Lebensdaten
1875 – 1950
Geburtsort
Hannover
Sterbeort
Kloster Loccum
Beruf/Funktion
Landesbischof von Hannover
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 118781677 | OGND | VIAF: 8183698
Namensvarianten
  • Marahrens, August
  • Marahrens, August Friedrich Karl
  • Marahrens, D.
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Zitierweise

Marahrens, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118781677.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August (1842–1910), Lehrer an d. Stadttöchterschule in H., S d. Friedrich (1812–88), Brauer u. Kötner in Hemmendorf, u. d. Caroline Munzel;
    M Wilhelmine (1852–1939), T d. Mühlenbes. August Nagel (1816–98) in Hemmendorf u. d. Dorothee Kaufmann;
    Hannover 1905 Agnes (1880–1952), T d. Justizrats Adolf Werner (1843–95) in H. u. d. Jenny v. Ahsen;
    3 S, 5 T, u. a. Johannes (1912–81), Präs. d. Landwirtsch.kammer Weser-Ems in Oldenburg.

  • Biographie

    Nach dem Abitur studierte M. 1894-98 Theologie und Geschichte in Göttingen und Erlangen, vor allem bei Schülern Albrecht Ritschls. Nach dem 1. theologischen Examen wurde er Privatschullehrer in Rethem, besuchte 1899-1901 das Predigerseminar Loccum, das er mit dem 2. theologischen Examen verließ, und wurde 1902 Lehrer am Gymnasium in Goslar und Inspektor des dortigen Internats. Nach seiner 1903 erfolgten Ernennung zum Pfarrkollaborator in Hannover wirkte er dort seit 1904 als 2. Schloßprediger und nebenamtlicher Konsistorialassessor. 1909 zum Studiendirektor des Predigerseminars auf der Erichsburg berufen, meldete er sich 1914 als Lazarettpfarrer, ging dann 1918/19 zur Kriegsgefangenenbetreuung nach Belgien und wurde 1919 als Superintendent nach Einbeck versetzt. Nachdem er 1922 zum Generalsuperintendenten für die Diözese Stade ernannt worden war, wurde er 1925 zum ersten Landesbischof der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers gewählt und nahm dieses Amt bis 1947 wahr. Der Konvent des Klosters Loccum wählte ihn 1928 zum Abt, 1933-36 übernahm er den Vorsitz der Allgemeinen ev.-luth. Konferenz und war 1935-45 Präsident des Luth. Weltkonvents.

    In der Zeit des Kirchenkampfes 1933-45 nahm M. eine Schlüsselstellung nicht nur in seiner Landeskirche, sondern auch im deutschen Gesamtprotestantismus und im Weltluthertum ein. Die hannov. Kirchenverfassung hatte dem Landesbischof nur geistliche Funktionen getrennt von der Kirchenverwaltung übertragen. Durch Seelsorge, Predigttätigkeit und Mitarbeit in den Gremien der Inneren und Äußeren Mission gewann M. schon vor 1933 großes Vertrauen bei den Pastoren und Kirchenvorstehern, das auch im Kirchenkampf nicht erschüttert werden konnte. 1933 wurde M. mit umfassenden Vollmachten ausgestattet, 1934 nahm er den Kampf gegen die Deutschen Christen auf, die er allmählich aus der hannov. Kirchenleitung verdrängen konnte. Damit stand er auf der Seite der Bekennenden Kirche, die er auch auf Reichsebene unterstützte. 1934-36 war M. Vorsitzender der von der Bekennenden Kirche herausgestellten (1.) Vorläufigen Leitung der Deutschen Ev. Kirche (DEK), nach der Spaltung der Bekennenden Kirche Mitbegründer des Rates der ev.-luth. Kirche Deutschlands, der die geistliche Leitung der luth. Bekenntniskirchen und -gemeinschaften übernahm. Als dienstältester Landesbischof wurde M. 1937 Vorsitzender der von den nicht-deutschchristlichen Kirchenführern gebildeten Kirchenführerkonferenz, 1939-45 war er Vorsitzender des Geistlichen Vertrauensrates der DEK, der den deutschen Mehrheitsprotestantismus gegenüber dem NS-Staat repräsentierte. In dieser Funktion bekundete er öffentlich seine Loyalität zum Staat, insbesondere zum Führer (Dank beim Einmarsch in die Sowjetunion, Telegramme anläßlich der Attentate 1939 und 1944), suchte intern aber Maßnahmen gegen die Kirche abzumildern (Proteste gegen die Einschränkung der kirchlichen Presse und des Religionsunterrichts; Unterstützung des Widerstands gegen Euthanasiemaßnahmen; Eintreten für die getauften „Nichtarier“). M. ging es im Kirchenkampf vor allem darum, die Volkskirche mit ihren missionarischen Möglichkeiten zu erhalten. Er war skeptisch gegenüber allem kirchlichen Vorgehen, das anerkannte Rechtspositionen gefährdete oder als illegal angesehen werden konnte. So distanzierte er sich 1938 von der Bekennenden Kirche, als diese anläßlich der Tschechenkrise eine Bußliturgie herausgab, und unterschrieb 1939 in der Hoffnung, eine staatlich anerkannte Neuordnung der DEK zu ermöglichen, „Fünf Grundsätze“ des Reichskirchenministers, in denen u. a. der Nationalsozialismus als verbindliche völkisch-politische Lehre anerkannt und der Ausschluß der „jüd. Rasse“ aus dem „Volkstum“ gebilligt wurde.

    An der Neuordnung der Ev. Kirche in Deutschland (EKD) nach 1945 war M. nicht mehr beteiligt, da er für viele, insbesondere für den von Martin Niemöller geleiteten Bru derrat der EKD, die Anpassung an den NS-Staat verkörperte. Auf deren Druck, der von Repräsentanten der Ökumene und der Besatzungsmacht unterstützt wurde, trat M. 1947 als Landesbischof zurück, obwohl seine Position in der hannov. Landeskirche kaum angefochten war, da dort seine Haltung als Bischof und Seelsorger im Kleinkrieg mit dem NS-System unvergessen blieb.

  • Werke

    Zu Luthers Botschaft an d. heutige Jugend s. Volkes, in: R. Jelke (Hrsg.), Das Erbe Martin Luthers u. d. theol. Forschung, 1928, S. 382 ff.;
    Reichsreform - u. d. Kirche?, in: Ev. Wahrheit 24, 1932/33, S. 37 ff.;
    Wochenbriefe d. Landesbischofs 1933-45 (hektogr.);
    Der Weg z. Einheit in d. Dt. Ev. Kirche, in: A. M., W. Flohr, H. Hahn, Um eine Luth. Kirche Dt. Nation, 1934, S. 8 ff.;
    Pastoraltheol. Bilanz d. Krieges, in: W. Ködderitz (Hrsg.), 1952, s. L, S. 58;
    Predigten, ebd.;
    Rückblicku. Rechenschaft [anläßl. d. Rücktritts], ebd.;
    Predigtslg. im Landeskirchl. Archiv Hannover.

  • Literatur

    W. Ködderitz (Hrsg.), D. A. M., Pastor pastorum zw. zwei Weltkriegen, 1952;
    ders., in: Nd.sächs. Lb. II, 1954, S. 181-89 (P);
    E. Klügel, Die luth. Landeskirche Hannovers u. ihr Bischof 1933–45, I u. II, 1964/65;
    K. Schmidt-Clausen, Vom Luth. Weltkonvent z. Luth. Weltbund: Gesch. d. Luth. Weltkonventes, 1976;
    G. Besier, Auf dem Weg nach Treysa 1945, in: Luth. Mhh. 24, 1985, S. 306-8;
    ders., „Selbstreinigung“ unter brit. Besatzungsherrschaft, Die Ev.-luth. Landeskirche Hannovers u. ihr Landesbischof 1945–47, 1986;
    RGG³.

  • Porträts

    Ölgem. v. G. Kaulbach, 1949 (Kloster Loccum);
    dass. v. Th. Rohrssen, 1961 (Versicherungsgruppe Hannover);
    Bronzebüste v. F. A. Sötebier, 1957 (Landeskirchenamt Hannover).

  • Autor/in

    Hans Otte
  • Zitierweise

    Otte, Hans, "Marahrens, August" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 100-101 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118781677.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA