Lebensdaten
1861 – 1936
Geburtsort
Kohlberg bei Nürtingen
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Architekt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 122219260 | OGND | VIAF: 64883570
Namensvarianten
  • Manz, Philipp Jakob
  • Manz, P. J.
  • Manz, Philipp J.
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Zitierweise

Manz, Philipp Jakob, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122219260.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Jacob (* 1837), Gastwirt in Urach;
    M Rosine Katharine (1840–76), T d. Josef Schaich, Metzger in K., u. d. Christine Barbara Entenmann;
    Kirchheim u. Teck 1895 Else (1870-n. 1938), T d. Karl Nestel (1831–78), Kaufm. in Kirchheim, u. d. Marie Helfferich (1833–1910);
    1 S, 2 T, u. a. Max (* 1896), Architekt, Reg.-Baumeister, Hedwig (* 1897, Max Helfferich [Vt], Kaufm. in Mailand);
    E Peter, Architekt, Günther, Architekt.

  • Biographie

    Nach seiner Jugend in Urach begann M. im Alter von 14 Jahren 1875 mit dem Studium der Architektur und des Bauhandwerks in Stuttgart auf der Baugewerkeschule; seine Lehrer waren J. v. Egle, W. F. K. Bareiß, F. Rauscher und vor allem E. O. Tafel. Nach dem Studienabschluß als Wasserbautechniker und der Baumeisterprüfung arbeitete M. 1882-91 im Architekturbüro seines Lehrers Tafel, der auch auf dem Gebiet der Ingenieurbaukunst und der Fabrikachitektur erfolgreich tätig war. M. war in Tafels Büro am Entwurf der Otto’schen Fabrik in Unterboihingen, aber auch der Olga-Heilanstalt in Stuttgart, des Oberamtskrankenhauses in Tettnang und des Schlosses Castell in der Schweiz beteiligt. Diese Jahre haben seine Orientierung in Richtung Industriearchitektur und öffentlicher Profanbau ausgelöst und die Formensprache seiner späteren Architekturentwürfe entscheidend mitgeprägt. Bereits bei Tafels Fabrikbauten findet sich der vertikalbetonte unverputzte Ziegelbau mit kräftiger Reliefwirkung, Hervorhebung funktionsbedingter Achsen und markantem Horizontalabschluß.

    Als 30jähriger eröffnete M. ein eigenes Architekturbüro in Kirchheim u. Teck. Durch die Entwürfe für die Metallwarenfabrik Quist in Esslingen und die Baumwollspinnerei Held & Teufel in Schwäbisch Hall (1896) wurde M.s Ruf als qualifizierter Industriearchitekt begründet. Beide Bauten dokumentieren die Kontinuität der bei Tafel erlernten Fabrikarchitektur. M. dehnte seine Entwurfstätigkeit sehr früh auch auf die Arbeitersiedlungen und Fabrikantenvillen aus. Diese bis dahin nicht übliche Zusammenfassung der gesamten Bautätigkeit eines Industrieunternehmens in einer Architektenhand hat erheblich zum Erfolg von M. beigetragen. Die ersten Beispiele dieser umfassenden entwerferischen Tätigkeit sind um 1900 für die Firma Otto in Wendungen und für die Textilfabrik Adolff in Backnang entstanden. 1900 verlegte M. sein Büro nach Stuttgart und errichtete 1905 eine Filiale in Wien. Er dehnte seine Tätigkeit auch auf Österreich-Ungarn, Bayern, Baden, später auch auf Schlesien aus. Seine Büros beschäftigten bis zu 100 Architekten, die jährlich 80-100 Bauten entwarfen. Die Gestaltung der durch M. entworfenen Gebäude spiegelte immer den aktuellsten Stand der modernen architekturgeschichtlichen Entwicklung ihrer Bauzeit wider. So dokumentieren z. B. die Bauten der Fabrik von U. Gminder in Reutlingen 1903 den Übergang von den historistischen zu den modernen Rechteckfenstern, das Städtische Volksbad und das Elektrizitätswerk in Heidenheim 1904 die allmähliche Wiederaufnahme der Putzbauweise, die Papierfabrik Schnabl & Co. in Wien 1908 die Anfänge des Stahlbetonskelettbaus, die Pressenfabrik F. Müller in Esslingen 1910 den Einzug des Neoklassizismus und schließlich der Ulrichsbau in Stuttgart kurz vor 1930 den Bauhausstil im Gewerbebau.

    M. verkörperte einen neuen Architektentypus, der einerseits die im 19. Jh. begonnene Aufwertung des Industriebaus deutlich machte, andererseits die damit einhergehende Notwendigkeit der Spezialisierung. Während bis dahin Entwürfe von Gewerbebauten im allgemeinen in der Hierarchie der Bauaufgaben nur tertiäre Bedeutung besaßen, stieg ihr Stellenwert seit der Jahrhundertwende sogar soweit, daß sie heute zu den Pionierleistungen der Moderne zählen. Durch seine Spezialisierung auf die Bauten für die Industrie ist M. gezwungen und in der Lage gewesen, konsequent die Architektur aus der Funktion heraus zu entwickeln. Er war einer der führenden Industriearchitekten und zugleich einer der konsequentesten Verfechter des funktionalen Bauens seiner Zeit. M.s Arbeiten prägten somit nicht nur die Industrielandschaft Süd- und Mitteleuropas, sondern sie gaben auch gewichtige Impulse zur Moderne in der Profanbaukunst.

  • Werke

    Weitere W u. a. Germania-Linoleumwerke, Bietigheim, 1899;
    Arbeitersiedlung d. Württ. Kattun-Manufaktur, Heidenheim, 1900;
    Schriftgießerei Bauer, Stuttgart, 1902;
    Schuhfabrik Berneis-Wessels, Augsburg, 1903;
    Gardinenfabrik L. Joseph & Co., Stuttgart, 1904;
    Arbeitersiedlung d. Linoleumwerke Bietigheim, 1908;
    Textilfabrik J. Schmidt & Co., Stuttgart, 1906;
    Arbeitersiedlung „Papyruskolonie“, Mannheim, 1908;
    Werftanlage d. Fa. Luftschiffbau Zeppelin, Friedrichshafen, 1909;
    Baumwollspinnerei Aumühle. Augsburg, 1909;
    Textilfabrik Bleyle, Stuttgart, 1911;
    Waffenfabrik, Steyr, um 1913;
    Block A d. Industriewerke Karlsruhe, 1915;
    Werksiedlung d. Waffenfabrik Mauser, Oberndorf, 1915;
    Automobilfabrik Gräf & Stift, Wien, 1916;
    Arbeiterwohnhäuser d. Fa. Otto, Wendungen, 1922;
    Uhrenfabrik Junghans, Schramberg, um 1927;
    Wohnhaus Bopserstr. 25, Stuttgart, 1933.

  • Literatur

    Mschr. d. Württ. Ver. f. Baukde., 1901, S. 55 f.;
    Wayss & Freytag, Neustadt a. d. Haardt, 1913;
    W. Franz, Fabrikbauten, in: Hdb. d. Architektur 4, 2.5, 1923, S. 22 ff.;
    Die Bauztg., 1930, H. 1, S. 9;
    S. Waetzold, Bibliogr. z. Architektur im 19. Jh., 1977;
    P. Kirsch, Arbeiterwohnsiedlungen im Kgr. Württemberg, 1982;
    M. Wehdorn, U. Georgeacopol-Winischhofer, Baudenkmäler d. Technik u. Industrie in Österreich, Bd. 1, 1984;
    Industriearchitektur in Karlsruhe, 1987, S. 105 ff.;
    W. Ruckdeschel, Techn. Denkmale in Augsburg, o.J.;
    ThB.

  • Autor/in

    Julius Fekete
  • Zitierweise

    Fekete, Julius, "Manz, Philipp Jakob" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 99-100 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122219260.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA