Widmann, Johannes
- Lebensdaten
- 1460 oder 1465 – nach 1504
- Geburtsort
- Eger (Böhmen)
- Sterbeort
- Annaberg
- Beruf/Funktion
- Mathematiker ; Rechenmeister
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118767712 | OGND | VIAF: 40174145
- Namensvarianten
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- Weidemann, Johannes
- Widemann, Johannes
- Widmann von Eger, Johannes
- Widmann, Johannes
- Weidemann, Johannes
- Widemann, Johannes
- Widmann von Eger, Johannes
- Widman, Johannes
- Widman, Johann
- Widmann, Johann
- Johannes, Widmann
- Widmann, Joannes
- Widmann, Johannes, von Eger
- Widmann, Johannes, aus Eger
- Widmannus, Johannes Egeranus
- Widmannus, Joannes Egeranus
- Widmannus, Johannes, Egeranus
- Widmannus, Joannes, Egeranus
- Widmannus Egeranus, Johannes
- Widmannus Egeranus, Joannes
- Widmann von Eger, Johann
- Eger, Johannes Widmann von
- Eger, Johann Widmann von
- Widmann, Jean
- Widmann, Joannis
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Widmann (auch Widemann, Widmann von Eger), Johannes
| Mathematiker, * zwischen 1460 und 1465 Eger (Böhmen), † nach 1504 Annaberg (?).
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Biographie
Über W.s Lebenslauf ist nur wenig bekannt. 1482 erwarb er den Baccalaureus und 1485 den Magister an der Artes-Fakultät der Univ. Leipzig. 1486 las er hier über Arithmetik und Algebra; dies war die erste Algebra-Vorlesung an einer dt. Universität. W. behandelte dabei die damals üblichen 24 Gleichungstypen 1. und 2. Grades der süddt. Rechenmeister (Cossisten) und erläuterte sie anhand von Beispielen. Dabei benutzte er die cossistischen Symbole für die Potenzen der Unbekannten, für Plus, Minus und die Quadratwurzel. Die Grundlage seiner Vorlesung war die „Lateinische Algebra“ in der sehr viele mathematische Texte enthaltenden Sammelhandschrift (heute C 80 d. Sächs. Landes- u. Univ.bibl. Dresden). W. besaß diese Handschrift und versah sie mit zahlreichen Anmerkungen.
Sein Rechenbuch „Behende vnd hubsche Rechenung auff allen kauffmanschafft“ (1489, 1500, 1508, 1519, 1526; Nachdr. 2000 hg. v. B. Gärtner) ist nach dem „Algorismus“ von Trient (1475) und den Bamberger Rechenbüchern (1482, 1483) das älteste gedruckte Rechenbuch in dt. Sprache. Es übertrifft die genannten früheren Schriften an Umfang um ein Vielfaches. Die Darstellung war seinerzeit modern: W. behandelte nicht mehr das Rechnen auf den Linien, aber alle Einzelheiten des schriftlichen Rechnens und verwendete dabei Plus- und Minuszeichen, die hier erstmals im Druck vorkommen. Den Hauptteil des Buchs bilden Beispiele aus der Praxis der Kaufleute und der Unterhaltungsmathematik. Es ging W. um die generelle Darstellung des mathematischen Wissens seiner Zeit. Mit Proportionenlehre und Geometrie nahm er auch Themen auf, die für die Bedürfnisse der Kaufmannschaft kaum von Bedeutung waren.
Als sicher gilt, daß W. auch Autor eines kurzen Rechenbuchs auf den Linien („Algorithmus linealis“) ist, das um 1490/95 anonym in Leipzig erschien, und ebenso von fünf weiteren knapp gehaltenen (5 bis 20 Bll.) in lat. Sprache anonym verfaßten arithmetischen Schriften aus derselben Offizin. W.s Schriften beeinflußten u. a. →Adam Ries (1492–1559), der die Handschrift Dresden, C 80, mit W.s Anmerkungen besaß und benutzte. Zwischen 1490 und 1500 verließ W. Leipzig und ging nach Annaberg, wo er möglicherweise Lehrer an der Lateinschule war. Nach 1504 verliert sich seine Spur.
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Werke
Weitere W Algorithmus integrorum cum probis annexis;
Algorithmus minutiarum physicarum;
Algorithmus minutiarum vulgarium;
Regula falsi apud philosophantes augmenti et decrementi appellate;
Tractatus proportionum plusquam aureus (alle anonym, Leipzig, um 1490/95). -
Literatur
|ADB 42;
E. Wappler, Zur Gesch. d. dt. Algebra im 15. Jh., 1887;
ders., Btr. z. Gesch. d. Math., in: Abhh. z. Gesch. d. Math. 5, 1890, S. 147–68;
ders., Zur Gesch. d. dt. Algebra, ebd. 9, 1899, S. 537–54;
W. Kaunzner, Über J. W. v. Eger, Ein Btr. z. Gesch. d. Rechenkunst im ausgehenden MA, 1968;
ders., J. W., Cossist u. Vf. d. ersten gr. dt. Rechenbuches, in: R. Gebhardt (Hg.), Rechenmeister u. Cossisten d. frühen Neuzeit, 1996, S. 37–51;
ders., Zu d. Rechenbüchern d. J. W., in: R. Gebhardt (Hg.), Zur Wirkungsgesch. d. Brotordnung v. Adam Ries, 2006, S. 241–68;
K. Röttel, J. W., Am Wendepunkt d. Math.gesch., in: R. Gebhardt, K. Mieth u. A. Rom (Hg.), Schatzkammer d. Rechenkunst, Hist. Rechenbücher im Adam-Ries-Mus. Annaberg-Buchholz, 2008, S. 100–11;
LexMA;
Vf.-Lex. MA²;
Complete DSB;
Lex. bed. Mathematiker. -
Autor/in
Menso Folkerts -
Zitierweise
Folkerts, Menso, "Widmann (auch Widemann, Widmann von Eger), Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 38 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118767712.html#ndbcontent
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Widmann, Johannes
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Biographie
Widmann: Johannes W. von Eger, Mathematiker gegen 1500, Geburts- und Todesjahr sind unbekannt. Zur Bestimmung seiner Lebenszeit dienen Urkunden der Universität Leipzig, aus welchen hervorgeht, daß W. im Wintersemester 1480 in die Matrikelliste eingetragen wurde, und zwar als pauper, d. h. mit einem Armuthszeugnisse, daß er 1482 Baccalaureus, 1485 Magister unter Erlassung der Kosten wurde. Ein von W. verfaßtes Werk: „Behende und hübsche Rechnung auf allen Kauffmannschafft“ wurde 1489 in Leipzig bei Konrad Kacheloffen gedruckt, und spätere Drucke desselben Buches von 1508, 1519, 1526 in Pforzheim, Hagenau, Augsburg lassen dessen weite Verbreitung erkennen. Ein handschriftlicher Sammelband, der in Widmann's Besitz war, befindet sich in der Dresdner Bibliothek, und Einträge in demselben lassen erkennen, daß W. (nach seiner Erlangung der Magisterwürde, also nach 1485) in Leipzig mancherlei Vorlesungen ankündigte, eine über das Rechnen auf den Linien, eine zweite über Ziffernrechnen, eine dritte über Algebra. Wir wissen sogar, daß die letztere zu Stande gekommen ist, jedenfalls die erste algebraische Vorlesung an einer Universität, von deren Abhaltung sich eine Spur erhalten hat. Wie diese Thatsache geeignet ist, ein günstiges Vorurtheil für Johannes W. von Eger zu erwecken, so steht auch sein oben genanntes Werk obenan unter den in Deutschland verfaßten mathematischen Schriften vom Ende des fünfzehnten Jahrhunderts und gehört mit seinem vielseitigen Inhalte zu den Büchern, welche ihre Zeit geschichtlich kennzeichnen, ohne ihr allerdings vorauszueilen. Bei W. hat man die erste gedruckte Anwendung der Zeichen + und — gefunden, deren ersteres freilich handschriftlich schon im vierzehnten Jahrhundert als Abkürzung für die Conjunction et vorkommt. Bei W. finden sich zahllose Namen einzelner arithmetischer Aufgabengruppen, bei ihm Ueberbleibsel der Geometrie des römischen Wasserbaumeisters Julius Frontinus u. s. w.
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Literatur
Vgl. Drobisch, De Joannis Widmanni Egerani compendio arithmeticae mercatorum (1840). —
Bald. Boncompagni im Bulletino Boncompagni IX, 188—210. —
Treutlein, Deutsche Coß im Supplementhefte zur Zeitschr. Math. Phys. XXIV, besonders S. 62 flgg., 110 flgg., 118 flgg. —
C. J. Gerhardt. Geschichte der Mathematik in Deutschland (1877) S. 30—36. —
Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik II, 209 flgg. und mehr. -
Autor/in
Cantor. -
Zitierweise
Cantor, Moritz, "Widmann, Johannes" in: Allgemeine Deutsche Biographie 42 (1897), S. 355 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118767712.html#adbcontent