Lebensdaten
777 – 810
Sterbeort
in Italien
Beruf/Funktion
Unterkönig in Italien
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119385066 | OGND | VIAF: 265396687
Namensvarianten
  • Karlmann (seit 781 Pippin genannt)
  • Pippin
  • Karlmann (seit 781 Pippin genannt)
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Zitierweise

Pippin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119385066.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Geschl. d. Karolinger (s. NDB XI);
    V Ks. Karl d. Gr. ( 814, s. NDB XI);
    M Hildegard ( 783), T d. fränk. Gf. Gerold ( 799, s. NDB VI);
    B Karl d. Jüngere, frank. Kg. ( 811, s. NDB XI), Ks. Ludwig d. Fromme ( 840, s. NDB 15);
    Halb-B Pippin d. Bucklige ( 811);
    um 795 N. N. (Theodrada, T Bernhards, illegitimer S Karl Martells ?);
    S Bernhard ( 818), Kg. v. Italien, 5 T.

  • Biographie

    Beim zweiten Rombesuch Karls d. Gr. Ostern 781 empfing der Vierjährige von Papst Hadrian I. die Taufe und zugleich den neuen Namen P., der an den Großvater, Kg. Pippin d. J. ( 768), samt dessen Italienpolitik gemahnte und zugleich den mißgestalteten älteren Karlssohn gleichen Namens (von Himiltrud) in den Hintergrund rückte. Daß es um eine Vorentscheidung der Thronfolge ging, zeigt sich daran, daß P. zusammen mit dem noch jüngeren Bruder Ludwig, dem späteren Kaiser, der Aquitanien erhielt, gleich auch zum König gesalbt wurde mit der Bestimmung, die Karolinger in Italien zu repräsentieren, während der älteste Bruder Karl in der Umgebung des Vaters verblieb. In Italien wuchs P. unter der anfänglichen Obhut von Karls Vetter, dem Abt Adalhard von Corbie ( 826), sowie dem Abt-Bischof Waldo von Reichenau-Pavia ( 813/14) auf und trat seit 791 als militärischer Anführer hervor: mehrfach gegen Benevent, ferner gegen die Awaren, deren Niederlage er 796 vollendete, später auch gegen die byzantin. Außenposten in Venetien, wo sich die Kämpfe bis 810 hinzogen. Wiederholt erließ er Kapitularien für sein Teilreich und fällte Gerichtsurteile; auf verlorene Urkunden gibt es immerhin Hinweise. In der „Divisio regnorum“ von 806 sprach ihm Karl als Erbteil außer Italien auch Bayern und das südliche Alemannien zu, doch blieb dies unwirksam, weil P. vor dem Vater starb. Falls seine namentlich nicht bezeugte Gemahlin gemäß neuerer Vermutung (J. Fried) mit Theodrada, der jüngeren Schwester Adalhards und Walas von Corbie (aus der illegitimen Deszendenz Karl Martells) identisch war, wäre leichter verständlich, daß sein Sohn Bernhard, den Karl noch zum Nachfolger in Italien einsetzte, nach 814 als dynastischer Konkurrent in scharfen Gegensatz zu Ludwig d. Frommen geriet und mit seinem Tod infolge von Blendung (818) die von P. begründete Karolingerlinie im Mannesstamm ihr jähes Ende fand.

  • Literatur

    ADB 26;
    MGH Capit. I;
    P. Classen, Karl d. Gr. u. d. Thronfolge im Frankenreich, in: FS H. Heimpel III, 1972, S. 109-34;
    R. Schieffer, Die Karolinger, 1992, ²1997;
    B. Kasten, Königssöhne u. Königsherrschaft, 1997;
    G. Albertoni, L'Italia carolingia, 1997;
    J. Fried, Elite u. Ideologie od. Die Nachfolgeordnung Karls d. Gr. v. J. 813, in: R. Le Jan (Hg.), La royauté et les élites dans l'Europe carolingienne, 1998, S. 71-109;
    Lex. MA.

  • Autor/in

    Rudolf Schieffer
  • Zitierweise

    Schieffer, Rudolf, "Pippin" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 472 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119385066.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Pippin, König von Italien, wurde im J. 777 als zweiter Sohn Karl's des Großen und seiner Gemahlin Hildgard geboren. Ostern 781 empfing er zu Rom durch den Papst Hadrian I. die Taufe und erhielt erst jetzt den Namen Pippin, während er bis dahin den Namen Karlmann geführt hatte. Zugleich wurde er durch den Papst zum Könige gesalbt und empfing das Unterkönigreich Italien. Als Beherrscher desselben führt er den Titel „rex Langobardorum“. Wer zunächst die Leitung des jungen Fürsten und die Regierung für ihn übernahm, steht insofern fest, als urkundlich ein gewisser Rotchild als sein Bajulus (Pfleger) genannt wird. Die Annahme, daß der Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg (s. A. D. B. I, 74) von Corbie, ein Vetter Karl's d. Gr., für ihn, ebenso wie später für seinen Sohn Bernhard (s. A. D. B. II, 419 ff.), die vormundschaftliche Regierung geführt habe, dürfte mithin vielleicht nur auf eine Verwechselung zurückzuführen sein. Auch daß Angilbert, der bekannte Dichter des karolingischen Hofkreises, eine hervorragende Stelle in Pippin's Capelle bekleidet habe, ist keineswegs sicher bezeugt. Begreiflicherweise war die Abhängigkeit des italischen Unterkönigreichs von Karl eine sehr strenge. Wir besitzen von P. wol eigene Capitularien, aber keine eigenen Urkunden, während bei Ludwig von Aquitanien das Umgekehrte der Fall ist. Schwierig scheint sich bisweilen auch das Verhältniß des Königs zu dem Papste gestaltet zu haben; es fehlte nicht an Mißhelligkeiten zwischen P. und Leo III. Pippin's gewöhnliche Residenz war Verona, dessen Bischof, Ratold, ihm nahe stand. Häufig finden wir ihn aber an dem Hoflager des Vaters, der ihn im J. 799 dem vertriebenen Papst Leo III. entgegensandte, um denselben nach Paderborn zu geleiten. — Im J. 787 nahm er Theil an dem Feldzuge gegen Tassilo von Baiern; er empfing damals den Befehl, sich mit der langobardischen Streitmacht von Süden her gegen die bairische Grenze in Bewegung zu setzen, er selbst sollte in Trient zurückbleiben, sein Heer dagegen|bis Bozen vorrücken. Im J. 797 unternahm er mit bairischen und langobardischen Streitkräften eine Heerfahrt wider die Südslaven, deren Gebiet er verwüstete. Einen sehr hervorragenden Antheil hat P. an dem Avarenkriege gehabt; 791 erfocht eine von ihm entsandte Heerschaar einen ersten Sieg über die Avaren (23. August); 796 vervollständigte er die durch den Markgrafen Erich von Friaul vollzogene Unterwerfung dieses Volkes. Er empfing die Huldigung der Avaren, pflog Berathungen über die Bekehrung derselben zum Christenthum, zerstörte ihren großen Ring und führte den Rest der dort in Jahrhunderten aufgespeicherten gewaltigen Schätze nach Achen. Auch ein rhythmisches Gedicht jener Zeit feiert P. als den Zerstörer des Avarenreichs. — Nach Benevent unternahm er eine Heerfahrt im J. 791, dann wieder im Winter 792—93, gemeinsam mit seinem Bruder Ludwig, dem Könige von Aquitanien, welchen sein Vater ihm zu Hilfe gesandt hatte, ferner in den Jahren 800 und 801. Diese Züge gegen Benevent waren indessen großentheils erfolglos. Der in Gemeinschaft mit Ludwig unternommene mißglückte namentlich infolge einer Hungersnoth. Außerdem hatte P. an dem energischen Fürsten Grimoald III. von Benevent einen thatkräftigen Gegner und einen noch furchtbareren Feind an dem ungesunden Klima des Landes, das seinen Truppen verderblich wurde. Im J. 801 gelang es allerdings, Chieti zu erobern und den dortigen Befehlshaber Roselm gefangen zu nehmen. — Im J. 806 entsandte P. eine Flotte zum Schutze der Insel Corsica gegen die seeräuberischen spanischen Mauren, der es auch gelang, die Feinde für diesmal zu verscheuchen, obschon der Graf von Genua im Kampfe fiel. Ferner waren, nachdem Venetien und die Küste von Dalmatien sich zu Ende des J. 805 Karl d. Gr. unterworfen hatten, diese Gebiete (ebenso wie schon früher Istrien) mit Pippin's italischem Reiche vereinigt worden. Infolge dessen fiel ihm auch die Führung des Kampfes mit dem byzantinischen Reiche über den Besitz dieser Gegenden zu. Erst nach seinem Tode kam es zu einem Friedensschlusse mit Byzanz, dem Karl nun diese Gegenden wieder preisgab, während der oströmische Hof sich dagegen endlich zur Anerkennung seiner Kaiserwürde bequemte. Was das Detail jener Kämpfe betrifft, so erschien eine griechische Flotte, um Dalmatien wieder zu erobern, und blokirte auch die venetianische Küste (806). Die venetianischen Dogen schlossen sich wieder an Constantinopel an und im J. 807 schloß Pippin mit dem griechischen Patricius Nicetas, welcher mit der griechischen Flotte vor Venedig ankerte, Waffenstillstand bis zum August 808. Auch der byzantinische Admiral Paulus knüpfte im J. 809, nach einem verunglückten Angriff auf Comacchio, mit P. auf eigene Hand Friedensunterhandlungen an, die jedoch durch die venetianischen Dogen hintertrieben wurden. Im folgenden Jahr (810) zwang P. Venedig wieder zur Unterwerfung; venetianische Nachrichten, nach welchen sein Angriff glänzend zurückgeschlagen worden sein soll, sind unglaubwürdig und nur soviel wahr, daß er auf erhebliche Schwierigkeiten stieß. Weniger glücklich war sein Versuch, die ebenfalls von der fränkischen Herrschaft wieder abgefallene Küste Dalmatiens verwüsten zu lassen. Die Flotte, welche er zu diesem Behuf ausgesandt hatte, mußte sich vor einem byzantinischen Geschwader zurückziehen. — Karl's Reichstheilungsgesetz vom 6. Februar 806 sprach diesem Sohne außer Italien auch Baiern, mit Ausnahme des Nordgaues, ferner Alamannien südlich der Donau sowie Churwalchen und den Thurgau zu. P. starb jedoch bereits vor dem Vater, am 8. Juli 810 und wurde am 11. in Mailand bestattet. Er hinterließ einen Sohn, Bernhard, und fünf Töchter, deren sich Kaiser Karl mit großväterlicher Liebe annahm. Derselbe nahm die Enkelinnen an seinen eigenen Hof und ließ sie hier erziehen; den Enkel machte er später zum Nachfolger seines Vaters im Königreich Italien.|P. hatte vornehmlich als Kriegsheld geglänzt; er stellte in dieser Hinsicht auch seinen älteren Bruder Karl in den Schatten: „bellipotens, animosus heros, fortissimus armis“ nennt ihn einer der karolingischen Hofpoeten. Aber auch ein humaner, wohlwollender Zug scheint an seinem Wesen erkennbar. Wir finden, daß Karl auf eine von ihm unterstützte Anregung Alkuin's Gefangenen Befreiung gewährt; daß die langobardischen Geiseln, welche ins Frankenreich abgeführt worden waren, auf seine Fürsprache wieder nach der Heimat entlassen und in den Besitz ihrer Güter eingesetzt werden.

    • Literatur

      Mühlbacher, Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern. — Abel und Simson, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter Karl dem Großen. I. II. 1866. 1883. — Malfatti, Imperatori e papi ai tempi della signoria dei Franchi in Italia. Bd. II. 1876.

  • Autor/in

    Simson.
  • Zitierweise

    Simson, Bernhard von, "Pippin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 162-164 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119385066.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA