Lebensdaten
1899 – 1986
Geburtsort
Bamberg
Sterbeort
Starnberg bei München
Beruf/Funktion
Kinderchirurg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119353296 | OGND | VIAF: 59892384
Namensvarianten
  • Oberniedermayr, Anton
  • Oberniedermaier, Anton
  • Oberniedermayr, Anton Rudolph
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Zitierweise

Oberniedermayr, Anton, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119353296.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton August (1864–1912), Lt. d. bayer. Inf.-Rgt.;
    M Mathilde Agnes (1870–1952), T d. Bamberger Tabakfabr. Rudolph Theodor Johann Benedikt Groß;
    Ur-Gvm Anton Jakob Groß (1827–58), Oberlandesger.präs.;
    Om Arnold Groß, Arzt in Leipzig;
    – ⚭ Magdalena Friederike (1902–70), T d. Augsburger Baustoffhändlers Carl August Walch|(* 1863) u. d. Caroline Maria Barbara Johanna Braun (* 1869. T e. Kunstmalers);
    3 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach dem Notabitur in Augsburg meldete sich O. 1917 freiwillig zum Kriegsdienst und kam an die Front in Frankreich. Seit 1919 studierte er Medizin in München, Münster und Leipzig und wurde 1925 in München als Arzt approbiert und promoviert. Seine wichtigsten Lehrer waren die Chirurgen Erwin Payr (1871–1946) und Ferdinand Sauerbruch (1875–1951), der Internist Friedrich v. Müller (1858–1941) und der Pathologe Werner Hueck (1882–1962). Anschließend arbeitete O. als Assistenzarzt am Pathologischen Institut in Leipzig, an der Orthopädischen Universitätsklinik in München bei Fritz Lange und 1926-30 an der Chirurgischen Universitätsklinik in Würzburg bei Fritz König. 1931-36 übernahm O. eine Assistentenstelle mit Oberarztfunktion in der chirurgisch-orthopädischen Abteilung der Universitäts-Kinderklinik in München (Haunersches Kinderspital), die von Richard Drachter geleitet wurde. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde O. Mitglied der NSDAP, Betriebszellenobmann der Deutschen Arbeitsfront (DAF), Mitglied der SA und Hitlerjugend-Arzt im Bereich Hochland. Nachdem er sich bei dem Chirurgen Erich Lexer (1867–1937) in München mit einer Arbeit über den Harnblasen-Harnleiter-Reflux habilitiert hatte, leitete O. 1936-45 die kinderchirurgische Abteilung der Universitäts-Kinderklinik. 1937 nahm er an einem Pflichtlehrgang der NS-Dozentenakademie teil und wurde 1939 als Stabsarzt in ein Jagdgeschwader einberufen. Auf Antrag der Univ. wurde O. 1940 aus der Wehrmacht entlassen und zum apl. Professor ernannt. Nachdem 1943 die Bombenangriffe auf München begonnen hatten, zog O. mit seiner Familie nach Fischbachau, später nach Ohlstadt um, wohin auch die Kinderklinik verlegt wurde. 1945 wurde er aller Funktionen enthoben; 1946 erhielt er eine Niederlassungsgenehmigung als praktischer Arzt in Ohlstadt; 1948 gründete er ein privates Kinderkrankenhaus in Oberammergau, dem er bis zu seiner Wiederernennung zum Professor und Universitätsdozenten 1952 vorstand. Ein Jahr später übernahm er erneut die Leitung der kinderchirurgischen Abteilung an der Universitätsklinik. O. erhielt 1959 eine planmäßige ao. Professur für Kinderchirurgie in München, wurde 1966 zum persönlichen Ordinarius ernannt und 1968 emeritiert. 1963 gründete er die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie.

    Bis zur NS-Zeit hatte die deutsche Kinderchirurgie im internationalen Vergleich eine führende Rolle gespielt. Die Überwindung der wissenschaftlichen Isolation während des Nationalsozialismus und der Wiederaufbau des fast vollständig zerstörten Haunerschen Kinderspitals bestimmten die Nachkriegszeit. O. verbesserte nach 1954 bereits bestehende Kontakte zu kinderchirurgischen Zentren in den USA, Schweden und Großbritannien und richtete eine eigene Anästhesie-Abteilung sowie ein Dysmeliezentrum für Kinder mit durch Thalidomid („Contergan-Affäre“) verursachten Mißbildungen ein. Er war Mitbegründer der modernen Kinderchirurgie in Deutschland, die nun eine eigene chirurgische Spezialdisziplin geworden war, und galt als bedeutender Chirurg. Er führte die endotracheale Narkose bei kinderchirurgischen Eingriffen ein und entwickelte neue Operations- und Therapieverfahren. 1959 gelang ihm die erste erfolgreiche Trennung von Siamesischen Zwillingen (Xiphopagen). Schwerpunkte bildeten neurochirurgische (Hydrocephalus, subdurale Hämatome und Hygrome, Fehlbildungen bei Spina bifida, Schädel-Hirn-Verletzungen), urologische (Epi-, Hypospadie, Phimosen), orthopädische (Hüftgelenkserkrankungen u. -mißbildungen) und plastische Operationen (Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten) sowie Bauchoperationen (Pankreas, Galle, Hernien, angeborene Zwerchfelldefekte und Bauchspalten). Darüber hinaus veröffentlichte O. mehr als 100 wissenschaftliche Abhandlungen, darunter ein „Lehrbuch der Chirurgie und Orthopädie des Kindesalters“ (3 Bde., 1959).|

  • Auszeichnungen

    Präs. d. Dt. Ges. f. Kinderchirurgie (1963);
    BVK 1. Kl. (1970);
    Ehrenmitgl. bzw. Mitgl. zahlr. med. Ges., u. a. d. Ges. Dt. Naturforscher u. Ärzte.

  • Werke

    Weitere W u. a. Üb. Ileus infolge Appendixumschlingung b. Ileocoecaltuberkulose, Diss. München 1923;
    Experimenteller Btr. z. Frage d. Harnblasen-Harnleiterrückflusses (vesico-urethraler Reflux), in: Zs. f. Urologie 30, 1936 (Habil.schr.);
    Appendizitis im Kindesalter, in: Med. Klinik 34, 1938, S. 541;
    Die Behandlung d. angeborenen Blasenspalze, ebd. 36, 1940, S. 971;
    Chirurgie u. Orthopädie d. Kindesalters, in: Münchner Med. Wschr. 93,1951, S. 550;
    Kinderchirurgie u. Kinderorthopädie, ebd. 106, 1964, S. 1636–42, 1795-1803 (m. W. Maier);
    Behandlung d. Phimose u. Paraphimose, 1955;
    Erfolgreiche Trennung Siames. Zwillinge, in: Der Chirurg 30, 1959, S. 481-83;
    Zwerchfellhernien u. Hiatushernien in d. Kindheit, in: Archiv, f. Klin. Chirurgie 298, 1961, S. 587-603 (m. K. Devens).

  • Literatur

    W. Ch. Hecker, I. Coerdt u. K. Devens, in: Bayer. Ärztebl. 24, 1969, S. 1156;
    W. Ch. Hecker, ebd. 9, 1986, S. 375;
    ders., in: Zs. f. Kinderchirurgie 261, 1986;
    S. Oswald, Leben u. Werk d. Kinderchirur|gen Prof. Dr. med. A. O., Diss. München 1994 (W, P);
    Kürschner, Gel. -
    Kal. 1971–87.

  • Autor/in

    Eberhard J. Wormer
  • Zitierweise

    Wormer, Eberhard J., "Oberniedermayr, Anton" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 397-399 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119353296.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA