Lebensdaten
1782 – 1852
Geburtsort
Oberweißbach (Thüringen)
Sterbeort
Marienthal bei Bad Liebenstein (Thüringer Wald)
Beruf/Funktion
Pädagoge
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 11853629X | OGND | VIAF: 45094018
Namensvarianten
  • Fröbel, Friedrich Wilhelm August
  • Fröbel, Friedrich
  • Fröbel, Friedrich Wilhelm August
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Zitierweise

Fröbel, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11853629X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Jak. (1730–1802), Pfarrer, S d. Försters Johs. im Neuhaus/Rennsteig u. d. Hammerschmiedemeisters-T Elis. Kath. Jahn;
    M Jak. Eleonore Friderica (1744–83), T d. Pfarrers Joh. Michael Hoffmann in Singen/Thür. u. d. Sophie Treuner; Halb-B Karl Poppo (1786–1824), Gymnasial-Prof. in Rudolstadt, Schriftsteller (s. NND II, 2, 1824);
    1) Berlin 1818 Henr. Wilhelmine (1780–1839), gesch. v. Kriegsrat Wessel Heinr. Klöpper, T d. Kriegsrats Carl Wilh. Adolph Hoffmeister, 2) Mariemthal 1851 Louise (1815–1900), T d. Lederfabr. Gg. Lewin in Osterode; kinderlos; 1 Pflege-T;
    N Julius s. (2), Karl s. (3), Ferdinand (1807–51), Dir. d. Waisenhauses in Burgdorf Kt. Bern, Emilie ( Arnold Barop, 1802–78, Dir. d. Erziehungsanstalt Keilhau), Elise ( Siegfr. Schaffner, 1877, Dir. d. Erziehungsanstalt Gumperda), Henriette Schrader-Breymann ( 1899), Päd.;
    Groß-N Johs. Barop (1833–1911), Dir. d. Erziehungsanstalt Keilhau, Siegfr. Schaffner ( 1910), Dir. d. Erziehungsanstalt Gumperda, Alfred Schaffner (1857–1919), Dir. d. Erziehungsanstalt Gumperda;
    UrGroß-N Hedwig Barop ( Otto Wächter, 1863–1922, Dir. d. Erziehungsanstalt Keilhau), Martha Barop ( Gottlieb Gerst, 1870–1927, Dir. d. Erziehungsanstalt Keilhau).

  • Biographie

    Der frühe Verlust der Mutter beschattete F.s Kindheit. Durch Einfluß der Stiefmutter wurde er für einen praktischen Beruf bestimmt und kam erst auf Umwegen in Jena, Göttingen und Berlin zum Studium, vornehmlich der Mathematik und der Naturwissenschaften, das nie abgeschlossen wurde. Als Hauslehrer in Frankfurt am Main (1806-10) lernte er die Ideen Pestalozzis kennen, lebte 2 Jahre mit seinen Zöglingen in dessen Institut Yverdon, trennte sich dann aber endgültig von ihm. Angeregt durch Schriften von Novalis, Arndt und Schelling, entwarf er 1811 ein eignes Weltbild, das „sphärische Gesetz“, von dem aus er einen pädagogischen Reformplan entwickelte, beeinflußt von Fichtes „Redem an die deutsche Nation“. Er verstand Gott als schaffende Urkraft, die sich in Gegensätzen offenbare, so daß der Kosmos einer Kugel gleiche (Sphäre), deren sämtliche Punkte paarig geordnet zueinander strebten und im Sichdurchdringen das Leben weiterzeugten; die immer gleiche Kraft bilde die Kristalle der Steinwelt, die vielfältigen Formen der organischen Welt und hebe den|Menschen in seinem Willen zur Selbstbestimmung und Freiheit auf den höchsten Stand im kosmischen Gefüge. In einer eignen Schule, 1816 in Griesheim bei Arnstadt gegründet, ein Jahr später nach Keilhau verlegt, versuchte F., Unterricht und Erziehung auf schöpferische Tätigkeit, Spiel und Arbeit zu gründen und dem Bruch zwischen Denken und Tun zu begegnen. Das Aufweisen der Gleichgesetzlichkeit in allen Lebenserscheinungen war das methodische Prinzip seines Unterrichts; „nachgehende Erziehung“ sollte dem Individuum den Raum lassen, sich frei entscheidend in die Forderung des göttlichen Gesetzes zu fügen. 1826 erschien als 1. und einziger Band „Die Menschenerziehung, die Erziehungs-, Unterrichts- und Lehrkunst, angestrebt in der deutschen Erziehungsanstalt in Keilhau“. 1831-36 lebte F. in der Schweiz und gründete Schulanstalten nach Keilhauer Muster. Nach Deutschland zurückgekehrt, ging er an die tiefere Begründung seiner Lehrweise. Um der Erziehung vor der Schule schon die Richtung auf das Ziel zu geben, überließ er die Schulleitung seinen Freunden und Neffen (Keilhau blieb bis 1940 als Landschulheim im Familienbesitz) und wandte sich den Problemen der frühkindlichen Erziehung zu. Er ersann das System seiner Spielgaben (stufenweise differenzierte Baukästen, zerteilende und zusammenfügende Spiele mit Flächen, Linien und Punkten), sammelte volkstümliche Reime und interpretierte sie pädagogisch (Mutter- und Koselieder, 1844). Diese Bemühungen gewannen in der Gründung des Kindergartens feste Form. Seine Bezeichnung dieser institutionellen Kleinkindererziehung ging in andere Sprachen als Fremdwort ein. 1840 rief F. deutsche Frauen und Jungfrauen zur Gründung des Vereins „Kindergarten“ auf und widmete sich der Verbreitung der Kindergärten für 3-6jährige, vornehmlich in Thüringen, Sachsen und am Oberrhein. Er stellte das Spiel als gleichwertiges Bildungsmittel neben den Unterricht und schuf die Grundformel für die menschliche Bildung: „Einigung des keimenden Kinderlebens mit dem reifen Erfahrungsleben des Erwachsenen“. Dafür böte sich in der kindlichen Spielpflege die erste Gelegenheit. Seine Bemühung um die frühkindliche Bildung, „Pflege der Ahnung“, schloß die Sorge um die Intensivierung der elterlichen Kraft ein. In der „lebenspflegenden“ Zuwendung der Eltern zum kleinen Kinde erfülle sich das höchste Ziel der Menschenerziehung, bewußte „Lebenseinigung“. F.s Reformplan sah neben der zur Universität vorbereitenden Schule eine Gewerbeschule vor und auch eine „Erhebungsanstalt“ für Erwachsene, die sich zu unserer Zeit in der Volkshochschule verwirklicht hat. 1845 versuchte er Väter in Erziehungsvereinen zu sammeln, und seit 1847 wandte er sich den Lehrern zu, um sie für die Einordnung des Kindergartens in das allgemeine Bildungswesen zu gewinnen. Der Thüringer Lehrerverein nahm 1848 seine Forderungen in das Programm auf; in der Restauration gingen diese Ansätze verloren. Ein Jahr vor seinem Tode erfolgte das preußische Kindergartenverbot (1851), das die Ausbreitung der Idee in Deutschland hemmte; im Ausland wurde sie bereitwilliger aufgenommen und hat besonders in den angelsächsischen Ländern die Umgestaltung des Schulanfangs beeinflußt. Dieses Verbot bestand bis 1860 und wurde durch Einfluß von Bertha Mahrenholtz-Bülow, einer preußischen Hofdame, die F. in seinen letzten Lebensjahren kennengelernt hatte, wieder aufgehoben.

  • Werke

    F. F.s ges. Schrr., hrsg. v. W. Lange, 3 Bde., 1862/63;
    Ausgew. Schrr., hrsg. v. E. Hoffmann, 2 Bde., 1951 (L); Briefe:
    F. F. u. d. Muhme Schmidt, hrsg. v. C. Lück, 1929;
    F. F.s Briefwechsel mit Kindern, hrsg. v. E. Hoffmann, 1940;
    F. F., Brief an d. Frauen in Keilhau, hrsg. v. B. Gumlich, 1945.

  • Literatur

    ADB VIII;
    J. Prüfer, F. F., s. Leben u. Schaffen, 1914, ³1927;
    F. Halfter, F. F., d. Werdegang e. Menschheitserziehers, 1931;
    M. A. Kuntze, F. F., Sein Weg u. s. Werk, 1951, ²1952;
    E. Spranger, Aus F. F.s Gedankenwelt, 1952, ²1953;
    O. F. Bollnow, Die Päd. d. dt. Romantik v. Arndt bis F., = Gesch. d. Päd. IV, 1952;
    E. Lawrence, F. F. and English Education, London 1952;
    E. Hoffmann, in: Die Gr. Deutschen V, 1957, S. 220-28 (P).

  • Porträts

    Lith. v. Hahn n. Zeichnung v. H. Strauch, Abb. in: Werckmeister III u. Die Gr. Deutschen im Bild, 1937;
    Gem. v. F. Unger, um 1840 (Blankenburg/Thür., F.-Mus., Kopie), Abb. in: Die Gr. Deutschen V, 1957.

  • Autor/in

    Erika Hoffmann
  • Zitierweise

    Hoffmann, Erika, "Fröbel, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 643-644 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11853629X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Fröbel: Friedrich F., am 21. April 1782 zu Oberweißbach im Fürstenthum Rudolstadt geboren, ist unter den bedeutenderen Pädagogen der Neuzeit derjenige, über welchen die Urtheile der Einzelnen zur Zeit am weitesten auseinander gehen. Denn während Viele ihn als einen pädagogischen Genius und Wohlthäter der Menschheit verherrlichen, hat der preußische Minister v. Raumer (dem nicht Wenige beipflichten) seine Pädagogik als ein „socialistisches System“ gebrandmarkt, „das auf Heranbildung der Jugend zum Atheismus berechnet“ sei, und daher in Preußen nicht geduldet werden dürfe. — Nach einer sehr mangelhaften Jugenderziehung und nach einem sehr wechselvollen Leben war sich F. allmählich darüber klar geworden, daß seine wirkliche Lebensaufgabe auf dem Felde des Erziehungswesens liege. Daher begab er sich (ohne je ein Gymnasium besucht zu haben) 1810 und 1811 nach Göttingen und Berlin und studirte mit großem Eifer Naturwissenschaften, indem er annahm, daß das Leben der Natur und des Geistes auf einem und demselben Entwicklungsgesetz beruhe, welches der Lehrer, der Kinder erziehen wollte, klar durchschauen müsse. Ein zweijähriger Aufenthalt Fröbel's bei Pestalozzi zu Ifferten brachte seine pädagogischen Ideen zu Reife. Er entwickelte dieselben zunächst in einem 1826 zu Keilhau erschienenen Werke: „Die Menschenerziehung“ u. Erziehung ist ihm wesentlich naturgemäße Entwicklung des von Gott in den Menschen hineingelegten Wesens. Dabei unterscheidet F. drei Stufen des zu erziehenden Kindes: die Periode bis zum beginnenden Sprachvermögen, die bis zur eintretenden Schulfähigkeit und die Periode der letzteren. Auf der ersten Stufe ist die Behandlung des Kindes vorwaltend Pflege, auf der zweiten Erziehung und auf der dritten tritt der eigentliche Unterricht ein. — Zur praktischen Darstellung seiner pädagogischen Ideen (durch welche er eine Reform des gesammten deutschen Unterrichtswesens zu bewirken hoffte) schuf er mit großen Opfern 1827 zu Keilhau eine|"allgemeine deutsche Erziehungsanstalt“, die er jedoch bald einem Verwandten übergab, um sich wieder in die Schweiz zu begeben. Von da 1836 nach Deutschland zurückgekehrt beschäftigte er sich ausschließlich mit Fragen, welche sich auf die Behandlung der auf der zweiten Stufe der Entwicklung stehenden Kinder bezogen, was ihn etwa ums Jahr 1840 auf die Idee der Kindergärten brachte. — Von der Erwägung ausgehend, daß der Mensch in dem vorschulpflichtigen Alter (vom 3. bis 6. Lebensjahre) das meiste und wesentlichste lerne und daß die Eindrücke, welche das Kind in dieser Zeit in sich aufnehme, nicht dem Zufall überlassen sein dürften, wollte er, daß das Kind in diesem Alter in eine Gemeinschaft gleichalterlicher Kinder aufgenommen und hier aber nicht eigentlich unterrichtet, sondern mit bildenden Spielen beschäftigt werde. Diese Einrichtung nannte er „Kindergarten“ und er meinte, daß das gesammte deutsche Schulwesen auf diese Kindergärten ganz neu fundamentirt werden müsse. Um zur Ausführung seines großen Projects die nöthigen Mittel zu gewinnen, kündigte er dasselbe zur 400jährigen Jubelfeier der Erfindung der Buchdruckerkunst (1844) an, und forderte alle deutschen Mütter und Jungfrauen auf, sich an dem Werke mit Actien à 10 Thlr. zu betheiligen. Der erste wirkliche Kindergarten war 1843 zu Blankenburg eröffnet worden. Das Spiel (mit Gesang) sollte hier vor allem im Kinde den Sinn für Form und Zahl zur Fertigkeit ausbilden. Die Leitung der Kindergärten wurde in weibliche Hände gelegt. Späterhin suchte F. durch Vorträge in Hamburg und Dresden seinen Ideen weiteren Eingang zu verschaffen. Auch erhielt er zur Förderung seiner Sache von dem Herzog von Meiningen das Schlößchen Marienthal bei Liebenstein verliehen, wo er eine Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen einrichtete. Nach Fröbel's Tode (21. Juni 1852) trat die edle Frau Bertha v. Marentholz-Bülow an dessen Stelle und hauptsächlich durch die Bemühungen derselben sind die Kindergärten in Deutschland und in anderen Landen, selbst in Amerika, heimisch geworden.

    • Literatur

      Friedrich Fröbel, ein Wort der Erinnerung von H. Hoffmann, Hamb. 1852, und in Schmid's Encyklopädie des Erziehungswesens v. Fröbel.

  • Autor/in

    Heppe.
  • Zitierweise

    Heppe, Heinrich, "Fröbel, Friedrich" in: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S. 123-124 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11853629X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA