Dates of Life
1884 – 1967
Place of birth
Uerdingen
Place of death
Uerdingen
Occupation
Farbenfabrikant
Religious Denomination
mennonitisch
Authority Data
GND: 138932778 | OGND | VIAF: 95541365
Alternate Names
  • ter Meer, Fritz
  • Meer, Fritz ter
  • ter Meer, Fritz
  • more

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Citation

Meer, Fritz ter, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138932778.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Edmund (s. 1);
    1) 1910 Elfriede (1877–1937), T d. Paul Franz Schultze (1840–1905), Kaufm. in Berlin, u. d. Henriette Johanna Maria Evert (1840–86), 2) 1930 Anna Neuwinger (1896–1986);
    1 S, 2 T aus 1), u. a. Charlotte (* 1920, Walther Leisler Kiep, * 1926, MdB 1965–76, niedersächs. Finanzmin. 1976–80).

  • Biographical Presentation

    Nach dem Abitur in Krefeld 1903 studierte M. Chemie an den Universitäten Tübingen, Gießen und Berlin u. a. bei Emil Fischer. Dazwischen hörte er ein Jahr Rechtswissenschaften. 1909 promovierte er zum Dr. phil.; seine Dissertation behandelte ein Thema der aliphatischen Chemie. Nach dem Studium erhielt M. eine färbereitechnische Ausbildung auf der Färberei- und Appreturschule in Krefeld. Noch im selben Jahr verbrachte er, zur Verbesserung seiner Sprachkenntnisse, mehrere Monate in England und Frankreich und trat im Januar 1910 in das väterliche Unternehmen „Chemische Fabriken vorm. Weiler-ter Meer“ ein. Nachdem er sich mit den Fabrikationsmethoden vertraut gemacht hatte, leitete er bis 1913 die in Tourcoing (Nordfrankreich) neugegründete Filiale der Firma. Nach seiner Rückkehr nach Uerdingen erhielt er Prokura und den Titel eines Direktors und gehörte somit zum engsten Mitarbeiterstab seines Vaters. Ihm wurde die Leitung größerer Betriebsanlagen übertragen, in denen Kontakt-Schwefelsäure und Nitro-Produkte hergestellt wurden. M. übernahm dann die anorganische Abteilung der Fabrik und errichtete eine Anlage für Trinitrotoluol. Nach dem 1. Weltkrieg organisierte er die Umstellung der Produktion des Uerdinger Werkes, in dem während des Krieges vorwiegend Sprengstoffe hergestellt worden waren, auf die Gewinnung von Farbstoffen. 1916 wurde er zum ordentlichen Vorstandsmitglied der „Chemischen Fabrik vorm. Weiler-ter Meer & Co.“ bestellt. Seine Beteiligung an den Verhandlungen zur Gründung der Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken führte noch im selben Jahr zum Beitritt der Firma zur sog. kleinen I.G. Als Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes der rhein. chemischen Industrie wurde er auch mit den sozialen Fragen der Zeit vertraut. 1925 stand M. seinem Vater bei den schwierigen Verhandlungen zur Seite, als es galt, mit den anderen Unternehmen der Interessengemeinschaft die I.G. Farbenindustrie zu gründen. M.s Vater trat in den Verwaltungsrat ein, M. wurde als Vorstandsmitglied ins Direktorium der Betriebsgemeinschaft Niederrhein berufen, blieb aber zunächst technischer Leiter des Uerdinger Werkes.

    Die Jahre 1926-29 verbrachte M. überwiegend in den USA. Er war von der I.G. Farben beauftragt, die Fabrikanlagen der Grasselli Dyestuffs Germany in New Jersey auszubauen, die bis 1928 zu 50% der I.G. gehörte. Während dieser Zeit begann er wichtige Kontakte mit führenden amerikan. Chemieerzeugern zu knüpfen. Im Herbst 1929 wurde die technische Leitung der zahlreichen I.G. Farben-Fabriken neu organisiert. M. wurde nach Leverkusen berufen und zum Leiter der Sparte II. welche Farben, Färbereihilfsmittel, Chemikalien, Lösungsmittel, Pharmazeutika und Schädlingsbekämpfungsmittel umfaßte, ernannt. Er nahm in den folgenden Jahren eine Neuordnung der Produktion innerhalb der einzelnen Werke der I.G. vor. 1933 wurde er als Nachfolger von Karl Krekeler Vorsitzender des Technischen Ausschusses (TEA) und Mitglied des Zentralausschusses, des obersten Führungsgremiums der I.G. Hier zeigte er sich als vielseitig erfahrener Industrieller. Seine hauptsächlichen Aufgaben betrafen die Verwaltung des Technischen Ausschusses, die Planung und Verwaltung der Sparte II, die technische Überwachung aller zur I.G. gehörigen Farbstoff-Fabriken in Deutschland und im Ausland sowie den Aufbau einer leistungsfähigen Kunststoff-Industrie im Rahmen der I.G. während des Dritten Reiches. Daneben war M. leitendes Mitglied von zahlreichen I.G. – Unternehmen, Tochtergesellschaften und Affiliationen. Die enger werdende Verbindung zwischen der I.G. und dem Naziregime führte bis Ende der 30er Jahre zum Eintritt von Vorstandsmitgliedern der I.G. – unter ihnen M. – in die NSDAP oder eine ihrer Parteigliederungen. Im 2. Weltkrieg war M. seit 1942 Wehrwirtschaftsführer und Beauftragter für Italien des Reichsministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion. 1943 wurde er nach Italien versetzt, um dort die chemische Industrie vor allem in Norditalien zu kontrollieren. Von da ab trat er in Deutschland bis Kriegsende wenig in Erscheinung.

    Nach dem Zusammenbruch 1945 wurde der gesamte Vorstand der I.G. in Haft genommen und in Nürnberg vor Gericht gestellt. Ihm wurde u. a. zur Last gelegt, an der Ausraubung von öffentlichem und privatem Eigentum und Ländern und Gebieten, die von Deutschland besetzt waren, teilgenommen zu haben. Darüber hinaus wurde der Vorstand beschuldigt, an der Versklavung der Zivilbevölkerung in besetzten Ländern, an der Rekrutierung von Zivilisten zur Zwangsarbeit sowie an der Versklavung und Tötung von Kriegsgefangenen und Konzentrationslagerinsassen beteiligt gewesen zu sein. M. wurde 1948 in diesen Anklagepunkten für schuldig befunden. Das Militärgericht sah es als erwiesen an, daß er einer der Hauptbeteiligten bei dem Erwerb der Vermögenswerte in Polen, Mülhausen (Elsaß) und Frankreich (Francolor-Abkommen) war. Als Vorsitzender des TEA war er über die getroffenen Maßnahmen und deren Durchführung nicht nur unterrichtet, sondern auch maßgeblich an ihnen beteiligt. Desgleichen war er mitverantwortlich für das KZ der I.G. bei Auschwitz. Als Mitglied des höchsten Führungsgremiums der I.G. hatte er die allgemeine Oberleitung in Angelegenheiten der Fertigung und Neuerrichtung von Anlagen. Er hatte dabei sowohl Kenntnis von den technischen Entwicklungen der Fabrik als auch von der Verwendung von Arbeitskräften aus den Konzentrationslagern. M. wurde aufgrund dieser Tatsachen zu einer siebenjährigen Haftstrafe, unter Anrechnung der Untersuchungshaft, verurteilt. Er verbrachte bis zu seiner Begnadigung mehr als 5 Jahre im Gefängnis. Nach seiner Entlassung 1950 wurde er in den Aufsichtsrat der Farbenfabrik Bayer AG gewählt, dessen Vorsitz er 1956-64 innehatte. Nach dem Ausscheiden aus der Gesellschaft wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Im selben Jahr rief die Bayer AG anläßlich seines 80. Geburtstages eine Fritz-ter Meer-Stiftung zur Förderung des Studiums naturwissenschaftlicher und technischer Fachrichtungen ins Leben.

  • Works

    Die I.G. Farbenindustrie Aktienges., 1956.

  • Literature

    Das Urteil in Nürnberg, I.G.-Farben-Prozeß, 1948;
    Bayer AG Uerdingen, Gesch. d. Werkes Uerdingen d. Farbenfabriken Bayer Aktienges., 1956;
    J. Borkin, Die unheilige Allianz d. I.G. Farben, 1979 (in d. Darstellung tendenziös);
    P. Hayes, Industry and Ideology, I.G. Farben in the Nazi Era, 1987;
    ders., Industrie u. Ideologie, Die I.G. Farben in d. Zeit d. Nationalsozialismus, in: Zs. f. Unternehmensgesch. 32, 1987, S. 124-36;
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  • Primary Sources

    Qu.: Firmenarchiv Hoechst AG; Firmenarchiv Bayer AG.

  • Author

    Manuela Wex
  • Citation

    Wex, Manuela, "Meer, Fritz ter" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 606-608 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138932778.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA