Lebensdaten
1834 – 1891
Geburtsort
Elberfeld
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Überseekaufmann
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 140050787 | OGND | VIAF: 103361939
Namensvarianten
  • Lühdorf, Friedrich August Freiherr von
  • Lühdorf, Friedrich August, Freiherr von
  • Lühdorf, Fr. Aug., Freiherr von

Orte

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Zitierweise

Lühdorf, Friedrich August Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd140050787.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Friedrich, Färber, Inh. e. Türkischrotfärberei in E.;
    M Joh. Sophie Noel;
    Elberfeld 1852 Emma (* 1833), T d. Joh. Hosfeld, Fuhrmann, Gutsbes., Inh. e. Kohlenhandlung u. e. Ziegelbrennerei, u. d. Caroline Wilhelmina Haate; kinderlos.

  • Biographie

    L. absolvierte 1839-49 die Real- sowie die Provinzialschule in Elberfeld. Als Kaufmannslehrling trat er dort in das Fabrikgeschäft Mackel ein. Eine Reise durch europ. Handelsstädte beendete er 1853 in Hamburg, wo er eine Schiffspassage nach Südamerika buchte. Er besuchte Montevideo, Buenos Aires, Valparaiso und Lima. Über San Francisco und die Sandwich-Inseln gelangte er im Herbst 1854 nach Hongkong. Die dortige Filiale des Hamburger Handelshauses W. Pustau & Co. nahm ihn im April 1855 als Handlungsgehilfen und bevollmächtigten Frachtbegleiter unter Vertrag. Sein erster Auftrag war die Überführung eines von der US-Regierung gecharterten Schiffes, der „Greta“, beladen mit 100 Tonnen Kohle und 200 Tonnen deutscher Ware (Gewehre, Kleinkaliberwaffen, Schießbedarf, Fernrohre, Uhren, verschiedene Arten Tuch, Glaswaren, Zucker, alkoholische Getränke), von Hongkong nach Hakodate (Japan). L. sollte versuchen, die deutschen Güter dort zu verkaufen oder gegen japanische Ware zu tauschen. Obwohl ein Verkauf oder Tausch von europ. Waren in Japan verboten war, gelang ihm ein Tauschgeschäft im Wert von ca. 2000 Dollar. Auf Ersuchen der Japan. Behörden stellte L. sein Schiff für den Transport schiffbrüchiger Russen zur Verfügung und erreichte als Gegenleistung die Erlaubnis, während dessen Abwesenheit in Shimoda Handel zu treiben. Ein Vorstoß L.s, die Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Japan betreffend, wurde von der Japan. Regierung wohlwollend behandelt. Nachdem die „Greta“ von Engländern aufgebracht und verlorengegangen war, verließ L. am 2.1.1856 mit einem neuerworbenen Segler und den eingetauschten Gütern Japan. Abnehmer fand er in Hongkong, New York, Kalkutta und London.

    Noch vor den Amerikanern und anderen Europäern war L. der erste Kaufmann in Japan nach Abschluß des Vertrages von Kanagawa. Bemerkenswert war seine Initiative zugunsten eines deutsch-japan. Handelsvertrages. Obgleich ihm der abschließende Erfolg versagt blieb, wurde er zum Pionier der|deutschen Handelsbeziehungen zu Japan. Inzwischen Teilhaber des Handelshauses Pustau, errichtete er 1856 in Nikolajewsk/Amur ein Handelsgeschäft. Er gründete dort eine eigene Dampfschiffahrtslinie und übernahm die Verteilung von Kolonial- und Manufakturwaren. Entlang des Amur errichtete er mehrere Warenniederlassungen. Seit 1859 Alleininhaber, weitete er seine Aktivitäten immer weiter aus. Er war Agent des brit. Lloyd, der Hamburger Firma Godeffroy, Berichterstatter der preuß. Regierung, Direktor der Hadschi Bay Comp., Associé der Firma Buorong & Co. sowie Besitzer von Kohlengruben auf Sachalin. Am 1.1.1872 gründete er die Ostsibir. Handelsgesellschaft mit Sitz in Hamburg, seinem Wohnsitz in den Jahren 1871–91. Die Gesellschaft wurde 1890 liquidiert. – Während seines Aufenthalts in Japan führte L. ein Tagebuch, das – mit einer historischen Einleitung – 1857 unter dem Titel „Acht Monate nach dem Vertrage von Kanagawa“ publiziert wurde (eingel. u. neu hrsg. v. J. Schneider, 1986)|

  • Auszeichnungen

    Preuß. GKR (1871).

  • Literatur

    E. Baasch, Die Anfänge d. modernen Verkehrs Hamburgs mit Vorderindien u. Ostasien, in: Mitt. d. Geogr. Ges. in Hamburg 13, 1897;
    H. Wätjen, Die Anfänge d. dt.-japan. Handelsverkehrs im 19. Jh., in: Zs. d. Ver. f. Hamburg. Gesch. 35, 1936;
    ders., Die dt. Handelsschiffahrt in chines. Gewässern um d. Mitte d. 19. Jh., in: Hans. Gesch.bll. 67/68, 1942/43;
    F. Rauers, in: Der Schlüssel 2, 1937, S. 22-28;
    G. Kerst, Japanhandel vor 1860, in: Übersee-Rdsch. 8, 1956;
    ders., Ursachen u. Bestrebungen z. Erschließung Nippons vor 100 J., in: VSWG 47, 1960;
    K. v. Andrian-Werburg, Die Nobilitierung preuß. Untertanen in Sachsen-Coburg u. Gotha, in: Archival. Zs. 75, 1979.

  • Autor/in

    Jürgen Schneider
  • Zitierweise

    Schneider, Jürgen, "Lühdorf, Friedrich August Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 15 (1987), S. 466-467 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140050787.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA