Lebensdaten
1902 – 1993
Geburtsort
Wanne-Eickel (Westfalen)
Sterbeort
Baden-Baden
Beruf/Funktion
Sozialwissenschaftler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 121494853 | OGND | VIAF: 93106360
Namensvarianten
  • Neuloh, Otto

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Zitierweise

Neuloh, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121494853.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl ( 1917), Volksschullehrer;
    M Martha Schulte-Kortnach;
    1929 Elfriede Pohle (* 1903);
    2 S.

  • Biographie

    N. studierte seit 1923 Volkswirtschaftslehre in Münster, München, Königsberg und Berlin und promovierte 1928 in Münster bei Heinrich Weber mit der Dissertation „Arbeiterbildung im neuen Deutschland“ (1930) zum Dr. rer. pol. Bis 1931 war er Mitglied der SPD, nach der „Machtergreifung“ Hitlers führte er eine Einheit der SA. Er engagierte sich in der Berufsberatung bei der Hitlerjugend und setzte für diese die Schaffung von Lehrlingsheimen durch. Bis Juli 1938 wirkte N. im Arbeitsamt Hagen, bis Oktober 1939 als Referent für Berufsberatung in der Zweigstelle Wien des Reichsarbeitsamtes und seit November 1939 als Direktor des Arbeitsamtes Eisenstadt (Burgenland). 1941-45 war N. Abteilungsleiter des Landesarbeitsamtes des Sudetenlandes. Gleichzeitig übernahm er fast ein Jahr lang militärische Aufgaben in Frankreich (1944 Offizier).

    Mit Kriegsende nach Dortmund zurückgekehrt, begründete N. im April 1946 die „Gesellschaft Sozialforschungsstelle an der Univ. Münster e. V. zu Dortmund“. 1947-61 war er deren wissenschaftlicher Geschäftsführer und Abteilungsleiter für Soziologie und Sozialpolitik, seit Oktober 1946 beteiligte er sich an der „Arbeitsgemeinschaft der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institute“ und wirkte an der Gründung der „Sozialakademie Dortmund“ mit, die er zeitweilig leitete. 1949 war N. Mitbegründer des Ardey-Verlages, wo die Schriften der „Sozialforschungsstelle“ und die Zeitschrift „Soziale Welt“ publiziert wurden, deren Schriftleitung er 1949-61 innehatte. 1961/62 zog sich N. aus der „Sozialforschungsstelle Dortmund“ zurück. Zu diesem Zeitpunkt wirkte er als Lehrbeauftragter an der Univ. Köln, 1961-67 als o. Prof. für Soziologie an der Pädagogischen Hochschule des Saarlandes in Saarbrücken (1965–67 Rektor), mit gleichzeitigem Lehrauftrag an der Univ. Istanbul. 1962 gründete er das „Institut für empirische Soziologie Saarbrücken“ (später „Institut für angewandte Wirtschafts- u. Sozialforschung“), welches er bis 1974 leitete. 1965-74 stand N. dem Arbeitskreis „Industriegesellschaft im 19. Jh.“ der Fritz-Thyssen-Stiftung vor, 1967 trat er der „International Industrial Relations Association“ bei und gründete 1970 eine bundesdeutsche Sektion, deren Vorstand er bis 1976 innehatte.

    N.s wissenschaftliche Entwicklung führte, beeinflußt auch von Leopold v. Wiese und Alfred Müller-Armack, von der Volkswirtschaftslehre zur Soziologie und empirischen Sozialforschung mit multidisziplinären Interessen und starker Praxisorientierung. Sein Forschungsinteresse galt neben den sozialen Grundlagen von Familie und Gemeinde besonders dem Industriebetrieb als einem Zentrum sozialer Prozesse. Seine Forschungstätigkeit nach 1945 und sein auf Gedanken des Volkskundlers Wilhelm Heinrich Riehl und des Volkswirtschaftlers Otto v. Zwiedineck-Südenhorst aufbauendes Konzept einer umfassenden, sozial-integrativ wirkenden Gesellschaftspolitik sollte einen Beitrag zu Aufbau und Stabilisierung des westdeutschen Gesellschaftssystems und seiner sozialen Ordnung leisten. Die „Sozialforschungsstelle“ betrachtete N. in diesem Sinne als Instrument für Regierung und Wirtschaftsführung, das u. a. zu einer befriedenden und stabilisierenden Sozialpolitik beitragen sollte. N.s Konzept einer „Realsoziologie“ als empirischer Sozialforschung erlangte keine anhaltende Wirkung auf die wissenschaftliche Soziologie in der Bundesrepublik, jedoch trug seine „Sozialforschungsstelle Dortmund“ wesentlich bei zur Etablierung der empirischen Sozialforschung mit stark sozialpolitischer Zielsetzung.

  • Werke

    Weitere W Dt. Betriebssoziologie, 1956;
    Die dt. Betriebsvfg. u. ihre Sozialformen bis z. Mitbestimmung, 1956;
    Arbeiter u. techn. Fortschritt, 1960;
    Der neue Betriebsstil, 1960;
    Die durchlaufende Arbeitsweise, 1961;
    Die weiße Automation, 1966;
    Vom Kirchdorf z. Industriegemeinschaft, 1967;
    Der ostafrikan. Industriearbeiter zw. Shamba u. Maschine, 1969;
    Arbeits- u. Berufssoziologie, 1973;
    Homo socio-oeconomicus, Ein Lehrb. f. Wirtsch.-wiss., 1979;
    Ein Jh.leben, Erinnerungen u. Erkenntnisse, 1992 (W-Verz., P). – Hg.: Soz. Innovation u. soz. Konflikt, 1977.

  • Literatur

    International Soziologenlex..

  • Autor/in

    Dirk Kaesler
  • Zitierweise

    Kaesler, Dirk, "Neuloh, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 131-132 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121494853.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA