Dates of Life
vermutlich um 1050 oder 1055 – 1095 oder 1102
Occupation
Markgraf von Österreich
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 137326718 | OGND | VIAF: 81532781
Alternate Names
  • Liutpold II.
  • Liutpold II. von Österreich
  • Leopold II. von Österreich
  • more

Relations

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Citation

Leopold II., Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137326718.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    Aus d. Geschl. d. Babenberger (s. NDB I);
    V Mgf. Ernst v. Ö. ( 1075, s. NDB IV);
    M Suanhild (?);
    Schw Justizia ( Gf. Otto II. v. Wolfratshausen, ca. 1020/22);
    - ⚭ Itha (v. Ratelnberg ?, 1101);
    S Mgf. Leopold III. v. Ö. ( 1136, s. NDB 14);
    T Elisabeth ( Mgf. Otakar II. v. Steiermark, 1122), Juditha, Gerberga ( 1142, Hzg. Bořiwoy v. Böhmen, 1124), Ida ( Luitold v. Mähren u. Znaim, 1115), Sophie ( 1154, 1] Hzg. Heinrich III. v. Kärnten, 1122, s. NDB VIII, 2] Gf. Sighard v. Schala-Burghausen, 1142), Euphemia ( Gf. Konrad v. Peilstein, ca. 1168).

  • Biographical Presentation

    Unmittelbar nach dem Tode seines Vaters Ernst, der, als Gefolgsmann Kg. Heinrichs IV. in der Schlacht gegen die aufständischen Sachsen bei Homburg an der Unstrut schwer verwundet, am 9.6.1075 gestorben war, trat L. die Regierung in der Mark Österreich an. Wenig Vertrauen verdient eine Nachricht des späteren 13. Jh. – in Jans Enikels Fürstenbuch (MG Dt. Chron. III/2, 602 f.) –, daß er einen Bruder namens Adalbert gehabt habe, der von Pernegg (bei Horn) aus mit ihm das Land regiert haben soll. Seine Residenz hatte L. auf der Burg Gars am Kamp. Erst späte Quellen des 13. und 14. Jh. sprechen von einer „Landeshauptstadt“ Tulln. Sicherlich spielte aber in L.s Zeit dieser Ort als Gerichts- und Versammlungsstätte eine bedeutende Rolle. In der Regierungszeit des mit den meisten bayer.-österr., aber auch mit sächs. Hochadelsfamilien versippten Markgrafen wurde das Land in die Reichspolitik stark hineingezogen, was eine ernste Bedrohung, aber auch eine Bewährungsprobe derbabenberg. Position mit sich brachte. L. schlug sich nämlich im Investiturstreit entgegen der königstreuen Tradition seines Hauses auf die Seite der Gregorianer. Hatte er noch im Juli 1076 60 Hufen an der Südgrenze der Mark als Schenkung des Königs erhalten und sich 1077 noch auf dem Hof des Königs aufgehalten, so dürfte es schon zu Pfingsten des Jahres 1078 zu|Differenzen zwischen Heinrich IV. und ihm gekommen sein. Der König, der in der Mark einfiel, zwang jedoch L. zur Unterwerfung und drang bis nach Ungarn vor, da Kg. Ladislaus I., mit einer Tochter des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden verheiratet, ein engagierter Anhänger Gregors VII. war. Zur entscheidenden Verschärfung der Lage kam es jedoch, als L. im Sommer 1081 auf einer Versammlung in Tulln in Gegenwart der „primores sui regiminis“ sich eidlich verpflichtete, die Herrschaft Heinrichs IV. nicht mehr anzuerkennen, dessen Getreue auszuweisen und die Anhänger des Papstes nötigenfalls mit Waffengewalt zu schützen. Die Initiative hierzu ging wohl von L.s Gattin Itha, insbesondere jedoch vom Passauer Bischof Altmann aus, der zusammen mit dem Salzburger Oberhirten Gebhard schon seit Jahren die wesentlichste Stütze der Gregorianer im Südosten des Reiches war. Aus Passau vertrieben, hatte sich Altmann nach Rom begeben, von wo er 1080 als päpstl. Legat zurückgekehrt war, um nach dem Tod Rudolfs von Rheinfelden die Wahl eines neuen Gegenkönigs vorzubereiten. Sie fiel im August 1081 auf die Person Hermanns von Salm. L. wandte sich diesem sofort zu und nahm an seiner Seite an der – allerdings erfolglosen – Belagerung von Augsburg teil, das Heinrich IV. die Treue gehalten hatte. Auf diese Ereignisse hin aberkannte Heinrich IV. noch von Italien aus dem Babenberger die Mark und verlieh sie einem seiner treuesten Anhänger, dem Böhmenherzog Wratislaw. Dieser fiel in Österreich mit einer beträchtlichen Streitmacht ein und fügte L., der von den Formbachern und den im Kampfgebiet begüterten Haderichen unterstützt wurde, am 12.5.1082 in einer Schlacht zwischen Mailberg und Obritz südlich der Pulkau eine schwere Niederlage zu. Das Land nördlich der Donau wurde zwar verwüstet, doch konnte sich L. in seiner Herrschaft behaupten. Wir hören jedenfalls in der Folge nichts mehr von Ansprüchen des Böhmen auf die Mark. Eine Strafexpedition Heinrichs IV. 1084 führte zu L.s Unterwerfung. Er blieb in seinem Amt, hielt sich jedoch in der Folge von jeglichen Auseinandersetzungen fern. Er widmete sich vielmehr erfolgreich dem inneren Ausbau des Landes. Unter seinem Schutz vermochte Altmann, der seit seiner Vertreibung aus seiner Bischofsstadt in der Mark Zuflucht gefunden hatte, eine Reform der kirchlichen Disziplin und klösterlichen Organisation durchzuführen, die besonders den Chorherren und Benediktinern galt. 1083 erfolgte die Gründung Göttweigs als Augustiner-Chorherrenstift, 1089 lösten in Melk unter Förderung L.s und auf Initiative Altmanns Benediktiner der Junggorzer Richtung die Kanoniker des Kollegiatsstiftes ab. Die Reform Altmanns erwies sich nicht nur als wichtige Voraussetzung für den Aufschwung des kulturellen Lebens in den folgenden Jahrzehnten, sondern brachte L. auch materiellen Nutzen. So konnte er die Vogtei über die in Österreich gelegenen Güter des Stiftes St. Nikolai (Passau) an sich bringen und auch zahlreiche Passauer Lehen in seine Hand bekommen, so daß ihn Bernold von St. Blasien (MGH SS V 463) als „ditissimus marchio de regno orientali“ bezeichnen konnte. L. vermochte wesentliche Voraussetzungen für das beginnende landesfürstliche Kirchenregiment und den Aufstieg des Landes unter seinem Sohn Leopold III. dem Heiligen zu schaffen.

  • Literature

    ADB 18;
    H. Fichtenau, Von d. Mark z. Herzogtum, Grundlagen u. Sinn d. Privilegium minus f. Österreich, ²1965;
    F. Unterkircher, Die Leopold-Kapelle in Gars, in: MIÖG 71, 1963;
    A. Klaar, Die Burgen Gars, Thunau, Raabs u. Schallaburg, in: Unsere Heimat 36, 1965;
    Der hl. Altmann, Bischof v. Passau, Festschr. z. 900 J.- Feier, 1965 (mit zahlr. Btrr.);
    J. Jungwirth, Die Babenbergerskelette im Stift Melk u. ihre Identifizierung, in: Ann. d. Naturhist. Mus. 75, 1971;
    H. Mitscha-Märheim, Die Gebeine d. ältesten österr. Markgrafen aus d. Sarkophag d. Stiftskirche v. Melk, in: Österreich in Gesch. u. Lit. 13, 1969;
    ders., Babenberger u. Ebersberger u. ihre Erben in u. um das Poigreich, in: Jb. f. Landeskde. f. Nd.österreich NF 42, 1976;
    L. Auer, Frühe Babenbergerpfalzen in Österreich, in: Unsere Heimat 44, 1973;
    ders., Die Schlacht bei Mailberg, 1976;
    H. Dienst, Die Dynastie d. Babenberger u. ihre Anfänge in Österreich, in: Schrr. d. Inst. f. Österreichkde. 33, 1978;
    dies., Gesch. Österreichs 976-1141, in: Gesch. Österreichs IV, hrsg. v. d. Österr. Ak. d. Wiss. (im Druck). - L s. a. Leopold VI. v. Österreich.

  • Author

    Walter Koch
  • Citation

    Koch, Walter, "Leopold II." in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 276-277 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137326718.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Leopold (Liutpold), Sohn des Markgrafen Adalbert von Oesterreich, aus dem Hause der Babenberger (über die Mutter vgl. Meiller, Regesten, Anm. 34 u. E. Steindorff, I. 118, Anm. 2), nahm an dem zweiten Kriege König Heinrichs III. mit Herzog Bretislav von Böhmen (1041) Theil, indem er mit einer baierischen Heerschaar von Süden her vordrang und einen festen Ort an der Grenze (Znaim?), der früher seinem Vater gehört hatte, ihm dann aber von den Böhmen entrissen worden war, eroberte und zerstörte, den in Fesseln gelegten Sohn des Burgherrn aber, sowie viele andere Gefangene mit sich nach Oesterreich brachte. Als hierauf Bretislav sich unterwarf und vor König Heinrich zu Regensburg erschien, fand sich daselbst auch L. ein, übergab seinen Gefangenen dem Könige und erhielt von diesem ein edles, mit kostbarem Sattelzeug geschmücktes Roß, eines der Geschenke, welche der Böhme aus Anlaß seiner Huldigung dargebracht hatte, zur Belohnung für seine geleisteten Dienste. Beweise hohen Muthes legte L. auch in den Ungarnkriegen Heinrichs III. an den Tag. Als Ovo, der Ungarnkönig, mit drei Heeren in das Deutsche Reich einfiel, wurde jenes Heer, welches unter der Führung des ungarischen „Herzogs“ längs des nördlichen Donauufers eingedrungen war, auf dem Rückzuge, auf dem es viele Gefangene mit sich fortschleppte, von dem Markgrafen Adalbert und dessen Sohne L. mit einer kleinen aber beherzten Schaar angegriffen, geschlagen und auf der Flucht an der March fast aufgerieben. Heinrich III. ließ dies neue Verdienst Leopolds um das Reich nicht unbelohnt. Als Ovo im Friedensschlusse (1043) das Land zwischen Leitha und Fischa, der March und einer von der Fischamündung bis Strachotin (in Mähren) gedachten Linie an das Reich zurückstellen mußte, bildete Heinrich III. daraus eine besondere Mark, die er höchst wahrscheinlich unserem L. verlieh. Die Belehnung Leopolds erfolgte zu Ingelheim, wo damals der König sein Beilager mit Agnes von Poitiers feierlich beging. Doch der treffliche Jüngling, „der Schreck der Ungarn“, dessen Tugend und Frömmigkeit schon von den Zeitgenossen gepriesen wurde, starb wenige Tage darnach (9. Decbr. 1043) und wurde unter lautem Wehklagen zu Trier von seinem Vatersbruder, dem Erzbischofe Poppo, bestattet. Er starb vermuthlich unvermählt (das ist wohl der Sinn des Wortes: adolescens); ohne Grund hat man seinen Nachfolger in der „Neumark“ Oesterreichs Siegfried für seinen Sohn oder Bruder gehalten. Indem man ihn fälschlich unter die Markgrafen von Oesterreich einbezog, wurde unser L. früher als der zweite dieses Namens bezeichnet.

    • Literature

      Annales Altahenses ad a. 1041. 1042, 1043. — Hermann v. Reichenau ad a. 1043. —
      Meiller, Regesten der Babenberger, 192 u. 205. —
      M. Thausing in den Forschungen z. deutschen Geschichte, IV. 365 ff. —
      Perlbach, ebenda X. 460 ff. —
      E. Steindorff, Jahrbb. d. deutschen R. unter Heinrich III., 1. Bd. — Giesebrecht, Gesch. d. deutschen Kaiserzeit, 4. Aufl., II. 647.

  • Author

    v. Zeißberg.
  • Citation

    Zeißberg, Heinrich von, "Leopold II." in: Allgemeine Deutsche Biographie 18 (1883), S. 381-382 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137326718.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA