Lebensdaten
1891 – 1957
Geburtsort
Paris
Sterbeort
Pura (Kanton Tessin)
Beruf/Funktion
Medizinhistoriker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 118614169 | OGND | VIAF: 73919876
Namensvarianten
  • Sigerist, Henry Ernest
  • Sigerist, Henry
  • Sigerist, Henry Ernest
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Sigerist, Henry, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118614169.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst Heinrich (1859–1901), aus seit 1545 in Schaffhausen nachweisbarer Handwerkerfam., Kaufm., Fabr. in Schaffhausen, dann Gen.vertreter d. BASF in Paris, Gründer u. Dir. e. Schuhfabrik ebd., zuletzt in Zürich, S e. Weinhändlers;
    M Emma Wiskemann (1865–1954), seit 1901 in Zürich;
    Zürich 1917 Emmy (1893–1978), aus seit d. 18. Jh. in Kassel nachweisbarer Goldschmiedefam., T d. Robert Escher (1854–1908), Goldschmied, Ausbildung u. a. in Paris, u. d. Emma Baumann;
    2 T Erica (1918–2002, Anthony P. Campanella, * 1912, aus Ciminna b. Palermo, Dr. rer. pol. Frankfurt/M. 1948 u. Lausanne 1950, Vf. e. Biogr. v. Garibaldi, 1971), Bibl. an d. World Health Organisation, Nora (* 1923, Jack Beeson, * 1921, aus Muncie, Indiana, Komp., Prof. an d. Columbia Univ.), Slavistin in New York (s. W).

  • Biographie

    S. lebte als Kind zunächst in Paris, dann in Zürich, wo er 1910 das Abitur ablegte. Seine sprachlichen und kulturellen Interessen führten ihn zum Studium der Orientalistik nach Zürich und London, dem sich ein Medizinstudium in Zürich und München anschloß. 1917 wurde S. in Zürich bei Max Cloëtta zum Dr. med. promoviert (Experimentelle Untersuchungen über d. Einwirkung chron. Kampherzufuhr auf d. normale u. patholog. Herz). S.s medizinhistorische Laufbahn begann in Zürich in engem Kontakt mit dem Leipziger Ordinarius Karl Sudhoff (1853–1938) und mit seiner Habilitation „Studien und Texte zur frühmittelalterlichen Rezeptliteratur“ (Zürich 1921). 1925 wurde er als Nachfolger Sudhoffs nach Leipzig berufen, wo er von der philologisch orientierten Medizingeschichte des Mittelalters zur Kultur- und Sozialgeschichte der Medizin fand. In Leipzig hatte er großen Lehrerfolg|und bedeutende Schüler, darunter Owsei Temkin (1902–2002), Erwin H. Ackerknecht (1906–88) und Walter Pagel (1898–1983). Während einer Studienreise in den USA nahm S. 1932 einen Ruf an die Johns Hopkins Univ. in Baltimore an. Bis 1947 leitete er das damals einzige amerik. Institut für Medizingeschichte. Seine Studien führten zur Erforschung der Medizingeschichte vor dem Hintergrund sozialer und ökonomischer Bedingungen. Diese Forschungsausrichtung brachte S. immer stärker mit Praxis der Organisation des Gesundheitswesens in Berührung, wobei sein Leitbild eine Kombination der amerik. Medizintechnik mit der sozialisierten Medizin der UdSSR war.

    S. studierte die Gesundheitssysteme in der Sowjetunion, Südafrika, Kanada und Indien. Nachdem sein Plan, in den USA eine obligatorische Krankenversicherung einzuführen, scheiterte, wandte er sich wieder ganz der Medizingeschichte zu. Für sein Vorhaben einer mehrbändigen Geschichte der Medizin gab S. 1947 seine Stellung an der Johns Hopkins Univ. auf und verbrachte, von der Yale Univ. unterstützt, die letzten zehn Jahre seines Lebens zurückgezogen in dem Dorf Pura im Tessin. Hier entstanden von geplanten acht Bänden seines Hauptwerks zwar nur zwei, daneben jedoch zahlreiche Artikel und Rezensionen. Zudem organisierte S. jährliche Konferenzen von Medizinhistorikern in Pura. Vortragsreisen führten ihn nach Italien, England und Dänemark. S. war zweifellos der bedeutendste und einflußreichste Medizinhistoriker seiner Zeit. 1921 zählte er zu den Gründern der Schweizer. Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, 1933 rief er in den USA das „Bulletin of the History of Medicine“ ins Leben.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik (1919, 1937 ausgeschlossen), d. History of Science Soc. (1924, Vors. 1939/40), d. American Ass. of the History of Medicine (1934, Vors. 1937);
    Dr. h. c. (Madrid 1935;
    Johannesburg 1939;
    Kingston 1941;
    London 1953);
    zahlr. weitere Ehrungen u. a. Karl Sudhoff-Medaille d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Med., Naturwiss. u. Technik (1933);
    William H. Welch-Medaille (1950);
    Fellow d. Royal College of Physicians, London (1954).

  • Werke

    u. a. Einf. in d. Med., 1931;
    Gr. Ärzte, 1931, ⁴1959;
    Amerika u. d. Med., 1933;
    The Univ. at the Crossroads, 1946;
    A History of Medicine, 2 Bde., 1951/61;
    Autobiographical Writings, Selected and translated by Nora Sigerist Beeson, 1966, dt. 1970 (postum);
    – Vier ausgew. Briefwechsel mit Med.historikern d. Schweiz, hg. v. M. H. Bickel, 2008 (enthält Korr. mit Arnold C. Klebs, Bernhard Milt, Hans Fischer u. Erich Hintzsche);
    Nachlaß:
    Univ. Zürich;
    Univ. Leipzig;
    Johns Hopkins Univ.;
    Yale Univ.

  • Literatur

    Hans Fischer, in: Bull. of the Hist. of Medicine 31, 1957, S. 295–308 (P);
    ders., in: Gesnerus 14, 1957, S. 173 f.;
    ders., in: Schaffhauser Biogrr. III, 1969, S. 292–303 (L, P);
    E. H. Ackerknecht, in: Schweizer. med. Jb. 1958, S. XXVII–XXXIV;
    G. Miller, A Bibliogr. of the Writings of H. E. S., 1966;
    E. Berg-Schorn, H. E. S., 1978;
    M. Ch. Wäspi, Die Anfänge d. Med.hist. H. E. S. in Zürich, 1989;
    C. Becker, Schrr. über H. E. S., Eine Bibliogr., in: Ergebnisse u. Perspektiven soz.hist. Forsch. in d. Med.gesch., hg. v. S. Hahn u. A. Thom, 1991, S. 37–45;
    E. Fee u. T. M. Brown (Hg.), Making Medical History, The Life and Times of H. E. S., 1997;
    Marcel H. Bickel (Hg.), H. E. S., Vier ausgew. Briefwechsel mit Med.historikern d. Schweiz, 2008;
    Munzinger;
    Stadtlex. Leipzig;
    Ärztelex.;
    Lex. Naturwiss.;
    Pogg. VII a.

  • Autor/in

    Marcel H. Bickel
  • Zitierweise

    Bickel, Marcel H., "Sigerist, Henry" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 397-398 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118614169.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA