Lebensdaten
1267 – 1322
Sterbeort
Salzderhelden
Beruf/Funktion
Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 13874369X | OGND | VIAF: 90999328
Namensvarianten
  • Heinrich Mirabilis
  • Heinrich I. Mirabilis
  • Heinrich I. von Braunschweig-Lüneburg-Grubenhagen
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Zitierweise

Heinrich I., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd13874369X.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. d. Weifen;
    V Hzg. Albrecht I. v. B. ( 1279, s. NDB I);
    M Adelheid (Alesina, 1285), T d. Mgf. Bonifacius III. v. Montferrat ( 1253/55);
    B Hzg. Albrecht II. zu B.-L.-Göttingen ( 1318, s. ADB I), Hzg. Wilhelm zu B.-L.-Wolfenbüttel ( 1292), Lothar ( 1335), Hochmeister d. Dt. Ordens;
    - um 1282 Agnes, T d. Mgf. Albrecht v. Meißen ( 1314, s. NDB I) u. d. Margarete (T Kaiser Friedrichs II., 1250, s. NDB V);
    8 S, 8 T, u. a. Hzg. Heinrich II. v. B.-L.-G. ( 1351, s. NDB VIII), Adelheid ( Hzg. Heinrich VI. v. Kärnten, Kg. v. Böhmen, 1335, s. NDB VIII).

  • Biographie

    Die dem Herzog Albrecht I. (Longus) in der Erbteilung mit seinem Bruder Johann von Lüneburg um 1267 zugefallene Südhälfte der welfischen Stammlande wurde nach seinem Tode (1279) unter seinen Söhnen erneut in 3 Teile zerlegt, von denen H. seit etwa 1287/89 das Fürstentum Grubenhagen innehatte, das Gebiet um Einbeck mit der Burg Grubenhagen sowie Teile des Harzes und seines südwestlichen Vorlandes, dazu Anteile an Hameln, den Harzbergwerken und an der Stadt Braunschweig. H. wurde der Stammvater der 1596 erloschenen Grubenhagener Linie des Welfenhauses. – H., der nach Persönlichkeit und Leistung den ihm im 15. Jahrhundert beigelegten Beinamen Mirabilis weder im Sinne der Bewunderung noch der Wunderlichkeit rechtfertigt, hat seine Regierungszeit mit nahezu unaufhörlichen, meist unglücklichen Fehden gegen seine Brüder sowie gegen die Erzbischöfe von Mainz und Magdeburg, die Bischöfe von Hildesheim und andere ausgefüllt, unter denen der von Heinrich Rosla besungene Krieg um die Herlingsburg bei Goslar 1290/91 die bekannteste ist. Den nach dem Aussterben der brandenburgischen Askanier von ihm erhobenen Anspruch auf die sächsische Pfalzgrafschaft hat H. zwar in seinem Titel und Siegel aufgenommen, praktisch aber nicht durchsetzen können.

  • Literatur

    ADB XI;
    P. Zimmermann, Das Haus Braunschweig-Grubenhagen, 1911;
    W. Ohnsorge, Die Hzg. v. Braunschweig u. d. sächs. Pfalzgrafenwürde, in: Nd.sächs. Jb. f. Landesgesch. 31, 1959, S. 127 ff., bes. S. 133-43. - Zu Heinrich Rosla: ADB 29;
    Vf.-Lex. d. MA IV.

  • Autor/in

    Georg Schnath
  • Zitierweise

    Schnath, Georg, "Heinrich I." in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 349 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13874369X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Heinrich der Wunderliche (mirabilis, morosus), Herzog von Braunschweig, Stifter der Grubenhagen’schen Linie der Herzöge von Braunschweig, geboren um 1267, gestorben 1322, war der älteste Sohn des Herzogs Albrecht des Großen. Da er bei dem Tode des Vaters im August 1279 noch minderjährig war, übernahm sein Oheim, Bischof Konrad von Verden, neben der Mutter die Vormundschaft, welche bis zu Ostern 1280 gedauert zu haben scheint, zu welcher Zeit H. etwa 12 bis 13 Jahre alt gewesen sein wird. Anfangs führte er die Regierung allein, bald aber bis zu der wahrscheinlich im J. 1286 gehaltenen Theilung des väterlichen Erbes mit seinen Brüdern Albrecht und Wilhelm gemeinschaftlich. Bei dieser Theilung erhielt H. Grubenhagen, Einbeck, die Hälfte der Stadt Hameln, die braunschweigischen Besitzungen im Eichsfelde zu Gieboldehausen, Duderstadt, Lindau, Seeburg, ferner Osterode, Amelungsborn, den dritten Theil der geistlichen Lehen zu Braunschweig und des Rammelsbergischen Bergbaues und die Forsten um Clausthal. Er nahm seine Hofstatt auf dem festen Schlosse Grubenhagen bei Einbeck und wurde, wie bemerkt, der Stifter der am 4. April 1596 mit Herzog Philipp ausgestorbenen Grubenhagen’schen Linie der braunschweigischen Herzöge. H. war zwar ein unruhiger, mehr auf Krieg und Fehde, als auf das Wohl seiner Landesangehörigen bedachter Herr, aber seine Handlungen waren doch keineswegs der Art, daß man aus ihnen seinen wenig schmeichelhaften Beinamen erklären könnte. Kein einziger Zug seines Lebens rechtfertigt denselben. — Anfangs lebte H. bei seinem jüngeren Bruder Wilhelm, dem bei der Theilung des väterlichen Erbes die Stadt Braunschweig zugefallen war, sein herrschsüchtiges Auftreten und sein rücksichtloses Eingreifen in die Rechte seines Bruders ließen jedoch die Einigkeit nicht lange bestehen. Zwischen dem Bischofe Siegfried von Hildesheim und Herzog H. waren früher beigelegte Streitigkeiten aufs neue ausgebrochen; letzterer, welcher sich mit dem Bruder überworfen, hatte sich nach Helmstedt begeben und die Bürger zum Abfalle von ihrem Herrn, Herzog Wilhelm, bewogen. Dieser zog in Gemeinschaft mit seinem Bruder Albrecht und dem Bischofe Siegfried gegen Helmstedt und belagerte die Stadt. Um die Zwistigkeiten beizulegen begab sich Otto von Warberg, Abt zu Werden und St. Ludgeri, nach Helmstedt, wurde aber mit mehreren Adlichen, welche ihn begleitet, von den aufrührerischen Bürgern erschlagen. Helmstedt mußte sich dem Herzoge Wilhelm|ergeben und wurde vom Kaiser in die Reichsacht erklärt, aus der es sich erst nach zwei Jahren durch schwere Opfer befreien konnte. — Eine Folge dieses Bruderzwistes scheint der sog. Herlingsbergische Krieg gewesen zu sein. Auf der Höhe des Harly- oder Herliberges über Vienenburg und Wiedelah hatte Kaiser Otto IV. die Burg Herlingsberg, welche das ganze mittlere Okerthal beherrschte, besonders als eine Zwingburg für das nahe Goslar erbauen lassen. Von ihrer sicheren Höhe herab übersiel und plünderte die Besatzung des festen Schlosses die Waarenzüge der Kaufleute von Goslar, Hildesheim, Braunschweig, Magdeburg, Halberstadt und der umliegenden kleineren Städte. Klagen bei Herzog H. waren vergeblich, ebenso blieb der Antrag der Bürger von Hildesheim unbeachtet, die Burg dem Herzoge abkaufen zu wollen. Väterliches Erbe sei ihm nicht feil, äußerte Herzog H. Als keine Vorstellungen halfen, verbündeten sich der Erzbischof Erich von Magdeburg, die Bischöfe von Halberstadt und Hildesheim, die Markgrafen von Brandenburg, die Fürsten von Anhalt, die Herzöge Albrecht und Wilhelm von Braunschweig, die Grafen von Blankenburg, Reinstem, Wernigerode u. a. m. und zogen zur Belagerung der Feste aus. Herzog H. fand aber ebenfalls Bundesgenossen an den Landgrafen von Hessen, Thüringen und Meißen und den Städten Bremen und Verden, ging dem feindlichen Heere mit einer kampfgerüsteten Schaar entgegen, sprengte dasselbe bei Einbeck auseinander und übergab das Schloß an Otto II., Grafen von Waldeck. Doch hatte dieser Sieg für H. keinen dauernden Erfolg. Im folgenden J. 1291 zogen die Verbündeten abermals vor die Burg und erstürmten sie am 17. August. Die Mauern wurden gebrochen, die Feste geschleift. Aus den Trümmern der seitdem wüst liegenden Burg ließ Bischof Siegfried von Hildesheim das Schloß Liebenburg aufführen. Diese Herlingsbergische Fehde begeisterte einen fast gleichzeitigen Dichter Heinrich Rosla zu einer poetischen Darstellung derselben in lateinischer Sprache: „Herlingsberga“, welche in Meibom's Scriptores Tom. I. abgedruckt ist. — Als Bischof Siegfried von Hildesheim den Herzögen von Braunschweig das Gericht Bocla entzog, entstand eine neue Fehde, in welcher anfangs die drei Brüder zusammenhielten, später aber Albrecht und Wilhelm mit dem Bischofe Frieden schlossen, sodaß H. ebenfalls sich genöthigt sah, mit dem Bischof sich zu vertragen. — Herzog Wilhelm starb im Februar 1292; ohne den Bruder H. zu berücksichtigen ergriff Herzog Albrecht von dessen Ländertheil Besitz. Gegen dieses Verfahren protestirte H. und erinnerte Prälaten. Ritterschaft und Städte an die ihm mitgeleistete Gesammthuldigung. In der Stadt Braunschweig hielten die Gilden, deren Wortführer Johann Drate war, zu ihm. Es kam zwischen dem Rathe und den Gilden zu hartnäckigem Kampfe, welcher damit endete, daß der Magistrat den Herzog Albrecht heimlich in die Stadt ließ, die Thore bemannte und die Rathhäuser in Besitz nahm. Herzog Albrecht, welcher auf diese Weise, mit Ausnahme der Burg Dankwarderode, in welcher Herzog H. sich befand, Herr der ganzen Stadt wurde, ließ die zwölf Gildemeister vor sich entbieten unnd erklärte ihnen, daß er die wohlverdiente Strafe ihnen nur dann erlassen könne, wenn sie ihm die an seinen Bruder H. übergebenen besiegelten Huldebriefe, durch welche dieser zum Herrn des Landes Braunschweig berufen sei, zustellten. Herzog H. verweigerte die Herausgabe, verließ aber, sich in der Burg nicht sicher fühlend, auf Schleichwegen die Stadt und kehrte niemals wieder in dieselbe zurück. Herzog Albrecht ließ die aufrührerischen Gildemeister, elf an der Zahl (der Wortführer Drake hatte sich mit Herzog H. aus der Stadt entfernt) hinrichten, worauf ihm von Stadt und Land Braunschweig die Huldigung geleistet wurde. Später vertrugen sich die beiden Brüder, H. erhielt von der Hinterlassenschaft des Bruders Wilhelm einige Schlösser und den sog. Hasenwinkel, welchen er jedoch bald wieder zum großen Theile an den Herzog Otto|von Lüneburg, mit dem er im J. 1300 in Streit gerathen war, abtreten mußte. — Seit dieser Zeit hielt sich H. in Zurückgezogenheit meistens auf dem Schlosse Grubenhagen auf. Nur einmal noch nahm er, jedoch nicht persönlich, Theil an einer Fehde, indem er seinem Schwager, dem Landgrafen Friedrich mit der gebissenen Wange, im J. 1306 Hilfstruppen sandte, als dieser mit seinem Vater, Markgrafen Albrecht dem Unartigen, in Streit gerathen war. Die Braunschweiger trugen viel zu dem Siege Friedrichs bei Lucka bei. Bei aller Fehdelust war H. doch ein frommer Mann, welcher Klöstern und geistlichen Stiftungen reiche Vergabungen und Vergünstigungen zu Theil werden ließ, weshalb er wiederholt Christi devotus amicus genannt wird. Im J. 1308 stiftete er das Kloster Maria Magdalena in Einbeck, anderen bereits vorhandenen Klöstern ertheilte er bessere Ordnungen. Zahlreiche Urkunden geben Zeugniß von seinem Wohlthätigkeitssinn. — Mehr durch die Macht der Zeitverhältnisse, als durch unbesonnene Streitsucht wurde H. in oft kostspielige Kriegszüge getrieben, welche mehrfach Verpfändung von Gütern und Verlust von Länderstrichen herbeiführten. H. starb zu Grubenhagen am 8. September (nach anderen Aufzeichnungen zu Salzderhelden am 7. September) 1322 und wurde im Alexanderstifte zu Einbeck begraben. Mit seiner Gemahlin Agnes, einer Tochter des Landgrafen Albrecht des Unartigen von Thüringen, mit welcher er sich im J. 1282 vermählt hatte, und welche im J. 1332 noch lebte, hat er elf Kinder, drei Töchter und acht Söhne erzeugt, von denen vier, Heinrich, Ernst, Wilhelm und Johann, ihn überlebten. Von seinen Töchtern heirathete Bonifacia oder Facia im J. 1318 den griechischen Kaiser Andronicus III. Paläologus, wobei sie den Namen Irene annahm. Sie starb nach sechsjähriger Ehe im J. 1324. Max, Geschichte des Fürstenthums Grubenhagen, 1862, Thl. I. Havemann, Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, Thl. I.

  • Autor/in

    Spehr.
  • Zitierweise

    Spehr, Ludwig Ferdinand, "Heinrich I." in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 483-485 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd13874369X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA