Lebensdaten
1930 – 1994
Geburtsort
Hannover
Sterbeort
Hannover
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117136492 | OGND | VIAF: 76444410
Namensvarianten
  • Morawietz, Kurt
  • Morawietz, Curt

Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Morawietz, Kurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117136492.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Robert (1894–1954), Buchbinder in H.;
    M Annemarie Liebner (1894–1944), beide gehörlos;
    Hildesheim 1957 Ursula (* 1933), gehörlos, T d. Friedrich Senger (1910–81) u. d. Erna Häger (* 1914);
    2 S.

  • Biographie

    M. wuchs in nationalsozialistischen Jugendlagern auf, war Schüler einer Napola und Anwärter für die Ordensburg Sonthofen. 1944 begann er eine Lehre bei der Stadtverwaltung Hannover. Nach Kriegsende arbeitete er zunächst als Notstandsarbeiter im Straßenbau, danach war er an verschiedenen Stellen in der Stadtverwaltung tätig. 1953-55 besuchte er eine Gemeindeverwaltungsschule und arbeitete seit 1962 im Kulturamt der Stadt Hannover, wo er u. a. für die Ressorts Literatur, Heimat- und Denkmalpflege sowie Volksbildung zuständig war. 1978 richtete er ein Lyriktelephon ein, das er bis zuletzt betreute. Er veranstaltete u. a. die Schriftstellerlesungen „Autoren im Aegi“, organisierte Literaturmärkte und gab verschiedene Anthologien über die Herrenhäuser Gärten heraus.

    M.s literarische Bemühungen waren zunächst bestimmt von der Absicht, sich von|der NS-Ideologie zu befreien, die ihn in seiner Jugend geprägt hatte. 1954-64 war er Sprecher des seit 1951 bestehenden „Jungen Literaturkreises“. M.s Gründung der Zeitschrift „die horen, Zeitschrift für Literatur, Graphik und Kritik“ (1955) im Anschluß an die von Schiller herausgegebene Zeitschrift ist als Bekenntnis zu dessen Freiheitsbegriff zu verstehen. Diese anfänglich aus hektographierten Blättern bestehende Publikation entwickelte sich allmählich zu einer auch international angesehenen Kultur- und Literaturzeitschrift. Sie wurde 1980 und 1988 mit dem vom Börsenverein für den deutschen Buchhandel verliehenen Alfred-Kerr-Preis ausgezeichnet. Seit 1979 leitete M. die Redaktion des Forums „Autoren in Niedersachsen“ der Zeitschrift „Heimatland“. M. hat zahlreiche Aufsätze, Erzählungen und Gedichte in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht (u. a. Hannoversche Allg. Ztg., Hannoversche Presse, der literat, publikation). In ihnen setzte er sich überwiegend gesellschaftskritisch mit aktuellen Themen auseinander und wandte sich im Stil der Satire ebenso humorvoll wie scharf gegen die Mißachtung der Freiheit sowie den Mißbrauch der Macht. Dies zeigt besonders seine Gedichtsammlung „Die ihr noch atmet, Zeitgedichte aus dreizehn Jahren“ (1958). Die von ihm herausgegebene, zunächst umstrittene Anthologie politischer Gedichte „Deutsche Teilung, Ein Lyriklesebuch aus Ost und West“ (1966) gilt heute als zeitgeschichtliches Dokument.|

  • Auszeichnungen

    Mitgl. im Verband dt. Schriftst. (1959, 2. Vors. 1975–81), Karl-May-Ges. (Gründungsmitgl. 1969), Dt. Schiller-Ges. (1972), Gerrit-Engelke-Ges. (Geschäftsführer 1985), P.E.N.-Zentrum Bundesrepublik (1981);
    Künstlerstipendium f. Lit. d. Landes Niedersachsen (1982).

  • Werke

    Weitere W u. a. Gottfried Wilhelm Leibniz – Herrenhausen – Weimar, 1962 (Essay);
    Aufsätze aus zehn Jgg. d. Zs. die horen, Essays, 1967;
    Ostwärts-Westwärts, Gedichte, Kurzprosa, 1972;
    Jahrgang 30, 1975, erweitert 1987 (Gedichte);
    Mich aber schone Tod…, Gerrit Engelke 1890-1918, 1979;
    Satir. Gedichte, 1979, Bittere Erde, 1988 (Gedichte);
    Judas Dupont, 1990 (Novelle);
    Besuch im Colosseum, Die Sonntagsmaschine, 1994 (Novellen). – Schallplatte: Zw. Akten geschrieben, 1980. – Hrsg. u. a.: Schlagzeug u. Flöte, Junge Lyrik, 1961;
    Niedersachsen Literarisch, Bibliogr., Daten, Phot. u. Texte v. 65 Autoren aus Niedersachsen, 3 Bde., 1978/81/83 (mit D. P. Meier-Lenz).

  • Literatur

    K. Krolow, in: Junge Dichtung Niedersachsen, 1973, S. 141;
    J. P. Tammen, Das große Sterben u. d. lange Leben, Radio Bremen, 17.8.1973;
    W. Gerlach, Dritter Frühling – K. M.s horen-story, in: Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel v. 30.12.1975;
    W. Neumann, die horen – 20 J. literar. Engagement, in: Westfalenspiegel, 1976, H. 3;
    D. P. Meier-Lenz, Zur gegenwärt. Lit.szene in Niedersachsen, in: Eine Heimat f. unsere Zukunft, FS, hrsg. v. Niedersächs. Heimatbund Hannover, 1977, S. 73;
    A. Doutiné, 25 J. „die horen“, Fernsehber., ARD, 1980;
    H. Bicknaese, Die Horen – zur Charakteristik ihrer Anfänge 1955–57, Mag.arb. Göttingen 1983;
    O. Hügel, „die horen“ – Eine Zs. aus Hannover, Kat. z. Horen-Ausst. 1955-85;
    H. Goertz, Am Anfang kam d. Verfassungsschutz, die horen, Gesch. e. Zs., in: Hannoversche Allg. Ztg. v. 23.9.1989;
    H. Postma, Wir sind e. einziges Ja, in: die horen, Nr.175, 1994, S. 7;
    J. P. Tammen, Von nobler Querköpfigkeit, ebd., S. 11;
    Niedersachsen Literarisch, 100 Autorenporträts, 1981 (W-Verz., L);
    F. Lennartz, Dt. Schriftst. d. Gegenwart, 1978;
    Kürschner, Lit.-Kal., 1988;
    Wi. 1989 (P);
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy.

  • Autor/in

    Dieter P. Meier-Lenz
  • Zitierweise

    Meier-Lenz, Dieter P., "Morawietz, Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 86-87 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117136492.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA