Lebensdaten
um 1130 oder 1140 – 1196
Sterbeort
Üxküll
Beruf/Funktion
Heiliger ; Augustinerchorherr ; Missionar in Livland ; erster Bischof von Üxküll-Riga
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118835793 | OGND | VIAF: 20477419
Namensvarianten
  • Meinhard von Üxküll-Riga
  • Meinhard
  • Meinhard von Üxküll-Riga
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Zitierweise

Meinhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118835793.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Vermutl. aus stadtsäss. ritterl. Dienstmannengeschl. in Bremen.

  • Biographie

    M., der als junger Scholar noch das Wirken Vizelins erlebt haben könnte, verließ etwa 1184 das Kloster Segeberg, um im Gebiet der unteren Düna die ostseefinnischen Liven zu missionieren. Mit der Zustimmung des Tributherren der Liven, des Fürsten Vladimir von Polock, wählte M. das Livendorf Üxküll inmitten einer dichtbesiedelten Gegend zu seinem Aufenthaltsort, errichtete eine kleine Holzkirche und konnte schon bald namentlich bekannte Angehörige einer herausgehobenen Schicht von „Ältesten“ taufen. Im nächsten Winter mußte er mit den heidnischen und christlichen Liven vor einem Einfall der heidnischen Litauer in die Wälder fliehen, da die vorhandenen Holz-Erde-Befestigungen keinen ausreichenden Schutz boten. Unter der Bedingung, daß die Liven sich taufen ließen, veranlaßte M. in Üxküll den Bau einer Burg. Diesem ersten Steinbau in den balt. Ländern, errichtet von Steinmetzen und Bauleuten aus Gotland, folgte bald eine zweite Burg auf der Dünainsel Holme; in beiden wurden kleine Steinkirchen erbaut, von denen diejenige auf Holme als Ruine erhalten ist.

    1186 begab sich M. zur Berichterstattung vor Erzbischof Hartwig I. und dem Domkapitel nach Bremen, wurde dort zum Bischof geweiht und am 1.10.1188 von Papst Clemens III. bestätigt. Bei der Rückkehr an die untere Düna begleiteten M. mehrere Geistliche, unter ihnen der Zisterzienser Theoderich, der an der Livländ. Aa (lett. Gauja) bei Treyden/Thoreida missionierte und hier einen der bedeutendsten Kleinfürsten der Liven, Kaupo – rex nennt ihn der Chronist Heinrich –, und dessen Familie für das Christentum gewann. Enttäuschungen und Rückschläge blieben jedoch nicht aus. So fielen Kaupo, ein zum Priester erzogener Sohn und ein Schwiegersohn als christliche Märtyrer. M. entsandte daher Theoderich nach Rom und ließ sich von Papst Cölestin III. am 27.4.1193 zusichern, aus jedem Orden geeignete Männer als Gehilfen für die Missionsarbeit auswählen zu dürfen.

    Durch sein karitatives Wirken während einer großen Hungersnot gewann sich M. das Vertrauen der Liven; als er sein Ende nahen fühlte, versammelte er die Führer der christlichen Aa- und Dünaliven um sich und erhielt auf die Frage, ob sie einen Nachfolger wünschten, eine positive Antwort. Nach seinem Tod am 14.8.1196 (der 11. 10. ist als Traditionsfeiertag des hl. Augustinus in Riga das unwahrscheinlichere Datum) wurde er in Üxküll bestattet und noch im 13. Jh. in den Dom zu Riga vor den Altar des Hl. Blutes überführt, nachdem der Bischofssitz bereits 1201 nach Riga verlegt worden war. Das noch erhaltene Hochgrab stammt aus dem 14. Jh. Bis zum Ende des Mittelalters wurde M., dem die livländ. Reimchronik vom Ende des 13. Jh. auch Wunder zuschreibt, als Heiliger verehrt.

  • Literatur

    Arnoldi abbatis Lubecensis chronica, hrsg. v. J. M. Lappenberg, in: MGH SS 21, lib. V, cap. 30, S. 210-13;
    Heinrici Chronicon Livoniae, hrsg. v. L. Arbusow/A. Bauer, MGH SS rer. Germ. 31, ²1955, lb. I, S. 2-7;
    Epistola Sidonis, in: Qu.slg. d. Ges. f. Schleswig-Holstein.-Lauenburg. Gesch., Bd. 4, 1875, S. 183;
    Liv-, Esth- u. Curländ. ÜB, hrsg. v. F. G. v. Bunge, Bd. I, 1853, Nr. 9, 10, 11;
    Livländ. Reimchronik, hrsg. v. L. Meyer, 1876, Vers 229-490;
    E. Pabst, M., Livlands Apostel, 3 T., 1847-49;
    L. Arbusow, M., Bischof d. Liven 1186–96, in: Balt. Mhh. 1937, S. 3-6;
    B. Ãbers, Zur päpstl. Missionspol. in Lettland u. Estland z. Z. Innozenz' III., in: Commentationes Balticae 4/5, 156/57, S. 1-18;
    H. Biezais, Der friedl. Zeitabschnitt d. kath. Mission in|Lettland bis z. J. 1196, in: Kyrkohistorisk Årsskrift 1956, S. 13-29;
    ders., Bischof M. zw. Visby u. d. Bevölkerung Livlands, in: Acta Visbyensia III. 1969, S. 77-98;
    E. Mugurevičs, Ma. Siedlungen u. Veränderungen d. Siedlungsstruktur am Unterlauf d. Daugava im 12. bis 13. Jh., in: Lübecker Schrr. z. Archäol. u. Kulturgesch., Bd. 7, 1983, S. 171-78;
    N. Angermann, M., d. Apostel Livlands, 1986;
    A. Brumanis. Bīskaps Meinards vēstures gaismā [Bischof M. im Lichte d. Gesch.], 1986;
    M. Hellmann, Die Anfänge d. Mission in d. balt. Ländern (mit genealog. Anhang v. B. U. Hucker), in: Vorträge u. Forschungen, Sonderbd. 37, 1989, S. 7-38.

  • Autor/in

    Manfred Hellmann
  • Zitierweise

    Hellmann, Manfred, "Meinhard" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 665-666 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118835793.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Meinhard, erster Bischof von Livland. — Nach der Beschaffenheit der Ueberlieferung außer Stande ein Bild von persönlichem Gepräge zu zeichnen, geben wir hier einen Umriß seiner geschichtlichen Stellung. — Die gegenwärtig zum russischen Reich gehörenden östlichen Küstenländer des baltischen Meeres, in welche etwa seit dem Jahre 700 die finnischen Stämme der Kuren, Liven und Esthen eingezogen waren, während erst im 13. Jahrhundert von Süden her die Letten in ihre heutigen Sitze vordrangen, sind mit der deutschen Kultur in die früheste, wiewol nur erst streifende Berührung im 11. Jahrhundert getreten. Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen, bewogen durch die ausgezeichneten Erfolge seiner Missionspolitik in Schweden, bestellte den Abt seines thüringischen Klosters Gosek, Namens Hiltin, zum Predigtbischof für Livland, mit dem Sitze im schwedischen Birka. Hiltin hat nur kurze Zeit seines Amtes gewaltet (1062 bis 1064), eine gefährliche Reaction des Heidenthums in Schweden (1066) und die Verflechtung des Erzbisthums in die deutschen Wirrnisse unter Heinrich IV. ließen den Gedanken an Fortsetzung der livländischen Mission nicht aufkommen. Das folgende Jahrhundert brachte dann den Abfall der nordischen Kirchenprovinzen von der deutschen Mutterkirche und den furchtbaren Kampf mit den|Wenden um den Besitz der südwestlichen Ostseeküste, der zu Ende geführt sein mußte, bis Livland wieder in den deutschen Gesichtskreis eintrat. Etwa seit 1160 begann sich die Handelsstraße von Lübeck über Wisby an die Dünamündung mit Kaufleuten aus Westfalen, Niedersachsen, Holstein zu beleben. Unter dem Schutze einer solchen Handelsgesellschaft eröffnete zu Anfang der 80 er Jahre M. die Missionspredigt. Schon im vorhergehenden Jahrzehnt hatte im Austrage des Erzbischofs von Lund der französische Mönch Fulko im Gebiete der Esthen in dreimaligem Anlauf umsonst das Bekehrungswerk versucht. Von deutscher Seite ist M. der erste. Er war bis dahin Canonicus im Augustinerstift Segeberg gewesen, wo die Erinnerung an den Stifter St. Wizelin missionarischen Geist wach erhielt; als er nach Livland sich aufmachte, schon bei Jahren „demüthig und fromm“. Der Großfürst von Polozk, dem die Dünaliven Tribut zahlten, gestattete auf Meinhard's Gesuch die Predigt, gegen deren Pflichten die russische Kirche immer gleichgültig geblieben war, und die Liven, eben von den Letten hart bedrängt, sahen die Erbauung einer steinernen Burg zu Ikaskola (heute Uexküll, einige Meilen oberhalb Riga) nicht einmal ungern, 1184. Im folgenden Jahre forderte Meinhard's Oberhirt, der Erzbischof von Bremen Hartwich II., vom Papste die Bestätigung der fast zur Fabel gewordenen Herrschaftsrechte seines Stuhles über die nordische Kirche, wurde aber abschlägig beschieden. Gleichwol zögerte er nicht die livländische Mission als Bisthum zu constituiren, weihte M. zu deren Vorsteher, bestimmte Uexküll zum Kathedralsitz, 1186. Hier ist M. bis an seinen Tod, 1196, thätig gewesen. Sein tüchtigster Gehülfe war der Cisterciensermönch Dietrich. Derselbe predigte im Treiden’schen, machte auch eine Recognoscirungsreise nach Esthland, vermochte aber beiderorts nichts auszurichten. So blieb die junge Kirche auf das Gebiet des unteren Dünalaufes beschränkt. Die Taufe wurde von den wenigen livischen Häuptlingen, die sich zu ihr bequemten, lediglich auf irdische Vortheile angesehen, und zu Zeiten lebte M. unter ihnen nicht viel anders wie ein Gefangener. Pilger aus Deutschland kamen, ungeachtet eines päpstlichen Ablaßbriefes, spärlich und unregelmäßig; eine mit dem schwedischen Jarl Birger (?) verabredete Heerfahrt gegen die kurischen Seepiraten verunglückte; gleich nach Meinhard's Hinscheiden fielen die Getauften allesammt ins Heidenthum zurück. Wenn die Geschichte M. mit dem Namen des „Apostels von Livland“ geehrt hat, so darf dabei nur an sein redliches Streben, nicht an seine Erfolge, die thatsächlich gering waren, gedacht werden. Gegenüber einem Heidenthum auf der Stufe des livischen bleibt der Missionär ohnmächtig ohne die zwiefache Bundesgenossenschaft der Waffen und der Cultur. Erst Meinhard's größerer Nachfolger Albert hat Dauerndes in Livland gegründet, im geistlichen Gewande in Wahrheit Nachfolger Heinrichs des Löwen und Vorläufer des Deutschordens.

    • Literatur

      Ed. Pabst, Meinhard, Livlands Apostel. Programme der Ritter- u. Domschule zu Reval. 1847—49. — G. Dehio, Geschichte des Erzbisthums Hamburg-Bremen, Bd. II, Cap. 10.

  • Autor/in

    Dehio.
  • Zitierweise

    Dehio, "Meinhard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 21 (1885), S. 227-228 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118835793.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA