Lebensdaten
1857 – 1915
Geburtsort
Remscheid
Sterbeort
Aachen
Beruf/Funktion
Industrieller ; Erfinder
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11754146X | OGND | VIAF: 15548912
Namensvarianten
  • Mannesmann, Max

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Zitierweise

Mannesmann, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11754146X.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Reinhard (s. 1);
    B Reinhard (s. 2).

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Realgymnasium Düsseldorf studierte M. an der TH Berlin und in Bonn. In den Ferien wurde er unter Anleitung des Vaters als Feilenhauer ausgebildet. 1880 erbaute er die erste Feilenhaumaschine für schwere Sorten. Im Zusammenwirken mit seinem Bruder Reinhard gelang ihm 1884/85 das Walzen von nahtlosen Hohlkörpern aus dem vollen Block. Bei dem anschließend ausgearbeiteten, noch heute weltweit benutzten Verfahren wird ein auf Schweißtemperatur erhitzter zylindrischer Stahlblock zwischen ein profiliertes Walzenpaar eingeschoben, dessen Achsen schräg zueinander stehen. Die in gleicher Richtung umlaufenden Schrägwalzen schieben den Block unter hohem Druck vorwärts über einen Dorn, so daß ein innen geglätteter Hohlkörper entsteht. Man spricht daher vom „Schrägwalzverfahren“. Es wurde 1885 durch Reichspatent geschützt. Zur präzisen Bestimmung von lichter Weite und Wandstärke bedurfte es indessen eines zweiten Walzprozesses, den M. 1889/90 im Werk Komotau entwickelte und der 1891 patentiert wurde. Hierbei wird der Hohlkörper ständig vorwärts und zurück bewegt, so daß nach dem Bilde der Echternacher Springprozession diese Methode als Pilgerschrittverfahren bezeichnet worden ist. Die Kombination von Schräg- und Pilgerwalzwerk macht das „Mannesmann-Verfahren“ aus, sein Produkt ist das „Mannesmannrohr“, eine Bezeichnung, die zu einem Synonym für nahtlose Stahlrohre geworden ist. Das Mannesmann-Verfahren bewirkte in der Walzwerktechnik eine Revolution mit Tausenden von Nachfolgeerfindungen. Es kennzeichnet die Größe|der Erfinderleistung, daß dafür einfachste Versuchsanlagen eingesetzt werden konnten.

    M. war 1888/89 Mitbegründer der Röhrenwalzwerke in Komotau, Bous und Landore, 1890-93 Generaldirektor der Deutsch-Österr. Mannesmannröhren-Werke in Berlin, 1894/95 Aufsichtsratsmitglied. Nach beträchtlichen Betriebsverlusten zur Rückgabe aller Freiaktien gezwungen, was den Verlust des väterlichen Fabrikerbes einschloß, war er nach dem Tode des Vaters bemüht, in zahlreichen Prozessen die Interessen der Familie zu wahren, bis es 1900 zu einem allgemeinen Vergleich kam. Zu Recht ist M. wohl der Vorwurf gemacht worden, er habe als junger Mann zu oft geglaubt, mit allem fertig zu sein (W. v. Siemens), ebenso sicher dürfte indessen sein, daß er ohne ausreichende Leitungserfahrung in seinem Amte überfordert war. Es war in der damaligen Situation kaum möglich, von Berlin aus Werke im Bergischen, an der Saar und in Böhmen zu leiten, deren Produktion nur in Düsseldorf verkauft werden konnte. M. hat 1896 unwidersprochen darauf verwiesen, daß alle technischen Dispositionen, die letztlich zum Erfolg führten, noch unter seiner und seines Bruders Regie getroffen worden sind. In der Stahlrohrtechnik haben sich auf lange Sicht ihre kühnsten Visionen erfüllt. Das Mannesmannrohr blieb nicht nur Leitungselement, sondern wurde auch Konstruktionselement für den Hochbau. Selbst die Stahlrohrmöbel-Initiative von 1890 setzte sich schließlich durch. Die Stilentwicklung nach der Jahrhundertwende verdankt der Mannesmann-Erfindung wichtige Impulse auf dem Felde der industriellen Formgebung und des modernen Designs.

    M. versuchte seit 1897, die der Familie verbliebenen Rechte in Rußland zum Aufbau einer Fabrik zu nützen, und weilte wiederholt in St. Petersburg. Es gelang ihm jedoch nicht, annehmbare Bedingungen auszuhandeln. 1899 entwickelte er mit seinem Bruder Otto das hängende Gasglühlicht und gründete 1900 zusammen mit diesem und dem Bruder Carl die Mannesmann-Lichtwerke GmbH in Remscheid. 1902/03 war er mit Wohnsitz in Paris längere Zeit in Frankreich tätig und meldete von dort aus mehrere Reichspatente an. Mit einer originellen Patentanmeldung „Schraubenflieger“ (Hubschrauber) kam er nicht zum Zuge. 1909/10 übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder Carl die schwer angeschlagene Motoren- und Lastwagen AG (vormals Automobilwerke Kurt Scheibler) in Aachen. Sie ist unter seiner technischen Leitung als Mannesmann-Mulag AG fortgeführt worden. Seit 1914 fielen ihr mit der Heeresmotorisierung besondere Aufgaben zu. Bei Versuchsfahrten zur Entwicklung neuer Sanitätsfahrzeuge an der Front zog sich M. eine Lungenentzündung zu, an deren Folgen er in einem Aachener Lazarett starb. Auch das Aachener Unternehmen konnte die Familie nicht halten. Es ging 1926 an das Reich, 1929 an die Firma Büssing über.

  • Literatur

    zu 1) – 3) Affaires du Maroc, Livre blanc allemand, Mémoire et documents, 1910;
    Ministère des Affaires étrangères, Documents diplomatiques 1912, Affaires du Maroc 1910–12, 1912;
    F. Pinner, Dt. Wirtsch.führer, 151925, S. 110-16;
    C. H. Mannesmann, Die Unternehmungen d. Brüder Mannesmann in Marokko, 1931;
    R. Bungeroth, 50 J. Mannesmannröhren 1884-1934, 1934;
    G. H. Halbach, Die Mannesmann, in: Berg. Wegbahner, 1951, S. 16-32;
    L. Hatzfeld, Die Begründung d. dt. Röhrenindustrie durch d. Fa. Poensgen & Schöller 1844–50, 1962;
    ders., Industriekultur in Düsseldorf am Beispiel d. Möbelrohre v. Mannesmann, in: Aspekte Düsseldorfer Industrie 1831-1981, Kat. Stadtmus. Düsseldorf, 1981;
    ders., Analekten z. Fam.gesch. Mannesmann, in: Mitt. d. Westdt. Ges. f. Fam.kde 31, 1984, H. 5/6, S. 113-16, 141-46 (P v. Reinhard jun. u. Max);
    R. Brandt-Mannesmann, M. M., R. M., Dokumente aus d. Leben d. Erfinder, 1964 (P);
    E. Strutz, Werden u. Vergehen Remscheider Familien, 1964;
    H. Koch, 75 J. Mannesmann 1890-1965, 1965 (P);
    I. Bauert-Keetman, Dt. Industriepioniere, 1966 (P v. Reinhard d. J.);
    H. Pogge v. Strandmann, Rathenau, d. Gebr. Mannesmann u. d. Vorgesch. d. 2. Marokkokrise, in: FS F. Fischer, ²1974;
    FS 200 J. Robert Frohn Sohn (1776–1976), 1976;
    W. Hoth, Die ersten Dampfmaschinen im Berg. Land, in: Scripta Mercaturae 1, 1977, S. 85;
    J. Perce Boore, The Seamless Story, A Hist. of the Seamless Steel Tube Industry in the United States, 1951. |

  • Quellen

    Qu.: Mannesmann-Archiv, Düsseldorf; Fam.archiv Mannesmann, Remscheid.

  • Autor/in

    Lutz Hatzfeld
  • Zitierweise

    Hatzfeld, Lutz, "Mannesmann, Max" in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 63-64 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11754146X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA