Wolf, Max

Lebensdaten
1863 – 1932
Geburtsort
Heidelberg
Sterbeort
Heidelberg
Beruf/Funktion
Astrophysiker ; Professor der Astronomie in Heidelberg ; Geheimer Hofrat ; Astronom
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 11876988X | OGND | VIAF: 40174197
Namensvarianten

  • Wolf, Max Franz Joseph Cornelius
  • Wolf, Maximilian
  • Wolf, Max
  • Wolf, Max Franz Joseph Cornelius
  • Wolf, Maximilian
  • Wolf, Maximilian Franz Joseph Cornelius
  • Wolf, Max Franz Joseph Kornelius
  • Wolf, Maximilian Franz Joseph Kornelius

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Zitierweise

Wolf, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11876988X.html [07.12.2025].

CC0

  • Wolf, (Maximilian) Max Franz Joseph Cornelius

    | Astrophysiker, * 21.6.1863 Heidelberg, † 3.10.1932 Heidelberg, Heidelberg, Bergfriedhof. (evangelisch)

  • Genealogie

    V Franz (1827–95), aus H., Arzt ebd., S d. Franz Joseph (* 1827), aus H., u. d. Rosina Wolf;
    M Elisabeth(a) (1840–1924), nach ihr ist d. 1896 v. W. entdeckte Asteroid (412) Elisabetha benannt, T d. Johann Jacob Helwerth u. d. Margaretha Wallbauer;
    Heidelberg 1897 Gisela (1875–1965), T d. Adalbert Merx (1838–1909), 1869 Prof. f. semit. Sprachen in Tübingen, 1873 o. Prof. f. AT in Gießen, 1875 in H., Orientalist (s. NDB 17), u. d. Sophie Curtius (1841–1915, 1] Ernst Döderlein, Großkaufm. in St. Petersburg);
    3 S Franz (1898–1984), Prof. f. Physik in Karlsruhe (s. NDB 17*), Ernst (* 1902), Physiol., seit 1929 PD an d. Univ. H., Werner (1906–67), 1934 ao. Prof. f. Germanistik in H., 1938–43 Vertr.prof. f. german. Philol. in Åbo (Finnland), 1943 o. Prof. ebd. (s. Kürschner, Gel.-Kal. 1970 Nekr.;
    Internat. Germanistenlex.);
    Schwägerin Elisabeth Merx (1874–1945, Julius Ruska, 1867–1949, Orientalist, Wiss.hist., s. NDB 22).

  • Biographie

    W. besuchte ein Gymnasium in Heidelberg (Abitur 1882). Seit dem Bau einer durch den Vater finanzierten modernen Privatsternwarte 1880 im Elternhaus eignete er sich praktische und theoretische astronomische Kenntnisse an und entdeckte hier 1884 den nach ihm benannten periodischen Kometen „14P/Wolf“. W. studierte seit 1882 Physik und Mathematik an der Univ. Heidelberg und 1884/85 Astronomie an der Univ. Straßburg. Eine zu Beginn des freiwilligen Militärdiensts in der bad. Armee 1882/83 erlittene schwere Unfallverletzung erlaubte einen frühen Studienbeginn, verzögerte aber durch die langwierige Genesung den Fortgang seines Stu|diums. Nach der Promotion zum Dr. phil. 1888 bei Leo Königsberger (1837–1921) mit der Arbeit „Die Differentialgleichungen der mittleren Anomalie“ ging er 1889 an die Univ. Stockholm zu Johan August Hugo Gyldén, einem Spezialisten für Himmelsmechanik. 1890 nach Heidelberg zurückgekehrt und mit der bei Gyldén angefertigten Arbeit „Sur les termes élémentaires dans l’expression du rayon-vecteur“ in Mathematik habilitiert, wurde W. 1893 ao. Professor, reiste zur Weltausstellung nach Chicago, wo Großteleskope ausgestellt wurden und er mit der bekannten US-amerik. Astronomie-Mäzenin Catherine Wolfe Bruce in Kontakt kam, die er später zur Finanzierung des Baus eines Teleskops mit 40 cm Öffnung in Heidelberg motivierte. 1898 zum Leiter des Astrophysikalischen Instituts an der neueröffneten Ghzgl. Bad. Landessternwarte auf dem Heidelberger Königstuhl ernannt, baute er mit politischer Unterstützung des an Astronomie interessierten Ghzg. Friedrich I. von Baden (1826–1907) die Heidelberger Sternwarte zu einer der am modernsten eingerichteten in Europa aus. 1902 wurde er o. Professor für Astro- und Geophysik sowie nach Ablehnung eines Rufes nach Göttingen 1909 Direktor der Sternwarte und Ordinarius für Astronomie an der Univ. Heidelberg (em. 1932). 1891 führte W. die Benutzung kurzbrennweitiger und lichtstarker Objektive aus der Porträtphotographie für die großflächige Astrophotographie ein; unter Verwendung zweier Euryskop-Objektive mit 15 cm Öffnung der Firma Voigtländer entdeckte er im selben Jahr mit dem Kleinplaneten (332) Brucia den ersten von insgesamt 228 Asteroiden. Dabei nutzte W. seit 1901 erstmals auch einen von Carl Pulfrich (1858–1927) entwickelten Blinkkomparator zur Auswertung sowie lange Belichtungszeiten, um die schnell beweglichen Asteroiden als Strichspur gegenüber den punktförmigen Fixsternen hervorzuheben. Es folgten Pionierleistungen bei der Photographie der Milchstraße und galaktischer Nebel, wie die Entdeckung der vollständigen Ausdehnung des von W. so benannten „Nordamerika“ -Emissionsnebels NGC7000 im Sternbild Schwan. 1901 entdeckte er den Coma-Virgo Galaxienhaufen und galaktische Dunkelwolken, die er aufgrund der beobachteten spektralen Charakteristiken der Hintergrundsterne korrekt als durch Staubkörner und nicht durch Gas verursacht interpretierte.

    W. begann 1907 mit spektroskopischen Untersuchungen, bei denen ihm 1914 erstmals der Nachweis der Rotation einer Galaxie (M81) gelang. Mit dem Wiener Astronomen Johann Palisa (1848–1925) gab er seit 1908 und über dessen Tod hinaus bis 1931 den als W.-Palisa-Atlas bekannten, unvollendeten photographischen Himmelsatlas des in Europa sichtbaren Sternenhimmels heraus. 1920 führte er Pulfrich mit der Publikation einer mit einem Stereoskop beobachteten visuellen Anomalie bei der Beurteilung von Sternfeldern mittelbar zur Entdeckung des neurophysiologischen Pulfrich-Effekts. 1923 entwickelte W. eine statistische Methode, um Entfernung und Ausdehnung von stellaren Dunkelwolken zu bestimmen. Dazu wird im W.-Diagramm die Häufigkeitsverteilung beobachteter Sternhelligkeiten in einem Gebiet gegenüber einem Referenzfeld aufgetragen und daraus die Extinktion durch Dunkelwolken abgeschätzt.

    W. erschloß der astrophysikalischen Forschung in ihrer Anfangszeit mit der Anwendung der Photographie eine zentrale Arbeitsmethode und führte noch heute verwendete Aufnahme- und Auswertungstechniken ein.

    Seine Entdeckungen von Asteroiden belegten deren große Häufigkeit, in einer Zeit, als ihre potentielle Bedrohung der Erde noch nicht erkannt und das wissenschaftliche Interesse gering war. Seine „Königstuhl-Nebel-Liste“ (16 T., 1902–32) und seine Forschungen an galaktischen und extragalaktischen Nebeln bildeten die Grundlage für die gezielte Suche nach einem weitergehenden Verständnis des Universums mit wesentlich größeren Teleskopen einer neuen technologischen Generation in den 1930er Jahren. Zu W.s Schülern zählen Heinrich Vogt (1890–1968), August Kopff (1882–1960), Raymond Smith Dugan (1878–1940), Paul Götz (1883–1962), Karl Wilhelm Lorenz (1886–1918), Karl Friedrich Ernst Gustav Schiller (1882–1979) und Luigi Carnera (1875–1962). 1922 bot Hermann Oberth (1894–1989) W. sein Manuskript „Die Rakete zu den Planetenräumen“ als Dissertation an. Statt es anzunehmen, gab W. ihm ein Empfehlungsschreiben zur Veröffentlichung; nach dem Erscheinen 1923 lieferte es theoretische Grundlagen für die spätere Entwicklung von Raketen auf beiden Seiten des Atlantiks.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. Leopoldina (1896), d. Heidelberger Ak. d. Wiss. (1909) u. d. Nat. Ac. of Sciences (1913);
    korr. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss. (1922) u. d. Preuß. Ak. d. Wiss. (1925);
    Goldmedaille b. d. Weltausst. Paris (1900) u. St. Louis (1904);
    Rr.kreuz I. Kl. (1903);
    Ehrenmitgl. d. Royal Astronomical Soc. of England (1904) u. d. Soc. Astronómica de Mexico (1904);
    Kommandeurkreuz II. Kl. d. Ordens v. Zähringer Löwen (1909);
    Prix Jules Janssen (1912);
    Gold Medal d. Royal Astronomical Soc. of England;
    Ehrenbürger v. Heidelberg (1928);
    Bruce Medal d.|Astronomical Soc. of the Pacific (1930);
    Asteroid (827) Wolfiana;
    Asteroid (1217) Maximiliana;
    Mondkrater W.

  • Werke

    Weitere W über 700 Publl.;
    Über gr. Nebelmassen im Sternbilde d. Schwan, in: Astronom. Nachrr. 127, 1891, S. 427 f.;
    Ein merkwürdiger Haufen v. Nebelflecken, ebd. 155, 1901, S. 127 f.;
    Über d. Nebel d. Nova Persei (Ch.1226), ebd. 157, 1901, S. 161–63;
    Die Verwendung d. Stereocomparators in d. Astronomie, ebd. S. 81–86;
    Über e. Eigenschaft d. gr. Nebel, ebd. 161, 1903, S. 129–32;
    Die Entfernung d. Spiralnebel, ebd. 190, 1912, S. 29–232;
    Über d. Spektren d. W.-Rayet Sterne, ebd. 201, 1915, S. 463 f.;
    Zur Erklärung d. Einstein-Effekts auf d. Finsternisbildern, ebd. 212, 1920, S. 181 f.;
    The „America“ Nebula in Cygnus, Knowledge, in: An Illustrated Mag. of Science, Literature and Art 25, 1902, S. 156;
    On Three of Sir William Herschels Observed Nebulous Regions in Orion, in: Monthly Notices of the Royal Astronomical Soc. 63, 1903, S. 303 f.;
    Über d. Spektrum d. Spiralnebels M81, in: Vj.schr. d. Astronom. Ges. 49, 1914, S. 162;
    Nachlaß: Univ.bibl. Heidelberg.

  • Literatur

    L E. H. Hills, Address on Presenting the Gold Medal of the Soc. to Prof. M. W., in: Monthly Notices of the Royal Astronomical Soc. 74, 1914, S. 377–90;
    F. H. Seares, Address of the Retiring President of the Soc. in Awarding the Bruce Medal to Prof. M. W., Publications of the Astronomical Soc. of the Pacific 42, 1930, S. 5–22;
    R. S. Dugan, in: Popular Astronomy 41, 1931, S. 239–44;
    H. MacPherson, in: The Observatory 55, 1932, S. 355–59;
    H. Vogt, in: Astronom. Nachrr. 247, 1933, S. 313–16;
    D. Lemke, Im Himmel über Heidelberg, MPI f. Astronomie 1969–2019, 2019, S. 417–37 (P);
    Rhdb.;
    Pogg. IV–VII a;
    Drüll, Heidelberger Gel.lex. I;
    Complete DSB;
    Gr. Naturwissenschaftler;
    Lex. Naturwiss.

  • Porträts

    P Photogrr. (Univ. Heidelberg u. Archiv d. Ak. d. Wiss. Heidelberg).

  • Autor/in

    Michael P. Seiler
  • Zitierweise

    Seiler, Michael P., "Wolf, (Maximilian) Max Franz Joseph Cornelius" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 416-418 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11876988X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA