Lebensdaten
1888 – 1965
Geburtsort
Hochemmerich (heute Rheinhausen) bei Moers
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Oberbürgermeister von Heidelberg
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116908513 | OGND | VIAF: 37679502
Namensvarianten
  • Neinhaus, Carl
  • Neinhaus, Carl Georg Hermann
  • Neinhaus, Karl
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Neinhaus, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116908513.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl (1862–1931), Pfarrer in Rh., S d. Johann Hermann (1793–1832), Pfarrer in Sonnborn, u. d. Friederika Niemeyer;
    M Luise Dommel (1866–1921); ledig.

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Duisburg (1905) studierte N. in Heidelberg und Bonn Jura und Volkswirtschaft, absolvierte seinen juristischen Vorbereitungsdienst in Straßburg und promovierte 1919 in Bonn zum Dr. iur. Danach wurde er Beigeordneter der Städte Homberg/Niederrhein (1919/20) und Barmen (1920–29) sowie bei der Zentralstelle des Deutschen und Preuß. Städtetags in Berlin (1920). Im Febr. 1929 wurde N. in Heidelberg als parteiloser Kandidat von allen Fraktionen des Bürgerausschusses (außer der KPD) zum Oberbürgermeister gewählt. Seine Fachkompetenz stellte er bei der Sanierung des städtischen Haushalts im Stil der Brüningschen Sparpolitik unter Beweis, seine Republiktreue bekundete er u. a. am Verfassungstag. 1933 konnte N. – nach einer Reihe von Zugeständnissen an die örtliche NSDAP (Eintritt in die Partei, Ehrenbürgerschaft für Hitler, Boykott jüd. Geschäfte durch die Stadtverwaltung) – als eines der ganz wenigen Stadtoberhäupter im Reich im Amt bleiben. Er verstand es in den folgenden Jahren durchaus, sich in vielen Bereichen der Rathauspolitik energisch gegenüber der Kreisleitung zu behaupten, ohne an seiner Ergebenheit gegenüber dem Regime Zweifel aufkommen zu lassen. Seine Amtsführung kennzeichneten sowohl partielle Resistenz als auch antisemitische Vorstöße gegen einzelne Heidelberger Bürger. Ende März 1945 machte er sich durch die kampflose Übergabe Heidelbergs an die amerik. Truppen verdient. Kurz zuvor (am 25.3.1945) hatte er politisch brisante Akten im Rathaus vernichten lassen.

    In zwei Entnazifizierungsverfahren wurde N. zunächst als „Mitläufer“ (1947), dann als „Entlasteter“ (1949) eingestuft, nachdem sich eine Reihe prominenter Heidelberger in Anbetracht seiner kommunalpolitischen Leistungen für ihn eingesetzt hatte. Damit war der Weg geebnet für die Fortsetzung seiner Karriere, die N. – wohl einmalig für ein deutsches Stadtoberhaupt – in drei politischen Systemen gelang. 1952 wurde er als CDU-Kandidat in direkter Wahl mit 50,9% der Stimmen erneut zum Oberbürgermeister gewählt. Jetzt konnte er einige schon früher in die Wege geleitete Projekte – wie die Verlegung des Hauptbahnhofs nach Westen – realisieren. Bei einer weiteren Kandidatur 1958 unterlag er Robert Weber (SPD). Bereits 1950 war N. in den Württemberg-Badischen Landtag, 1952 in die Verfassunggebende Landesversammlung von Baden-Württemberg und zu deren Präsidenten, schließlich 1953 und erneut 1956 zum Abgeordneten und Präsidenten des Landtags gewählt worden. Für Karl Jaspers, dem 1937 die Lehrbefugnis an der Univ. Heidelberg entzogen worden war, war er „ein typischer Mitläufer und unbedeutender Charakter, aber ein tüchtiger Bürgermeister“ (Schicksal u. Wille, hg. v. H. Saner, 1967, S. 166). – Großkreuz d. Bundesverdienstordens (1957); Ehrensenator d. Univ. Heidelberg (1958); Ehrenbürger v. Heidelberg (1963).

  • Literatur

    W. Grube, Der Stuttgarter LT, 1957 (P);
    H. Hoepke, Gedenkrede bei d. Trauerfeier am 9.12.1965, in: Ruperto-Carola 17. Jg., 1965, Bd. 38, Anlage, S. 5-15;
    P. Feuchte (Hg.), Qu. z. Entstehung d. Vfg. v. Baden-Württ., 9 Bde., 1986-95;
    F. Moraw, „Ich gestatte mir d. Anfrage an d. Herrn OB …“, C. N. – Stadtoberhaupt in drei pol. Systemen, in: J. Bahns|(Hg.), Verführt u. verraten, Jugend im NS, Ausst.kat. Heidelberg 1995, S. 77-83 (P);
    ders., Die nat.soz. Diktatur 1933-1945, in: P. Blum (Hg.), Gesch. d. Juden in Heidelberg, 1996, S. 440-555 (P);
    ders., Heidelberg im Zeichen d. Nürnberger Gesetze, C. N. u. Therese Wiesert, Zum pol. Spielraum e. OB im NS, in: Heidelberg. Jb. z. Gesch. d. Stadt 1, 1996, S. 195-203;
    D. Haas, Heidelberg 1918-1995, in: E. Mittler (Hg.), Heidelberg, Gesch. u. Gestalt, 1996, S. 496-517 (P);
    J. C. Heß, H. Lehmann u. E. Wolgast (Hg.), Heidelberg 1945, 1996.-Eigene Archivstud. (Stadtarchiv Heidelberg, Gen.-landesarchiv Karlsruhe).

  • Porträts

    Ölgem. v. A.-F. Osman (um 1960, Rathaus Heidelberg).

  • Autor/in

    Frank Moraw
  • Zitierweise

    Moraw, Frank, "Neinhaus, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 48-49 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116908513.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA