Lebensdaten
1839 – 1889
Geburtsort
Niendorf/Stecknitz
Sterbeort
Boitzenburg
Beruf/Funktion
plattdeutscher Dichter ; Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 13784865X | OGND | VIAF: 86023482
Namensvarianten
  • Burmester, Franz Joachim Heinrich
  • Burmester, Heinrich
  • Burmester, Franz Joachim Heinrich
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Zitierweise

Burmester, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13784865X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Entfernt verwandt mit dem Musikforscher Friedrich Chrysander ( 1901 [s. NDB III]);
    V Hans Heinr., Mittelkätner in Niendorf, aus Ritzerau b. Nusse;
    M Anna Cath. Marg., T des Hauswirts Joachim Frdr. Buck in Niendorf u. der Anna Dor. Flint; ledig.

  • Biographie

    Ohne Befriedigung im Lehrerberuf, schlug sich B. nach Ausscheiden in Lauenburg kümmerlich durch und starb durch Selbstmord. Er gehört als Erzähler zu den guten Nachahmern F. Reuters, in dessen Spuren er zunächst Versepen nach der Art von „Kein Hüsung“ verfaßte. Vor allem das Leben des armen, getretenen Dorfschulmeisters ist Gegenstand der bitteren, aber nicht immer gerechten Klagen. Freier wurde er später in den Bauernromanen der Jahre 1884-86. Die Handlung verfolgt jedesmal etwa die Richtung des „Hanne Nüte“: ein junges Paar findet nach mancherlei Schwierigkeiten, oft auch gerade kriminalistischer Art, doch zueinander. B. hat das jedesmal innerlich glaubhaft zu gestalten gewußt. Am besten ist die Gestaltung der Bauerntöchter gelungen; er trifft in der Schilderung einen echt volkstümlichen, allerdings meistens auch recht nüchternen Ton. Dem sachlichen Stil entspricht eine immer stark vorwärtsdrängende Handlung. Der Humor schlägt leicht in beißende Satire und drückende Bitterkeit um, gegründet auf die Erlebnisse der Schulmeisterzeit, während der bäuerliche Kreis nicht davon betroffen wird. Als Kulturbild könnten seine Romane wertvoll bleiben, doch sind sie durch Reuters Wirkung in den Hintergrund gedrängt worden und deshalb früh vergessen.

  • Werke

    W Arm un Riek, 1872;
    Schaulmester Klein, Epos, 1873;
    Ohmvetter, 1877;
    Landstimmen, plattdt. Gedichte, 1881;
    Harten Leina, 2 Bde., 1884, ³1891 (Einl. v. K. Th. Gaedertz);
    Hans Hölting, Erz., 1885;
    Nawerslüd, Roman, 1886.

  • Literatur

    ADB XLVII;
    Niederdt. Jb. 22, 1896/97, S. 65;
    H. Langhans, Ein fast vergessener Dichter unseres Lauenburger Landes, in: Lauenburg. Heimat 4, 1928, S. 77-86, 117-24;
    H. Bollow, Angelinus Beuthien u. d. dt. Dorfgesch., Diss. Hamburg 1931;
    Kosch, Lit.-Lex. I (L).

  • Porträts

    Phot. (Vereinigung Quickborn, Hamburg).

  • Autor/in

    Gerhard Cordes
  • Zitierweise

    Cordes, Gerhard, "Burmester, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 54-55 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13784865X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Burmester: Heinrich B., plattdeutscher Dichter und Erzähler, wurde am 10. November 1839 zu Niendorf an der Stecknitz, Kreis Herzogthum Lauenburg, als Sohn einfacher Bauern geboren, besuchte die Dorfschule, nach der Confirmation zwei Jahre das Präparandeum (Seminar) zu Ratzeburg und erhielt darauf an der Vorschule des dortigen Gymnasiums eine so kärglich besoldete Stelle, daß er es vorzog, an Privatinstituten in Hamburg zu unterrichten, wo er gleichzeitig das Real- und akademische Gymnasium, Abtheilung für Lehrer, frequentirte. Besonders interessirte ihn die Sprachwissenschaft, der er an den Universitäten Kopenhagen, Jena und Kiel oblag. Mangelnde Existenzmittel ließen ihn leider sein Studium nicht vollenden; er wurde Hauslehrer auf mecklenburgischen und lauenburgischen Gütern, bis er als Corrector beim „Altonaer Merkur“ eintrat und Aussicht hatte, Redactionsmitglied zu werden, als diese altangesehene Zeitung zu erscheinen aufhörte. Trotz vorzüglicher Zeugnisse fand sich keine neue, einigermaßen auskömmliche Stellung. So siedelte B. nach dem Städtchen Lauenburg über, nährte sich dürftig durch die Filzpantoffelmacherei und plattdeutsche Poesie, ein moderner Hans Sachs. Durch mehrere, im Selbstverlag erschienene Schriften auf den begabten Mann aufmerksam geworden und sein widriges Schicksal bedauernd, verschaffte der Unterzeichnete ihm Beschäftigung in Berlin, ja schließlich einen bescheidenen Posten. B. lebte jetzt förmlich wieder auf, mit frischer Kraft seine Freistunden der Feder widmend. Bis dahin hatte er in Lyrik und Epos sich versucht, zuerst 1872 mit „Arm un Riek. Ein Bild aus dem Leben, in niedersächsisch-lauenburgischer Mundart", worin die gedrückte Lage des vierten Standes rührend besungen wird, ein Seitenstück zu Reuter's „Kein Hüsung". Seine eigene Schulmeisterzeit hatte er 1873 in „Schaulmeister Klein“ auf nicht minder ergreifende Weise geschildert. Beide Epen bekunden großes dichterisches Talent und lassen uns Einblicke thun in die ländlichen socialen Verhältnisse. Eine Sammlung plattdeutscher Poesien „Landstimmen“ war 1881 herausgekommen. Dem Rathe, sich einmal an eine Prosaerzählung zu wagen, folgend, verfaßte B. den zweibändigen Roman „Harten Leina“, ein treues Spiegelbild der kleinstädtischen und bäuerlichen Zustände in seiner Heimath, darauf die künstlerisch noch mehr abgerundete Geschichte „Hans Höltig". Hier wie dort hat er in dem Helden sich selbst porträtirt. Sein Bestes bot er in dem Roman aus der Gegenwart „De Nawerslüd“. Diese Lauenburgensie ist mit einer so großen Anschaulichkeit, Kühnheit und humoristischen Ader geschrieben, daß kein Geringerer als Fürst Bismarck warme Anerkennung zollte. Einflußreiche Landsleute verhießen alsbald dem vielgewandten Schriftsteller und gründlichen Kenner seiner Provinz die Leitung der Lauenburger Landeszeitung und beriefen B. von Berlin zurück, der, das sichere Brot dort aufgebend, blindlings, ohne bindenden Contract, kam, sah und — nicht siegte. Seine Gönner hatten es wol gut mit ihm im Sinn, aber nicht bedacht, daß der Autor einer so schonungslos die Schäden aufdeckenden litterarischen Arbeit, wie „Nawerslüd“, sich erbitterte Feinde machen mußte, die natürlich alle Hebel in Bewegung setzten zu seiner Beseitigung. Kurz, die Versprechungen konnten nicht gehalten werden, durch alle Instanzen, bis zum Reichsgericht, suchte B. sein vermeintliches Recht auf Entschädigung (ich, damals auf Forschungsreisen im Ausland, erfuhr dies erst später); in Verzweiflung, völlig existenzlos, stürzte der Arme sich in die Elbe: am 24. April 1889 ist seine Leiche auf dem Kirchhof zu Boitzenburg in aller Stille bestattet.

    Ein guter, biederer, treuer Mensch, der wol ein besseres Loos verdient hätte, ging mit ihm unter. Starres Rechtsbewußtsein und kindliche Vertrauensseligkeit brachten ihn mehr als einmal in Conflicte. Nur Wenigen erschloß B. sein ganzes Herz, sie haben ihn aufrichtig und tief betrauert. Als trefflicher Sittenschilderer und talentvoller Schriftsteller, genau bekannt mit Eigenart und Sprache des niedersächsischen Volkes, wird B. von der Nachwelt gewiß noch gewürdigt werden. Ich stiftete ihm ein Denkmal, betitelt: „Heinrich Burmester, ein plattdeutscher Schriftsteller. In memoriam“, geschmückt mit Bildniß und Facsimile, bereichert durch eine Nachlaßskizze: „Bismarck un de Lauenborger Buern“, S. 137—170 meines Werkes: „Was ich am Wege fand. Blätter und Bilder aus Literatur, Kunst und Leben“. Leipzig 1902.

  • Autor/in

    Karl Theodor Gaedertz.
  • Zitierweise

    Gaedertz, Karl Theodor, "Burmester, Heinrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 47 (1903), S. 396-397 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13784865X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA