Lebensdaten
1928 – 1986
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Kabarettist ; Satiriker ; Schauspieler
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 126870691 | OGND | VIAF: 8391450
Namensvarianten
  • Qualtinger, Helmut
  • Qualtinger, Helmuth

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Zitierweise

Qualtinger, Helmut, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd126870691.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich, Chemiker u. Mittelschullehrer;
    M Ida Ladstätter;
    1) 1952 ( 1982) Leomare Seidler, Journalistin, 2) 1982 Vera Borek, Schausp.;
    S aus 1) Christian Heimito (* 1958).

  • Biographie

    Nach häufigem Schulwechsel wurde P. 1944 als Luftwaffenhelfer eingezogen. Das Theater wurde ihm früh zum Fluchtweg aus bürgerlicher Enge. 1946 trat er im Wiener „Studio der Hochschulen“ auf, begann zu schreiben und lernte Carl Merz (1906–79) kennen. 1947 veröffentlichte er erste satirische Beiträge und Filmkritiken in der Zeitung „Welt am Abend“, deren Kulturchef Johannes Mario Simmel (* 1924) war. Die Uraufführung seines ersten eigenen Stücks „Jugend vor den Schranken“ 1948 in Graz wurde von der Kritik verrissen; ein erster Erfolg stellte sich 1951 mit der Schnitzler-Parodie „Reigen 51“ ein. Co-Autoren waren Merz und Gerhard Bronner, mit denen er gemeinsam die legendären, gesellschaftskritischen Kabarettprogramme der 50er und frühen 60er Jahre auf die Bühne brachte: „Brettl vor dem Kopf“ (1952), „Blattl vorm Mund“ (1956), „Glasl vorm Aug“ (1957), „Spiegel vorm Gesicht“ (1958), „Dachl überm Kopf“ (1959), „Hackl vorm Kreuz“ (1960). Mit Merz verfaßte Q. 1955-63 auch die wöchentliche Glosse „Blattl vorm Mund“ für den „Kurier“.

    Um nicht als Spaßmacher institutionalisiert zu werden, beendete Q. 1961 seine Karriere als Kabarettist und begann, am Theater ernste Rollen zu spielen, darunter den Knieriem in Nestroys „Lumpazivagabundus“ und den Oskar in Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“. Im selben Jahr wurde der „Herr Karl“ im Österr. Fernsehen uraufgeführt. Das Stück des bewährten Teams Merz/Q. löste durch die provokante Verkörperung eines Spießers, der sich mit Opportunismus und Selbstgerechtigkeit durch die Nazizeit laviert hatte, einen Skandal aus, weil es die Grenzen zwischen Realität und Fiktion niederriß. Q. wurde 1962 von ausländischen Journalisten zum „populärsten Österreicher des Jahres 1961“ gewählt; 1963 spielte er den „Herrn Karl“ am Broadway in New York.

    1963 schrieben Q. und Merz für das Österr. Fernsehen das Dokumentarspiel „Alles gerettet“ über den Prozeß des Wiener Ringtheaterbrands 1882; 1964 wurde das Stück „Die Hinrichtung“ am Wiener Volkstheater uraufgeführt, in dem ein zum Tode Verurteilter sich überreden läßt, seinen Tod als öffentliches Ereignis feiern zu lassen. 1965-70 war Q. an verschiedenen dt. Theatern engagiert, 1971-75 arbeitete er am Thalia-Theater in Hamburg, wo er u. a. den Dorfrichter Adam spielte (1972) und bei Stücken von Franz Xaver Kroetz und Gert Hofmann Regie führte. Er ging mit Texten von Karl Kraus und Hitlers „Mein Kampf“ auf Tournee und veröffentlichte erste Satiren. 1975 nach Wien zurückgekehrt, arbeitete er intensiv an Monologen, Dialogen, Szenen und weiteren Satiren. 1982-86 ging er mit eigenen und fremden Texten auf Lesetourneen, spielte weiterhin Theater und wirkte in Film- und Fernsehproduktionen mit, zuletzt in Umberto Ecos „Der Name der Rose“.

    Q. hat vor 1965 ausschließlich in Wien gelebt. Seine Verkörperungen, allen voran der opportunistische Kleinbürger „Herr Karl“, zählen heute zu den Klassikern politischer Satire. Mit seiner Lesung des Karl-Kraus-Werkes „Die letzten Tage der Menschheit“ begeisterte er Kritik und Publikum und etablierte das Rezitieren als eigenständigen Schöpfungsakt.|

  • Auszeichnungen

    Kainz-Medaille (1969);
    Filmband in Gold (1971);
    Goldene Kamera (1971);
    Dt. Filmpreis f. darstellen Leistungen|in „Das falsche Gewicht“ (1972);
    Nestroy-Ring (1976).

  • Werke

    Weitere W Schwarze Wiener Messe, Für Raunzer & Strizzi, 1973;
    Der Mörder u. andere Leut', Monologe u. Dialoge, 1975;
    Das letzte Lokal, Neue Satiren, 1978;
    Die rot-weiß-rote Rasse, Neue Satiren, 1979;
    Drei Viertel ohne Takt, Neue Satiren, 1980;
    Der Nächstbeste, bitte! Drei- bis Fünfminutenspiele u. d. Äskulap-Reigen, 1980;
    Werkausg. in 5 Bdn., hg. v. T. Krischke, Red. u. Anm. v. I. Walter, 1995-97;
    Best of Q., hg. v. I. Walter, 1999. – Sketches, Lesungen, Monologe, Satiren u. Lieder auf mehr als 50 Schallplatten sowie auf CDs b. Preiser Records, Wien.

  • Literatur

    M. Horowitz, H. Q., 1987;
    M. Kehlmann u. G. Biron, Der Q., Ein Porträt, 1995 (P);
    G. Wendt, H. Q., Ein Leben, 1999 (P);
    Ch. Trilse u. a., Theaterlex., 1977;
    J. Reichow u. M. Hanisch, Filmschausp. A-Z, 1980;
    Metzler, Kabarett Lex. (P);
    Kosch, Lit.-Lex³;
    Kosch, Theater-Lex.;
    Killy;
    Hist. Lex. Wien.

  • Autor/in

    Gunna Wendt
  • Zitierweise

    Wendt, Gunna, "Qualtinger, Helmut" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 33-34 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd126870691.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA