Lebensdaten
1704 – 1784
Geburtsort
Wiesensteig
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Hofbildhauer in München
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118618989 | OGND | VIAF: 20473518
Namensvarianten
  • Straub, Johann Baptist
  • Straub, J. B.
  • Straub, Johann B.
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Zitierweise

Straub, Johann Baptist, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118618989.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Georg (1674–1755, Schreiner, Bildhauer in W., S d. Johann Ulrich (um 1645–1706, Schreiner in W.;
    M Anna Maria Baumeister (1671–1714), aus W.;
    B Philipp Jakob (1706–74, in Graz, Joseph (1712–56), in Laibach u. Marburg/ Drau, Johann Georg (1721–73), in Radkersburg, Franz Anton (1726–v. 1771), in Agram, alle Bildhauer;
    1) München 1737 Maria Theresia (1715–48), T d. Franz Xaver Späth († 1735), Hofkupferstecher in M. (s. ThB), u. d. Maria Catharina Faistenberger (1682–1755), 2) München 1749 Maria Elisabeth Schluttenhofer (1717–74); 2 überlebende T aus 2) Maria Theresia (* 1751, Roman Anton Boos, 1733–1810, Hofbildhauer in M., s. NDB II), Maria Anna Eva (* 1754, Augustin Demmel, 1724–89, Hofmaler in M.);
    N Franz Xaver Messerschmidt (1736–83, s. NDB 17), Johann Adam Messerschmidt (1738–94, s. ThB), beide Bildhauer; Gvm d. 1. Ehefrau Andreas Faistenberger (1646–1735, Hofbildhauer in M. (s. NDB V); Verwandte Agnes (s. 2).

  • Biographie

    S. wurde in Wiesensteig geboren, einer damals bayer. Enklave auf der Schwäbischen Alb, und dort von seinem Vater ausgebildet. Um 1721 kam er nach München in die Werkstatt des mit dem Vater befreundeten Hofbildhauers Gabriel Luidl (1688–1741). Hier schnitzte er um 1725/26 Putten und andere Verzierungen für das neue kfl. Prunkappartement der Münchner Residenz nach Entwürfen von Joseph Effner (nicht erhalten). Im Frühjahr 1727 wandte sich S. gemeinsam mit seinem Bruder Philipp Jakob nach Wien, wo er sich bis 1734/35 aufhielt und um 1730–32 mit der nur in Teilen erhaltenen Ausstattung der Schwarzspanierkirche seine ersten bedeutenden Werke schuf. Der betagte Hofbildhauer Andreas Faistenberger holte ihn spätestens Anfang 1735 zur weitgehend selbständigen Ausführung des Hochaltars der Mariahilfkirche in der Vorstadt Au (nicht erhalten) nach München zurück. Nach Faistenbergers Tod im Dez. 1735 entstand im Auftrag des Hofs eine Brunnengruppe mit Venus und drei Genien für das Palais Holnstein in München (nicht erhalten), die ihm im Juni 1737 die Ernennung zum Hofbildhauer einbrachte, allerdings ohne Gehalt; eine bescheidene Besoldung erhielt er erst seit 1758. 1739 reparierte er die Herkules-Gruppen aus Stuck in den Hofgartenarkaden (nicht erhalten), 1741 schuf er für den Bruder des bayer. Kf. Clemens August, Erzbischof von Köln, nach Entwürfen von François Cuvilliés d. Ä. Modelle für drei aufwendige Kachelöfen im Schloß in Brühl. Weitere Hofaufträge waren das aus Blei gegossene Herzmonument für Ks. Karl VII. (Kf. Karl Albrecht) um 1745–49 (Altötting, Gnadenkapelle), die wichtigsten Teile der figürlichen Schnitzereien im neu errichteten Residenztheater („Cuvilliés-Theater“) in München (1753) sowie Modelle für Wagen und Schlitten und Entwürfe für einige Statuen für den Schloßgarten von Nymphenburg (1760 ff.).

    S. war eng mit der Münchner Künstlerschaft verbunden. So heiratete er 1737 eine Tochter des Kupferstechers Späth und Enkelin des Bildhauers Faistenberger; einer der Trauzeugen war der Architekt Johann Michael Fischer. Für dessen Klosterkirche in Diessen/Ammersee erhielt S. um 1738 seinen ersten prominenten Auftrag im kirchlichen Bereich, dem viele weitere folgten: u. a. für Fürstenzell bei Passau (1741–45), München-Berg am Laim (seit 1743), Gauting bei München (um 1745), Tegernsee (um 1745–50), Steingaden (um 1747), Reisach am Inn (um 1747–57), St. Peter in München (1750 u. später), Andechs (um 1751–55), Bichl (1752), Schäftlarn (um 1755–64), Ettal (1756–62), Grafrath bei München (1759/60), München-Solln (1760), Polling (1763/64), Altomünster (1765–69) und München-Bogenhausen (1770–73). Zur Neuausstattung der Stiftskirche seiner Geburtsstadt Wiesensteig konnte S. um 1775 altersbedingt nur noch Entwürfe und einen lebensgroßen Kruzifixus beisteuern. Auch vom Hofadel und von wohlhabenden Bürgern wurde S. herangezogen. Er schuf u. a. Epitaphien für Gaudenz Gf. v. Rechberg und seine Gemahlin (1746, München, Dreifaltigkeitskirche) und für die Gräfinnen Maria Josepha v. Törring-Gronsfeld (um 1755) für die Münchner Franziskanerkirche (heute München-Bogenhausen) und Maria Theresia v. Törring-Jettenbach (1758/59, Au/Inn). Für das Treppenhaus des Palais Törring in München lieferte er neun überlebensgroße Statuen (München, Bayer. Nat.mus.) und acht Puttengruppen (nicht erhalten). Weitere Auftraggeber waren die Stadt München (mehrere Stadtbrunnen, 1751), die Bankiers Nocker und Ruffini, die Kaufleute Sauer und Storch und der Weinwirt Huber. Die 1777 datierte Figur der Schmerzhaften Muttergottes in Dorfen ist S.s letztes bezeugtes Werk. In diesem Jahr übergab er seine Werkstatt seinem Schwiegersohn und früheren Mitarbeiter Roman Anton Boos.

    S.s Schaffenszeit deckt sich mit der Epoche des Rokoko in Bayern. Die um 1730–32 geschaffene Ausstattung der Schwarzspanierkirche in Wien, v. a. die Kanzel (heute in Laxenburg) mit ihrer innigen Verschmelzung von Architektur, Ornament und Figuren zu einem einheitlichen plastischen Gebilde, bezeichnet den Anfang eines plastischen Stils, der in Bayern für eine ganze Generation von Künstlern, unter ihnen Ignaz Günther (1725–75) und Christian Jorhan d. Ä. (1727–1804), über Jahrzehnte hin vorbildlich wurde. S. war auch ein vorzüglicher Figurenbildner, doch beruht seine überragende Bedeutung innerhalb der Kunst seiner Zeit v. a. in der Ensemblewirkung seiner den Raum prägenden Kirchenausstattungen wie in München-Berg am Laim, Schäftlarn oder Ettal.

  • Literatur

    (C. F. Lippert), Kurzgefaßte Nachr. v. (…) Hofbildhauern Herrn Johannes S., in: Augsburg. monatl. Kunstbl. 3, 1772, S. 53–64, erneut in: Steiner, 1974 (s. u.), S. 7–12;
    C. Giedion-Welcker, J. B. S., 1922;
    P. Steiner, Btrr. z. Werk v. J. B. S., 1974;
    P. Volk, J. B. S., 1984;
    ders., S. zeichnet f. Fischer, in: FS H. Bauer, 1991, S. 78–89;
    Bayer. Rokokoplastik, Ausst.kat. Bayer. Nat.mus. München 1985;
    S. , Ein bisher verschollen geglaubter Altar J. B. S.s, in: FS H. Ramisch, 1996, S. 41–49;
    ThB;
    Dict. of Art.

  • Porträts

    B. A. Albrecht, Der Künstler im Atelier, 1763 (München, Bayer. Staatsgem.slgg.), Abb. in: Volk, 1984 (s. L), Frontispiz;
    F. I. Oefele, Brustbild, um 1775/80 (München, Bayer. Nat.mus.), Abb. in: Steiner, 1974 (s. L), Abb. 3;
    F. X. Jungwierth n. F. I. Oefele, Brustbild, Radierung, 1779, Abb. in: Volk, 1984 (s. L), Abb. 6.

  • Autor/in

    Peter Volk
  • Zitierweise

    Volk, Peter, "Straub, Johann Baptist" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 482-483 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118618989.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA