., J. F. W. als Schulpfleger (1814–1829), in: H. de Buhr u. a. (Hg.), Die Bergischen, „ein Volk v. zugespitzter Reflexion“, 1992, S. 199–209;
ders., Friedrich Eberhard v. Rochow u. J. F. W., in: F. Tosch (Hg.), „Er war e. Lehrer“, Heinrich Julius Bruns (1746–1794), 1995, S. 85–104;
ders., J. F. W. in Elberfeld, Päd. zw. Philanthropismus u. Zensur, in: Gesch. im Wuppertal 4, 1995, S. 8–19;
ders., J. F. W. wurde vor 250 J. geboren, in: Romerike Berge 66, 2016, S. 20–37 (P);
C. Groppe, Der Geist d. Untern.tums, Eine Bildungs- u. Soz.gesch., 2004;
R. Wilberg-Bretnütz, Von Reckahn n. Elberfeld, J. F. W., d. bedeutendste Schüler d. Frhr. v. Rochow, in: Neuer Fam.kundl. Abend 14, 2005, S. 73–86;
H. Schmitt, Das besondere Exponat, Der W.-Pokal im Rochow-Mus. Reckahn, in: Zs. f. Mus. u. Bildung 64, 2005, S. 132–41;
Westfäl. Autorenlex. I (W, L);
Wuppertaler Biogrr. V;
Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L). -
Porträts
|Holzstich n. e. Zeichnung v. H. Ch. Kolbe, um 1820 (Hist. Zentrum Wuppertal);
Denkmal v. R. Schöpp, 1867 (Wuppertal-Hardt, n. Zerstörung im 2. Weltkrieg 1966 in veränderter Form wiedererrichtet). -
Autor/in
Volkmar Wittmütz -
Zitierweise
Wittmütz, Volkmar, "Wilberg, Johann Friedrich Andreas" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 118-119 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117377627.html#ndbcontent
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Wilberg, Johann Friedrich
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Biographie
Wilberg *)Zu Bd. XLII, S. 474.: Johann Friedrich W., als Schulmann besonders um das Unterrichtswesen der preußischen Rheinprovinz verdient, geboren am 5. November 1766 in Ziesar (heutiger Kreis Jerichow), † am 30. December 1846 in Bonn. W. war der Sohn eines preußischen Invaliden, der bald nach des Sohnes Geburt als Unterbeamter in Potsdam angestellt wurde, aber bereits 1778, infolge des Bairischen Erbfolgekrieges zum Heere eingezogen, in Torgau starb. Jahre seiner Kindheit brachte unter diesen Umständen der Knabe J. F. bei seinem Großvater und seinem Oheime, nacheinander Cantoren zu Karow (Kr. Jerichow), zu, die in ihm früh unwiderstehlichen Drang nach höherer geistiger Bildung weckten. Auch als Lehrling bei einem Schneidermeister in Brandenburg a. H. setzte W. eifrigst seine Studien fort, ermuthigt durch Lectüre von Jung's Heinrich Stilling, und gewann dadurch bald eine Reihe von Gönnern, die zwar vom Studium der Theologie abriethen, aber desto nachdrücklicher auf die gerade damals in ganz neues Licht gerückte Laufbahn eines Volksschullehrers hinwiesen. Mit Erlaubniß seines Lehrherrn hielt schon damals W. eine Schule für Handwerksburschen, die er Abends und Sonntags im Lesen, Schreiben, Rechnen übte und mit einer Blumenlese aus Salzmann's Schriften bekannt machte. Entscheidend für W. ward der Auftrag seines Meisters, einige Zeit im Hause des Pastors Rudolph zu Krahne, des geistlichen Gehülfen des Domherrn v. Rochow bei seiner Schulreform in Rekahn, zu arbeiten. Rudolph widmete dem strebsamen jungen Schneider wahrhaft väterliche Liebe, und Rochow nahm ihn auf Rudolph's Fürsprache für längere Zeit als Hospes in der Schule zu Rekahn auf. Beide Männer und ihre gleichgesinnten Gattinnen würdigten den begabten und gewissenhaften Jüngling bald vertrauter Freundschaft. Seine Gönner vermittelten ihm sodann noch den Besuch des Berliner Schullehrerseminares und einen in vieler Hinsicht lehrreichen und anregenden Aufenthalt in Berlin. Von dort ward er dem philanthropischen Grafen v. d. Recke-Volmerstein auf Overdyck Herbst 1789 als Lehrer für seine Schule zu Hamm, jetzt Hamme (Overdyck) bei Bochum zugewiesen. In schöner Harmonie mit diesem Patrone, dessen Söhne Adalbert und Werner später den Vater in menschenfreundlichen Werken noch überbieten sollten, wirkte W. dort bis ins vierzehnte Jahr, zuletzt neben seiner in der Umgegend berühmt gewordenen Dorfschule nach Rochow’scher Art auch eine kleine Schulmeisterschule versorgend. Im J. 1803 wurde er als Vorsteher und Lehrer des Armeninstitutes nach Elberfeld berufen|und damit neben dem Schulamte in die Armenpflege verflochten, der er fortan lebenslang regsten Eifer zuwandte. Freilich vertauschte er das Amt des Armenlehrers schon zwei Jahre später mit der ihm anvertrauten Stelle des Leiters und Hauptlehrers am neugegründeten sog. Bürgerinstitute, einer mit Kosthaus verbundenen Privatschule für Kinder des höheren Bürgerstandes. Mehr und mehr trat in dieser Zeit W. als pädagogischer Schriftsteller mit kleineren Arbeiten hervor (Lesebuch, Auszüge aus dem Schultagebuche u. s. w.), durch die er zu seiner Freude auch Pestalozzi's Beifall erwarb. Im J. 1814 ernannte die preußische Verwaltung des Herzogthumes Berg W. nebenamtlich zum Schulpfleger für einen Theil des Kreises Elberfeld, was ihm Anlaß zu höchst ersprießlicher Thätigkeit für den Lehrerstand an Volksschulen gab. Er gründete eine Lehrerwittwen- und Waisencasse, eine Lehrerbibliothek, hielt wöchentliche Versammlungen mit Vorträgen zur Fortbildung der ihm anvertrauten Lehrer ab und stand diesen mit Rath und That auch sonst väterlich bei. Sehr segensreich wirkte W. als Präses der Elberfelder Armenverwaltung in den Kriegsjahren 1813—15, besonders unmittelbar nach der Schlacht bei Waterloo durch eine Reise auf die brabantischen Schlachtfelder. Inzwischen war sein Ruf bereits so hoch gestiegen, daß auf Anhalten seines Freundes Wilhelm Diesterweg, des späteren Bonner Professors der Mathematik (1782—1835), die Universität Tübingen den Autodidacten 1816 zum Doctor der Philosophie ernannte. Bald nachher trat ihm der jüngere Bruder Adolf Diesterweg als Lehrer an der lateinischen Schule zu Elberfeld nahe und schloß sich ihm innig an. Von Wilberg's Lehrerconferenzen, an denen Diesterweg eifrig theilnahm, schreibt dieser: „Wir wurden alle ermuthigt und gekräftigt durch Klarheit der Gedanken, durch Fülle der Erfahrungen, durch aufstrebenden Lebensmuth und Begeisterung für das Wirken des erziehenden Lehrers sowie durch heitern Scherz und entfesselte Rede. Wer hier nicht aufgerüttelt wurde aus dumpfem Schlafe, nicht belebt für angestrengte Thätigkeit im edlen Berufe, wem hier nicht aufging die Liebe zu lichtvoller Wahrheit und Wärme des Gemüths: der dürfte wol überhaupt unempfänglich gewesen sein für diese hohen Dinge“. Diesterweg widmete W. 1844 die 3 Auflage seines „Wegweisers“. Mit Uebergang des Bürgerinstitutes an die Stadt Elberfeld zu Gunsten der neuen städtischen Realschule trat W. 1829 ebenfalls als Inspector der Volksschulen in städtischen Dienst. In diesem Amte wirkte er noch thatkräftig bis 1837; dann zog er sich nach Bonn zurück, wo er vor dem Koblenzer Thore eine Villa besaß. Dort lebte er fast noch ein Jahrzehnt in ehrenreicher Muße. In Wilberg's einnehmender Gestalt und Haltung fanden die Zeitgenossen sein Wesen treffend ausgeprägt: festen Willen, unermüdlichen Fleiß, warme Menschenliebe, biedere Würde, frische Heiterkeit. Man nannte ihn einen glücklichen Mann, der Glück verbreitete, wo er konnte, und wohin er trat. Glücklich war er auch in seiner 38jährigen Ehe (1797—1835) und in seinen vier Kindern, die er trotz seiner stets offenen Hand in behaglichem Wohlstande hinterließ. Wilberg's Sohn war der Gymnasialdirector Friedrich Wilhelm Wilberg (1798—1852) zu Essen. Unter der ziemlich bedeutenden Anzahl der Schriften J. F. Wilberg's ragen hervor: „Lesebuch für Kinder, die gern verständiger und besser werden wollen“ (Hamm 1793); „Ueber das Armenwesen“ (Elberfeld 1834); „Erinnerungen aus meinem Leben nebst Bemerkungen über Erziehung, Unterricht und verwandte Gegenstände" (Essen 1836); „Gedanken und Urtheile des Vetters Christian über Leben und Wirken im Mittelstande. Nebst Mittheilungen aus seinem schriftlichen Vermächtnisse“ (ebd. 1843). Seine „Aufsätze über Unterricht und Erziehung“ erschienen, für Lehrer und Eltern gesammelt, ebenfalls in Essen (2 Bde.).
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Literatur
Vgl. Diesterweg, J. F. Wilberg (Essen 1847). —
Kohlrausch, Erinnerungen (Hannover 1863; S. 129 ff.). -
Autor/in
Sander. -
Zitierweise
Sander, "Wilberg, Johann Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 44 (1898), S. 518-519 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117377627.html#adbcontent