Lebensdaten
erwähnt 16./17. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Komponisten
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 138361215 | OGND | VIAF: 89913367
Namensvarianten
  • Michael

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Zitierweise

Michael, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138361215.html [16.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Der im niederländ. Bergen (Mons oder Bergen op Zoom?) geborene Rogier (1552–1619) war bis 1564 als Chorknabe in der kaiserl. Kapelle in Wien beschäftigt, wo sein Vater Simon ( 1566/67) als Tenorist und „Mechanikus“ diente. Anschließend ging er zusammen mit dem Kapellmeister Johannes de Cleve nach Graz zur Hofkapelle Erzhzg. Karls II., wo er auch mit Annibale Padoano, vormals Organist an San Marco in Venedig, zusammenkam. 1569 gewährte ihm der Erzherzog ein dreijähriges Stipendium, das er vielleicht zu einem Studium bei Andrea Gabrieli in Venedig benutzte. Da Rogier in Wien nicht Fuß fassen konnte, diente er 1572 unter dem Kapellmeister Jacob Meiland und dem Vizekapellmeister Friedrich Lindner als Tenorist an der markgräfl. Kapelle in Ansbach, bis er 1574, zunächst als Altist und Musicus, in der kursächs. Hofkapelle in Dresden Aufnahme fand, wo er 1587 zum Kapellmeister aufrückte. Hier blieb er bis zu seinem Lebensende, mußte allerdings wegen Gebrechlichkeit seit 1613 zuerst von Michael Praetorius, dann von Heinrich Schütz, seinem Nachfolger, in den Amtspflichten unterstützt werden. Rogier gilt als ein Komponist des Übergangs, der die spätniederländ. Stileigentümlichkeiten des polyphonen Satzes mit den Charakteristika der neuen venezian. Musik (Klanglichkeit, Melodik und Neigung zur Homophonie) in seinen Werken zu verbinden suchte. Zu seinen Schülern zählte neben seinen Söhnen auch Johann Hermann Schein (1586–1630). Im prot. Sachsen förderte er die Musik Orlando di Lassos.

    Rogiers Sohn Tobias (1592–1657) wurde als Chorknabe in der Dresdner Hofkapelle erzogen, besuchte seit 1609 das Gymnasium in Schulpforta, studierte an der Univ. Leipzig sowie 1613-18 an der Univ. Wittenberg Theologie und Philosophie und übernahm 1619 das Kapellmeisteramt an der Neuen Kirche in Sondershausen, mußte aber nach dem Brand der Kirche als Kanzleibeamter dienen. Nach dem Tode von J. H. Schein wurde er 1631 als dessen Nachfolger zum Thomaskantor in Leipzig gewählt. Bedeutend ist seine Sammlung von Motetten und Konzerten „Musikalische Seelenlust“ (1634-37) besonders wegen der aufführungstechnischen Hinweise in der Vorrede zum 2. Band. Die Brüder des Tobias, Christian (um 1593–1637) und Samuel (um 1597–1632), studierten ebenfalls an der Univ. Leipzig und erhielten jeweils ein Stipendium. Samuel wirkte seit 1628 bis zu seinem frühen Tod als Organist an der Nikolaikirche in Leipzig, wo ihm sein Bruder Christian nachfolgte. Paul Fleming widmete Samuel ein lat. Trauergedicht. Christians „Tabulatura“ (postum gedr. 1639) ist eine der letzten gedruckten deutschen Orgeltabulaturen.

  • Werke

    Rogier: Der andere Theil: Die gebräuchlichsten u. vornembsten Gesenge D. Mart. Luther u. a. frommen Christen, 1593 (T. 2 d. Dresdner Gesangbuchs, 1593);
    Introitus dominicorum dierum ac praecipuorum festorum …, 1603 (49 eigene Sätze u. je einer v. A. Gabrieli, O. di Lasso u. A. Padoano);
    Die Empfängnis unseres Herrn Jesu Christi, Die Geburt unseres Herrn Jesu Christi … nach Lukas u. Matthaeus, beide 1602 (hrsg. im Hdb. d. dt. ev. Kirchenmusik I, 3-4, 1933, bzw. v. H. Osthoff, 1937). – Tobias: Musical. Seelenlust erster Theil, darinnen ausserlesene … Glaubens-Seufftzerlein, Andacht u. Freude, 1634/35, 2. T., 1637. – Christian: Tabulatura, Darinnen etzliche Praeludia, Toccaten u. Couranten uff d. Clavier Instrument gesetzt, 1639. – Samuel: Neue Paduanen, Intraden, Balletten, Allemanden, Auffzüge, Galliarden, Volten, Couranten u. Schertzi, 1627;
    Psalmodia regia, d. ist auserlesene Sprüche aus d. ersten 25 Psalmen I, 1632. – Rogier, Tobias, Christian u. Daniel sind mit je einer Vertonung d. 116. Psalms vertreten im 3- bis 5stimmigen Sammelwerk: B. Grossman (Hrsg.), Angst d. Hellen u. Friede d. Seelen, 1623.

  • Literatur

    ADB 21;
    A. Schering, Musikgesch. Leipzigs II, 1650–1732, 1926;
    H. J. Moser, Heinrich Schütz, Sein Leben u. Werk, 1936, ²1954;
    J. Franck, Die Introitus-Kompositionen v. Rogier M., 1937;
    H. Osthoff, Die Niederländer u. d. dt. Lied (1400–1640), 1938;
    H. Federhofer, Jugendj. u. Lehrer Rogier M.s, in: Archiv f. Musikforschung 10, 1953, S. 221 ff.;
    J. K. Munson, The „Musikal. Seelenlust“ of Tobias M., Diss. Univ. of Rochester, 1953;
    E. Kapst, Tobias M. u. seine Musical. Seelenlust, Diss. Halle 1955;
    A. Adrio, Tobias M.s Musical. Seelenlust, in: FS f. H. Osthoff, 1961, S. 115 ff.;
    MGG;
    Riemann;
    The New Grove.

  • Autor/in

    Horst Leuchtmann
  • Zitierweise

    Leuchtmann, Horst, "Michael" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 422-423 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138361215.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA