Lebensdaten
1597 oder 1598 – 1676
Geburtsort
Eisleben
Sterbeort
Reval
Beruf/Funktion
schleswig-holsteinischer Rat ; baltischer Wirtschaftsführer ; Statthalter in Estland ; schwedischer Staatsmann
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 122034643 | OGND | VIAF: 64878939
Namensvarianten
  • Crusius von Krusenstjern, Philipp (seit 1649)
  • Crusius von Krusenstjerna, Philipp (seit 1649)
  • Krusenstierna, Philipp
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Zitierweise

Crusius, Philipp, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122034643.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johannes Crusius ( 1616), Mag. der Philos., luth. Pfarrer in Eisleben, S des Johannes C. (Krause) ( 1558), luth. Pfarrer in Rothenburg/Saale (laut Familienüberlieferung wurde er v. Luther in Eisleben ordiniert), u. der Anna Reiffenstein;
    M Barbara Kreijer;
    1) Hamburg 1623 Barbara Voigt ( 1634), 2) Reval 1639 Maria, T des Revaler Ratsherrn u. Rittergutsbesitzers auf Kunda Joh. Müller u. der Margaritha Pröbsting;
    1 S aus 1), 7 S, 4 T aus 2), u. a. aus 1) Joh. Philipp (1626–59), Begleiter des Vaters nach Moskau, Gouverneur der schwedischen Kolonie Cabo Corso; zu den Nachkommen zählt u. a. der russische Gen.admiral u. Erdumsegler Adam Johann v. Krusenstern (1770–1846, s. ADB XVII) u. dessen Sohn, der russische Admiral und Polarforscher Paul Theodor (1809–81).

  • Biographie

    Nach dem juristischen Studium in Leipzig wurde C. Rat des Grafen von Mansfeld und trat dann in den Dienst des Herzogs Friedrich III. von Holstein-Gottorf. Auf einer Gesandtschaftsreise nach Moskau 1635 zusammen mit Adam Olearius und Paul Fleming, die dem Interesse am persischen Seidenhandel galt, strandete das Schiff an der estländischen Küste. Bald darauf kehrte C. als Holsteiner Resident nach Reval zurück, wo er heiratete und in schwedische Dienste trat. Als Assessor am Burggericht wurde er mit den Landesverhältnissen vertraut und kodifizierte im Auftrage der Estländischen Ritterschaft 1648 die „Ritter und Landrechte“ der Provinz (gedruckt 1821). Damals erhielt das baltische Wirtschaftsleben starken Auftrieb durch den schwedischen Merkantilismus. C. war eine der tragenden Persönlichkeiten dieser Entwicklung. Von seinem Weitblick zeugt eine Denkschrift um 1650, in der er, ähnlich wie Wallenstein 20 Jahre früher, den Bau eines Nordostseekanals (zwischen Eider und Eckernförde) zur Umgehung des dänischen Sundzolls und Hebung des schwedischen Ostseehandels, sowie die Umleitung des englisch-russischen Handels über Reval empfahl. 1652 wurde C. Kommerzdirektor von Livland und Estland, 1653 Burggraf von Narwa und 1659 Statthalter von Reval. Am Vorabend des schwedisch-russischen Krieges 1655-60 als Glied einer Gesandtschaft nach Moskau entsandt, saß er hier einige Jahre gefangen. 1670 zog er sich auf die ihm in Estland verliehenen Güter zurück.

  • Literatur

    ADB IV;
    C. Russwurm, Nachrr. üb. d. Fam. v. K. in Estland u. Schweden, Reval 1878;
    A. Soom, Die Politik Schwedens bezüglich d. russ. Transithandels üb. d. estn. Städte, Tartu 1940;
    Recke-Napiersky, Allg. Schriftstellerlex. d. Provinzen Livland, Estland u. Kurland, I, Mitau 1859, S. 388.

  • Autor/in

    Georg von Rauch
  • Zitierweise

    Rauch, Georg von, "Crusius, Philipp" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 434 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122034643.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Crusius: Philipp C. (Kruse) von Krusenstierna, schwedischer Statthalter zu Reval, Sohn des Pastor Johannes C. zu Eisleben, geb. daselbst 1598, gestorben 16. April 1676 in Estland. Studirte in Leipzig, Lic. jur., wurde Rath der Grafen v. Mansfeld, trat in den Dienst Herzog Friedrichs III. von Holstein-Gottorp, 1627 kaiserl. Kriegscommissar in Dithmarschen, Präsident in Stormarn. Nach dem Lübecker Frieden von 1629 zum Herzog zurückgekehrt, wurde er von diesem 1633 mit Paul Fleming nach Moskau gesandt, vom Zar Michael Feodorowitsch die Erlaubniß zum Durchzug durch Rußland für die vom Herzog beabsichtigte Gesandtschaft nach Persien zur Hebung des Seidenhandels zu erwirken. 28. Oct. 1635 ging diese, aus C., Fleming, Olearius, dem Arzt|Grahmann und dem Kaufmann Brüggemann bestehend, von Lübeck ab, erlitt bei Hahland Schiffbruch, rettete sich nach Kunda an der estländischen Küste, wo sie gastliche Aufnahme bei dem revalschen Rathsherrn Joh. Müller fand, mit dessen Tochter Maria C. nach der Rückkunft aus Persien 1639 seine zweite Ehe schloß. Nachdem er dem Herzog Rechenschaft über seine Mission abgelegt, nahm er als holsteinischer Resident seinen Wohnsitz in Reval, trat bald in schwedische Dienste als königl. Assistenzrath und erster Assessor des reval’schen Burggerichts. Die estländischen Landräthe übertrugen ihm vor 1648 die Abfassung der „Ritter- und Landrechte des Herzogthums Esthen“ (erst herausgegeben durch Phil. Gust. Ewers, Dorpat 1821), die zwar nie von der schwedischen Regierung bestätigt worden, aber praktische Geltung erhielten, bis sie, abgesehen vom Proceßverfahren, erst in neuester Zeit durch die Codification des Provinzialrechts veraltet sind. 1649 unter dem angeführten Namen in den schwedischen Adel erhoben, wurde C. 1652 Commerzdirector in Liv- und Estland, im folgenden Jahr Burggraf in Narva; 1655 begleitete er als Legationsrath eine schwedische Gesandtschaft nach Moskau, die jedoch bei dem Ausbruch des Krieges vom Zar Alexei bis nach dem Abschluß der Präliminarien von 1658 gefangen gehalten wurde. 1659 zum Statthalter von Reval und Präsidenten des Burggerichts daselbst ernannt, zog er sich 1670 für die letzten Lebensjahre auf seine Güter zurück. Von seinem zweiten Sohne Adolf Friedrich stammte im dritten Geschlecht der Admiral und Weltumsegler Joh. Adam v. Krusenstiern 1770—1846. Crusius' Schriften s. Livl. Schriftstellerlexikon I. 388. 389 und Winkelmann, Bibl. Liv. hist.

    • Literatur

      Vgl. (K. J. A. Paucker), Das ehstl. Landrathscollegium und Oberlandgericht. Reval 1856.

  • Autor/in

    Bienemann.
  • Zitierweise

    Bienemann, Friedrich, "Crusius, Philipp" in: Allgemeine Deutsche Biographie 4 (1876), S. 634-635 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122034643.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA