Lebensdaten
1803 – 1882
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Ulm
Beruf/Funktion
Mathematiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 140128115 | OGND | VIAF: 165870069
Namensvarianten
  • Nagel, Christian Heinrich (bis 1875)
  • Nagel, Christian Heinrich von
  • Nagel, Christian Heinrich (bis 1875)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Nagel, Christian Heinrich von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd140128115.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Heinrich N. ( 1822) aus Pleidelsheim (Württemberg), Schneider;
    M Christiane Friedrike Huntzinger;
    1) 1831 Johanna Braun ( 1839), T e. Schuhmachers in Tübingen, 2) 1840 Wilhelmine Friederike Buxenstein (1811–69), T e. Speisemeisters u. Musiklehrers ( 1847) in Urach;
    3 K aus 1) (1 früh †), 2 K aus 2) (1 früh †).

  • Biographie

    Für N., der in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs, kam aus finanziellen Gründen nur ein Studium der Theologie in Frage. Nach einigen Klassen am Gymnasium in Stuttgart|legte er deshalb 1817 das sog. Landexamen ab und besuchte anschließend einen vierjährigen Kurs am ev.-theol. Seminar Blaubeuren. 1821 trat er in das Ev. Stift in Tübingen ein und begann das Theologiestudium an der dortigen Universität. Daneben hörte er mathematische und physikalische Vorlesungen bei Johann Gottlieb v. Bohnenberger und Friedrich Joseph Pythagoras Riecke. 1825 legte N. das theologische Dienstexamen ab und trat in den Kirchendienst ein. Im Dezember 1826 wurde er zum Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften am Lyceum und an der Realschule in Tübingen ernannt. Er befaßte sich mit geometrischen Untersuchungen, wobei er an Arbeiten des Tübinger Euklid-Experten Christoph Friedrich v. Pfleiderer anknüpfte. Im Oktober 1827 promovierte N. mit einer Arbeit über Konstruktionsaufgaben für rechtwinklige Dreiecke. Anschließend hielt er als Privatdozent Vorlesungen an der Univ. Tübingen. Die Hoffnungen auf eine Professur zerschlugen sich jedoch.

    1830 übernahm N. die Professur für Mathematik und Naturwissenschaften am Gymnasium in Ulm und wurde gleichzeitig Hauptlehrer an dem angegliederten, neugegründeten Realinstitut. Den Ausbau dieser neuen Schulform machte er sich zur Lebensaufgabe. Allgemeine Bekanntheit erlangte er 1840 durch sein umfangreiches Werk „Die Idee der Realschule“. Zwei Jahre später unternahm er eine viermonatige Studienreise durch zahlreiche deutsche Staaten, um das dortige Real- und Gewerbeschulwesen kennenzulernen und eine vergleichende Würdigung vorzunehmen. Im September 1844 erfolgte seine Ernennung zum Rektor der von diesem Zeitpunkt an selbständigen Realanstalt in Ulm. Neben seiner Tätigkeit als Schulleiter nahm N. aktiv am öffentlichen Leben in Ulm teil. Als technischer Berater des Magistrats wirkte er 1856 maßgeblich bei der Einrichtung der Ulmer Gasbeleuchtung mit, er initiierte und leitete eine Fortbildungssschule für den Gewerbestand, und er begründete einen mathematischen Verein zu Ulm.

    1833 erschien N.s „Lehrbuch der ebenen Geometrie“, das insgesamt 15 Auflagen erlebte und von dem es auch Ausgaben in ital. und ungar. Übersetzung gibt. Vorbild war ein Geometriebuch des Holländers Jan Hendrik van Swinden in der deutschen Übersetzung von Carl Ulrich Gaab. Mit N.s Namen wird ein Schnittpunkt von bestimmten Dreieckstransversalen bezeichnet. Die geometrische Bedeutung dieses Punktes findet sich erstmals in der Schrift „Untersuchungen über die wichtigsten zum Dreiecke gehörigen Kreise“ (1836) beschrieben.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenbürger v. Ulm (1869);
    württ. Friedrichsorden, Orden d. Württ. Krone (1875).

  • Werke

    u. a. Theorie d. period. Dezimalbrüche, 1845;
    Geometr. Analysis, 1850, ²1876;
    mehrere math. u. physikal. Schulbücher u. Lex.btrr.

  • Literatur

    ADB 23;
    O. Krimmel in: Korr.bl. f. d. Gelehrten- u. Realschulen Württembergs 31, 1884, H. 1 u. 2;
    P. Baptist, Ch. H. v. N. (1803-1882), Elementargeometer u. Lehrer, in: Bausteine z. Tübinger Univ.-gesch., VI, hrsg. v. V. Schäfer, 1992, S. 77-90;
    ders., Die Entwicklung d. neueren Dreiecksgeometrie, 1992.

  • Porträts

    Ölbild v. Freidal (Friedel), um 1850 (Mus., Ulm).

  • Autor/in

    Peter Baptist
  • Zitierweise

    Baptist, Peter, "Nagel, Christian Heinrich von" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 709-710 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140128115.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Nagel: Christian Heinrich v. N., Mathematiker, geb. am 28. Februar 1803 zu Stuttgart, am 26. October 1882 zu Ulm. Nagel's Vater war ein armer Schneider, der den Sohn sicherlich zu seinem eigenen Handwerke erzogen haben würde, wenn nicht der Großvater von mütterlicher Seite, ein Privatlehrer Huntzinger, der dem Knaben den ersten Unterricht ertheilte, und neben diesem Professor Wekherlin, ein guter Kunde des Vaters, dafür eingetreten wären, daß er studiren durfte, und zwar, wie es in unbemittelten Ständen ziemlich selbstverständlich war, als Theologe. Schon auf dem Seminar in Blaubeuren, welches 1817 ihn aufnahm, entwickelte sich bei N. eine solche Liebhaberei zur Geometrie, daß ihm 1821 beim Uebertritt in das Tübinger Stift vom Ephorus geradezu die Weisung ertheilt wurde, neben dem Studium der Theologie das der Mathematik mit Eifer fortzusetzen. Dieser Anordnung folgte N. unter der Leitung von Bohnenberger und Riecke; Pfleiderer, der seinem geometrischen Geiste vorzugsweise zugesagt haben würde, war wahrend der Sommerferien 1821 gestorben. N. bestand sein theologisches Examen mit der Note 1 a, wurde Viear in Kirchentellinsfurt, später in Hengen, erhielt aber damals schon einen Antrag, eine mathematische Lehrstelle in Oldenburg anzunehmen. Diesen lehnte er zwar ab, folgte dagegen einer Aufforderung, sich um die Mathematikerstelle am Lyceum in Tübingen zu bewerben, welche er sodann 1827 erhielt. Gleichzeitig habilitirte er sich an der Universität und hielt Vorlesungen über euklidische Geometrie und über mathematische und physikalische Geographie. 1830 meldete sich N., wieder in Folge einer erhaltenen Aufforderung, zur eben frei gewordenen Mathematikerstelle am Gymnasium in Ulm, in welche er am 1. November eintrat. 1844 wollte die nassauische Regierung ihn an die Spitze der in Wiesbaden gegründeten Realschule stellen. Tiesen Verlust abzuwehren wurde er nun in Ulm zum Rector des Realinstitutes ernannt, an welchem er seither gewirkt hatte. 1875 trat er in den Ruhestand. Die wissenschaftliche Bedeutung Nagels beruht auf einer zahlentheoretischen Schrift „Theorie der periodischen Tecimalbrüche“ (1845) und auf einigen geometrischen Werken elementarer Natur, aber über das gewöhnlich Gebotene sich weit erhebend, wie z. B. seine „Geometrische Analysis“. Die Nagel’schen Punkte des Dreiecks bewahren sein Andenken. Auch pädagogisch hat N. sich mannigfache Verdienste namentlich um die Hebung der Realschule erworben. In der Streitfrage, was diese Anstalt anstreben solle, gehörte er zuerst jener äußersten Richtung an, welche den sprachlichen Unterricht vollständig in den Hintergrund gedrängt wissen wollte; später jedoch bekehrte er sich zu einer Mittelstellung.

    • Literatur

      O. Krimmel, Nekrolog des k. würtemb. Oberstudienraths Dr. Christian Heinrich v. Nagel. Tübingen 1884.

  • Autor/in

    Cantor.
  • Zitierweise

    Cantor, Moritz, "Nagel, Christian Heinrich von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 23 (1886), S. 214 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140128115.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA