Lebensdaten
1842 – 1899
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Baden bei Wien
Beruf/Funktion
Komponist ; Kapellmeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119208946 | OGND | VIAF: 69733921
Namensvarianten
  • Millöcker, Karl (in der ADB)
  • Millöcker, Carl
  • Millöcker, Karl (in der ADB)
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Zitierweise

Millöcker, Carl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119208946.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl Franz (* 1804), Goldschmied aus Nußdorf b. W., S d. Wenzel Milecker (1765–1835), Kanzlist b. d. Ungar. Kanzlei, später Offiziant d. k. k. Tabakvorschleißniederlage in W., u. d. Klara Heidinger (1773–1835) aus Waidhofen/Ybbs. M Anna Maria (* 1809), T d. Josef Laber (* 1769), Kleinhäusier u. Fragner in Freileiten b. Brand (Niederösterreich), u. d. Katharina Gruber (1772–um 1830) aus St. Corona (Niederösterreich);
    1) Graz 1969 ( 1870) Charlotte Kling (* 1844), Sängerin aus W., 2) Karoline Hofer (Hofschneider);
    1 Stief-T aus 1).

  • Biographie

    M. sollte zunächst auf Wunsch seines Vaters Goldschmied werden, hielt sich aber hierzu für nicht geeignet und wandte sich der Musik zu. 1855-58 studierte er Flöte bei F. J. Zierer am Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, anschließend Musiktheorie bei J. Laimegger; das Klavierspielen brachte er sich selbst bei. Mit 16 Jahren wurde er auf Empfehlung von F. v. Suppé als Flötist im Orchester des Theaters in der Josefstadt in Wien aufgenommen. Suppé, sein Freund und Gönner, erteilte ihm auch Kompositionsunterricht und ermöglichte 1864 ein Engagement als Kapellmeister am Thalia-Theater in Graz. Hier hatten 1865 seine ersten Bühnenwerke, die Operetten-Einakter „Der tote Gast“ und „Die lustigen Binder“, Premiere. 1866 dirigierte er einige Monate am Theater an der Wien, mußte es aber wegen „Unverwendbarkeit“ verlassen und war anschließend bis 1868 als Kapellmeister am Wiener Harmonie- Theater (später Orpheum) engagiert, wo 1867 sein dritter Operetten-Einakter, „Diana“, uraufgeführt wurde. An diesem Theater traf er auch mit dem Schriftsteller und Schauspieler L. Anzengruber zusammen, mit dem er Possen, Burlesken, kurze Operetten und Vaudevilles schrieb. 1868-69 war M. Dirigent und Komponist am Deutschen Theater in Budapest. Hier entstand seine erste abendfüllende Operette: „Die Fraueninsel“. 1869, nach der Schließung des Theaters, kam er als Kapellmeister ans Theater an der Wien zurück und schrieb in den Folgejahren zunächst Musik zu Possen und anderen Volksstücken wie „Drei Paar Schuhe“ (1871). 1873-76 war M. Herausgeber des Monatsmagazins „Musikalische Presse“, das Klaviermusik, kleine Aufsätze und Feuilletons enthielt.

    M.s erste Operettenerfolge waren u. a. „Das verwunschene Schloß“ (1878) und „Apajune der Wassermann“ (1880), ehe ihm mit dem „Bettelstudent“ (1882) ein unsterbliches Meisterwerk gelang und ein Welterfolg beschieden war, der ihm ein Leben als freischaffender Künstler ermöglichte. Denn obwohl er einer der beliebtesten Operettenkapellmeister war, der stets auf die Sänger achtete, das Orchester immer unter Kontrolle hatte und bei den Künstlern außerordentlich geschätzt war, zog er sich mit 41 Jahren von der Kapellmeistertätigkeit zurück und erschien nur noch gelegentlich als Interpret eigener Werke am Pult. 1884 gelangte die Räuberoperette „Gasparone“ zur Uraufführung und wurde, dank des Melodienreichtums und des originellen Librettos, vom Wiener Publikum mit gleichem Enthusiasmus wie der „Bettelstudent“ aufgenommen. Bei den nachfolgenden Kompositionen machte sich jedoch ein Nachlassen der schöpferischen Kräfte bemerkbar, seine drei letzten aufgeführten Operetten fanden beim Publikum so wenig Anklang, daß M. seine Alterswerke aus Enttäuschung und Ärger nicht mehr der Öffentlichkeit präsentierte. Anfang der 90er Jahre siedelte er sich in Baden bei Wien an und lebte, von schwerer Krankheit gezeichnet, an der Seite seiner ehemaligen Bühnenkollegin und zweiten Ehefrau Karoline Hofer in seinem Landhaus.

    M. war Repräsentant und Vollender des goldenen Zeitalters der Wiener Operette. Als jüngster der drei großen Meister nach Suppé und Strauß wurde er durch seine Geschicklichkeit im Erfassen der Bühnensituation auch „Meister des Couplets“ genannt. Detailschilderungen, die zugkräftige Einzelnummer sind seine Stärke. Seine Musik ist von duftiger Leichtigkeit und von Melodienreichtum gekennzeichnet und hat starken Hang|zum Volkstümlichen. In den Frühwerken war er, beeinflußt durch Anzengruber, ein Vertreter der Volksoperette mit ländlichem Sujet und folkloristischer Melodik. Erst als die Wiener Operette durch Suppé und Strauß ihre künstlerische Ausformung erfahren hatte und die Buffo-Operette, von Offenbach kommend, in Wien Verbreitung fand, entstanden seine erfolgreichen Stücke. Sein Hauptwerk „Der Bettelstudent“ mit seinen volkstümlich gewordenen Melodien zählt bis heute zu den beliebtesten und meistgespielten Operetten. Durch geschickte Neubearbeitungen erlebten einzelne Werke M.s in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts erneut glanzvolle Aufführungen. Aus seinem Nachlaß wurden auch neue Operetten arrangiert.

  • Werke

    Weitere W Operetten: Der Sackpfeifer, 1867;
    Abenteuer in Wien, 1873;
    Gräfin Dubarry, 1879;
    Die Jungfrau von Belleville, 1881;
    Der Feldprediger, 1884;
    Der Dieb, 1886;
    Der Vice-Admiral, 1886;
    Die sieben Schwaben, 1887;
    Das Sonntagskind, 1892;
    Der Probekuß, 1894;
    Nordlicht, 1896;
    Jung-Heidelberg, 1901;
    Cousin Bobby, 1906. – Neubearbb.: Der Bettelstudent 1934 (R. Hagemann);
    Gräfin Dubarry 1938 (Th. Mackeben);
    Der arme Jonathan 1939 (H. Hentschke u. J. Rixner);
    Gasparone 1940 (P. Burkhard). – Musik zu Possen u. Volksstücken: Die schlimmen Töchter, 1876;
    Ein Blitzmädel, 1878;
    Ihr Korporal, 1878;
    Die Näherin, 1880;
    Ihre Familie, 1881. – Autographen- u. Postkartenslg. (Baden b. Wien, Rollett-Mus.).

  • Literatur

    C. Preiss, Versuch e. Biogr. K. M.s, in: Wschr. f. Kunst u. Musik 3, 1905, S. 168 ff;
    E. Ringer, Offenbach u. seine Wiener Schule, 1920;
    Badener Ztg. v. 9.5.1925;
    O. Keller, Die Operette in ihrer geschichtl. Entwicklung, 1926 (P);
    G. Kinskv, Gesch. d. Musik in Bildern, 1929 (P);
    F. Hadamowsky u. H. Otte, Die Wiener Operette, 1947;
    H. Schöny, Ahnenliste K. M., in: Adler, Zs. f, Geneal. u. Heraldik 2, 1950, H. 1, S. 13;
    A. Würz, Reclams Operettenfuhrer, 1951;
    A. Bauer, 150 J. Theater an d. Wien, 1952 (P);
    ders., Opern u. Operetten in Wien, 1955;
    E. Nick, Vom Wiener Walzer z. Wiener Operette, 1954 (P);
    B. Grun, Die leichte Muse, Kulturgesch. d. Operette, 1961;
    F. Racek, Das Tagebuch K. M.s, in: Wiener Schrr., 1969, S. 137-230;
    O. Schneidereit, Operette A-Z, Ein Streifzug durch d. Welt d. Operette u. d. Musicals, 1972;
    MGG (W, L, P);
    Riemann;
    The New Grove (W, L);
    Enciclopedia dello spettacolo, 1960;
    Kosch, Theaterlex.;
    F. Stieger, Opernlex., 1977;
    NÖB VIII;
    ÖBL.

  • Autor/in

    Christa Harten
  • Zitierweise

    Harten, Christa, "Millöcker, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 528-529 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119208946.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Millöcker: Karl M., Musiker, geboren am 29. Mai 1842 in Wien, am 29. December 1899 in Baden bei Wien, tüchtiger Capellmeister und beliebter Operettencomponist. Anfangs sollte er, wie sein Vater, Goldschmied|werden; aber das musikalische Talent zeigte sich früh und fand eine tüchtige Ausbildung im Wiener Conservatorium. Schon mit 22 Jahren wirkte er als Theatercapellmeister in Graz, kam 1866 in gleicher Eigenschaft nach Wien an das Harmonie-Theater, dann (1869) an das Theater an der Wien, wo er durch fast 30 Jahre thätig war, die meisten seiner Operetten zum ersten Mal aufführte und ungemein populär wurde. Die bekanntesten und ihrer Zeit beliebtesten Operetten sind: „Das verwunschene Schloß", „Apajune, der Wassermann", „Der Bettelstudent" (1882), „Der arme Jonathan" (1890) und „Gasparone". Sie sind zu Weltruf gelangt. Andere Werke dieser Art waren: „Der todte Gast" (1865), „Die lustigen Binder", „Diana", „Die Fraueninsel“, „Der Regimentstambour“, „Ein Abenteuer in Wien", „Die Musik des Teufels“, „Gräfin Dubarry“ (1879), „Die Jungfrau von Belleville", „Der Feldprediger" (1884), „Der Dieb“ (1886), „Der Viceadmiral“ (1886), „Die sieben Schwaben" (1887), „Das Sonntagskind" (1892) und die Musik zu dem berühmten Volksstück „Drei Paar Schuhe". Seine letzte Operette „Nordlicht“ wurde 1896 aufgeführt. Außerdem schrieb er, wie es der Theaterbedarf mit sich brachte, die Musik zu einer großen Anzahl von Possen und Volksstücken aller Art und gab durch mehrere Jahre unter dem Titel „Musikalische Presse“ eine Sammlung besserer Salonmusik für Clavier heraus. Seine Musik ist leicht beschwingt, graziös und temperamentvoll, ohne jede Tiefe, aber eingänglich und unterhaltend, volksthümlich ohne gemein zu sein. Er ist einer der besten Vertreter der so bestrickenden aber auch so sehr vergänglichen Wiener Operette.

  • Autor/in

    E. Mandyczewski.
  • Zitierweise

    Mandyczewski, E., "Millöcker, Carl" in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906), S. 409-410 unter Millöcker, Karl [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119208946.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA