Lutz, Heinrich
- Lebensdaten
- 1922 – 1986
- Geburtsort
- Wolfratshausen (Oberbayern)
- Sterbeort
- Stift Zwettl (Niederösterreich)
- Beruf/Funktion
- Historiker
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118852809 | OGND | VIAF: 6178928
- Namensvarianten
-
- Lutz, Heinrich
Quellen(nachweise)
- * Kalliope-Verbund
- Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich
- Archivportal-D
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Personendaten-Repositorium der BBAW [2007-2014]
- * Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW)
- * Autoren der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Regesta Imperii
- Index Theologicus (IxTheo)
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
Objekt/Werk(nachweise)
Porträt(nachweise)
Verknüpfungen
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Genealogie
V →August (1887–1975), Dipl.-Ing., Techn. Dir. d. Siemens-Niederlassung in Augsburg, S d. →Heinrich (1857–1934), aus Rhodt (Rheinpfalz), Topograph, Reg.rat im bayer. Kriegsmin., u. d. Theresia Ott;
M →Bilhilde (1891–1971), Pharmazeutin, T d. →Joseph Happ (1855–1948), aus Hammelburg, Dr. phil., Apotheker in W., u. d. Marie Holzwarth, aus Würzburger Kaufm.fam.;
B →Burkart (* 1925), Prof., Dir. d. Inst. f. Soz.wiss. Forschung in München, →Ludwig (* 1927), Musiker, Stud.dir., →Christoph (* 1931), Dipl.-Ing., Abt.-leiter am Europ. Patentamt, →Georg (* 1935), Dr. phil., Wiss. Rat am Dt. Hist. Inst. in Rom;
Schw →Dorothea (* 1920), Schriftleiterin, Sprachdozentin;
- ⚭ Bayreuth 1953 Waltraud (* 1932), T d. Oberreg.rats →Hermann Dicknether (1892–1978) u. d. Maria Wenninger;
3 S, 1 T. -
Biographie
Nach Gymnasialzeit in Augsburg und Kriegsdienst studierte L. Geschichte und klassische Philologie an der Univ. München, wo er 1952 mit einer von →Franz Schnabel betreuten Arbeit über →Conrad Peutinger promoviert wurde. Nach einer Tätigkeit als Studienrat arbeitete er mehrere Jahre am Deutschen Historischen Institut in Rom, habilitierte sich 1961 in München, war 1962/63 Professor an der Theologisch-Philosophischen Hochschule Passau, 1963-66 o. Professor für Geschichte der Neuzeit an der Univ. Saarbrücken, seit 1966 an der Univ. Wien, 1980/81 einer der beiden ersten Stipendiaten des Histor. Kollegs München. Als Mitglied der Histor. Kommission bei der Bayer. Akademie der Wissenschaften leitete er die Edition der Jüngeren Reihe der Reichstagsakten. Als Nachfolger Theodor Schieders wurde er im März 1985 zum Präsidenten dieser Kommission gewählt. Dieses und andere Ämter, darunter die Mitbetreuung der Edition der Nuntiaturberichte beim Deutschen Histor. Institut Rom, nahm er mit Ideenreichtum und hervorragender Organisationsgabe wahr.
Den ersten wichtigen Schwerpunkt des umfangreichen Œuvres bildeten die Politik Karls V., der Humanismus und die Reformation, hier insbesondere die Entstehungsgeschichte des Augsburger Religionsfriedens von 1555. Mehrere umfangreiche Monographien sind diesem Themenbereich gewidmet, zuletzt die große Darstellung „Das Ringen um deutsche Einheit und kirchliche Erneuerung, Deutsche Geschichte von Kaiser Maximilian I. bis zum Westfäl. Frieden, 1490-1648“ (1983). L. erschloß ferner neue Quellen zu diesem Zeitraum durch die Edition von drei Bänden der „Nuntiaturberichte aus Deutschland“, und zwar für die Jahre 1552-56 (1959, 1971, 1981), und „Das Reichstagsprotokoll des kaiserl. Kommissars Felix Hornung vom Augsburger Reichstag 1555“ (1971, mit H. Kohler). Zu verschiedenartigen Themen der Reformationszeit und der Politik Karls V. hat er in Artikeln zu deutschen und ital. Handbüchern grundlegende und umfangreiche Beiträge geliefert.
Weitere Arbeitsgebiete waren die Geschichte Italiens und die Theorie der Geschichte. L. befaßte sich mit den Voraussetzungen und Methoden der Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung, mit dem Verhältnis von Persönlichkeits-, Ereignis- und Strukturgeschichte und setzte sich mit Historikern und Staatstheoretikern auseinander von Machiavelli über Ranke bis Braudel, mit Philosophen von Dilthey bis Horkheimer. Zahlreiche Einzelforschungen galten ferner dem 19. und 20. Jh. Seine beiden wichtigsten Veröffentlichungen hierzu waren: „Österreich-Ungarn und die Gründung des Deutschen Reiches. Europ. Entscheidungen 1867-71“ (1979), eine Untersuchung, die erstmals aufgrund der Akten die Motive der Wiener Politik während der Reichsgründung von 1871 aufhellt; ferner sein letztes fertiggestelltes Werk: „Zwischen Habsburg und Preußen. Deutschland 1815-1866“ (1985), eine bedeutende Synthese, die neben Politik auch Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft einbezieht und in starkem Maße die Vorgänge in Österreich berücksichtigt.
L. war ein eindrucksvoller Stilist und Redner. Zu seinen persönlichen Hauptanliegen gehörten ein neues kath. Verständnis Luthers und der Reformation sowie eine bessere Kenntnis der Rolle Österreichs für die deutsche Geschichte, auch nach 1866. Innerkirchlich trat er für intensivere Konsequenzen aus dem II. Vaticanum ein. In seinem religiösen und sozialen Engagement galt er als „Linkskatholik“. In der Universität setzte er sich für die Aufrechterhaltung strenger Leistungsstandards und gegen wissenschaftsfremde hochschulpolitische Experimente ein. L. regte zahlreiche wichtige Forschungen seiner Schüler zum 16. und 19. Jh. an.|
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Auszeichnungen
Wirkl. Mitgl. d. Österr. u. korr. Mitgl. d. Bayer. Ak. d. Wiss.
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Werke
Weitere W u. a. Conrad Peutinger, Btrr. zu e. pol. Biogr., 1958;
Christianitas Afflicta, Europa, d. Reich u. d. päpstl. Pol. im Niedergang d. Hegemonie Karls V. (1552–56), 1964;
Italien vom Frieden v. Lodi b. z. Span. Erbfolgekrieg (1454–1700), in: Th. Schieder (Hrsg.), Hdb. d. europ. Gesch. III, 1971;
Zur Gesch. d. Toleranz u. Rel.freiheit, 1977;
Ref. u. Gegenref., 1979, ²1982;
Pol., Kultur u. Rel. im Werdeprozeß d. frühen Neuzeit, Aufsätze u. Vorträge, 1982. -
Hrsg.: Das röm.-dt. Reich im pol. System Karls V., 1982. -
Mithrsg.: Wiener Btrr. z. Gesch. d. Neuzeit, 1974 ff. -
Literatur
G. Hamann, Ein österr. Dankeswort an H. L., in: H. L., Pol., Kultur u. Rel. …, 1982, S. VIII-XXI;
K. O. v. Aretin, in: Süddt. Ztg., Nr. 116 v. 23.5.1986;
K. A., in: Frankfurter Allg. Ztg., Nr. 117 v. 23.5.1986;
P. Stadler, in: Neue Zürcher Ztg., Nr. 118 v. 26.5.1986;
G. Stourzh, in: Die Presse, Wien, v. 24./25.5.1986;
Kürschner, Gel.-Kal. 1983. -
Porträts
Phot. in: Jb. d. Bayer. Ak. d. Wiss. 1986.
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Autor/in
Eberhard Weis -
Zitierweise
Weis, Eberhard, "Lutz, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 567-568 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118852809.html#ndbcontent