Lebensdaten
1560 – 1610
Geburtsort
Straßburg
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Jurist ; pfälzischer Staatsmann
Konfession
reformiert
Normdaten
GND: 100972365 | OGND | VIAF: 24957123
Namensvarianten
  • Denais, Petrus
  • De Nays, Petrus
  • Denaisius, Peter
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Zitierweise

Denaisius, Petrus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100972365.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus wohlhabender lothringischer Hugenottenfamilie, die im Elsaß Zuflucht gefunden hatte;
    Juliana Maria, T des pfälzischen Vizekanzlers Dr. jur. Ludw. Cullmann (1544–1606, S des Rechenmeisters Adam Cullmann);
    2 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach Rechtsstudien in Padua (1579, „Procurator Nationis Germanicae“ 1581) und nach Erlangung der juristischen Doktorwürde in Basel (1583)|trat der sprachen- und weltkundige D. durch Vermittlung des befreundeten G. M. Lingelsheim in kurpfälzische diplomatische Dienste (Straßburger Kapitelstreit 1584, Wormser Reichsdeputationstag 1586, Gesandtschaftsreisen an den polnischen und englischen Hof). Von 1590 bis zu seinem frühen Tod als Vertreter der weltlichen Kurfürsten Beisitzer des Kammergerichts in Speyer, verteidigte er in der „glücklichsten Periode des Reichskammergerichts“ dessen Vorrechte in 2 lateinischen Streitschriften gegen den Speyerer Rat. Als Autorität auf dem Gebiet der kameralistischen Rechtsprechung anerkannt, wurde er den Fachgenossen besonders bekannt durch sein oft aufgelegtes „Jus camerale“, das M. Goldast 1613 sogar in die „Collectio consuetudinum et legum imperialium“ aufnahm. Als entschiedener Calvinist griff der vielseitig gebildete D. anonym das mariologische Alterswerk des J. Lipsius „Diva Virgo Hallensis“ von 1604 in einer dialogisch abgefaßten Gegenschrift an und gab dem deutschgereimten „Predicanten Latein“ des Hildesheimer Jesuiten Johann Hammer (Pseudonym Hermann Joseman) im Geiste, aber nicht in der Kraft Fischarts die evangelische Antwort des „Drey Jesuwiten Latein“ eines „Alt Dorff Pfarrerlin“ 1607 (das gleichzeitige „Jesuiter Latein“ des Christianus Christmannus Christlingensis gehört wahrscheinlich einem andern protestantischen Verfasser). Als literarischer Vorkämpfer der antikatholischen Aktion des Heidelberger calvinistischen Kreises wirkte D. auch als Übersetzer: auf Veranlassung Lingelsheims übertrug er eine jesuitenfeindliche Kampfschrift des Pariser Parlamentsadvokaten Antoine Arnauld 1602/03 mit Zusätzen ins Deutsche und Lateinische. 1604 verdeutschte er Jakobs I. von England Fürstenspiegel „Instructions to his dearest sonne, Henry the Prince“, ohne sich als Übersetzer zu nennen. In den Vitae Germanorum Juroconsultorum von 1620 rühmte Melchior Adam die musischen Talente des D. als eines Wegbereiters der sprachlichen Nationalisierung des Humanismus. Überliefert ist nur das zwischen älterem Volkslied und jüngerem Gesellschaftslied schwebende, 1596 Lingelsheim gewidmete „Hochzeitlied“ durch J. W. Zinkgrefs Veröffentlichung im Anhang der Straßburger Erstausgabe der „Teutschen Poemata M. Opicii“ von 1624 und die Nachdichtung des englischen Widmungssonetts zum Fürstenspiegel in frühen deutschen Alexandrinern.

  • Werke

    Theses de restitutionibus in integrum, Diss. Basel 1583;
    De jure meri imperii, 1600/01;
    Adsertio jurisdictionis Camerae Imperialis et libertatis cameralium, 1601 (als Antwort auf d. anonyme „Apologia meri imperii“ d. Speyrer Syndi- kus Aggaeus de Albada);
    Jus camerale, sive novissimi juris compendium, 1600 u. ö. bis 1652;
    Diss. de idolo Hallensi, 1605 (niederländ. Übers. u. d. T. Verclaringhe des halschen afgodts, 1605, kath. Gegenschr.:
    Anast. Cochelet, Palaestrita honoris D. Hallensis pro J. Lipsio, 1607), s.
    Bibliogr. Lipsienne 3, 1888, S. 291-299.

  • Literatur

    ADB V;
    J. Bongars u. G. M. Lingelsheim, Epistolae, 1660;
    Hippolytus a Collibus, Memoria Denaisiana, in: Mon. pietatis et literaria II, 1701, S. 109 f., 145-49;
    J. Zacher, Die dt. Sprichwort-Slgg., 1852, S. 45 ff.;
    A. Koberstein, Grundriß d. Gesch. d. dt. Nat.lit. II, 1872, S. 110;
    H. Hagen, Zur Gesch. d. Philol., 1879;
    A. Reifferscheid, Qu. z. Gesch. d. geistigen Lebens in Dtld. I, 1889;
    A. Mays, in: NA f. d. Gesch. d. Stadt Heidelberg I, 1890, S. 87 u. 286 f.;
    F. Roth, in: Mitt. d. Hist. Ver. d. Pfalz 19, 1895, S. 92, 20,1896, S. 291 ff.;
    G. Knod, in: ZGORh 54, 1900, S. 242;
    H. Neu, Aus d. Vergangenheit v. Wieblingen, 1929, S. 48 f. u. 90;
    Goedeke II, S. 518;
    Stintzing I, S. 519 f.;
    Sitzmann I, S. 362 f. - Qu.: rd. 400 ungedr. Briefe D.s in d. Univ.-Bibl. Gießen u. Hamburg, vgl. J. Ch. Wolf, Conspectus supellectilis epistolicae, Hamburg 1736, S. 217-20.

  • Porträts

    Stich (Bildarchiv d. Nat.bibl. Wien).

  • Autor/in

    Kurt Hannemann
  • Zitierweise

    Hannemann, Kurt, "Denaisius, Petrus" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 592-593 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100972365.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Denaisius: Peter D., Jurist und Dichter, geb. 1. Mai 1560 (nicht 1561) zu Straßburg, wohin seine Eltern als politische Flüchtlinge aus Lothringen eingewandert waren; er ward am 24. Juli 1583 zu Basel Doctor der Rechte. Bald darauf ernannte ihn Johann Casimir, als Vormund des Kurfürsten Friedrich IV., zum pfälzischen Rath und verwendete ihn mehrfach zu Gesandtschaften nach Polen und an Königin Elisabeth von England. 1590 ward er Assessor des Reichskammergerichts zu Speier. Er starb 20. Sept. 1610 in Heidelberg. Seine juristischen Schriften („Jus camerale“, 1600, 1605 und öfter; „Dispp. de jure meri imperii s. de jurisdictione camerae Spirensis“, 1605) und seine „Dissert. de Idolo Hallensi“ 1605 (gegen des Lipsius „Diva Virgo Hallensis") haben gegenwärtig keine Bedeutung mehr. Als Dichter erscheint er unter dem Heidelberger Kreis, den Zincgref in der Vorrede zu seiner Ausgabe der Gedichte des Opitz als dessen Vorläufer bezeichnet, indem sich bei ihnen zum ersten Mal eine Hinneigung Gelehrter zur Dichtung in deutscher Sprache zeigt. Auch Adam (s. u.) erhebt seine deutschen Gedichte, von denen uns jedoch nur ein von Zincgref a. a. O. mitgetheiltes Hochzeitgedicht erhalten ist (wieder abgedruckt in den Zürcher Streitschriften 3 St. 9, S. 7 ff.). Mehr volksthümlicher Art und im Fischart’schen Stil ist sein „Jesuiterlatein“, 1607. eine Antwort auf des (pseudon.) Hermann Joseman „Predicantenlatein“, 1607.

    • Literatur

      M. Adam, Vitae ICtorum 1620, p. 444 s.

  • Autor/in

    v. L.
  • Zitierweise

    L., von, "Denaisius, Petrus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 49 unter Denaisius, Peter [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100972365.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA