Lebensdaten
1818 – 1897
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Ludwigsburg
Beruf/Funktion
Forstwissenschaftler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117038601 | OGND | VIAF: 119145067195166630766
Namensvarianten
  • Nördlinger, Hermann (bis 1875)
  • Nördlinger, Hermann von
  • Nördlinger, Hermann (bis 1875)
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Zitierweise

Nördlinger, Hermann von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117038601.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius (1771–1860, württ. Personaladel 1841), Referent f. Forst- u. Bergwesen im württ. Oberfinanzkollegium (s. ADB 24; L), S d. Christoph Friedrich N. (1743-1819), Bortenmacher in Pfullingen, u. d. Marie Margaretha Traub;
    M Karoline ( 1824), T d. Carl August Friedrich Duttenhofer (1758–1836), Oberst, Oberwasserbaudir. in Heilbronn, Erbauer d. Wilhelms-Kanals, u. d. Luise Wilhelmine Klett;
    Stief-M Karoline Zeller ( n. 1860), B Karl N. (1812-96), Maler u. Kupferstecher in L.(s. BJ III, Tl.), Wilhelm v. Nördling (1821–1908), Ing., 1875-79 Gen.dir. d. österr. Eisenbahnwesens, später in Paris (s. ÖBL);
    Schw Marie (1814–86, Karl Finckh, 1806–69, Kaufm., s. NDB V);
    1848 Adelheid ( 1863), T d. Nathanael Köstlin (1776–1855), Prof. d. prakt. Theologie in Tübingen, dann Oberkonsistorialrat in St., 1835 Prälat u. Gen.sup. (s. ADB 16; NDB XII*);
    3 S (1 früh †), Theodor N. (1855-1912), ao. Prof. d. Forstwiss. an d. Univ. Gießen (s. BJ 18, Tl.), Julius N. (* 1860), 1894-1906 Vorstand d. Forstamtes Pfalzgrafenweiler (Schwarzwald) u. d. Schwarzwaldver. ebd., 1 T.

  • Biographie

    N., der durch die Tätigkeit seines Vaters schon früh mit der Forstwirtschaft in Berührung kam, studierte nach dem Abitur (1835) an der Polytechnischen Schule in Stuttgart bis Herbst 1837 (Schwerpunkt Mathematik). Danach war er Praktikant im Forstrevier Sittenhardt bei Schwäbisch Hall und studierte anschließend Forst- u. Staatswissenschaften in Tübingen (1838–40) sowie Land- und Forstwirtschaft in Hohenheim. 1842 legte er die Forstdienstprüfung ab und setzte seine Studien an der Forstschule Nancy fort, bis er 1843 dem Ruf als Professor für Forstwirtschaft an die Ecole Régionale d'Agriculture de Grand-Jouan (Bretagne) folgte. Er veröffentlichte zahlreiche Arbeiten in franz. Sprache. Ehe er im Herbst 1845 einem Ruf auf die Zweite forstliche Professur nach Hohenheim folgte, unternahm N. eine ausgedehnte forstlich-naturwissenschaftliche Reise (Atlantikküste, Pyrenäen, Südfrankreich); dabei widmete er sich im besonderen dem Studium der technischen Eigenschaften der Schiffsbauhölzer. Aus gesundheitlichen Gründen (Halsleiden) wechselte er 1852 in die Verwaltung über (Forstrevier Kirchheim/Teck), übernahm jedoch 1855 als Nachfolger von Friedrich August v. Tscherning (1819–1900) in Hohenheim die Erste Professur für Forstwissenschaft, die auch mit der Verwaltung des Reviers Hohenheim verbunden war und 1881 nach Tübingen verlegt wurde. Hier lehrte N. bis 1891. Das forstliche Prüfungswesen erfuhr durch ihn eine durchgreifende Umgestaltung (Einführung einer math.-naturwiss. Vorprüfung). 1866 wurde N. zum|Forstrat ernannt, eine Berufung zum Vorstand des Forstinstituts in Karlsruhe lehnte er ab. 1878-83 stand er gemeinsam mit Carl Julius Tuisko v. Lorey (1845–1901) der Kgl. Württ. Forstlichen Versuchsstation vor. 1860-71 gab er – nach dem Tode Friedrich Wilhelm Leopold Pfeils (1783–1859) – die „Kritischen Blätter für Forst- und Jagdwissenschaft“ heraus. Dank seiner Bemühungen um die Verbindung von Forstwissenschaft und Forstpraxis erfolgte 1876 die Gründung des Württ. Forstvereins, dessen Präsident N. bis 1892 war. Auch außerhalb seines eigentlichen Arbeitsbereiches wurde sein Rat geschätzt, so u. a. hinsichtlich des Reichs-Vogelschutzgesetzes.

    N. hat durch seine zahlreichen Veröffentlichungen Werke von bleibendem Wert für die Forstwissenschaft geschaffen. Berühmtheit erlangten seine zahlreichen Arbeiten über die Eigenschaften der Holzarten, ein bis dahin kaum bearbeiteter Forschungsbereich, den N. durch umfangreiche eigene Versuche vorantrieb. Auf dem Gebiet des Forstschutzes veröffentlichte er mehrere in der Forstpraxis stark beachtete Werke. In der Forstbotanik machte sich N. einen Namen dank mehrerer großangelegter Werke und Artikel; er beschäftigte sich auch mit der klimatischen Bedeutung des Waldes und mit dessen Schutz gegen vom Menschen verursachte Gefährdungen.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Ständigen Komm. z. Prüfung v. Bau- u. Konstruktionsmaterialien in München;
    Mitgl. u. a. d. Schweizer. Naturforschenden Ges., d. Zoologisch-botan. Ges. Wien, d. Soc. des sciences, Luxembourg;
    Londoner Preismedaille f. Holzslgg. (1851);
    Dr. h. c. (Tübingen 1851);
    Preismedaille d. Forstl. Ausst. in Edinburgh (1884);
    Oberforstmeister (1887);
    Ritterkreuz d. Ordens d. württ. Krone (1875) u. d. Ordens d. Eichenkrone (Niederlande 1888).

  • Werke

    u. a. Mémoire sur les essences forestières de la Bretagne, 1845;
    Essai sur les formations géologiques des environs de Grand-Jouan près Nozay, 1847;
    Querschnitte v. 100 Holzarten, 11 Bde., 1852-88;
    Die kl. Feinde d. Landwirthsch., 1855, ²1869;
    Collection de 60 Sections transversales de bois des essences forestières les plus importantes, 1855;
    Nachträge zu Ratzeburgs Forstinsekten, 1856, ²1880;
    50 Querschnitte d. in Dtld. wachsenden hauptsächl. Bau-, Werk- u. Brennhölzer, 1858;
    Die techn. Eigenschaften d. Hölzer, 1860;
    Die Kenntniß d. wichtigsten kl. Feinde d. Land-wirtsch., 1871, ²1884;
    Der Holzring als Grundlage d. Baumkörpers, 1871;
    Dt. Forstbotanik, 2 Bde., 1874/76;
    Anatom. Merkmale d. wichtigsten dt. Wald- u. Gartenholzarten, 1881;
    Lehrb. d. Forstschutzes, 1884;
    Zug-, Druck- u. Beugungsfestigkeit d. Hölzer, 1888;
    Die gewerbl. Eigenschaften d. Hölzer, 1890.

  • Literatur

    ADB 52;
    J. T. C. Ratzeburg, Forstwiss. Schriftst.-Lex., 1874, S. 379-80;
    Allg. Forst- u. Jagd-Ztg., Jg. 73, 1897, S. 182 f.;
    Cbl. f. d. gesamte Forstwesen 23, 1897, S. 141-44 (W-Verz.);
    K. F. H. v. Graner, ebd. 19, 1897, S. 291-97 (W-Verz.);
    H. Fürst, Ill. Forst- u. Jagd-Lex., ²1904, S. 483 f. (P);
    Th. Wurm, in: Lb. aus Schwaben u. Franken 7, 1960, S. 325-35 (W, L, P; auch zu Julius, 1860);
    D. Hauff, in: Biogr. bedeutender Forstleute aus Baden-Württ., 1980, S. 425-28 (P; auch zu Julius, 1860);
    Pogg. II;
    BJ II, S. 287-89.

  • Autor/in

    Rudolf Rösler
  • Zitierweise

    Rösler, Rudolf, "Nördlinger, Hermann von" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 316-317 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117038601.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Nördlinger: Hermann von N., Dr. phil., Forstmann; geboren am 23. August 1818 in Stuttgart, am 19. Januar 1897 in Ludwigsburg. Er war Sohn des Oberfinanzrathes Julius Simon v. Nördlinger (s. A. D. B. XXIV, 11), der als langjähriger Referent für das Berg- und Forstwesen im Finanzministerium thatsächlich der forstliche Chef war. Bis zum Frühjahr 1835 besuchte er das Gymnasium in Stuttgart, welches er mit dem Zeugniß der Reife verließ, um vorerst noch ergänzende Studien in Mathematik auf der dortigen Gewerbe- (jetzt polytechnischen) Schule zu betreiben. Vom Herbst 1837 bis Ostern 1838 absolvirte er die forstliche Lehre in dem Forstrevier Sittenhardt (im Mainhardter Wald) und betheiligte sich auch vor, während und nach derselben häufig an forstlichen Dienstgeschäften seines Vaters. Im Frühjahr 1838 bezog er die Universität Tübingen, woselbst er bis zum Herbst 1840 Cameral- und Forstwissenschaft studirte. Seine Hauptlehrer waren Schott v. Schottenstein (Forstwissenschaft), H. v. Mohl (Botanik) und Quenstedt (Geologie). Im Sommer 1840 betheiligte er sich an den damals im Gange befindlichen Arbeiten der Landesvermessung (an der oberen Donau) und an der topographischen Aufnahme des Landes. Vom Herbst 1840 bis dahin 1841 widmete er sich auf der forst- und landwirthschaftlichen Akademie Hohenheim Vorwiegend landwirthschaftlichen Studien; jedoch besuchte er auch die forstlichen Vorlesungen bei den Professoren Brecht und Frommann. Hierauf prakticirte er im Winter 1841/42 als Volontär bei dem Forstamte Bebenhausen unter dem Kreisforstrath Wilhelm v. Widenmann (s. A. D. B. XLII, 383), um den Geschäftsgang kennen zu lernen und sich überhaupt auf den württembergischen Staatsforstdienst vorzubereiten. Nach dem Bestehen der ersten und zweiten Forstdienst Prüfung (1842) trat jedoch eine Wendung in seinem demnächstigen Lebensgang ein. N. erhielt nämlich einen für ihn sehr ehrenvollen Ruf als Professor der Forstwissenschaft an die Ecole Régionale d'Agriculture de Grand-Jouan bei Nozay (in der Bretagne), welchen er annahm. Dem Antritt dieser Stelle ging im Winter 1842/43 ein vorbereitender Aufenthalt an der Forstschule zu Nancy voraus, um sich hier die erforderliche Kenntniß der französischen Bezeichnungen der forsttechnischen Ausdrücke anzueignen. Nach einem sich hieran anschließenden kurzen Aufenthalt in Paris eröffnete er seine Lehrthätigkeit im Frühjahr 1843 mit einem Cours d'économie forestière. Seine freie Zeit benutzte er eifrig zu wissenschaftlichen Ausflügen und Studienreisen, theils in die nähere Umgebung (z. B. in die Steppen der Bretagne, zum Hafen von Brest), theils in fernere Gegenden (z. B. in die Auvergne).|Sein Verbleiben in Frankreich war aber von nur kurzer Dauer, da er am 21. Mai 1845 einen Ruf als zweiter Professor der Forstwissenschaft an die Akademie Hohenheim erhielt. Das Sommersemester 1845 verbrachte er jedoch noch in Grand-Jouan, um dann die Heimreise auf einem großen Umwege (längs des Atlantischen Oceans, über die Pyrenäen, durch die Provence) anzutreten. Im November 1845 übernahm er sein Lehramt in Hohenheim. Ein durch das viele Sprechen erzeugtes Halsleiden zwang ihn aber schon nach fünf Jahren zum vorläufigen Aufgeben seiner Lehrthätigkeit. Er suchte um Urlaub nach und bat um vorübergehende Verwendung im praktischen Forstdienste, von welchem er die Beseitigung seines Uebels erhoffte. Seinem Gesuche wurde dadurch entsprochen, daß ihm die provisorische Verwaltung des Reviers Oberstenfeld übertragen wurde. Schon nach einem Jahre kehrte er aber auf seine Lehrstelle in Hohenheim zurück. Die Wiederkehr seines Leidens in verstärktem Grade zwang ihn jedoch zur nochmaligen Unterbrechung seiner Thätigkeit als Docent und zum abermaligen Uebertritt in den Verwaltungsdienst. Er übernahm daher auf seinen Wunsch die Verwaltung des Reviers Kirchheim unter Teck und bekleidete diese Stelle — mit zeitweiser Unterbrechung durch die Bestellung zum Verweser des Forstamtes Schorndorf — 2½ Jahre. Nachdem sich sein Halsleiden gehoben hatte, wurde ihm am 27. März 1855 die inzwischen durch Tscherning's Uebertritt in den praktischen Forstdienst erledigte erste Professur der Forstwissenschaft in Hohenheim übertragen. Sein Lehrauftrag erstreckte sich auf Forstbotanik, Forstschutz (einschließlich Forstinsektenkunde), Forsteinrichtung und Staatsforstwirthschaftslehre. Den Schwerpunkt seines Wirkens verlegte er auf die beiden erstgenannten Fächer, insbesondere auf die hierzu gehörige Lehre von den „Technischen Eigenschaften“ der Hölzer. Im Nebenamt fungirte er zugleich als Oberförster des Reviers Hohenheim. Einen im Frühjahr 1866 an ihn ergangenen Ruf als Vorstand der mit der technischen Hochschule zu Karlsruhe verbundenen forstlichen Abtheilung lehnte er ab, weil er sich in seiner Stellung wohl fühlte und seine Dienste dem Vaterland auch ferner widmen wollte. Als Anerkennung hierfür wurde ihm 1866 der Titel „Forstrath“ verliehen. Eine weitere Auszeichnung höchsten Orts war die ihm 1875 zu Theil gewordene Verleihung des Ritterkreuzes I. Classe des Friedrichs-Ordens, womit der persönliche Adel verbunden ist. Als zu Ostern 1881 der forstliche Unterricht von Hohenheim abgezweigt und wieder an die Universität Tübingen verlegt wurde, kam er als o. ö. Professor an die staatswissenschaftliche Facultät. Da er von jeher für die Universitätsbildung der Forstwirthe sich ausgesprochen und dieselbe angestrebt hatte, fand er sich durch diesen Uebergang hoch befriedigt, obgleich ihm das Eingewöhnen in ganz neue Verhältnisse und die durchgreifende Umgestaltung des forstlichen Unterrichts, zumal des Prüfungswesens — er stand bereits im 63. Lebensjahre — nicht ganz leicht fallen mochte. Als Professor an der Universität wirkte er noch sechs Jahre. Am 8. Februar 1887 wurde er — unter Verleihung des Titels „Oberforstrath“ und der Krone zum Ehrenkreuz des Ordens der württembergischen Krone — auf sein Nachsuchen in den Ruhestand versetzt. Auf seinen Wunsch wurde ihm aber die Beibehaltung der Vorträge über seine Specialgebiete (Forstschutz und Technische Eigenschaften der Hölzer) gestattet, bis er auch diese beschränkte Lehrthätigkeit am Schlusse des Wintersemesters 1891/92 im Gefühl der Abnahme seiner Kräfte niederlegte. Die Verehrung seiner zahlreichen Schüler, die er während seiner 44jährigen Docententhätigkeit an beiden heimischen forstlichen Bildungsstätten herangebildet hatte, und seiner Collegen in der staatswissenschaftlichen Facultät fand bei seinem Ausscheiden durch zwei Adressen Ausdruck.

    Er war langjähriger Präsident des württembergischen Forstvereins und bekleidete auch die Würde des ersten Präsidenten der Versammlungen Deutscher Forstmänner zwei Mal (1874 in Freiburg und 1877 in Bamberg). Der Badische und der Schlesische Forstverein hatten ihn zum Ehrenmitglied ernannt; er war außerdem Mitglied vieler gelehrter Gesellschaften und anderer Vereine. Als höchste Auszeichnung muß aber die ihm im December 1851 von seiten der naturwissenschaftlichen Abtheilung der medicinischen Facultät verliehene Würde eines Doctor honoris causa bezeichnet werden.

    N. war ein überaus fruchtbarer Schriftsteller. Seine ersten Schriften erschienen während seiner Lehrthätigkeit zu Grand-Jouan. Er veröffentlichte hier als Hülfsmittel für den forstlichen Unterricht „Mémoire sur les essences forestières de la Bretagne“ (1845) und „Essai sur les formations géologiques des environs de Grand-Jouan“ (1847). Seine spätere Forscherthätigkeit war in erster Linie der Untersuchung der technischen Eigenschaften der Hölzer zugewendet, auf welchem Gebiete er bahnbrechend gewirkt hat. Sein Untersuchungsmaterial: „Querschnitte, umfassend die Wald- und Gartenbaumarten, sowie die gewöhnlichsten ausländischen Baum- und Boskethölzer Deutschlands“ mit beschreibendem Text erschien von 1852 ab bis 1888 in XI Bänden (Kleinformat), von denen jeder 100 Holzarten enthält, in charakteristischen dünnen Querschnitten. Vom II. Band an sind auch andere europäische und ausländische Holzarten mit einbezogen worden. In der Zwischenzeit folgten noch „Fünfzig Querschnitte der in Deutschland wachsenden Werk- und Brennhölzer“ (1858; 2. Aufl. 1884). Diese Schnitte sind ein ganz vortreffliches Anschauungsmittel, da sie den anatomischen Bau der betreffenden Holzarten schon bei Zuhülfenahme einer guten Lupe erkennen lassen. Diese Grundlagen wurden von ihm durch Uebersetzung ins Französische auch ausländischen Forstakademien zugänglich gemacht. Es erschien: „Collection de 60 Sections transversales de bois des essances forestières les plus importantes à l'usage des élèves de l'Ecole Imperiale forestière de Nancy“ (1855); „Les bois employés dans l'industrie“ (1872); ferner „Section of Indian woods“ (1872) und „50 Holzquerschnitte; Petersburger Forstschulausgabe“ (1872; 2. Aufl. 1884).

    Sein Hauptwerk auf diesem schwierigen Gebiet, aus Jahrzehnte langen Forschungen und Experimenten mit selbst erdachten Apparaten hervorgegangen, führt den Titel: „Die technischen Eigenschaften der Hölzer für Forst- und Baubeamte, Technologen und Gewerbtreibende" (1860). Dieses Epoche machende Werk, eine wahre Fundgrube für den Docenten der Forstbenutzung, ist geradezu als die Begründung dieser Lehre anzusehen. Es wurde auch ins Russische übersetzt. Später beschäftigte er sich besonders mit den mechanischen Eigenschaften der Hölzer. Den ursprünglichen Plan, seine neueren Ergebnisse auf diesem Gebiete in einem II. Theil der „Technischen Eigenschaften" erscheinen zu lassen, aufgebend, begnügte er sich damit, seine späteren Untersuchungen über specifisches Gewicht, Festigkeit und Federkraft der Hölzer im „Centralblatt für das gesammte Forstwesen“ (1879, S. 409; 1880, S. 289; 1887, S. 345, 440, 491, 539; 1888, S. 78, 169, 216, 324 und 365; 1889, S. 145, 205, 263, 391, 451, 493 und 536) erscheinen zu lassen und die Ergebnisse in dem kleinen Buch „Die Gewerblichen Eigenschaften der Hölzer“ (1890) für ein größeres Publicum in gedrängter Kürze zusammenzustellen. In der Vorrede hierzu vertheidigt er sich gegen die ihm zu Theil gewordenen Vorwürfe, daß er sich — im Gegensatz zu den gleichartigen, aber späteren Versuchen von|Bauschinger (München) und Jenny (Wien) — mit zu kleinen Probehölzern begnügt habe. In der Zwischenzeit erschienen als Uebergänge von diesem Gebiet zu dem der Forstbotanik die Schriften: „Der Holzring als Grundlage des Baumkörpers. Eine dendrologische Skizze“ (1871) und „Anatomische Merkmale der wichtigsten deutschen Wald- und Gartenholzarten“ (1881). Ein weiteres umfassenderes Werk, welches von seinen reichen Kenntnissen auf forstbotanischem Gebiet Zeugniß ablegt, ist „Deutsche Forstbotanik oder forstlich-botanische Beschreibung aller deutschen Waldhölzer sowie der häufigeren oder interessanteren Bäume und Sträucher unserer Gärten und Parkanlagen. Für Forstleute, Physiologen und Botaniker. Mit (eingedruckten) Holzschnitten“. II Bände (1874 und 1876). Die Abfassung dieses Werkes bot insofern große Schwierigkeiten, als sie Vertrautheit einerseits mit der Botanik, andererseits mit der Forstwissenschaft voraussetzt. Man muß anerkennen, daß dem Verfasser die Verbindung der wissenschaftlichen Pflanzenkunde mit der praktischen Richtung, für welche das Buch nach seinem Titel bestimmt ist, im allgemeinen sehr gut gelungen ist. Wenn auch vielleicht der I. Band (Der Baum im Allgemeinen), weil er nicht frei von Ungenauigkeiten ist, die Botaniker nicht durchweg befriedigt, so ist doch der II. Band (Die einzelnen Holzarten) für den Forstmann um so werthvoller. Beide Bände enthalten eine Fülle von Material, welches vielfach auf eigenen Beobachtungen (auf Reisen gesammelt), Erfahrungen, Versuchen und Untersuchungen beruht. Der Forstmann wird daher aus dem Studium reiche Belehrung schöpfen und vielfache Anregungen empfangen.

    N. arbeitete aber auch mit Erfolg in forstentomologischer Richtung. Man kann ihn nach dieser Seite ebenfalls als einen Specialisten bezeichnen. Dieser Thätigkeit verdanken wir folgende kleinere und größere Schriften: „Die kleinen Feinde der Landwirthschaft“ (1855; 2. Aufl. 1869); „Nachträge zu Ratzeburg's Forstinsekten. Ein Programm bei Gelegenheit der Jahresprüfung an der Königl. land- und forstwirthschaftlichen Akademie zu Hohenheim im August 1856"; „Lebensweise von Forstkerfen oder Nachträge zu Ratzeburg's Forstinsekten" (2. Aufl. 1880); „Die Kenntniß der wichtigsten kleinen Feinde der Landwirthschaft. Mit vielen in den Text gedruckten Holzschnitten für das praktische Bedürfniß bearbeitet“ (1871; 2. Aufl. 1884). Endlich ist noch sein Werk: „Lehrbuch des Forstschutzes. Abhandlung der Beschädigungen des Waldes durch Menschen, Thiere und die Elemente unbelebter Natur, sowie der dagegen zu ergreifenden Maßregeln. Mit 222 in den Text gedruckten Holzschnitten“ (1884) rühmend hervorzuheben. Auch in diesem Werke zeigt sich Nördlinger's Eigenart, bestehend im Beibringen von sehr vielem Material, Einflechten werthvoller Einzelbeobachtungen u. s. w. Nicht befriedigen kann aber die Abgrenzung des Stoffes anderen verwandten forstlichen Fachzweigen (Waldbau, Forstbenutzung) gegenüber, sowie die räumliche Vertheilung der Materie, die doch im Verhältniß zu deren Wichtigkeit für den Forstmann stehen muß. Außerdem hat die Kritik mit Recht das principielle Ausscheiden der Pflanzen (Forstunkräuter, Pilze) beanstandet, deren Betrachtung, insoweit sie dem Walde schädlich sind und infolge dessen Vorbeugungs- und Abstellungsmaßregeln nöthig machen, unzweifelhaft mit in den Forstschutz gehört. Am werthvollsten ist der die Insekten behandelnde Abschnitt; auch ist der ihrer Bedeutung zukommende Raum (225 von im Ganzen 509 Seiten) entsprechend bemessen. Dies läßt sich aber z. B. nicht von den Frostbeschädigungen sagen, welche 97 Seiten, also nahezu ⅕ des ganzen Werkes, in Anspruch nehmen.

    Neben dieser vielseitigen Thätigkeit als Autor besonderer Werke war N. nach Pfeil's Ableben auch Herausgeber von 10½ Bänden (vom 2. Heft des 42. Bandes 1859 bis zum 2. Heft des 52. Bandes 1870) der „Kritischen Blätter für Forst- und Jagdwissenschaft", in welchen er zahlreiche Abhandlungen, litterarische Berichte und Mittheilungen veröffentlichte. Auch in andere forstliche Zeitschriften (besonders in die „Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung“ und das „Centralblatt für das gesammte Forstwesen") lieferte er werthvolle Beiträge über physikalische und technische Eigenschaften sowie Krankheiten der Hölzer, Frostwirkungen, Schäden am Holze durch Winde und Zugluft, schädliche Forstinsekten, forstbotanische Fragen u. s. w. Ein ausführliches Verzeichniß seiner selbständigen Werke und in periodischen Zeitschriften veröffentlichten Arbeiten findet sich im „Centralblatt für das gesammte Forstwesen“, 1897 (S. 141—144).

    N. war ein hochbegabter, hervorragender Gelehrter, der gründliches und umfassendes Wissen auf naturwissenschaftlichem Gebiete mit reicher praktischer Erfahrung vereinigte. Mit scharfem Verstand ausgestattet, brachte er es durch rastlosen Fleiß und gewissenhafte Untersuchungen zu einer geradezu erstaunlichen Mannichfaltigkeit seiner litterarischen Leistungen. Als guter Redner trug er meist frei vor; insbesondere waren seine Demonstrationen vorzüglich. Auch seine persönlichen Eigenschaften sichern ihm ein dauerndes Andenken. Er verband mit feiner Bildung großen Tact und ein einfaches, freundliches Wesen. — Leider warfen Krankheit und Todesfall in seiner Familie tiefe Schatten auf sein Leben, und während der letzten Jahre hatten seine geistigen Kräfte so abgenommen, daß der Tod für ihn zur Erlösung wurde. Seine Beisetzung erfolgte am 22. Januar 1897 auf dem Friedhofe in Tübingen.

    Programm der Hohenheimer Akademie für das Jahr 1859, von Riecke, S. 15. — Fr. von Löffelholz-Colberg, Forstliche Chrestomathie, II, S. 180, Anmerkung 172 und S. 468 ad Nr. 587c; III. 1, S. 722, Bemerkung 835 dd; IV. S. 216 und 217, Nr. 2797b. — Fraas, Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft, S. 596. — Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums etc. III. S. 239, 319, 368, 369 und 395. — Ratzeburg, Forstwissenschaftliches Schriftsteller-Lexicon, S. 379. — Forstwissenschaftliches Centralblatt, 1887, S. 382 (Personalien aus Württemberg); 1897, S. 189 (Todesnachricht), S. 291 (zum Andenken an Oberforstrath Dr. Hermann von Nördlinger, von Graner). — Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung, 1891, S. 179 (Ausscheiden aus dem Lehramte, von Lorey); 1897, S. 76 (Todesnachricht) und S. 182 (Nekrolog). — Centralblatt für das gesammte Forstwesen, 1891, S. 324 (Biographie); 1897, S. 137 (Nekrolog mit Abbildung, von ß.). — Zeitschrift für Forst- und Jagdwesen, 1897, S. 359 (Nekrolog).

  • Autor/in

    R. Heß.
  • Zitierweise

    Heß, Richard, "Nördlinger, Hermann von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906), S. 652-656 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117038601.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA